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Dienstag, 25. November 2014

Helga König: Gedanken zum ZDF- Film "#Das_Zeugenhaus"

Eine Rezension zum gestrigen ZDF-Gesellschaftsdrama "Das Zeugenhaus" zu schreiben, um sie in die Rubrik "Film" von "Buch, Kultur und Lifestyle" einzubinden, ist leider nicht möglich, weil man Filme mindestens zweimal gesehen haben muss, wenn man eine komplexe Rezension  dazu  schreiben möchte. 

Ganz unkommentiert will ich das "Das Zeugenhaus" aber auch nicht lassen, denn die Handlung, die Regie sowie  die Leistung aller Schauspieler überzeugten  und die Dokumentation im Anschluss klärte letzte Fragen bestens auf. 

Im sogenannten Zeugenhaus, das es ja tatsächlich gab, wurden 1945 zu Anfang der Nürnberger Prozesse vormalige NS-Funktionäre, KZ-Überlebende und Widerstandkämpfer untergebracht, die zur Klärung der Schuldfrage der Täter in den Prozessen beitragen sollten. Eine ungarische Gräfin wird seitens der Amerikaner für die Rolle als gepflegte Hausdame ausgesucht und sorgt dafür, dass die Personen in der Zeit des Prozesses eine zivilisierte Hausgemeinschaft bilden. Dieses Unterfangen gelingt ihr und zeigt, dass bestimmte Charaktere einen entsprechenden Nährboden benötigen, um verwerflichen Schattenseiten auszuleben. Das NS-Regime bildete den bösen Nährboden für alle, die die Neigung hatten korrupt, grausam, gierig oder karrierebesessen zu sein. 

Einer der Prozessbeobachter war übrigens #Willy_Brandt wie man der dem Film folgenden Dokumentation entnehmen kann. Sein Sohn #Matthias_Brandt spielt die Rolle eines Generals, der gegen das braune Pack auf der Anklagebank aussagen wird. Er berichtet über die Verwicklungen der Wehrmacht in all das, was man den Funktionären auf der Anklagebank vorwirft. 

Eine Französin, die im KZ inhaftiert war, weil sie der Résistance angehörte, berichtet über das, was sich in den KZs ereignet hatte, berichtet von den Gaskammern, der Tatsache, dass Menschen von den Hunden der Nazis bei lebendigem Leib zerfleischt und andere verbrannt wurden. 

Die jeweiligen Berichte entnimmt man der Dokumentation im Anschluss, die schon einen Tag nach der Sendung mit dem Film eine Einheit bildet, sodass der Film zum Bestandteil der Dokumentation und nicht umgekehrt wird. Das finde ich bemerkenswert, denn ich vermute, dass viele Zuschauer ähnlich empfinden und das Böse auf diese Weise subtil entlarvt wird.

Die Französin hat so viel Abstand zu allen, dass sie die Menschen, mit denen sie nun bei Tisch sitzt, gelassen hinnimmt, während der General aus dem Widerstand unter großen Depressionen leidet und sich am liebsten das Leben nehmen möchte, weil er als einziger überlebt hat. Er befreit sich von seiner Schwermut erst, nachdem er die Täter belastet und damit die Tat der Widerständler zu Ende geführt hat, fühlbar für sich und sichtbar für Dritte einer der Widerstandkämpfer des 20 Juni 1944 geworden ist.

Den Filmemachern ist es gelungen, an einzelnen Personen die typischen Charaktere des NS-Regimes aufzuzeigen, so etwa an Karrieristen und späteren Wendehälse sowie an willigen Helfern. Allen gemeinsam war, die Realität auszublenden und ihre Verstrickungen zu verheimlichen. 

Gezeigt werden auch zwei junge Menschen, die aufgrund der Propaganda so verblendet waren, dass man ihnen nur wünschen kann, dass sie später erkannten, dass sie Psychopathen auf den Leim gegangen sind.  Sie stehen für die vielen jungen Deutschen, die  nach dem Krieg sich in den Neuanfang stürzten, Erlebtes verdrängten und heute als alte Menschen noch immer ein unverarbeitets Trauma mit sich herumschleppen, weil ihnen  nicht klar ist, weshalb sie als Kinder oder Jugendliche Bombennächte erlebten und noch immer die Schuld bei ihren Befreiern suchen.

Ich bin davon überzeugt, dass bestimmte Charaktere, gleichgültig in welchen Epochen, immer wieder ähnlich handeln, wenn ihnen der Nährboden geboten wird, sei es in der Politik und Wirtschaft oder auch in Familien. Der Nährboden wird - egal wo-, von Psychopathen gebildet. Wenn diesen Macht zuwächst, werden sie mittels der sieben Todsünden (ich verwende den Begriff hier keineswegs religiös, sondern als Zusammenfassung abgründiger, menschlicher  Eigenschaften)  andere verführen und in ihren Einflussbereich bringen, um Boshaftigkeit  im großen Stil auszuleben. 

Das Ergebnis heißt immer verbrannte Erde. Deshalb muss man Psychopathen frühzeitig das Handwerk legen und darf sich nicht blenden lassen, wenn ein Onkel Hitler den liebenswerten Oheim gibt, weil er sich mit kleinen Kindern und Hunden angeblich so gut versteht und sie großzügig mit Leckerlis verwöhnt. Ein Hitler ist und bleibt ein Psychopath, der  ohne mit der Wimper zu zucken, einen Weltbrand  entfacht, Familien entzweit, Firmen zerstört, Hinterhältigkeit betreibt, wo auch immer er auftaucht.

Helga König

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