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Samstag, 17. Dezember 2016

Helga König: Sonntagskolumne 18.12.2016

Angeregt durch das Buch "Rivalen, die es (so) nicht mehr gibt- Leidenschaftliche Duelle unserer Jugend",  das ich heute Morgen rezensiert habe, twitterte ich den Gedanken "Der Mensch mutiert heute offenbar zum einsamen Konsumenten eines ständig wachsenden Bergs des nutzlosen Vielerleis", mit dem ich meine Rezension beendet habe. 

Einer meiner Follower assoziierte meine Überlegung mit einer Erkenntnis von #Sokrates, der vor rund 2500 Jahren schon meinte: "Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf." 

Seit den Zeiten dieses Philosophen sind wir als Konsumenten bei Weitem einsamer geworden und der Berg des nutzlosen Vielerleis ist beträchtlich gewachsen. Wir können mit bloßem Auge dessen Spitze nicht mehr erkennen. Sie soll aus einem wiederverwertbaren Material angefertigt worden sein, postete kürzlich jemand begeistert in die soziale Netzwerke und strafte die Realität Lügen.

Das World Wide Net bietet utopisch viele Dinge an, derer wir nicht bedürfen und liefert eine Unzahl zwischenmenschlicher Kontaktangebote, auf die wir oftmals besser nicht zurückgreifen sollten, um uns Kummer oder Ärger zu ersparen. 

Die Flut an Möglichkeiten, Kontakte zu Mitmenschen herzustellen, überfordert uns, auch wenn wir nach herkömmlichen Vorstellungen von unserer Persönlichkeit her als flexibel gelten. 

Die Fülle an Warenangeboten im Internet, bewirkt eine Überdrüssigkeit an fast allen Dingen, sobald man deren Beliebigkeit erkannt hat. Alles erscheint austauschbar. Weder zu Menschen noch zu Dingen kann unter diesen Umständen noch eine persönliche Beziehung aufgebaut werden. Diese Gegebenheit in den sozialen Netzwerken zu beobachten, schult den Realitätssinn im Hinblick auf unsere Welt der Anhäufung des nutzlosen Vielerleis. 

Es ist die Beliebigkeit, die allem den Wert nimmt und damit auch die Wertschätzung. 

Was benötigt ein Mensch, um sich wohl zu fühlen? Woran haben wir Freude? Was bestaunen wir gerne? 

Es ist vermutlich all das, was jenseits von Vermassung entsteht. Vor allem sind es Menschen, die wir als "echt" begreifen, die eine Persönlichkeit besitzen und sich beliebiger Aussagen verweigern. 

Einer meiner Facebook-Freunde ist der begnadete Aphoristiker #Ernst_Ferstl. Er postete vor einigen Stunden den Satz: "Zum Glücklichsein gibt es einen Universalschlüssel: die Dankbarkeit." 

Die Dankbarkeit vermindert sich in dem Maße wie die Beliebigkeit wächst. Das ist das Problem des Konsumenten von Menschen und Dingen in unserer Zeit, der in seiner Einsamkeit nach immer mehr Beliebigkeit Ausschau hält und sich an nichts mehr erfreuen kann, außer an abgeschmackter Sentimentalität in der Vorweihnachtszeit, wie sie uns täglich in tausend Sprüchen und Bildern entgegen gebracht wird.

Was erreicht und berührt uns wirklich?

Wenn Sokrates am 4. Adventswochenende auf den virtuellen Weihnachtmarkt des Hier und Heute blickt, wird er vermutlich tief durchatmen und sagen: "Ich liebe es, dass meine Freunde zu mir kommen, wenn sie unglücklich sind."

Helga König

Samstag, 10. Dezember 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 11.12.2016

"Glück ist, was Lächeln macht, was Angst, Sorge, Ungewissheit vertreibt und inneren Frieden schenkt." (Albert Einstein)

Walter E. Becks Gemälde mit dem Titel "Aufgang" visualisiert unterschiedliche Bedeutungen des Begriffs Aufgang und lädt zum Meditieren ein. Inhalt der Meditation könnte obiges Zitat von Albert Einstein sein. 

Vertieft man sich etwas länger in das Bild, so ist es nicht ausgeschlossen, dass man der Abstraktion plötzlich Gegenständliches entnimmt. Den weißen Aufgang im Vordergrund des Bildes könnte man problemlos als verschneite Himmelsleiter interpretieren, an deren Ende wir einen glühenden Himmelskörper erblicken, der für das Göttliche in uns steht.  Zu diesem gehört all das, was uns inneren Frieden schenkt und uns im tatsächlichen Sinne glücklich macht. 

Was könnte dies anderes sein als die unverbrüchliche Liebe zu allem, was ist? 

 +++ AUFGANG +++ 
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 © walter e. beck
Dem Lateiner kommt möglicherweise bei der Betrachtung  von "Aufgang" der Satz "Per aspera ad astra" ("Durch das Raue zu den Sternen")  in den Sinn, wenn er den beschwerlich zu gehenden Weg und die rotglühende Verheißung dort sieht. 

Ein Lächeln, das von Herzen kommt, erhellt das Gesicht eines Menschen und verändert seine Aura. Ein solches Lächeln entsteht nur, wenn tatsächliche Freude im Spiel ist, die dann aufkommt, wenn beispielsweise eine Arbeit gelingt oder auch wenn wir sehen, dass andere glücklich sind. 

Heiteres Kinderlachen löst ein freudiges Lächeln am einfachsten aus.  Es kann aber auch ein Satz wie "Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken"* sein, der uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert, weil wir uns hier an der Poesie von Worten erfreuen können und erahnen, dass es letztlich die Fantasie ist, die das Leben lebenswert macht. 

Lächeln entspringt innerer Wärme, entspringt dem Licht in uns, das durch Liebe gespeist wird. 

Tiefe Angst, Sorge und Ungewissheit entstehen, wenn wir den Zugang zum Göttlichen in uns verloren haben, wenn wir nicht mehr lieben können, weil Selbstsucht und Gier uns daran hindern, wenn tief in uns Einsamkeit und damit Dunkelheit herrscht. 

Lächeln ist ein Ausdruck von innerem Frieden und es ist vor allem der für jeden erkennbare Ausdruck des Lichtes in uns. 

Grimassen, die ein Lächeln suggerieren sollen, offenbaren die innere Leere von Menschen, die im Egomodus leben und deshalb nicht dorthin gelangen können, wo die rotglühende Verheißung uns Erfüllung des Ersehnten schenkt. 

Um Glück zu erleben, müssen wir lieben lernen. Nicht grundlos sagt Hermann Hesse "Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich."

Walter E Beck, der von mir sehr geschätzte Maler und Friedenaktivist, zeigt uns allen mit seinem Werk "Aufgang"  wie wir dorthin gelangen, wo das Glück wohnt: Über einen äußerst beschwerlichen Aufgang. Dies aber sollte uns nicht verunsichern.  Gehen wir ihn einfach und warten, was geschieht...

Helga König

*Albert Einstein


Samstag, 3. Dezember 2016

Helga König: Sonntagskolumne 4.12.2016

"Man sollte immer ein wenig unwahrscheinlich sein" Oscar Wilde 

In Zeiten des Internets wird es vordergründig immer schwieriger obigem Anspruch Oscar Wildes gerecht zu werden. Nie zuvor haben wir die Chance besessen, eine solche Vielfalt an Charakteren kennen zu lernen, sowie Begabung und Können aber auch Spleens anderer Menschen zu studieren als heute, ohne dabei groß recherchieren zu müssen.

Nicht wenige User des Internets sind bemüht, vieles von sich und ihrer Lebenswelt preis zu geben. Dadurch werden die Menschen zwar nicht wirklich berechenbarer aber vielleicht ausrechenbarer als Konsumenten. Sind trotzdem immer noch Überraschungen möglich? 

Wer es schafft, bei allem stets aufs Neue ein wenig unwahrscheinlich zu sein, kann nicht eingepasst werden in Schablonen, die Bewerter sehr gerne zücken, wenn sie einen Menschen von seiner Persönlichkeit her verschubladen oder wenn Rattenfänger diesen Menschen alles Mögliche andrehen wollen.

Widersprüchlichkeiten in unseren Interessen oder Neigungen sorgen stets dafür, schnell an den Pranger gestellt zu werden. Grautöne sind verdächtig. Ein Intellektueller darf nicht genießen und ein Genussmensch kann nicht intellektuell sein. "Was nicht sein darf, das nicht sein kann", resümiert Christian Morgenstern in einem seiner Gedichte. 

So denken viele, die sich ihren Vorurteilen verpflichtet fühlen und eigentlich nicht überrascht werden wollen. 

Das Unwahrscheinliche nicht als Geheimnis für sich zu behalten, sondern es öffentlich zu zelebrieren,  bedingt nicht selten viel Mut, kann provozierend sein, dabei allerdings einen unabhängigen, intelligenten Akteur gewiss amüsieren. 

Wie gehen Betrachter mit geoutetem Unwahrscheinlichem um, Unwahrscheinlichem, das keineswegs spektakulär sein muss? 

In vielen von uns ruhen vermeintliche Unwahrscheinlichkeiten, die unsere Eigentlichkeit ausmachen und Ursache für Höhen und Tiefen in unserem Leben sind. Das Unwahrscheinliche kann eine Besonderheit unserer hellen aber auch dunklen Seite sein. Das gibt es dabei zu bedenken.

Das Unwahrscheinliche an Oscar Wilde war meines Erachtens nicht das Zusammenspiel seiner vielen Begabungen, sondern die Leichtfertigkeit, mit der er alles aufs Spiel setzte und es an einen vermeintlich Unwürdigen vergeudete. Genau das macht ihn aber zu einem der großen Liebenden, der nicht grundlos dort ruht, wo auch Pierre Abelard und Heloise einem anderen Leben entgegen schlafen.

Wir lernen Oscar Wilde zu begreifen, wenn wir nachstehende Sentenz  von ihm lesen:

"Wenn uns Liebe geschenkt wird, so sollten wir wissen, daß wir ihrer gänzlich unwürdig sind. Niemand ist würdig, geliebt zu werden. "   

Helga  König

Mittwoch, 30. November 2016

Helga König: Sentenzen November 2016

Man gewinnt Freiheit, wenn man vermeintlich verlorener Zeit nicht  mehr nachtrauert. Alles hat Sinn. Auch wenn wir diesen nicht verstehen. 

Fleiß ist sehr wichtig im Leben. Ebenso wichtig ist es aber, darauf zu achten, dass nicht Dritte sich der Früchte des Fleißes bemächtigen. 

Junge Menschen, die der Gier verfallen sind, können ethisch nicht reifen. Das ist sehr tragisch. 

Es ist gut zu wissen, dass der Zeitgeist sich immer ändert und nichts so bleibt wie es ist. 

Der Wandel ist das Prinzip des Lebens. 

Das Spiel der Beliebigkeit ist keine gute Sache. 

Das Leben in seiner Gesamtheit bleibt uns ein Rätsel, auch wenn wir mancherlei zu enträtseln wissen.

Man wünscht sich endlose Heiterkeit. Doch das Leben lehrt uns, dass es diese nicht gibt. Die Leichtigkeit des Seins gibt es, stets nur für Momente. 

Ein untrügliches Zeichen für innere Ausgeglichenheit, ist die Lust Musik zu hören. 

Höflichkeit wird in Zeiten, in der die rüpelnde Ellenbogenmentalität Hochkonjunktur hat als Unterwürfigkeit abgemeiert. Typisch. 

Künstler brauchen Zuspruch, auch wenn sie sehr motiviert und sich ihres Könnens bewusst sind.

Menschen, die nur in Geld-Kategorien denken, können niemals begreifen, dass man einer Sache sehr engagiert sein kein. 

Gier ist keine Frage des Alters, sondern der Habsucht. 

Zuviel Trübsinn und Melancholie schadet im November. Reden wir also nicht vom Nebel, sondern erfreuen uns bunter Bilder. 

Das Böse siegt stets über das Gute, nicht weil das Gute zu schwach, sondern das Böse hinterhältig ist. Dadurch ist das Böse im Vorteil. 

Ich glaube nicht, dass am Ende unserer Tage zählt, was wir gescheffelt haben, wohl aber, was wir durch unsere Gaben anderen geben konnten. 

Herzensmenschen erkennen einander an den Gesichtszügen und dem Blick. 

Mehr Nächstenliebe und weniger Gier könnte die Welt noch vor ihrem baldigen Untergang retten. 

Es gibt eine große Anzahl sehr netter, freundlicher Menschen. An diese sollte man denken, wenn uns die Tage grau erscheinen. 

Die wichtigste und dabei schwerste Aufgabe für uns alle ist es, ein guter Mensch zu sein und es, - egal was geschieht- auch zu bleiben. 

Mangelnde tatkräftige Hilfsbereitschaft basiert auf Faulheit gepaart mit überbordendem Egoismus.

Glück empfinden wir dann, wenn unser Herz zu lächeln oder gar zu lachen beginnt. 

Nicht das Internet lässt abstumpfen im Hinblick auf Leid und Kummer unserer Mitmenschen. Es ist die Gier und der grenzenlose Egoismus. 

Musik spiegelt das Lebensgefühl einer bestimmten Zeit wieder. 

Neugierige Menschen lieben Geheimnisse, weil sie darauf brennen, sie zu entschlüsseln. 

Wann hat man ein junges Herz? Wenn man die Dinge leicht nimmt?Sich immer wieder neu verliebt?  Ein welkes Blatt uns nicht traurig stimmt? 

Träume sind zwar wichtig, aber sie sollten niemals Gegenstand unserer Hoffnung sein. 

Unser Leben ist eine Aneinanderreihung von Versuchen, die Welt zu verstehen und sich in ihr relativ frei bewegen zu können. 

Zu viel Esoterik schadet dem Verstand, zu wenig Esoterik macht blind für Anderwelten. 

Das Gefühl für Authentizität ist bei vielen Menschen sehr stark ausgeprägt. Deshalb auch schätzen sie Sentenzen von Einstein. 

Mit einem Mann wollte ich niemals tauschen. Mit einem in die Jahre gekommenen Mann schon gar nicht. 

Die zentrale Frage lautet: Was schenkt vielen Freude. Sie lautet nicht: Was schenkt vielen Spaß. 

Auf der Suche: Wonach? Stets auf der Suche nach der Poesie in klugen Worten und der Buntheit ernster Gedanken. 

Die Welt der Parallelhandlungen lässt keine Nähe mehr zu, weil wir uns auf nichts mehr wirklich einlassen. 

Die Vergänglichkeit allen Seins bedeutet für uns ein dauerndes Abschiednehmen. Insofern stimmt es, dass wahre Lebenskunst, LOSLASSEN heißt.

Sehnsucht nach Liebe macht blind für die Liebe. 

Sinnlos: Auf etwas zu warten. Notwendig: Auf Zukunft zu hoffen. Wirksam: An Zielen zu arbeiten. Über allem aber der Gedanke: Lebe. 

Jede Form von Kitsch kränkt den Kunstsinn. 

Wortkargheit kann ein Ausdruck von Weisheit sein, ist aber kein Indiz. 

Ausgrenzung ist die Schwester von Hochmut.

Es wird zu wenig stringent gedacht und zu umständlich gehandelt. Das führt zum Verlust kostbarer Lebenszeit. 

Sich an dünkelhaften Menschen abzuarbeiten, raubt uns die notwendige Kraft, um kreativ zu sein.

Hüte man sich vor entscheidungsschwachen Menschen, sie richten viel Unheil an durch Unterlassen.

Menschen wachsen an der Ablehnung durch andere, sofern sie nicht daran zerbrechen. 

Gute Antworten sind das Handwerkszeug, um Probleme aller Art zu lösen. 

Sich freuen über all jene Menschen, von denen wir uns angenommen fühlen. Freude ist die Basis für ein gesundes Leben. 

Freude entwickelt man dadurch, dass man nett zueinander ist. 

Das innere Gleichgewicht ist das Kind der Freude. Gute Gedanken sind die Basis für ein glückliches Leben.

Intellektuelle werden krank am Mangel an Freude. Führungspersonen in Wirtschaft und Politik erkranken am Mangel an Fairness.

Glücksgefühle entstehen dann, wenn wir uns im inneren Gleichgewicht befinden.

Blues ist ein Lebensgefühl, das Poesie nicht ausschließt. Im Gegenteil.

Erst der Abstand macht innere Nähe tatsächlich begreifbar.

Echte "Winner" geben niemals auf. Egal wie dick das Brett ist.

Wenn mangelnde Intelligenz sich mit Lerneifer paart, heißt das Ergebnis Formalist.

Nichts Unerträglicheres als Väter, die arrogant oder unfair zu ihren Söhnen sind. Sie wissen in ihrer Ignoranz nicht, was sie bewirken.

Menschen, die sich nicht wehren und alles erleiden und erdulden, leisten Willkür-Systemen Vorschub.

Macht hat fast immer Machtmissbrauch zur Folge.

Wichtig ist es, viel zu lernen, wichtiger noch ist es, viel zu können, denn wer viel kann, weiß sich und anderen zu helfen.

Hybris befällt nur Schwache, die an die Schalthebel von Macht gelangen.

Die Welt verändert sich nicht durch das Reden, sondern durch das Machen. Je bewusster gehandelt wird, um so besser die Ergebnisse. 

Koketterie ist ein untrügliches Zeichen für innere Leere. 
Helga König


Samstag, 26. November 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 27.11.2016

"Ich habe keine Antworten. 
Nur viel zu wenig Zeit, 
und noch viele Fragen... 
Wollen wir tanzen? 
(Tom@maesnett)

Dieser Tage fielen mir die Worte von Tom auf der Startseite von Twitter ins Auge. Ich kommentierte: Bin fasziniert von diesem Tweet, weil er Zeitgeist mit charmanter Gelassenheit paart.

Keine Antworten mehr zu haben, auf die vielen Fragen, die sich uns allen aufgrund einer völlig veränderten Welt stellen, macht uns auf Dauer handlungsschwach. Um in die Tiefe zu denken und auf diese Weise Schwierigkeiten zu begreifen, die man nur so wirklich lösen kann, fehlt es uns an Zeit.

Die Selbstvermarktung hat alle fest im Griff, besonders jene, die intellektuell arbeiten und vormals einen Großteil ihres Lebens damit verbrachten, kluge Antworten auf politische, gesellschaftliche und damit letztlich auf philosophische Fragen zu finden. 

Gute Antworten sind das Handwerkszeug, um Probleme aller Art zu lösen. 

In unserer Zeit prasseln Informationen ohne Ende auf uns herab. Antworten sind leider selten dabei, stattdessen ergeben sich immer weitere Fragen. Statements - im Grundton von intensiver Traurigkeit   soweit das Auge reicht - sind keine Antworten auf die tatsächlichen Fragen unserer Zeit. 

Zahlreiche namhafte Intellektuelle sind depressiv geworden, erscheinen deshalb seltsam gelähmt, haben ihre Freude, ihr Lustempfinden, ihren Antrieb verloren und nicht wenige sind in diesem Jahr sogar gestorben. Die düstere Grundstimmung zieht sich durch viele ihrer Bücher, in denen man selten Antworten findet, sondern zumeist nur noch Larmoyanz. 

Nirgendwo ein: "Wollen wir tanzen?"

Doch genau diese Frage gilt es zu beantworten und zwar mit einem überzeugten  "Ja". 

Tanzen wollen heißt, sich mit der Freude zu befassen, heißt aufzustehen, sich zu bewegen, in Harmonie mit dem Gegenüber, um so neue Kraft zu entwickeln, die notwendig ist, um Antworten zu finden, keineswegs nur auf die Frage "Wie ist diese Welt noch zu retten?"

Auf den Anderen zuzugehen, ihm die Hand zu reichen, machen Anfänge oder auch Neuanfänge erst möglich.

"Wollen wir tanzen?" ist eine Frage, die impliziert, dass man für Momente bereit ist, einen gemeinsamen Traum zu leben, in dem für Konflikte kein Platz ist. 

Tanzen war noch nie eine Ablenkung, sondern stets der direkte Weg zum Gegenüber. 

Heute lautet die zentrale Frage in dieser Welt  "Wollen wir Krieg führen?"  Anstelle in intellektuelle Weinerlichkeit zu verfallen, sollten wir entgegnen "Nein, wir wollen tanzen!"

Eine Textzeile von  Leonhard Cohen bringt es auf den Punkt: "Dance me through the panic 'til I'm gathered safely." 

Genau darum geht es, wenn man die Welt, auch die eigene, kleine retten will. Man braucht Mut und innere Sicherheit. Der gemeinsame Tanz lässt diese Eigenschaften wachsen. Deshalb auch sollten wir zukünftig häufiger aufmunternd fragen:

"Wollen wir tanzen?"

Helga König

Sonntag, 20. November 2016

Helga König: Sonntagskolumne 20.11.2016

Höflichkeit wird in Zeiten, in der die rüpelnde Ellenbogenmentalität Hochkonjunktur hat,  als Unterwürfigkeit abgemeiert. Typisch. ( H.K.)

Höflichkeit ist ein Verhalten, das leider von nicht wenigen als gestrig und überflüssig abgetan wird. Es gibt mittlerweile eine Autorin, die sogar so weit geht, dieses Verhalten als ein Indiz für Unterwürfigkeit zu betrachten. Wer sich auf dem Egotripp befindet, hat offenbar keine Zeit, seine Mitmenschen zu achten und schenkt ihnen weder ein gutes Wort, noch ein Dankeschön. 

Verbale Entgleisungen und Rüpeleien aller Art müssen wir täglich erleben oder gar ertragen. Die sich immer mehr verbreitende Unhöflichkeit im öffentlichen Raum gilt mittlerweile leider schon als fast normal.  Dass die sprachliche Enthemmung im Internet ihren Anfang genommen hat, wissen wir alle. Der Zeitgeist trägt Brutalität in jeder Beziehung zwischenzeitlich wie eine Monstranz vor sich her. Wer diesen Zeitgeist verändern möchte, muss sich alter Tugenden besinnen. Hierzu zählen: Takt, Achtung, Demut, Dankbarkeit und Redlichkeit. 

Unter Fakeaccounts werden tagtäglich übelste Beschimpfungen und Hasstiraden ausgestoßen und überall auf dieser Welt Menschen verleumdet. Stalker, Mobber und Trolle werden zwischenzeitlich als Teil der Gesellschaft betrachtet, der gewissermaßen unter Naturschutz steht und rumholzen kann je nach Belieben. Weshalb ist das so?  

Ein Redakteur einer sehr renommierten, deutschen Tageszeitung verteidigte vor einiger Zeit in einem Feuilleton- Artikel die "Kampfaccounts" im Internet, gemeint waren fiese Fakeaccounts, offenbar weil man mittels diesen problemlos gegen andere zu Felde ziehen kann. Willkommen im verbalen Urzustand!

Immer wieder attackieren Redakteure der Printmedien in Artikeln das höfliche Liken und Retweeten im Internet, während ihre Brötchengeber teure Anzeigen bei Twitter und Facebook schalten, um rascher an Followers zu kommen, die dann "liken" und "retweeten" sollen. Dass dieses Verhalten schizophrene Züge dokumentiert und sehr doppelzüngig ist, muss eigentlich nicht betont werden. 

Auf Facebook  beispielsweise  gibt es große Gruppen von 10 000 und mehr Künstlern, die dort ihre Werke vorstellen. Das Liken, das einerseits ein Dankeschön an die Akteure darstellt, weil diese etwas von sich präsentieren, ist für den Künstler ein Indiz dafür, dass sein Werk gefällt und die Preisgestaltung entsprechend gehandhabt werden kann. Keiner der Künstler ist  dadurch, dass er sich für die Likes bedankt, devot, sondern er  bekundet damit  seine Höflichkeit und Achtung.

Ganz ähnlich ist es bei Musikern und Schriftstellern. Das Prinzip, dem die sozialen Netzwerke folgen ist "do ut des". Das kann nicht oft genug  betont werden.

"Pink Floyd - Shine On You Crazy Diamond 1990 Live Video" wurde bislang 11.761.267  (Stand 20.11. 2016) auf Youtube aufgerufen, aber nur 49 122 Zuhörer haben sich bedankt, sprich gelikt. 1358 Zuhörer haben das Stück abgevotet ohne Gründe zu nennen. Der Rest hat geschwiegen und gratis konsumiert. 

Wenn wir einen Youtube-Clip oder Beiträge auf Facebook und Twitter verlinken, die uns gefallen, ist das ein Dankeschön dafür, dass wir etwas gratis bekommen haben, wofür andere oft viele Stunden, Monate sogar Jahre tätig waren. 

Wenn die Gelikten sich anschließend für die Anerkennung bedanken, zeigen sie, dass sie verstanden haben, was sie ihren Leser oder Zuhörern zu verdanken haben und dass Allüren, sie noch nicht hochmütig haben werden lassen.

Wenn Politiker sich bei Ihren Wählern in den sozialen Netzwerken  nach der Wahl bedanken, sind sie übrigens auch alles andere als devot.

Es ist schon pervers, dass in einer Zeit, in der es üblich geworden ist, alles kostenlos einzusacken und nach Möglichkeit dann noch laut zu nörgeln, nun der Gebende auch noch an den Pranger gestellt und ihm Unterwürfigkeit nachgesagt wird, wenn er sich bei seinen Fans für die Likes bedankt.

Ich möchte die heutige Sonntagskolumne nicht grundlos mit einer Sentenz des Philosophen Sir Francis Bacon  beenden, über die es lohnt nachzudenken.

"Wenn ein Mensch gütig und höflich ist, beweist er, daß er ein Weltbürger ist."


Helga König

Sonntag, 13. November 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 13.11.2016

"Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen." 

Rabindranath Tagore (1861 - 1941), in Bengali: Ravindranath Thakur, indischer Dichter und Philosoph. Nobelpreis für Literatur 1913.

In einer Zeit, in der die Egomanie immer größere Stilblüten treibt, sollte man Tagores Sentenz "Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen“ stets aufs Neue in die sozialen Netzwerke posten. Vielleicht liest der ein oder die andere dieses Zitat, denkt darüber nach und diskutiert den Inhalt mit Freunden und Bekannten. 

Wie oft hört man den Satz "Nach mir die Sintflut" und ist entsetzt, wenn man dessen Auswirkungen sieht oder gar persönlich miterleben muss. 

Woher kommt der Mangel an nachhaltigem Denken? Woher resultiert das Desinteresse an der Zukunft und der Freude anderer? 

Vielleicht an einem fehlverstandenen "Jetzt- Denken". Das Jetzt soll möglichst kommod und alles sofort abpflück- wie auch konsumierbar sein.

"Man gestaltet  keine Paradiese für Dritte in fernen Zeiten.  Wozu sollte man?" denkt der Egoist. 

Jahrelang hat die Werbung ihren Zielgruppen das Ego aufgeblasen, bis sie an nichts mehr anderes denken konnten als an sich selbst und ihre immer maßloseren Bedürfnisse, die stets rascher  und rascher befriedigt werden mussten. Alles haben wollen um jeden Preis, lässt keine zarten Pflänzchen gedeihen, an denen erst nachfolgende Generationen Freude haben. 

Dass wir alle Glied einer langen Kette sind, ob wir nun Kinder haben oder nicht, wurde vergessen in den Tagen als man die Ethikvorstellungen einiger nachhaltig denkender und handelnder Menschen als dummes Geschwätz abgetan hat. 

Alle großen Künstler schenkten durch ihre Werke Freude über ihren Tod hinaus, auch der Gärtner Le Nôtre tat es, indem er die Gärten von Versailles gestaltete.

Wer etwas von Dauer auf den Weg bringen möchte, vergisst sich bei seinem Tun selbst, ganz gleichgültig ob er intellektuell, künstlerisch oder handwerklich agiert. 

Wer sich in seinem Tun selbst vergisst, wird mit der Welt eins und erlangt inneren Frieden.  Vielleicht liegt darin der Sinn des Lebens.  Doch wen interessieren schon Sinnfragen?


Helga König.

Sonntag, 6. November 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 6.11.2016

"Ein guter Mensch kann bekanntlich ein schlechter Künstler sein. Aber niemals wird jemand ein echter Künstler, der kein großer Mensch und daher auch kein ‚guter Mensch‘ ist." Marc Chagall

Gestern Nachmittag rezensierte ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" einen Kunstband mit dem Titel "Marc Chagall - Die Glasfenster". In diesem Zusammenhang las ich obiges Zitat des Künstlers, das ich sogleich twitterte und auf Facebook postete, um zu sehen wie einzelne Leser auf diese Aussagen des Malers reagieren.

Der erste Satz des Gedankens korrespondiert nicht mit dem zweiten, auch wenn es beim flüchtigen Lesen so scheint: "Ein guter Mensch kann bekanntlich ein schlechter Künstler sein". 

In einer humanistisch ausgerichteten Kultur wird ein Mensch dann als "gut" eingestuft, wenn seine Handlungen unter ethischen Gesichtspunkten akzeptabel sind und er sich humanistischem Gedankengut verpflichtet sieht. Wer edel und hilfreich ist, verhält sich gut.  Dies in Frage zu stellen, ist eine typische Aufgabe von Haarspaltern.

Ein Künstler wird als "schlecht" eingestuft, sofern er sein Handwerk nicht versteht. Dennoch kann er sehr erfolgreich sein, wenn das, was er auf den Weg bringt, dem Zeitgeist entspricht und seine Werke deshalb wie warme Semmeln über den Ladentisch wandern. Kurzfristiger Erfolg kommt nicht zwingend von Können, langfristiger schon eher. Der schwankende Zeitgeist kehrt früher oder später stets zur Qualität zurück. Das wissen alle, die sich mit Kunst befassen.

"Aber niemals wird jemand ein echter Künstler, der kein großer Mensch und daher auch kein ‚guter Mensch‘ ist."

Der "echte" Künstler ist nicht das Gegenteil von einem "schlechten" Künstler, denn dies ist logischerweise der "gute" Künstler.

Der "echte" Künstler ist jener, der nicht nur Kunst schafft, sondern dessen Leben Teil seiner Kunst ist. Hundertwasser, Picasso, natürlich auch Chagall und viele andere, oft unbekannte Künstler können als "echte" Künstler bezeichnet werden. Das zeigen ihre Biografien. Kunst und Leben stehen nicht im Widerspruch zueinander und weisen zumeist enorme Brüche auf. 

Der "echte" Künstler braucht natürlich eine gefestigte Persönlichkeit, weil sein Leben alles andere als beamtenmäßig verläuft und er vor allem Lebenskünstler sein muss, wenn er keine Mäzene hat. Er muss Durststrecken überstehen, darf sich nicht korrumpieren lassen, sofern er seinen eigenen Stil pflegen möchte und damit den Durchbruch erlangen will. 

Das Durchhaltevermögen, das Aushalten von Anfechtungen machen ihn auf Dauer zu einer immer gefestigteren Persönlichkeit, zu einem großen Menschen, der sich nicht weg duckt, der unbeeindruckt zu dem steht, was er denkt und fühlt. Er agiert aus seiner Mitte heraus. Genau dort ist die Liebe und das Licht lokalisiert, das man für ein ethisches  gutes Leben benötigt.

Als Beispiel für einen "echten", dazu noch handwerklich  "guten" Künstler sowie "großen" und damit ethisch "guten" Menschen möchte ich den Maler Max Liebermann nennen. 

Wikipedia schreibt: "Am 7. Mai 1933, nach dem Beginn der Gleichschaltung im Sinne der nationalsozialistischen Deutschen Kunst, legte Liebermann Ehrenpräsidentschaft, Senatorposten und Mitgliedschaft in der Preußischen Akademie der Künste nieder und erklärte in der Presse: "Ich habe während meines langen Lebens mit allen meinen Kräften der deutschen Kunst zu dienen gesucht. Nach meiner Überzeugung hat Kunst weder mit Politik noch mit Abstammung etwas zu tun, ich kann daher der Preußischen Akademie der Künste […] nicht länger angehören, da dieser mein Standpunkt keine Geltung mehr hat.“[71][72] (siehe wikipedia

Max Liebermann zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Seine vormaligen Weggefährten mieden ihn fortan. Nur Käthe Kollwitz hielt den Kontakt zu ihm aufrecht. Auch sie war eine echte Künstlerin, besaß eine große Persönlichkeit und war ein guter Mensch wie man ihrer Biografie entnehmen kann.

Ein "echter" Künstler und ein "guter" Mensch haben eines gemeinsam, den Mut ihrem Herzen und ihrer Intention zu folgen, gleichgültig welche Nachteile dies für sie bringt. In einer Zeit wie unserer, in der nur der Vorteil zählt, haben es echte Künstler besonders schwer. Wenn sie das Wort ergreifen, droht ihnen nicht selten Unbill, denn die Unterdrücker dieser Welt haben Angst vor ihnen, weil "echte "Künstler eine innere Freiheit besitzen, die unverbrüchlich ist. Diese Tatsache macht "echte" Künstler gefährlich für all jene, die ihre Mitmenschen mit Vorliebe unterdrücken. Denn "echte Künstler" rütteln durch ihr Beispiel auf und motivieren zu passivem Widerstand. Dadurch wird der "echte Künstler" zum Vorbild für alle, die eine Welt gestalten wollen, die dem Prinzip der Fairness folgt.

Helga König

Samstag, 5. November 2016

Helga König: Sentenzen Oktober 2016

Ruhiges Nachdenken wird schwierig, wenn das Herz auf Reisen gegangen ist.

Wenn man kein Machtmensch ist, weidet man sich nicht an der Angst anderer, sondern ist betrübt, dass Angst unberechenbar und böse macht.

Das Beste, was uns passieren kann, ist mit einem Menschen voller Herzensgüte und Poesie befreundet zu sein. 

In einer Welt der Lüge und des Betrugs sehnen sich alle Menschen nach Rechtschaffenheit, auch wenn dies paradox erscheint. 

Den größten Schaden richten Rechthaber und Ignoranten an. 

Wenn unser Herz voller Trauer ist, sollten wir uns Musik in Moll nicht antun.

Es gibt viele Arten miteinander zu kommunizieren. Vielleicht ist Musik die unmissverständlichste, weil sie unser Herz erreicht. 

Jene, die die Ellenbogen benutzen, um ihre Ziele zu erreichen, sind die eigentlichen Versager einer Gesellschaft. 

Ob ein Mensch gut ist, zeigt sich in seinen Handlungen und nur dort. 

Alles ist eine Frage der Chemie. Diese Tatsache zu negieren, wäre töricht. 

Ein Gedicht darf uns niemals mehr Wert sein, als der, dem wir es widmen. 

Frei sein heißt, sich allen Zeiten und Situationen des Lebens unverkrampft zu stellen. 

Der Gedanke, nichts dauert ewig, macht gelassen. 

Wir sollten aufhören, die Jugend anzubeten. Sie ist eine Zeit der Reifung. Mehr nicht. 

Schlechtigkeit frisst den Menschen von innen auf. 

Wenn wir in Gedanken am Meer spazieren gehen, um uns der Wolkengemälde und des Wasserspiels zu erfreuen, möchten wir nur staunen. 

Dialogfähigkeit setzt voraus, dass man zuhören kann. In egomanen Gesellschaften ist dies ein großes Problem. 

Der Begriff "Kollateralschaden" beinhaltet den Versuch, Inhumanität zu legitimieren. 

Wir müssen alle mehr über die Abgründe von Menschen lernen, um rechtzeitig die Folgen zu minimieren. 

Wir sollten die Poesie in unserem Leben zulassen. Sie lässt uns die Sanftmut nicht verlieren. 

Man schätzt einen Ort umso mehr, wenn man seine Geschichte kennt. 

Perfektionismus und Besserwisserei sind ein Indiz für Intelligenzmangel. 

Man kann uns immer wieder Steine in den Weg legen, doch das kann uns nicht daran hindern, unseren Weg zu gehen, so lange wir leben.

Es gibt nichts Schöneres als mit kultivierten, herzensgebildeten Menschen ein tiefsinniges und dabei heiteres Gespräch zu führen. 

Man kann nicht immer seinem Herzen folgen, denn mitunter wird es abgelehnt. Dann muss uns der Verstand aufrichten und neue Kraft verleihen. 

Was man wissen sollte: Was vergangen ist, lässt sich nicht in die Gegenwart oder Zukunft einbinden. Vorbei ist vorbei. 

Kein Mensch kann es ertragen, nur geduldet zu sein oder als lästiges Anhängsel zu gelten. Wer Menschen achtet, achtet die gleiche Augenhöhe.

Angst macht Menschen aggressiv und unberechenbar. 

Bilder entlarven die Angst. 

Selbstbewusste Menschen agieren besonnener in Konfliktfällen.

Menschen, die auf andere zugehen können, werden im Konfliktfall nicht sofort die Keule rausholen.

Angst kann Heimtücke im Gepäck haben. 

Gleichgültig, was uns geschieht, wir dürfen nicht verhärten. Auf Hass mit Liebe antworten, darum geht es. 

Es gibt kein Optimum, keine Vollendung, keine Perfektion. Dennoch ist das, was ist, kein Stückwerk. Es ist das, was zum Menschsein passt. 

Sich von den Menschen zu trennen, die Interesse nur heucheln, ist eine Maßnahme, die uns befreit.

Leicht bildet man sich ein, andere hätten Empfindungen, die wir uns wünschen. Wir sollten unseren Einbildungen kein Gehör schenken. 

Was zählt, ist nicht der zur Realität gewordene Traum, sondern das was folgt und folgt und folgt: Das immerwährende Jetzt.

Helga König

Dienstag, 1. November 2016

Helga König: Was unterscheidet einen bezahlten Kritiker von unabhängigen Rezensenten?

Worin unterscheiden sich bezahlte Literaturkritiker im Fernsehen und in den Printmedien von unabhängigen Rezensenten im Netz? 

Literaturkritiker im Fernsehen und in den Printmedien erhalten das Pressematerial von ihren Arbeitgebern kostenfrei und werden von diesem für ihr Tun auch bezahlt. Je spitzzüngiger ein Kritiker einen Text zerlegt, umso größer wird sein Bekanntheitsgrad und seine Macht über Autoren und Verlage. 

Die Printmedien haben durch verbale Zerfleischungsakte von Büchern eine bessere Chance Werbeanzeigen von Verlagen zu bekommen und die Kritiker erhalten auf diese Weise die Möglichkeit, von Verlagen und Autoren immens hoffiert zu werden.

Krititiker im Fernsehen erlangen dadurch, dass sie das Fallbeil schwingen, Sympathie bei dem Publikum, das gebildete Menschen gerne hängen sieht,  bzw. sich an deren Absturz weidet. Das fördert die Einschaltquote. Auch in diesem Fall  wissen die Kritiker, dass ihnen überall der Teppich ausgerollt wird,  selbst wenn man sie nicht liebt, sondern sie eher zum Teufel wünscht.

Kein geistig oder seelischer gesunder, erwachsener Mensch auf dieser Welt liest ständig freiwillig Bücher, die er nicht mag und schreibt dazu auch noch üble, zeitraubende Verrisse. Es gibt interessantere Möglichkeiten, seine Zeit zu verbringen. 

Unabhängige Rezensenten im Netz, die nicht von zwielichtigen Marketingfirmen Geld für das Schreiben von Verrissen erhalten, lesen in der Regel Bücher, die  ihnen Freude bereiten und schreiben dann angemessene positive Rezensionen. 

Wenn Bücher, die mehrfach ausgezeichnet wurden,  von einer Armada von Pseudorezensenten verrissen werden,  steckt zumeist eine Marketingfirma dahinter, die einen Autor oder einen Verlag nötigen möchte,  Geld zu zahlen oder es handelt sich um Einzeltäter, die ihren politischen, gesellschaftlichen  bzw. persönlichen Hass abladen. Unfair sind diese Machenschaften allemal. 

Jeder einzelne betroffene Autor hat mein Mitgefühl, das möchte ich hier  nochmals betonen.

Helga König

Montag, 31. Oktober 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 30.10.2016

#Trolle, #Stalker und #Mobber im Netz 

Wer im Netz aktiv ist, wird früher oder später wahrscheinlich Trollen, Mobbern, vielleicht sogar Stalkern begegnen und sollte sich bereits im Vorfeld Verhaltensmuster aneignen, die hilfreich sind, deren Angriffe nicht auf sich wirken zu lassen. Gelassenheit und Abgrenzung sind übrigens die geeigneten Mittel.

Dabei sind Trolle im Verhältnis zu Stalkern und Mobbern "harmlos“. Es handelt sich bei Trollen um Netzrüpel, die sich in Szene setzen möchten, durchaus andere beleidigen, jedoch ohne den abgründigen Vernichtungswillen, den Stalker an den Tag legen und auch ohne die brachiale Verdrängungsabsicht, die man von Mobbern kennt. 

Trolle erinnern an Hofnarren, die zwar mitunter sehr nerven, aber letztlich nicht schaden, sondern nur unsere Eitelkeit strapazieren. 

Stalker in Netz sind abgründig. Sie wollen schaden, kränken und verletzen. Zumeist sind uns diese Leute im Leben schon mal real oder virtuell begegnet. Diese Begegnung löste offenbar Hass und Rachsucht beim Stalker aus, oftmals ohne dass uns dies bewusst geworden ist und führte dazu, dass beim Stalker Killerinstinkte wachgerufen wurden. Stalker sind völlig emotional gesteuert und brandgefährlich in ihrer Rachsucht. 

Mobber handeln nicht emotional, sondern ausschließlich berechnend. Sie mobben ihres Vorteils wegen und sind bereit, jeden, den sie als Konkurrenz betrachten, mit allen Mitteln zu verdrängen. Dem Mobber geht es nicht um die Person, sondern nur um seinen Vorteil, den er sich beschaffen möchte und zwar um jeden Preis. Mobber finden sich im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich. Sie agieren im Netz mit übler Nachrede ebenso wie mit Abklickorgien etc. 

Auf vielen Plattformen und in den sozialen Netzwerken wird man nicht gegen diese Irren geschützt. Deshalb sollte man sich bewusst machen, dass es sich um sehr feige, hochaggressive Menschen handelt, die eigentlich in psychologische Behandlung gehören. 

Es ist sinnvoll sich innerlich gegen deren Verbalinjurien abzuschotten und unbeirrt seinen Weg zu gehen. 

Gelassenheitsübungen und  das Erlernen von Abgrenzungsmethoden  sind die Schutzmaßnahmen, die sich jeder aneignen sollte.


Helga König

Sonntag, 23. Oktober 2016

Helga König - Sonntagskolumne, 23.10.2016

 Helga König
Die Frankfurter Buchmesse 2016- "Dies ist,  was wir teilen"

Seit gut 30 Jahren besuche ich regelmäßig die Frankfurter Buchmesse - zumeist an zwei, manchmal auch an drei Tagen - und versuche dort anhand der Bücher sowie der Menschen,  dem Zeitgeist nachzuspüren. 

Bislang sah man an den Händlertagen auf der Messe stets überdurchschnittlich viele, nicht mehr ganz so junge Damen und Herren aus aller Welt, zumeist in schwarzes Tuch gekleidet, Bücher bestellen. Der stationäre Buchhandel tätigte seine Einkäufe und hielt die gestressten Verlagsleute auf Trab. Selbst renommierte Autoren zeigten sich nicht nur bei den Lesungen auf dem Messegelände, sondern auch in den Messehallen auffallend häufig und sprachen angeregt mit ihren Kollegen, den Verlagsleuten, den Händlern oder auch den Journalisten. Die Räume atmeten Intellektualität ein und strahlten Charisma aus. Insofern nannten sie sich nicht zu Unrecht "die heilige Hallen des Intellekts". 

In all den Jahren präsentierte sich das Buch nicht als bloße Ware, die - ähnlich wie ein billiges Modeprodukt- in der nächsten Saison in virtuellen Secondhand-Shops für ein paar Cent verramscht wird, sondern als ein Gegenstand, den man nach der Lektüre respektvoll aufbewahrt, weil man seinen Wert zu schätzen weiß. 

Wenn die Flut kommt, wird selbst das Beste mitgerissen. In Flandern und in den Niederlanden weiß man das und baut hohe Dämme, damit dies nicht geschieht. 

Diesmal vermisste ich die, über die vielen Jahre zur Gewohnheit gewordene, intellektuelle Messeaura, die Oasen der Ruhe, die in Bücher versunkenen, lesenden Menschen, die mit ihren Händen ganz behutsam das Objekt ihrer Begierde erfühlten und dessen Inhalt mehr Aufmerksamkeit schenkten als der Gestaltung des Covers. 

Stattdessen sah ich eine Heerschar verwirrend junger Frauen mit Nerdbrillen wie auch ebenso junger Männer mit Siebenmeilenschritten die Hallen durchmessen. Dabei galten ihre Blicke mehr ihren Smartphones als ihrem Umfeld. Hörte ich sie reden, so fiel mir der hurtig über die Lippen strömende Sprachfluss spontan auf.  Die Stimmen muteten sonderbar kindlich an. Dieser Eindruck veränderte sich auch am zweiten Messetag nicht. 

Wenn die Wortflut kommt, zieht sich das Denken zurück. 

Was suchen diese jungen Leute auf einer Buchmesse, die die Welt pausenlos durch einen elektronischen Filter betrachten? Was suchten sie, wenn Begriffe wie "Haptik" bei ihnen nur ein müdes Schulterzucken auslösen? Woran haben diese Jungs und Mädels Freude? Ich weiß es mittlerweile: An Ausmalbüchern. 

Davon sah ich viele an den Messeständen und sah auch die verzückten Gesichter der visuell orientierten Computer- Generation. Die Verlage stellen sich darauf ein. Mantras, Mode, berühmte Gemälde u.a. mehr werden in Malbüchern dargestellt und können fein säuberlich ausgemalt werden. Nicht künstlerisches Schaffen soll erlernt werden, sondern Nachahmung.

Der Zeitgeist der Flut ist seit einiger Zeit sonderbar ostasiatisch.

Früher beschäftigte man Zweijährige mit solchen Ausmalarbeiten, damit sie nicht dauernd plapperten. Das gibt zu denken. Hat man heute ähnliches im Sinn?

Neben der Heerschar von schön geschminkten, ganz jungen Nerdbrillenträgerinnen, sah man als weiteres Messe- Faszinosum die Generation der lesenden Bloggerinnen und Blogger, die gut  zehn oder zwanzig Jahre älter waren. Für sie wurden massenweise "Werthers Echte" verteilt.  Dabei sollte man wissen, dass man die in den 70er und 80ern geborenen Leseratten bereits als Kinder an die Karamellen herangeführt hatte. Zuckerabhängige sind das ideale Klientel für Diabetes- und andere Gesundheitsratgeber, weiß jeder. So schließt sich auch hier der Kreis auf der Buchmesse.

Die vielen Stände mit Pestos und Pasta ließen sich gewiss durch die feilgebotenen Kochbücher rechtfertigen, die ihre Standflächen großteils reduziert hatten, gewiss nicht zuletzt, weil die Standgebühr blutig teuer sein soll.  Doch bei allem Verständnis: Gehören all diese Dinge tatsächlich an jenen Tagen in diese Hallen? 

Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2016 war Flandern und die Niederlande. Auf den Flyern und den Lesezeichen vor der Halle stand "Dies ist, was wir teilen". Auf zwei der dort ausgestellten, ins Deutsche übersetzte Bücher, freue ich mich schon jetzt: Es handelt sich dabei um "533 Tage" von Cees Nooteboom, bei Suhrkamp erschienen und um "Die zehntausend Dinge" von Maria Dermoût. 

Auf Leinwänden der Ehrengasthalle wurde das Meer filmisch simuliert. Wenn die Flut kam, verschwanden all die präsentierten Bücher im Wasser. 

"Dies ist, was wir teilen." Die Botschaft galt den Usern der sozialen Netzwerke, die dort alle Bücher kommunizieren können und so für deren Verbreitung sorgen. 

Die Verlage haben sich umorientiert. Sie wissen, dass die Marketing-Musik in den sozialen Netzwerken spielt, auch die Autoren wissen das. Nicht nur in der Modebranche sitzen die Blogger mittlerweile bei Veranstaltungen in den ersten Reihen und sind Journalisten gleichgestellt, weil sie diese im Bekanntheits- und Verbreitungsgrad in den neuen Medien oft übertreffen. Die Blogger verlinken in die sozialen Netzwerke und stimmen in den Chor der Verlage mit ein: "Dies ist, was wir teilen" 

Erfahrung und geistige Reife spielen mittlerweile eine sekundäre Rolle. Was zählt, sind die Anzahl der Besucher auf einzelnen Seiten. Das allerdings ist bedenklich, weil die Klicks und Seitenbesuche unendlich manipuliert werden können. 

Hoch schlägt die Flut an Klicks. Sie ist der Maßstab, ob Bücher ein Hype werden oder nicht, aber selten ist es deren Inhalt.

Links: Dr. Carolin Emcke,  Friedenspreis des
Deutschen Buchhandels 2016
Was noch? Ich sah keine Flut von bekopftuchten Frauen auf der Buchmesse, noch nicht einmal an den Ständen, die muslimische Literatur offerierten, aber  ich sah immer wieder Polizisten, die zum Schutz aller Messeteilnehmer in den Hallen auf und ab gingen und demonstrierten, in welcher Zeit wir leben: In einer Zeit der Bilderflut, die je nachdem, wer sie steuert, Angst oder Freude auslöst. 

Der seelische Zustand entscheidet über die Wahl eines Buches. Zu viele Titel über Depressionen und Angst sind bedenklich. 

Befassen wir uns mit der Vielfalt des Lebens und all den wunderbaren Büchern, die diese zum Thema haben.  Dann entsteht ein neuer Zeitgeist, der  sich vielleicht auch wieder mehr an Inhalten orientiert und sich der Angst entledigt, die uns unfrei macht.


Helga König

Sonntag, 16. Oktober 2016

Helga König: Sonntagskolumne. 16.10. 2016

"Nur wer die Kunst des Vergessens erlernt, hat Lebenskunst gelernt" (Oscar Wilde  (16.10.1854-30.11. 1900)

Diese Worte von Oscar Wilde lassen inne halten. Was setzt die Kunst des Vergessens voraus? Und weshalb handelt es sich dabei um Lebenskunst? Was ist Lebenskunst überhaupt? 

Die Kunst des Vergessens besteht bestimmt nicht darin, fürchterliche Eindrücke und Gefühle aus dem Gestern gut verdrängen zu können bzw. Unliebsames unter den Teppich zu kehren. Vergessen und Verdrängen sind zwei Paar Schuhe. Das wissen wir aus Psychologiebüchern. Dem klugen Aphoristiker Oscar Wilde wird dies natürlich auch klar gewesen sein.

Karin Horney, die die Psychoanalyse Freuds weiterentwickelt hat, schrieb schon Mitte des letzten Jahrhunderts, dass Konflikte, die einen Menschen überfordern, ins Unbewusste verdrängt werden, so dass eine Scheinlösung des Konflikts erfolge. Wir alle entwickeln offenbar gegen das Bewusstwerden verdrängter Konflikte starke Widerstände, um uns auf diese Weise die qualvolle oder peinliche Auseinandersetzung mit unseren ungelösten Problemen zu ersparen. 

Wer verdrängt,  kann die Kunst des Vergessens nicht erlernen, denn diese setzt die Verarbeitung verdrängter Konflikte voraus. 

Was ist also zu tun, um die inneren Widerstände herabzusetzen? Die Psychoanalyse wendet Techniken wie freies Assoziieren, Träumen und Wachphantasien an, damit ein Teil des Verdrängten erneut an die Oberfläche gelangt, um es auf diese Weise verarbeiten zu können. 

Nicht wenige der zu Neurosen führenden Konflikte liegen in der Kindheit begründet und führen oft dazu, dass Aggressionen von damals auf Mitmenschen von heute projiziert werden. Um entspannt mit anderen umgehen zu können, ist es notwendig,  verdrängte Konflikte zu verarbeiten. 

Die Kunst des Vergessens beruht darin, zunächst Schmerzhaftes anzuschauen, sich damit auseinander zu setzen, um es dann sacken zu lassen und sich zuversichtlich Neuem zuzuwenden. 

"Das Geheimnis der Veränderung ist, dass man sich mit all seiner Energie nicht darauf konzentriert, das Alte zu bekämpfen, sondern darauf, das Neue zu erbauen." soll Sokrates einst gesagt haben und bringt es damit auf den Punkt. 

Wir brauchen uns nicht jenen zur Verfügung zu stellen, die alte Konflikte verdrängt haben und sie nun an uns auszuleben versuchen. Hier gilt es Grenzen zu ziehen und entschieden ein deutliches Nein zu sagen. Was für uns gilt, gilt allerdings auch für andere. Zur Lebenskunst gehört auch, ein feines Gespür dafür zu entwickeln, ob wir überhaupt gemeint sind, wenn uns jemand anranzt.

Lebenskünstler sind Menschen, die immer wieder bereit sind, neu zu beginnen, neue Projekte mit Zuversicht anpacken und sich vom konfliktreichen Gestern nicht runterziehen lassen. Lebenskünstler sind Menschen, die Durststrecken entspannt überwinden, weil sie wissen, dass nichts ewig andauert, wenn man sich nicht hängen lässt.

Dabei ist es wichtig, Personen mit negativer Energie nicht in unser Leben lassen, denn sie schaden uns, indem sie aufgrund ihrer Konfliktbelastung,  uns nur Steine in den Weg legen. Oscar Wilde wurden nicht nur von der Gesellschaft, sondern hauptsächlich von Bosie Steine in den Weg gelegt. Dieser Mensch war ein grenzenloser Egoist, der dem genialen Dichter nur schadete. Dazu empfehle ich den Film: Oscar Wilde und natürlich  den Prosatext: De profundis

Wenn wir uns hin und wieder an das erinnern, was wir verarbeitet haben, werden wir feststellen, dass es uns nicht mehr anhaben kann und können uns freuen, weil die verarbeiteten Konflikte unsere Persönlichkeit bereichert haben. Jetzt brauchen wir uns nicht mehr an anderen abzuarbeiten, sondern können uns stattdessen mit dem, was uns Freude bereitet, beschäftigen. Genau darin  nämlich besteht die eigentliche Lebenskunst. 

"Nur wer die Kunst des Vergessens erlernt, hat Lebenskunst gelernt". Genau so sehe ich das auch, lieber Oscar Wilde.

Helga König

Sonntag, 9. Oktober 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 9.10.2016

Einer meiner Facebookfreunde- wir kennen uns bereits viele Jahrzehnte- hat gestern zwei bemerkenswerte Beiträge gepostet. In dem einen Post wird gefragt, wer das Spiel "Mikado" noch kennt, in dem anderen, wer den "Struwwelpeter" als Kind einst gelesen hat. 

Es sind Fragen, die an Menschen gerichtet sind, die ihre Kindheit irgendwann im letzten Jahrhundert erlebten und dadurch spielerisch Verhaltensmuster erlernten, die vielleicht andere waren als  Kinder sie  heute in der digitalisierten Welt erfahren. 

Angeregt durch die Posts meines alten Freundes begann ich an einige Spiele der Kindheit zu denken. "Mikado", ein Konzentrations- und Geschicklichkeitsspiel, lehrte uns Kindern damals nicht nur ruhig und sehr achtsam mit Dingen umzugehen, sondern auch mit den Spielkameraden eine Weile zu schweigen, um konzentriert spielen zu können. 

Nur Spielverderber versuchten zu stören, um sich einen unlauteren Vorteil zu verschaffen und wurden deshalb sehr schnell ausgegrenzt. 

Kinder, die nicht an Verhaltensstörungen leiden, lieben das faire Spiel, weil Spiele Freude schenken sollen und Fairness eine Grundvoraussetzung hierfür ist. 

"Mensch ärgere Dich nicht" lehrt Kindern, auch mal verlieren zu können und zu verstehen, dass ein neues Spiel stets neue Möglichkeiten bietet. Wer immer nur siegen will, eignet sich nicht als Spielkamerad, weil er zu verkrampft und zu egoistisch spielt sowie allen die Laune durch Wutanfälle oder hinterhältigen Tricks vermiest. Das ist eine wirklich wichtige Erkenntnis, die ein Kind beim Spielen mit anderen Kindern erlernt.

Meine vor langer Zeit verstorbene Kindheitsfreundin und ich bauten am liebsten gemeinsam Häuser aus Legosteinchen und diskutierten immerfort, was wirklich schön aussah. Alles zu verschönen war unser Hauptanliegen. Deshalb auch dekorierten wir im Sommer unsere Sandburgen mit Vergißmeinnichtblüten und konnten stundenlang gemeinsam Wasserfarben mischen, um beispielsweise den optimalen Rotton für ein Herz zu finden. Gelang es uns, war die Freude riesig.

Spiele sollen in erster Linie für Heiterkeit sorgen. Kinder wissen das instinktiv. Wir spielten  u.a. "Stadt, Land, Fluss", ein Spiel, bei dem es in erster Linie um schnelles Erinnern geht und man außer einem Stück Papier und einem Stift nichts benötigte. 

Brettspiele aller Art waren für den Winter gedacht. Mit "Mühle" und "Dame"  verbrachten wir ganze Nachmittage und spielten später "Monopoly", ein Spiel, das kaufmännische Fähigkeiten anregt und nur bei Spielverderbern die blanke Gier auslöst. 

Im Sommer spielte man im Freien, zumeist sehr selbstvergessen. "Hickelhäuschen", "Murmelspiele" und "Gummitwist" waren Spiele, die Mädchen besonders liebten. Auch hier ging es wiederum um Achtsamkeit, die neuen Generationen offenbar durch die Ratgeberliteratur nahe gebracht werden muss. 

Was wir bei all den Spielen zudem erlernten, war mit Nähe sinnvoll umzugehen und zu verstehen, dass alle Mitspieler Raum brauchten und man keinen auslinken durfte, wenn man weiterhin Freunde haben wollte. 

So entwickelte sich Teamgeist  in jenen jungen Jahren. Man erkannte beim Spiel, dass nicht jeder die gleichen Fähigkeiten hatte, aber das war kein Grund, sich von diesen Kindern abzuwenden. Im Gegenteil.

Wichtig war, dass man sich vom Herzen her mochte und miteinander lachen konnte. Erinnern Sie sich noch wie schön das war? Erinnern Sie sich noch, wie Sie sich mit ihrem besten Freund oder der besten Freundin besonders im Frühling gemeinsam wie wild im Kreis drehten und sich dabei auf etwas für beide sehr Wichtiges konzentrierten? Den anderen festzuhalten, damit man lange unendlichen Spaß beim immer schnelleren Drehen hatten, darum ging es.

"Ich lass Dich nicht fallen. Du kannst Dich auf mich verlassen." Das ist die schönste Botschaft, die sich Freunde vermittelt können.   

Helga König

Montag, 3. Oktober 2016

Helga König: Sentenzen 1.-3.10 2016

Offenheit für Kunst und Ästhetik schützt vor Verdummung. 

In Zeiten der Hyper-Technisierung bemisst sich Intelligenz eines Menschen daran, ob er Poesie im Kern begreift. Das kann eine Maschine nicht. 

Wir können ein Zitat kopieren u. twittern oder selbst eine Sentenz verfassen u. twittern. Immer sagt es über uns etwas aus.Unser Sein-Wollen. 

Wenn man sich konstant über einen Menschen ärgert, sollte man ihm aus dem Weg gehen. Es ist besser so. 

Die Moral von allen Geschichten heißt,  nicht aufzugeben, weiterzumachen, Wege zu suchen, Ideen umzusetzen, an Zukunft glauben. 

Menschen, die frei von Missgunst und Neid sind, lassen sich nicht einspannen in Zwistigkeiten, die Egomanen inszenieren, ihres Vorteils wegen. 

Die wichtigste Eigenschaft eines Demokraten ist Mut. Wer ihn nicht besitzt, duckt sich weg. 

Die wahren Feinde der Menschheit sind grenzenlose Ignoranz, Arroganz, Borniertheit und verblödete Besserwisserei. 

Es geht im Leben nicht primär darum, zu siegen oder zu verlieren, sondern gemeinsam das Leben zu bestehen. 

Gute Werbung darf kein verlogenes Storytelling sein, sondern beruht auf sachlicher Information über ein Produkt. Gute Werbung ist Aufklärung. 

Ein Buch kann Balsam für die Seele sein. 

Ein Lesender ist ein Suchender, der fast immer etwas findet. 

Gottlosigkeit lässt die Menschen zu egomanen Konsumjunkies verkommen. Auf dem Altar der Materie wird die Ethik geopfert. 

Am Tag der Deutschen Einheit kann es nur eine Forderung geben: Ethikschulung und Aufklärung im Hinblick auf den Nationalsozialismus. 

Kaum jemand, wurde nach der Wende so sehr geholfen wie die Menschen in Ostdeutschland. Und wie geht man dort gegen Verfolgte vor? Inhuman. 

Was wir in Dresden bei Pegida und auch in der AfD erleben, ist blanker Egoismus, ist die Nichtbereitschaft zu teilen. Egomanengruppierung. 

Wir sind überfrachtet mit Information, wähnen uns gebildet, doch Bildung ist etwas anders, greift breiter und geht tiefer. 

Wir finden den Menschen in seiner Eigentlichkeit nur dort, wo er selbstvergessen ist. 

Ziel innerer Reifung ist Weisheit. 

Alles, was geschieht, dient inneren Reifeprozessen. 

Das, was ist, anzunehmen, bedeutet, die Chance wahrzunehmen, sie rascher zu durchlaufen. 

Der ehrgeizige Streber ist selten wirklich intelligent.Die Gefahr, dass er zum Mobber wird, ist groß,weil er sein Ziel nur so erreichen kann .

Der Narzissmus ist der große Verhinderer der Harmonie, die wir fast alle anstreben. 

So wie sich Intelligenz magisch anzieht, zieht sich auch Herzenswärme magisch an. 

Am meisten hadert man mit jenen, die uns seelisch am nächsten stehen.

Die Klugheit des Herzens verträgt sich sehr gut mit der Klugheit des Verstandes, sofern sie gemeinsam gewachsen sind. 

Die Seele sieht in der Dunkelheit, weil sie selbst reines Licht ist. 

Jene, die das Licht lieben, fühlen wenn sie sehen. 

Jung zu denken, heißt unbefangen auf alles zu zugehen. 

Wer spielerisch denkt, fühlt sich niemals alt. 

Spielerisches Denken beinhaltet Selbstvergessenheit.Sie ist das Geheimnis der ewigen Jugend 

Jung zu denken, selbst wenn die Erfahrung von Jahrhunderten in uns ruht, heißt zukunftsorientiert zu sein. 

Wir können vieles, nur eines fällt uns schwer, Dinge abzuschließen, die ungeklärt sind.

Helga König