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Samstag, 30. Dezember 2017

Sonntagskolumne Helga König, 31.12.2017

"Nichts unter der Sonne hat Bestand." Jakob Fugger 

Mit großem Interesse habe ich dieser Tage den 2 teiligen TV- Weihnachtsfilm "Die Puppenspieler" gesehen, dessen zentrale Figur Jakob Fugger, der Reiche ist. Über ihn habe ich in der Vergangenheit einige Bücher gelesen und war neugierig, wie viel von der realen Gestalt des großen Kaufmanns in der Filmstory Platz gefunden hat. 

Albrecht Dürer hat den Augsburger Patrizier einstmals porträtiert. Das Gemälde sah ich im Original 2002 auf einer Ausstellung in Wetzlar und konnte mich von dem Porträt nicht lösen. Gut eine halbe Stunde stand ich davor und versuchte diesen Menschen, so wie er war, zu erfassen. Seine Augen faszinierten mich. Sie waren nicht nur klug, sondern schienen sich zu seinen Lebzeiten pausenlos bewegt zu haben. Man spürt, dass dieser Mann alles erfasste, dass er einfach unbeschreiblich intelligent war. 

Der Film wurde nach dem gleichnamigen historischen Roman von Tanja Kinkel gedreht und wartete mit hochkarätigen Schauspielern auf,  unter ihnen Herbert Knaup, der Jakob Fugger darstellt und seine Rolle so gut spielt, dass man meinen könnte, es handele sich tatsächlich um den Mann, den Dürer einst portiert hat. 

Erstaunlich ist, wie viele historische Fakten der Film enthält, ohne dass diese in den Mittelpunkt der Handlung gestellt wurden. Dieser Platz ist offenbar den fiktiven Teilen des Films vorbehalten, denn sie bestimmen  letztlich den Lauf der Dinge.

Da ist zum einen die konvertierte, schöne Muslimin,- Fuggers einstige Geliebte- , die als Hexe verbrannt wird und zum anderen eine hübsche Zigeunerin, der ein ähnliches Schicksal droht. Beide verkörpern das Fremde, das vehement bekämpft wird, übrigens  in allen Jahrhunderten, wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln. 

Hexenverbrennungen waren zu Zeiten Fuggers allerorten an der Tagesordnung. Sie in einem TV- Weihnachtsfilm zu thematisieren,  ist wirklich mutig, denn es sind Dominikanermönche, die den Hexenwahn  in "Die Puppenspieler" anzetteln. Es sind also Kirchenmänner. Doch mache man sich bewusst, es waren nicht alle so. Es waren die Psychopathen und Soziopathen unter ihnen. 

Dass verdrängte Sexualität den Menschen psychisch krank machen kann, weiß man heute. Damals wusste man es vermutlich nicht und erkannte auch nicht die Ursache der Projektionen, denen man ohnehin, sofern man sie überhaupt zur Kenntnis nahm, keinen Wert beimaß. 

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass Jakob Fugger die Hexenverbrennungen grundsätzlich ablehnte, denn er war ein Mann der Vernunft und besaß ein ausgeprägtes ethisches Bewusstsein. Letzteres wird nicht nur in seinen sozialen Projekten, wie etwa der Fuggerei deutlich, sondern in seinen gelebten Kaufmannstugenden. Nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg  bedarf der Fairness. Das beweist das Beispiel Jakob Fuggers.

Fugger war gläubig und genau das hat ihn nicht hochmütig werden lassen. Ihm war bewusst, dass er mächtig und reich war, jedoch von Gottes Gnaden und ihm war es vor allem wichtig, keinem zu schaden. Das sagt er immer wieder, wie historische Überlieferungen zeigen.

Ein Neoliberaler wäre aus ihm niemals geworden.

Jakob Fugger war ein Visionär, kein Puppenspieler, wohl aber ein Drahtzieher, einer der wusste, dass man mit Geld fast alles bewegen kann, aber eben nicht alles.

Bleibt noch festzuhalten: Die fiktiven Teile haben dem Film  nicht geschadet.  Im Gegenteil. Sie sind ein legitimes Mittel  Spannung und Emotion zu erzeugen, nicht nur an Weihnachten.

Helga König

Samstag, 23. Dezember 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 24.12.2017

Vor einigen Stunden postete ich zwei Tweets. 

Sie lauten: 

"Die Grundbedingung ein Menschenfreund zu sein, besteht darin, anderen nicht schaden zu wollen. Würde jeder diese Grundbedingung erfüllen, wäre selbst der Klimawandel kein Problem mehr."

"Der meiste Schaden wird Dritten nicht durch Bosheit, sondern durch Habgier zugefügt."

Ab 1.1.2018 wird es eine neue Rubrik im Onlinemagazin “Buch, Kultur und Lifestyle“ geben. Sie heißt: "Interviews: Begegnungen mit Menschenfreunden im Netz.

Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. Diese Interviews werden dann am Neujahrstag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ähnlich wie andere Textbeiträge von "Buch, Kultur und Lifestyle" werden auch diese Interviews immer wieder in die sozialen Netzwerke gepostet, damit möglichst viele Leser neue Impulse erhalten, wie man ein sinnstiftendes Miteinander entwickeln oder optimieren kann. 

Geplant ist, das ganze Jahr über Menschenfreunde im Netz ausfindig zu machen, Sie nach ihrem Engagement in Sachen Mitmenschlichkeit zu befragen und auf diese Weise immer facettenreicher aufzuzeigen, wo überall Handlungsbedarf besteht und welche positiven Ideen es bereits gibt, die darauf warten, flächendeckend umgesetzt zu werden. 

Der konfessionelle Hintergrund eines Interviewpartners spielt bei der Befragung keine Rolle, ebenfalls nicht die nationale Zugehörigkeit und angedacht auch ist, dass  meine Gesprächspartner mit Menschenfreunden, die sie kennen, spezifische Interviews realisieren, die dann ebenfalls in die Rubrik eingebunden werden. Die Vernetzung aller, die guten Willens sind, ist ein angestrebtes Ziel.

Zu Beginn des Jahres 2017 habe ich ein Interview mit dem Autor Jürgen Schöntauf über sein sehr empfehlenswertes Buch "Sinnstifter" realisiert und durch ihn die "Wertekommission" kennengelernt, mit dessen Vorstandsvorsitzenden Sven H. Korndörffer ich einige Monate später ebenfalls ein Gespräch führen konnte, das auch auf "Buch, Kultur und Lifestyle" veröffentlicht worden ist. 

Schaut man etwas genauer hin, so stellt man fest, dass allerorten soziale Strukturen entstehen, mittels derer Menschenfreunde Veränderungen herbeizuführen suchen, die ein sinnstiftendes Miteinander in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft fördern. 

Gerade vor einigen Tagen habe ich mich mit dem "Club of Hamburg" verlinkt, der sich für einen nachhaltigen Geschäftserfolg durch ethisches Handeln einsetzt und auf Facebook sind viele Benediktiner (m/w) sehr engagiert, um den christlichen Wert der Mitmenschlichkeit täglich  für jeden begreifbar zu vermitteln. 

Die fortschreitende Digitalisierung macht es notwendig, intensiv über Wirtschaftsethik  öffentlich  zu sprechen und sich darüber klar zu werden, dass das Verdichten von Kapital in den Händen weniger zu Machtmissbrauch, zur  Zerstörung der Umwelt und zur Verelendung großer Teile der Menschheit führen kann, wenn Habgier keinen Transformationsprozess durchläuft. 

Solche Prozesse entstehen selbst bei hartgesottenen Egoisten, wenn der Zeitgeist sich ändert und sie feststellen müssen, dass ihr Handlungsspielraum immer enger wird. Damit der Zeitgeist sich ändert, müssen neue, attraktivere Ideen kommuniziert werden. Genau das ist der erklärte Zweck, der noch kleinen neuen Rubrik, die sehr rasch Fahrt aufnehmen wird, wenn alle am gleichen Strang in die gleiche Richtung ziehen und die heißt: Verwirklichung eines sinnstiftenden Miteinanders. 

Allen ein freudvolles Weihnachtsfest wünscht 

Helga König

Samstag, 16. Dezember 2017

Sonntagskolumne Helga König: 17.12.2017

Wie lernen Kinder unterschiedlicher Ethnien und  Gesellschaftsschichten am besten ein sinnstiftendes Miteinander? 

Indem sie miteinander spielen und voneinander lernen, am besten bereits im Kindergarten und im gemeinsamen Unterricht an Grundschulen. 

Kinder gebildeter Eltern lernen schon in den ersten Lebensjahren sehr differenziert zu sprechen und können damit leichter die Inhalte, die im Unterricht vermittelt werden, verstehen. Für Kinder aus bildungsfernen Schichten wird die Sprache selbst dann, wenn sie hochintelligent sind, zur schwer überwindbaren Barriere. 

Leider genügen der Unterricht in der Schule sowie das Lesen von Büchern für schichtenspezifisch gehandicapte Kinder nicht, um schon in jungen Jahren das Sprachniveau von Mädchen und Jungs aus gebildeten Schichten zu erlangen. Es ist also notwendig, dass die Kinder aus unterschiedlichen Schichten viel miteinander sprechen, damit die sprachlich Benachteiligten spielerisch den "elaborierten Code" einüben können. 

Der Nachwuchs aus gehobenen Bildungsschichten erhält die unbezahlbare Erfahrung zurück, dass ihr familiärer Status auch ein anderer hätte sein können und nicht Hochmut, sondern Dankbarkeit sie durch ihr Leben begleiten sollte. Die dünkelfreie Haltung, die aus dieser Erkenntnis erwächst, macht die Menschen sympathisch.

Selbstsüchtige Eltern, die ihren Elitestatus ihren Nachkommen problemlos sichern möchten, werden alles unternehmen, um die schichtenbedingte Sprachbarrieren unüberwindbar zu machen und werden deshalb weiterhin ihre Kleinen ermahnen "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder !". 

Solche Eltern gehen auf die Barrikaden, wenn das Lernziel "Solidarität" heißt, weil sie befürchten, dass ihren Nachkommen intellektuelle Konkurrenz erwächst. 

Noch hysterischer reagieren diese Eltern, wenn im Klassenverband ihrer Kleinen sich Migrantenkinder befinden. Dann sind sie in ihrer latenten Fremdenfeindlichkeit davon überzeugt, ihre Nachkommen würden dadurch verdummen und dazu noch sprachlos werden. 

So aber ist es nicht!

Je unterschiedlicher Menschen sind, umso mehr lernen sie voneinander,  besonders wenn man ihre Neugierde fördert. 

Wer die Gesellschaft nicht spalten möchte und wer daran interessiert ist, dass sich begabte junge Menschen, gleichgültig welcher schichtenspezifische oder ethnische Hintergrund vorliegt, später mal in unsere Gesellschaft einbringen, wird keine Probleme damit haben, allen Kindern faire Chancen einzuräumen und wird nicht der absurden Idee verfallen, dass Menschen verblöden, wenn sie von Kind an mit der Gesellschaft, wie sie sich strukturell tatsächlich zeigt, konfrontiert werden, sondern wird den frühen, für das weitere Leben vorteilhafte  Erfahrungszuwachs sofort sehen. 

Das Bildungsniveau aller wird erhöht, wenn die Tagesschule ab der 1. Klasse Pflicht wird und Kinder aus bildungsfernen Schichten oder anderen Ethnien zusätzlichen Sprachunterricht erhalten. 

Zum Bildungsniveau gehört aber auch das Miteinander. Menschen, die andere ausgrenzen wollen, verfügen selbst, wenn sie 100 Bücher und mehr gelesen haben, weder über Herzensbildung noch über ein akzeptables intellektuelles Niveau. 

Eliten, die sich abschotten möchten, sind zum Untergang geweiht. Das zeigt die Geschichte immer und immer wieder. Aus der Vergangenheit zu lernen,  heißt deshalb, Wege des Miteinanders zu suchen. Sprachbarrieren in der frühen Kindheit schon abzubauen, scheint mir dabei eine sinnstiftende Maßnahme zu sein. 

Helga König

Sonntag, 10. Dezember 2017

Sonntagskolumne Helga König, 10.12.2017

"Alles beginnt mit der Sehnsucht." Nelly Sachs (10.12.1891-12. 5.1970) 

Nelly Sachs, die Verfasserin obiger Sentenz, entstammt einer jüdischen Familie. Die deutsch-schwedische Schriftstellerin erhielt 1966 gemeinsam mit Samuel Joseph Agnon – den Nobelpreis für Literatur "für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren". Bereits ein Jahr zuvor wurde sie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.* 

Seit ihrem 17. Lebensjahr schrieb Nelly Sachs Gedichte und konnte 1921 mit Unterstützung des Schriftstellers Stefan Zweig ihren ersten Gedichtband unter dem Titel "Legenden und Erzählungen" veröffentlichen. Um der Inhaftierung in ein Konzentrationslager zu entkommen, floh die Lyrikerin mit ihrer Mutter 1940 nach Schweden, wo sie zeitweilig als Wäscherin arbeitete, um zum gemeinsamen Lebensunterhalt beizutragen. 

In ihren lyrischen, dramatischen und erzählerischen Arbeiten schrieb die Nobelpreisträgerin über das Schicksal des jüdischen Volkes. Dabei ist ihre Lyrik sehr bildreich, rhythmisch bewegt und von tiefem Gefühl getragen. 

Gestern Abend noch twitterte ich zwei ihrer Sentenzen, die m. E. miteinander korrespondieren: 

"Wer im Dunklen sitzt, zündet sich einen Traum an."

"Alles beginnt mit der Sehnsucht."

Wikipedia definiert: "Sehnsucht (mhd. "sensuht", als "krankheit des schmerzlichen verlangens"[1]) ist ein inniges Verlangen nach einer Person, einer Sache, einem Zustand oder einer Zeitspanne, die/den man liebt oder begehrt. Sie ist mit dem schmerzhaften Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehnsucht nicht erreichen zu können."**

Die Portugiesen kennen den Begriff "Saudade". Dabei handelt es sich um eine bestimmte Form des Weltschmerzes, der in den "Fados" besungen und der von Sehnsucht gespeist wird. 

Wenn Situationen keinen Raum mehr für Hoffnung lassen, so wie dies einst in Konzentrationslagern für die dort Inhaftierten zumeist der Fall war, dann bleibt nur noch die Sehnsucht, der Traum also, den man im Dunkeln anzündet. Er verursacht Schmerz und lässt das reale Dunkel und die Ängste, die dies auslöst, für eine gewisse Zeit vergessen. 

Unerträgliche reale Situationen lassen sogar Todessehnsucht entstehen, sei es, um einem geliebten, verstorbenen Menschen nachzufolgen oder um Ausweglosigkeiten, welcher Art auch immer, zu entkommen. 

Menschen, die bei allem Realismus es schaffen, die Hoffnung nicht aufzugeben, können sich vor der Todessehnsucht bewahren. 

Sehnsucht, wenn sie nicht Todessehnsucht wird, kann allerdings ein Motor für viel Neues werden. So begann Nelly Sachs in dem Augenblick Gedichte zu schreiben als sie als Siebzehnjährige unglücklich verliebt war. 

"Alles beginnt mit der Sehnsucht" ist die erste Zeile eines Gedichtes von Nelly Sachs, das dem Leser verdeutlicht, das "Sehnsucht" letztlich darauf abzielt, das göttliche Licht zu finden und sich dadurch in Sicherheit zu wissen, egal was geschieht. Das göttliche Licht allein zeigt uns den Weg aus der Dunkelheit. 

Sehnsucht
Alles beginnt mit der Sehnsucht,
immer ist im Herzen Raum für mehr,
für Schöneres, für Größeres –
Das ist des Menschen Größe und Not:
Sehnsucht nach Stille, nach Freundschaft und Liebe.
Und wo Sehnsucht sich erfüllt,
dort bricht sie noch stärker auf –
- Fing nicht auch Deine Menschwerdung, Gott,
- mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an?
So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen,
Dich zu suchen,
und lass sie damit enden, 
Dich gefunden zu haben.***

Heute am 2. Advent brennen zwei Lichter symbolisch am Adventskranz  Sie erinnern uns  an das göttliche Licht, das alles zu erhellen vermag, selbst das tiefste Dunkel.

Helga König

*Wikipedia: Nelly Sachs
**Wikipedia: Sehnsucht

Samstag, 2. Dezember 2017

Sonntagskolumne Helga König: 3.12.2017

"Eine Gesellschaft braucht aber Normen und Spielregeln, ohne einen ethischen Minimalkonsens kann sie keinen Bestand haben." Vorwort zu "Macht und Moral" Marion Dönhoff, 2000 

An diesem Wochenende habe ich mich entschieden, ein Zitat von Marion Gräfin von Dönhoff, einer der bedeutendsten Publizistinnen der bundesdeutschen Nachkriegszeit,  meiner Sonntagskolumne voranzustellen, weil Gräfin Dönhoff  am 2.12. vor 108 Jahren geboren wurde und ich die Bücher, die diese große Ostpreußin geschrieben hat, allen, die sie noch nicht kennen, zu lesen empfehlen möchte.

Wir leben in Zeiten, in denen Regelbrüche immer häufiger als Glanzleistungen verkauft werden, weil man sie als Mittel betrachtet, um seine egoistischen Ziele rascher und erfolgreicher durchsetzen zu können. 

Wer Spielregeln einhält und insofern fair spielt, wird nicht selten in Familien, in der Wirtschaft und auch in der Politik feststellen, dass er dadurch das Nachsehen hat. Das liegt nicht an den Spielregeln, sondern einzig an den selbstsüchtigen Falschspielern, die sich nicht um diese Regeln scheren und andere bewusst täuschen, um "ihr Ding" widerstandslos durchziehen zu können.

Sich unethischen Gegebenheiten anzupassen, bedeutet an der Verkommenheit und Dekadenz der Gesellschaft mitzuarbeiten, gleichwohl dadurch ein materiell oder ansonsten irgendwie angenehmeres Leben führen zu können, so beispielsweise nicht verlacht und ausgegrenzt zu werden. Der vermeintlich Dumme wird von unfairen Zeitgenossen stets verhöhnt, weil man ihn so demütigen möchte und er wird zu guter Letzt dann sogar  als "Spielverderber" angeprangert. Das macht es nicht gerade attraktiv, fair zu bleiben.

Man muss sehr stark und innerlich gefestigt sein, wenn man sich zu einem unverbrüchlichen NEIN zu unethischem Treiben entschließt und geht besser zeitig seiner Wege, bevor man sich an brachialen Egotrippern aufreibt, die als Mitglied unethischer Gruppierungen zumeist am längeren Hebel sitzen. 

Gräfin Dönhoff hat Recht, wenn sie schreibt, dass eine Gesellschaft, ohne ethischen Minimalkonsens keinen Bestand hat. Die nationalsozialistische Gesellschaft hat dies sehr deutlich bewiesen. Wie schon erwähnt, auch Familien ohne ethischen Minimalkonsens zerbrechen, weil sie zu Orten perversen Hauens und Stechens verkommen. Genau dies geschieht in jüngster Zeit immer häufiger wie man allgemein beobachten kann. 

Wer allerdings "Nach-mir-die Sintflut" denkt, dem ist es eben einerlei, was nach ihm sein wird. Er versucht zu seinen Lebzeiten möglichst straflos alle Spielregeln zu brechen, wenn dies nützlich für ihn sowie die Seinen ist und fordert Einhaltung von Normen immer für dann ein, wenn sie ihm Schutz bedeuten. 

Der Neoliberalismus hat die alte Verkommenheit der Nazi-Zeit wieder gesellschaftsfähig gemacht. Was dies zu bedeuten hat, erleben wir täglich. Wir sollten uns auf ein gemeinschaftliches NEIN zu Norm- und Regelbruch in demokratischen Gesellschaften einigen und uns stattdessen für faire Normen und Spielregeln stark machen, als jenen das Feld zu überlassen, die uns abermals ins Chaos zu stürzen suchen. Dann brauchen wir auch nicht unsere Koffer zu packen, weil Terror das Leben  vor Ort unerträglich gemacht hat.


Helga König

Sonntag, 26. November 2017

Sonntagskolumne Helga König: 26.11.2017

"Eine Eiche und ein Schilfrohr stritten über ihre Stärke. Als ein heftiger Sturm aufkam, beugte und wiegte sich das Schilfrohr im Wind, um nicht entwurzelt zu werden. Die Eiche aber bleibt aufrecht stehen und wurde entwurzelt." Aesop, um 550 v. Chr. 

Gestern hat der Autor Raimund Schöll, dessen Buch "Alltagsfluchten" ich vor kurzem auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert habe, obigen Text des griechischen Fabeldichters Aesop auf Twitter gepostet. Als ich den Tweet las, entschied ich mich spontan, im Rahmen einer Kolumne zu hinterfragen, was der alte Grieche dem Leser hier eigentlich mitteilen möchte. 

Der Dichter Aesop wurde erstmals bei Herodot im 6. Jahrhundert erwähnt. Er soll als Sklave nach Samos gekommen sein und wurde dort von seinem Herren aufgrund seines Esprits freigelassen. Laut Plutarch wurde Aesop Opfer eines Justizirrtums und ist in Delphi ermordet worden. 

Äsopische Fabeln sind mythische oder auch weltliche kurze Erzählungen, die als Gleichnis in Erscheinung treten. Dabei werden Pflanzen oder Tieren menschliche Eigenschaften bzw. Verhaltensmuster zugeschrieben, um diese zu demaskieren. 

Ist es ein Ausdruck von Stärke, sich wie Schilfrohr im Wind jeweiligen Gegebenheiten anzupassen, um auf diese Weise, egal was ist oder kommt, möglichst zu überleben? 

Gibt es nicht Situationen, die es erforderlich machen, für seine ethische Grundhaltung sogar mit seinem Leben einzustehen? 

Ist ein Mensch nicht gerade dann innerlich stark, wenn er aufrecht wie eine Eiche zu seinen Positionen steht und billigend in Kauf nimmt, dass er dadurch mit vielen Nachteilen, vielleicht sogar mit seinem Tode rechnen muss? 

Waren eine Sophie Scholl und all jene Märtyrer in der Menschheitsgeschichte, die sich dem Bösen widersetzten, einfach nur dumm oder doch eher die klügsten und innerlich stärksten Persönlichkeiten, die die Menschheit hervorbrachte? 

Despoten in allen Jahrhunderten schätzen Menschen, die sich wie Schilfrohr im Wind anpassen, denn solche Menschen lassen sich für jede Schandtat als willige Helfer einsetzen. Ein Mensch, der fest in seinen ethischen Grundsätzen verwurzelt ist, wird es darauf ankommen lassen, weil er weiß, dass der Verrat dieser Grundsätze ihn entseelen würde. 

Wer seine ethischen Grundsätze verrät, um sich am Trog eines Despoten aufzumästen, verliert das, was einen Menschen zu einem innerlich starken Menschen macht: die Persönlichkeit. 

Gottlob gibt es immer wieder innerlich starke Persönlichkeiten, deren Spiritualität, Überzeugung und Selbstaufopferung weltweit Anerkennung finden. Der Inder Mahatma Gandhi,  ein gläubiger  Hindu, hatte in London Jura studiert, bevor er die Idee des zivilen Ungehorsams entwickelte und  Kampagnen gegen die Ungerechtigkeiten der Briten in Indien organisierte. Gandhi praktizierte Gewaltlosigkeit und wurde 1948 ermordet. 

Auch der britische Lordkanzler Thomas Morus, der zu seinen Lebzeiten unbeugsam für humanistische Werte eintrat, wurde ermordet und ich könnte noch Hunderte dieser vorbildlichen Persönlichkeiten (Eichen) aufzählen, die innerlich nicht zerbrachen bei all den Stürmen, denen sie äußerlich ausgesetzt waren und die ihnen nicht selten Folter und den Tod brachten. 

Ein innerlich starker Mensch überlebt, selbst wenn er scheinbar entwurzelt, anderen Räumen entgegengeht. Das unterscheidet ihn vom Personen, die eigenständiges Gehen verlernt haben und sich von anderen stets nur feige oder vorteilsdenkend in Richtungen treiben lassen, in denen sie  innerlich verkümmern.

Helga König

Samstag, 18. November 2017

Sonntagskolumne Helga König: 19.11.2017

"Leute, die für alles Verständnis haben, bieten keinen Halt." 

Der Designer Wolfgang Joop, der dieses Wochenende seinen 73. Geburtstag feiert, ist der Verfasser des obigen Zitates, über das es sich lohnt, nachzudenken. Stimmt das, was er hier sagt? 

Wer für alles Verständnis hat und dieses auch zeigt, mag zwar dennoch vielleicht Grenzen formulieren, doch kaum einer hat mit Konsequenzen zu rechnen, wenn diese Grenzen übertreten werden, weil der Verständnisvolle stets eine Erklärung parat hält, wieso und warum, der andere die Grenzen überschritten hat und sich dann schwer tut mit eventuell notwendigen Sanktionen. Der Grenzüberschreiter (m/w) freut sich, wenn er bei allem noch getröstet wird und macht jenen, die sich korrekt verhalten, eine lange Nase. 

Bei Kindern ist offen gezeigtes Verständnis für Fehlverhalten besonders fatal, weil der Raum, mit dem sie konfrontiert werden, auf diese Weise endlos erscheint und sie keinen Halt mehr finden. So lernt das Kind nicht konsequent mit seinen Affekten und Begehrlichkeiten umzugehen, diszipliniert zu sein und grundlegende Kulturtechniken einzuüben. Das hat dann zumeist verheerende Folgen, nicht erst im späteren Leben. 

Wer Verständnis hat, sollte dieses nicht immer zeigen und zwar, um Dammbrüche bei denen zu verhindern, die sich aufgrund der verständnisvollen Haltung immer mehr herausnehmen. So entstehen beispielsweise kleine Tyrannen, die in Familien für viel Kummer sorgen und erst an Haltlosigkeit gewöhnt, auch später im Beruf und im gesellschaftlichen- sowie im Privatleben stets aufs Neue ausloten, ob sie auf Menschen stoßen, die für ihr immer ausgeprägteres egoistisches Verhalten exkulpierendes Verständnis aufbringen. 

Für jedes Verhalten, auch für jedes Fehlverhalten gibt es Gründe und je mehr man sich mit Psychologie befasst, umso klarer wird, wieso ein Mensch sich in irgendeiner Weise verhält bzw. fehlverhält. Verstehen bedeutet aber noch lange nicht, entschuldigendes Verständnis aufzubringen. 

Bewusst muss uns sein, dass Verständnis nicht dazu führen kann, Haltlosigkeit zu forcieren, denn auf diese Weise entwickeln sich nicht nur kleine Tyrannen, sondern später dann auch Psychopathen und Verbrecher. 

Das Verständnis wird, wenn man in dessen Folge alles zulässt, vom Haltlosen (m/w) als innere Schwäche interpretiert. Der Haltlose (m/w) lebt einerseits, wo er nur kann, seine Haltlosigkeit aus, sucht aber zugleich verzweifelt nach Halt und gerät nicht selten an dubiose Menschen, die ihm das vermitteln, was ihm als Kind und auch späterhin verwehrt wurde: Glasklare Grenzen. 

Spieler wissen das ebenso, wie Haltlose, die in Sekten oder mafiöse wie auch rechtsradikale Kreise geraten sind. 

Speziell die Verantwortungslosigkeit eines Menschen hat ihren Ursprung leider allzu oft in zu viel gezeigtem Verständnis eines Erziehungsberechtigten in jungen Jahren. Im Grunde spiegelt der Verantwortungslose die Verantwortungslosigkeit des Erziehungsberechtigten, die darin besteht, keinen Halt gegeben zu haben. 

Um einer aufrichtiger, gradliniger Mensch zu werden, benötigt ein Mensch als Kind Vorbilder und er benötigt vor allem Halt, um neugierig  seinen Raum zu erkunden und ihn ethisch zu definieren.

Der Philosoph Kant sagte "Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt". Genau das muss jeder Mensch neu erlernen. Hat er dies begriffen, hat er seinen Raum ethisch definiert und  damit die Grundlage für ein positives Miteinander geschaffen.

Helga König

Sonntag, 12. November 2017

Sonntagskolumne Helga König, 12.11.2017

Dieser Tage schrieb ich einen Tweet mit folgendem Inhalt: "Was mich derzeit besonders interessiert: Wie entstehen emotionale Abhängigkeiten und wie kann man gefühlskalten, berechnenden Menschen rechtzeitig das Handwerk legen?"

Dieser Tweet wurde erstaunlich oft gelesen, wie die Anzahl der Impressionen erkennen lässt. Das Thema emotionaler Hörigkeit scheint demnach zu bewegen. 

Eine der Userinnen postete als Antwort einen Clip, der das Verhalten von Narzissten näher erläutert, offenbar als Hilfsinstrument, um besagten Menschen das Handwerk zu legen. Emotionale Hörigkeit bedarf aber eines Psychopathen als Täter. Narzissten sind in der Regel nicht ausreichend machtbesessen. Oft genug sind gerade sie Opfer von Psychopathen.

Fest steht, es gibt Menschen, die andere in Abhängigkeit bringen wollen, um sie zu dominieren und dabei Strategien anwenden, mittels denen ihr Ansinnen zumeist auch gelingt. Einem Text der Autorin Barbara Barasinger entnahm ich, dass die Wirkmechanismen bei Hörigkeit darauf basieren, dass der Betroffene nie genau weiß, wann sein Gegenüber auf ein Verhalten positiv reagiert und wann es auf dasselbe Verhalten schlagartig negativ antwortet. Aufmerksamkeit und Zuneigung kommen und gehen offenbar wie sie wollen. Mitunter wirkten die Täter so als ob sie von Liebe restlos entflammt wären, doch im nächsten Moment seien sie kühl, unnahbar und distanziert. 

Damit umzugehen fällt vermutlich allen schwer. Menschen mit ausreichendem Selbstwertgefühl kappen solche Beziehungen früher oder später, - in Familien oder im Beruf ist dies leider nicht so leicht möglich- um sich dem demütigenden Verhalten, das auf diese Weise entstehen kann, zu entziehen. 

Wer darauf wartet, dass der Täter (m/w)  mit dem miesen Verhalten irgendwann aufhört, wartet vergeblich, denn das Emotionen anderer ausrechnende, für sich vorteilhafte Agieren ist ein Teil seines Persönlichkeitsmusters. Wenn das emotionale Verwirrspiel auf unsichere Personen trifft, die sich selbst nicht akzeptieren und die zur Unterwerfung neigen, so Barasinger, dann setzt die destruktive Wirkung vollständig ein. 

Der Psychopath Hitler hatte einen Großteil der Deutschen so sehr hörig gemacht, dass sie den totalen Krieg bejahten und mit ihm ihren Untergang. 

In manchen Firmen werden Verwirrspiele gepaart mit Intransparenz eingesetzt, um Mitarbeiter oder Kunden zu dominieren und dies gelingt sogar erstaunlich erfolgreich. 

Menschen, die Hörigkeit, d.h. emotionale Abhängigkeit erzeugen wollen, versuchen bei ihren Opfern psychisches Unbehagen auszulösen, indem sie mit der Zuwendung spielen. Das Opfer wird im Unklaren gelassen über die Gründe der Launenhaftigkeit des Akteurs und versucht es dem Energievampir immer intensiver Recht zu machen, um dessen Akzeptanz zu erhalten und seine Ablehnung nicht aushalten zu müssen. 

Emotionale Hörigkeit kann,  wenn sie längere Zeit besteht, die Persönlichkeit vollständig verändern. Deutlich wird dies in Sekten. Wenn Hörigkeit seelisch nicht mehr zu ertragen ist, kann sie sogar zum Tod führen, nicht nur durch Suizid, sondern auch aufgrund körperlicher Krankheit als Ergebnis von Seelenqual.

Es geht letztlich um den freien Willen, der gebrochen werden soll. Der Hörige wird zum Werkzeug des Täters gemacht. Die Täter (m/w), so meine immer wiederkehrenden Beobachtungen, sind  häufig sehr faul, delegieren mit Vorliebe und  sind immer selbstsüchtig, kaschieren dies aber geschickt und bringen ihre Opfer durch Zuneigungsentzug dazu, für sie den "Zwangsarbeiter" zu geben. Das Muster ist immer das Gleiche, in Familien, in Firmen, in Vereinen, in der Politik. Dabei erstaunt mich mittlerweile nicht mehr, dass sehr gute Ausbildungen und hohe Intelligenz der Opfer  als Hemmschuh keine Rolle spielen im "Unterwerfungsspiel" von oftmals mittelmäßigen, gefühlskalten Zeitgenossen.  

Wie kann man gefühlskalten, berechnenden Menschen rechtzeitig das Handwerk legen? NEIN sagen, ohne Wenn und Aber, einen anderen Weg gibt es nicht. Das NEIN-Sagen  fällt allerdings leichter, wenn man sein Selbstwertgefühl kultiviert.

Helga König

Sonntag, 5. November 2017

Sonntagskolumne Helga König, 5.11. 2017

"Ein habgieriger Mensch hat nie genug an dem, was ihm beschieden ist, und kann vor lauter Geiz nicht gedeihen"
Quelle: Altes Testament. Das Buch Jesus Sirach (#Sir 14,9)  

Den Grad an Habgier eines Menschen kann man an seinem Geiz bemessen, der sich beispielsweise in mangelnder Gastlichkeit sehr rasch offenbart. So sollte man auf keinen Fall mit Menschen eine Geschäftsbeziehung beginnen, die beim ersten Gespräch es noch nicht mal für nötig befinden, ein Glas Wasser oder einen Kaffee anzubieten. In einem solchen Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass man bei zukünftigen Geschäften über den Tisch gezogen wird, weil der Geschäftspartner in seinen Geschäften die Habgier dann rücksichtslos auslebt. Seine Charaktereigenschaft "Geiz" bestimmt sein Habsuchtshandeln und lässt ihn als  Mensch im Herzen immer kleiner und hässlicher werden.

Geiz wird im Gegensatz zu Sparsamkeit nicht anerzogen, sondern scheint genetisch verankert zu sein. Es gibt Familien, die seit Generationen wegen dieser Untugend verschrien sind und über die nicht selten zahllose, wenig rühmliche Anekdoten erzählt werden. Großzügige Menschen belächeln den Kleinmut, der in diesen Anekdoten  thematisiert wird.

Sparsamkeit und Geiz sollte man nicht verwechseln, denn der Geizige spart nicht aus Vorsorge. Der Geizige lebt generell vom Nehmen und will auf keinen Fall anderen etwas von sich und dem, was er hat, abgeben. Kurzum der Geizige will vor allem alles umsonst und davon viel, um seinen Geiz zu befriedigen. 

Geizige Menschen geizen auch mit Gefühlen, erscheinen kalt, unangenehm abweisend, gönnen dem anderen noch nicht einmal ein freundliches Wort. Ein geiziger Mensch geizt zudem mit vielen anderen sozialen Gaben und lässt seine Mitmenschen eher verhungern, als dass er von seinen Vorräten etwas abgibt, selbst wenn diese Vorräte viele Kornkammern umfassen.

Die Ablehnung von Nothilfe beispielsweise für Flüchtlinge ist genau diesem Laster geschuldet. Menschen, die christlichen Werten wie Barmherzigkeit verbunden sind, entscheiden sich bei Flüchtlingswellen problemlos fürs Geben, um in der Not zu helfen. Geizige versuchen aus der Not anderer ein Geschäft zu machen. Diese Menschen nehmen Elend und Not um sich herum nicht wahr, weil ihr Geiz dies nicht zulässt. Sie behaupten zumeist, die Opfer seien selbst schuld an ihrer Lage und hätten kein Recht weiter zu leben, wenn sie ihre Probleme nicht ohne Hilfe lösen können. Ihr Geiz lässt Mitmenschlichkeit keine Chance und ihre Ausreden sind grenzenlos, wenn es darum geht, sich human zu verhalten. 

Ein Geiziger gibt nur unter der Prämisse ein Vielfaches wiederzubekommen, ansonsten erstickt er lieber an seiner Habe, als etwas abzugeben. Wer einen Geizigen betrügen will, muss ihm einen hohen Vorteil versprechen, denn sein Vorteilsdenken ist bei Weitem größer als seine Skepsis. 

Verschwender gieren zwar auch stets nach Mitteln, nicht aber um diese zu horten, sondern wohl eher, um damit den Krösus zu geben. Der Geizige verschwendet nichts, zumindest nicht an Dritte oder für Dritte sichtbar. 

Der Geizhals fühlt sich am wohlsten in der Rolle der unauffälligen, grauen Maus, der man die Gier nicht sofort ansieht, denn mit dieser Tarnung lässt sich einfacher zugreifen und zudem seinen Geiz  glaubhafter als notwendige Sparsamkeit tarnen.

Weil Geiz keine Krankheit, sondern eine Charaktereigenschaft ist, gilt: 

"Ein Geizhals ist auch mit Geld nicht heilbar."(Erhard Horst Bellermann)

Wer je einem Geizhals (m/w) begegnet ist, hat bluten müssen, denn Geizhälse sind die wahren Vampire in dieser Welt. Das sollte jeder wissen.

Geiz ist nicht geil, sondern ist eine der miesesten Charaktereigenschaften, die ein Mensch haben kann. Abtörnend ohne Ende.

Helga König

Samstag, 28. Oktober 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 29.10.2017

"Die Tochter des Neides ist die Verleumdung." Giacomo Girolamo Casanova (1725 – 1798) 

Dieser Tage hat #Anja_Reschke in der Sendung Panorama im Ersten Programm über den Fall des Moderators und Journalisten #Jörg_Kachelmann berichtet, der von einer ehemaligen Geliebten 2010 massiv verleumdet wurde, deshalb monatelang in Untersuchungshaft saß und auf diese Weise seine Reputation verlor. Dieser Verlust führte zu einem extremen Karriereknick. 

Unmittelbar nach der Sendung twitterte ich spontan: "Sehr guter Beitrag im NDR zu #Kachelmann. Er war zu sympathisch. Das wurde ihm zum Verhängnis. Rufmord ist typisch in einem solchen Fall." 

Kachelmann war zum Zeitpunkt der für ihn tragischen Ereignisse im Jahre 2010 unglaublich erfolgreich und wegen seines lockeren, sehr sympathischen Auftretens ein typischer Frauenliebling. Männer dieser Art- es gibt nicht so viele davon- sind zumeist Zielscheibe von neidischen Geschlechtsgenossen, die immerfort nach Gründen Ausschau halten, um dem umschwärmten, charmanten Alphamann beruflich oder privat ein Bein zu stellen bzw. ihm gänzlich den Garaus zu machen. 

Die Story, die die ehemalige Geliebte damals der Polizei und später dem Gericht auftischte, war so durchsichtig und absurd, dass ich mich 2010 bereits wunderte, dass man dieser Person überhaupt Glauben geschenkt hat. 

Geärgert habe ich mich über jene Feministinnen, die den Fall dazu nutzen, ihre Vorurteile gegen Männer medienwirksam auszuleben, anstelle ihren Kopf zu gebrauchen, um zu hinterfragen, was hier eigentlich passieren sollte und dann tatsächlich auch geschehen ist: Hier wurde jemand kaltgestellt. Jörg Kachelmann hieß das Opfer, das durch die Medien getrieben und fertiggemacht wurde.

Kachelmann, ein Seiteneinsteiger in der Meteorologenbranche wird sicherlich Neider ohne Ende gehabt haben als er am Zenit seines Erfolgs stand. Dabei wird sein kometenhafter Aufstieg seine Konkurrenz aus promovierten Kreisen gewiss dazu veranlasst haben, eifrig die Messer zu wetzen.  Das übliche Procedere... Bleibt zu hoffen, dass nicht eines dieser Messer es war, mittels dem sich die ehemalige Geliebte zwecks Kachelmanns Rufschädigung Kratzer an ihrem Hals anbrachte. 

Zu meinen Erfahrungen zählt, dass fast alle Menschen bestechlich sind und dass selten etwas aus Hass, zumeist Niederträchtiges aufgrund von Vorteilsdenken geschieht. 

"Die Tochter des Neides ist die Verleumdung". Genau das ist der Punkt, weshalb Jörg Kachelmann, trotz seines Freispruchs und trotz der Tatsache, dass die ehemalige Geliebte nachgewiesenermaßen gelogen hat*, noch immer nicht vollständig in der Gesellschaft rehabilitiert ist, wie man Kommentaren im Netz und Umfragen in der Panorama-Reportage entnehmen kann. 

Inwieweit Neid- und Gierhälse im Hintergrund noch immer ihr Süppchen auf der Verleumdung der ehemaligen Geliebten kochen und Kachelmann auf diese Weise eine 2. Chance verwehren möchten, wäre spannend zu erfahren.

Meine ungebrochene Sympathie gilt dem Freigeist #Jörg_Kachelmann, dem viele übel mitgespielt  haben, aufgrund der Falschaussage einer Frau, die nicht nur ihm, sondern all den Geschlechtsgenossinnen, die tatsächlich Opfer eine Vergewaltigung wurden, gewaltig geschadet hat. 


Helga König

Samstag, 21. Oktober 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 22.10. 2017

"Der Mangel an geistigem Lebensgehalt bedingt den Mangel an Humanität." Joseph Roth 

Diesen Satz twitterte vor einigen Tagen der Autor #Raimund_Schöll. Die Sentenz stammt von dem österreichischen Schriftsteller #Joseph_Roth (1894-1939), der während des 1. Weltkrieges erste Gedichte und feuilletonistische Arbeiten veröffentlichte und anschließend für Zeitungen in Wien, Prag und Berlin tätig war. Nach 1933 emigrierte der Schriftsteller nach Frankreich und engagierte sich dort gegen den Nationalsozialismus.  Ob das Zitat aus einem seiner Bücher stammt oder ob es ein Satz aus einer seiner Kolumnen ist, ist mir nicht bekannt, doch gewiss scheint mir zu sein, dass er damit den Prototyp des Nazis im Fokus hatte und insofern auch dessen legendäre Unmenschlichkeit. 

Dass ein geistiger Lebensgehalt -hierzu gehört eine kritische Haltung zum eigenen Denken und Tun- dazu beiträgt, allein schon aus Vernunftgründen mitmenschlich zu handeln, davon bin ich überzeugt.  Allerdings meine ich, dass es in erster Linie die #Herzensbildung ist, die uns davon abhält, inhuman zu handeln, sogar selbst dann, wenn viele um uns herum sich abgründiger Grausamkeiten aus ideologischen Gründen verschrieben haben, so wie dies im Nazi-Deutschland einst der Fall war. 

Herzensbildung setzt voraus, dass man seinem Ego und dessen Habenwollen einen nicht allzu großen Raum zubilligt, sich immer und immer wieder im Verzicht zugunsten anderer übt, ohne dadurch in Wut zu geraten. Das ist vielleicht eine der schwersten Übungen, weil sie Selbstüberwindung voraussetzt und diese zugleich zum Ziel hat. 

Herzensbildung bedingt, dass man offen auf andere zugeht, seine Vorurteile hinterfragt, Menschen wohlwollend beobachtet, ihnen zuhört, mit ihnen spricht, um zu erkennen, dass sie- egal, wo auf Erden und in welchen Verhältnissen sie geboren worden sind-, genau wie wir fühlen, genau wie wir Zuspruch und Anerkennung als fühlender Mensch benötigen und in Not natürlich unsere Hilfe erhalten sollten. 

Herzensbildung wird gefördert durch die Kultivierung eines ehrlichen, freundlichen Wesens. Wer jeden Tag ein gutes Wort für einen ihm nicht bekannten Menschen, von dem er weder Vor- noch Nachteile zu erwarten hat, bereithält, ist dabei seine Herzensbildung zu vergrößern und spürt  zugleich wie er innerlich aufhellt. 

Ein Mensch ohne Herzensbildung empfindet weder Sorgen, Leid noch Schmerz anderer, da er den anderen nicht wahrnimmt. Das ist der Fluch des Egokosmos.

Dem Herzensungebildeten  sind seine Mitmenschen gleichgültig, sofern er keinen Vorteil von ihnen zu erwarten hat. Anstelle zu lächeln oder zu lachen, können solche Menschen nur dem Lächeln ähnelnde Grimassen ziehen (und zwar nur dann, wenn sie etwas haben wollen), ansonsten ist der Gesichtsausdruck stets abweisend und blasiert. 

Die Nazis im Hitlerdeutschland waren das Paradebeispiel für einen extremen Mangel an Herzensbildung. Anstelle eines weichen Herzens lebten sie ihre geisteskranke Herrenmenschideologie aus, die ihnen die Legitimation verschaffte, andere niederzutrampeln, sie zu berauben, zu foltern oder zu töten. 

Herzenbildung schützt davor, inhuman zu werden, deshalb sollten Eltern und Erziehende alles dafür tun, damit das weiche Kinderherz nicht von Jahr zu Jahr mehr verhärtet. Wer seinem Kind Aufmerksamkeit und viel Zärtlichkeit schenkt, es vor allem nicht verrät, der muss sich um die humanistische Entwicklung seines Nachwuchses keine Sorgen machen. 

Der Mangel an Herzensbildung im Neoliberalismus hat Menschen besonders in Drittländern unsägliches Leid gebracht. Der Rassismus der Rechtsradikalen im Hier und Jetzt deutet auf ein  Wiederaufflammen der Nazi-Herrenmensch-Ideologie hin, die Ursache für 80 Millionen Tote  im 2. Weltkrieg war.  Das sollte nachdenklich stimmen.

Ein ungebildetes Herz ist anfällig für Größenwahn und Niedertracht. Das hat die Geschichte gezeigt.


Helga König

Samstag, 7. Oktober 2017

Sonntagskolumne Helga König, 8.10.2017

"Manche Leute altern, andere reifen." Sean Connery 

Als ich vorhin einen Clip mit einem Song der heute 73 jährigen Françoise Hardy twitterte, fielen mir wieder die Worte des Schauspielers Sean Connery ein: "Manche Leute altern, andere reifen". 

Dieser Satz trifft selbstverständlich auf Frauen wie Männer gleichermaßen zu. 

Die wunderschöne Françoise Hardy ist ein Beispiel dafür, was es bedeutet, einen erkennbar guten Reifeprozess durchlaufen zu haben und auch die 80 jährige hochattraktive Vanessa Redgrave strahlt diese innere Schönheit aus, die das Ergebnis eines solchen Reifeprozesses ist. 

Bei korrupten Politikern oder jenen mit extremem Machtanspruch wird mit den Jahren aus deren Gesicht eine böse Fratze. Beispiele dieser Art gibt es genug. Das Innenleben will sich nun endlich zeigen und tut es auch ohne Scham. 

Sind die Bilder schlecht ausgeleuchtet, sieht man ab einem gewissen Alter durchzechte Nächte, sexuelle Ausschweifung, maßlose Gier in vielen Belangen, auch Niedertracht und anderes mehr, ahnt dass diese Menschen ein Leben führten und führen, das wenig Raum für Reifung zulässt. 

Reifeprozesse machen erforderlich, dass man immer wieder innehält, sich zurückzieht, in Klausur geht, sein Denken und Tun hinterfragt, Lebensenergien nicht sinnlos vergeudet, weil man ständig auf der Flucht vor sich selbst ist und sich zwanghaft ablenken muss.

Reifeprozesse führen vom Ego fort, hin zur Gemeinschaft, hin zu humanitärem Engagement, hin zu immer mehr Herzensbildung. 

Reifung heißt reicher an Erkenntnis  zu werden und  dabei stets gütiger. 

Altern im Gegensatz zum Reifen bedeutet letztlich engstirnig oder gar völlig verbohrt zu werden, auch unangemessenes Verhalten an den Tag zu legen, sich unter Umständen geradezu kindisch zu verhalten, während sich das Antlitz immer mehr verfaltet. 

Das Hinterherlaufen einer Zeit, die schon lange abgelaufen ist, kennt man von alten Männern, die  in Drittländern  nach jungen Liebhaberinnen Ausschau halten und  zu diesem Zwecke wie besessen Viagra schlucken aber auch von Frauen, die sich liften lassen, um ihr gelebtes Leben zu verbergen und kaum Zeit finden über das ihnen noch verbleibende nachzudenken. 

Wer reift, ängstigt sich im fortlaufenden Reifeprozess nicht vor dem Tod, der früher oder später jeden ereilt. Wer stattdessen unreflektiert altert, dem steht die Hölle bevor, je älter er wird.  Mir sind solche hochbetagten Menschen begegnet, die immerfort vor sich und ihren Schandtaten weggelaufen sind. Reifer hat sie das nicht gemacht. Gestorben sind sie einsam. 

Helga König

Samstag, 30. September 2017

Sonntagskolumne: Helga König, 1.10.2017

Gestern verlinkte ich einen Tweet des offiziellen Accounts von #Auschwitz_Memorial. In diesem Tweet wird an die Gräueltaten der Nazis vom 29/30. September 1941 erinnert. Unter der Verantwortung des Heeres der Deutschen Wehrmacht wurden in #Babyn_Yar in einer Schlucht auf dem Gebiet der ukrainischen Hauptstadt Kiew 33. 771 Juden  grausamst ermordet. Besagter Massenmord an der jüdischen Bevölkerung geschah, nachdem die 6. Armee und die Einsatzgruppe C der SS in Kiew einmarschiert waren. Bei der Durchführung des Holocaust in Russland spielte die Ordnungspolizei eine ebenso wichtige Rolle wie die Einsatztruppen und die SS, weiß man spätestens seit Daniel Goldhagens Buch "Hitlers willige Vollstrecker". 

Dabei nahm die Beteiligung der Polizeibataillone an den großangelegten Mordeinsätzen im Rahmen des Völkermordes am 22.6.1941 mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion seinen Anfang. Die Einsatztruppen ermordeten in den eroberten sowjetischen Gebieten weit mehr als 1 Million Juden. Die Polizeibataillone, die zum größten Teil aus Reservisten bestanden, trugen maßgeblich zu diesem Massaker bei. Das sei hier nochmals betont.* 

Wie grausam dieses Morden sich gestaltete, belegt Goldhagen an vielen Beispielen, so auch an einem Blutbad in der Stadt Bialstok, das hohe symbolische Bedeutung gewinnen sollte. Nachdem die Schergen der Nazis die Juden unsäglich gedemütigt hatten, trieben sie diese in eine riesige Synagoge, verteilten Benzin rund um die Gebäude, warfen einen Sprengkörper durch das Fenster, um den Holocaust zu entzünden. 700 Juden starben auf dies Weise einen qualvollen Tod.*

Überall in Europa geschahen solch unsägliche Verbrechen an der Menschlichkeit im Auftrag der Nazis. Jugoslawien und Griechenland wurden 1941 überfallen und auch dort wurden seitens der Deutschen die Juden verfolgt. Bilddokumentationen im Ausstellungskatalog "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" empfehle ich allen, die großmäulig fordern, man möge stolz auf die Leistungen der Deutschen Wehrmacht im 1. und 2. Weltkrieg sein und an anderer Stelle sogar posaunen, man möge endlich die NS-Vergangenheit nicht mehr zum Thema machen. 

In besagtem Ausstellungskatalog  des Hamburger Instituts für Sozialforschung kann man sich davon überzeugen, wie sehr Wehrmachtsangehörige in die Massaker während des 2. Weltkrieges  verwickelt waren. 

So sprengte in #Babij_Yar eine Pioniereinheit der Wehrmacht die Ränder der Todes-Schlucht ab und planierte das Massengrab. Es waren Uniformierte, die in den Habseligkeiten der Ermordeten wühlten. Es waren Reservisten, die diese leid-geplagten 33. 771 Menschen ermordeten.** 

Ohne Kriegerklärung fielen deutsche Wehrmachtstruppen 1941 in Russland ein. Allein in Weißrussland verloren 2,2 Millionen Zivilisten durch die deutsche Wehrmacht ihr Leben.** 

Wer hier Stolz einfordert, kann selbst nur ein Nazi sein. 

Ein weiteres Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht, das immer wieder thematisiert werden muss, ist der Umgang mit sowjetischen Kriegsgefangenen. Von insgesamt 5,7 Millionen verloren 3,3 Millionen ihr Leben. 

Während der "Leningrader Blockade" am 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 verloren 1,1 Millionen Zivilisten ihr Leben, weil die deutsche Wehrmacht diese Menschen verhungern ließ.*** 

Über die Kriegsverbrechen in der Nazi-Zeit gibt es endlos zu berichten, zu berichten gibt es aber auch viel über den unsäglichen Gifteinsatz im 1. Weltkrieg. Damit werde ich mich in einer weiteren Sonntagskolumne demnächst befassen.

Als Pazifistin empfinde ich es als unerträglich, wenn ein Mensch den Begriff "Stolz" in Verbindung mit Soldaten oder Kriegshandlungen nennt und noch unerträglicher, wenn die Kriegsverbrechen der Nazis unter den Teppich gekehrt werden sollen.

Der Zweck ist natürlich klar, man glaubt so ungestörter rechtsradikale Reden halten zu können, ohne an Folgen erinnert zu werden. Daraus wird aber nichts werden, solange wir in einer Demokratie leben. Die Grundwerte der Demokratie erfolgreich zu schützen, genau darum geht es.  Das sind wir nicht nur den Mitgliedern der "Weißen Rose" schuldig.

Helga König

*vgl: Daniel Jonah Goldhagen "Hitlers willige Helfer"
**vgl.: Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944  
*** vgl.Wikipedia- Leningrader Blockade

Samstag, 23. September 2017

Sonntagskolumne Helga König: 24.9.2017

Vor 84 Jahren haben deutsche Wähler Hitler aufs Pferd geholfen. 5 Jahre zuvor hatte die NSDAP 2,6% der Stimmen.  Wie heißt der neue Hitler in wenigen Jahren?

Vor mehr als zwei Jahrzehnten las ich ein Buch über latenten Faschismus in unserem Lande. Als ich mit Bekannten über das Thema sprechen wollte, winkte man desinteressiert ab. Für sie war Faschismus eine Angelegenheit, die dem Gestern angehörte. Damals auch rief ich in einer örtlichen Zeitung zum Besuch der Wehrmachtsausstellung in der Paulskirche in Frankfurt auf, um sich auf diese Weise die Gräuel, die durch deutsche Soldaten in Russland verursacht wurden, bewusst zu machen. Durch diese Ausstellung und durch Daniel Goldhagens 1996 erschienenem Buch "Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust" wurde mir bewusst, worin der latente Faschismus hierzulande begründet war: Im Verschweigen eigener Schuld und im nicht Aufarbeiten der perversen Vergangenheit. 

Mein Aufruf zum Besuch der Ausstellung in der Paulskirche führte zu unglaublichen Beschimpfungen am Telefon seitens mir bis dahin fremden Menschen. In Diskussionen mit akademisch ausgebildeten Leuten meines Alters über die Wehrmachtsausstellung wurde mir klar, dass vielen nicht bewusst war, wie infiziert das deutsche Volk von der Nazi-Idee  einst war und dass sich die meisten nicht vorstellen konnten, dass ihre Väter zu solchen Gräueltaten wie die Menschen sie durch die Deutschen in ganz Europa erleiden mussten, fähig waren. 

Eine Lehrerin, deren Vater SS-Offizier war, flippte geradezu aus als ich sie fragte, ob sie glaube, dass ihr Vater sich in Leningrad keiner Verbrechen schuldig gemacht habe. Das Bild von der unschuldigen Wehrmacht durfte nicht hinterfragt werden. Die rund 80 Millionen Toten aufgrund von Kriegsverbrechen und Kriegsfolgen wurden zwanghaft unter den Teppich gekehrt. So blieb die Nazi-Ideologie wie alter Staub in unserem Land hängen, um nun neu hochgewirbelt, sich anzuschicken, einen Rechtsruck in der politischen Landschaft zu bewirken. 

Wie werden Menschen so brutal wie zu Nazi-Zeiten? Durch eine Erziehung wie sie in der Erziehungsfibel der Nazi-Autorin Johanna Harrer beschrieben worden ist und durch eine entsprechende faschistische Ideologie. Dazu aber gehört auch die Duldung  der Brutalität seitens einer Vielzahl von Bürgern eines Landes, die aus Angst, es könnten ihnen Nachteile entstehen, solche Strömungen nicht rechtzeitig eindämmen. 

1928 hat sich noch keiner in der Weimarer Republik vorstellen können, dass 17 Jahre später 6 Millionen Juden qualvoll den Tod erleiden und Andersdenkende außer Landes flüchten mussten, wenn sie dem KZ entgehen wollten, es rund 80 Millionen Kriegstote und unzählige Kriegsversehrte geben, das Land in Schutt und Asche liegen würde und es Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen zu verzeichnen gäbe. Noch ahnte keiner, dass über Generationen hinweg große Teile der Bevölkerung traumatisiert  sein würden. 

1928 hatte die NSDAP 2,6% der Stimmen bei der Reichstagswahl erhalten. 1930 waren es bereits 18,3%. 1932 zählte die NSDAP 37,2% und 1933 als sie an die Macht kam, stimmten 43,9% für die Verbrecherbande. 

Am 1. Mai 1933 wurden in Deutschland seitens rechtsradikaler Studenten, Professoren und Mitglieder nationalsozialistischer Parteiorgane die Werke von ihnen verfemter Autoren in 21 Universitätsstädten verbrannt. Diese öffentlichen Bücherverbrennungen waren der Höhepunkt der sogenannten "Aktion wider den undeutschen Geist", die nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten, im März 1933, zur systematischen Verfolgung jüdischer, marxistischer, pazifistischer und anderer oppositioneller oder politisch unliebsamer Schriftsteller führte.* Bücher von berühmten Autoren wie Heinrich Mann, Erich Kästner, Sigmund Freud, Alfred Kerr und Kurt Tucholsky  loderten im Feuer, das jene entzündet hatten, die später ganz Europa in Brand steckten.

Man wollte die Vernunft niederknüppeln, sie verbrennen und vergasen, um anschließend ungehindert den für Nazis typischen Sadismus ungestört ausleben zu können. 

Vor 84 Jahren haben deutsche Wähler Hitler aufs Pferd geholfen. 5 Jahre zuvor hatte die NSDAP 2,6% der Stimmen. 

Unsicherheit und Existenzängste, die durch die Digitalisierung entstanden sind und noch intensiver entstehen werden, sowie bewusst geschürter Fremdenhass geben im Hier und Heute den Rechtsradikalen Auftrieb. Tägliche Aufklärung, was den digitalen Umbruch anbelangt ist wichtig und auch ein klares NEIN  im Hinblick auf den damit verbundenen Raubtierkapitalismus.

Werden in 5 Jahren erneut Bücher in diesem Land verbrannt? Oder werden aufgrund der Digitalisierung überhaupt keine mehr gedruckt? Wird man dann hierzulande nur noch die Infos digital zugespielt bekommen, die der rechtradikalen Totalverblödung dienen? 

Müssen Andersdenkende und Andersgläubige wieder erneut fluchtartig das Land verlassen? Mit welchen Perversionen der Neuen Rechten müssen wir rechnen?  

Was  die Neue Rechte mit den Alt-Nazis verbindet ist die Eiseskälte, der Mangel an Mitgefühl, eine erschreckende Verbohrtheit und  ein Mangel an Weltoffenheit. Das sollte zu denken geben.

Noch ist es Zeit, drohendem Unheil Einhalt zu gebieten. Die neuen Juden der Neuen Rechten werden alte Menschen sein. Die Neue Rechte, sie hat sich in der Konsumgesellschaft ganz spezifisch entwickelt, wird in ihrer Gier zu allem fähig sein. Der Gierhals Göring wird zu ihrer Ikone aus vergangenen Zeiten stilisiert werden. Das prophezeie ich schon jetzt. 

Wählen Sie morgen bitte den Fortbestand unserer Demokratie und vergessen Sie das Jahr 1933 nicht. Es war das Jahr unsäglicher Dummheit.

Demokratie ist der einzige Garant für Frieden. Es gibt keine rechtsradikale Demokratie, sondern nur rechtsradikale Diktaturen. Möchten Sie zukünftig in einer Diktatur leben? Ich nicht.

 Helga König

vgl:  Wikipedia

Sonntag, 17. September 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 17.9.2017

"Wörter können töten, das wissen wir nur zu genau. Aber Wörter können auch, obwohl nur begrenzt, manchmal heilen."Amos Oz 

Dieses Zitat twitterte heute morgen #Raimund_Schöll  und zwar gemeinsam mit einem sehr ansprechenden Foto einer hügeligen Landschaft, in deren Vordergrund Olivenbäume zu sehen sind. Verfasser obiger Sentenz ist der international bekannte, israelische Schriftsteller Amos Oz. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Er erhielt u.a. den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1992) den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt (2005), den Siegfried Unseld Preis (2010) und den Siegfried Lenz Preis (2014). 

Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang Amos Oz den Satz "Wörter können töten, das wissen wir nur zu genau. Aber Wörter können auch, obwohl nur begrenzt, manchmal heilen" gesagt oder geschrieben hat, aber mir ist bekannt, dass dieser Schriftsteller in den 1970er Jahren bereits eine Organisation gegründet hat, die zur israelischen Friedensbewegung zählt und er seit 1967 ein prominenter Befürworter der "Zwei-Staaten-Lösung" ist. Demnach ist es nicht unwahrscheinlich, dass seine Sentenz politisch  motiviert ist.  Frieden beginnt mit einer friedvollen Sprache.

Neugierig geworden, ob es wissenschaftliche Beweise gibt, dass Wörter wirklich auch töten können, las ich in einem Beitrag von Tom Leonhardt, dass für den Wissenschaftler Steffen Ketty Herrmann Wörter tatsächlich tödliche Waffen sein können und auch, dass Schweigen als Gesprächsverweigerung besonders gefährlich sei. 

Die Phänomene sprachlicher Gewalt können leiser Ironie bis hin zur plumpen Beleidigung, von der indiskreten Taktlosigkeit bis hin zum sarkastischen Spott, von der herablassenden Demütigung bis hin zum eisigen Schweigen reichen, betont der Sozialwissenschaftler. 

In seinem Vortrag über "Warum Worte verletzten. Symbolische Gewalt und sozialer Tod" spricht Steffen Ketty Herrmann zunächst über physische und symbolischer Gewalt, um alsdann sprachliche Erniedrigung als Form sprachlicher Gewalt näher zu beleuchten. 

Wer beleidigt, möchte zumeist, dass eine Dritte Person diese Beleidigung hört, weil durch diese dritte Instanz die sprachliche Gewalt noch verletzender ausfällt. Durch die soziale Herabsetzung soll die soziale Position des Angegriffenen gemindert werden. Im Schweigen als letztes Mittel sprachlicher Gewalt hingegen werde sogar der soziale Tod provoziert. 

Was mit Kindern geschieht, die sprachlich erniedrigt werden oder mit denen, um sie zu strafen nicht gesprochen wird, weiß man. Sie werden sehr traurig, vielleicht sogar verstockt und trauen sich am Ende nichts mehr zu, wohingegen Kinder, denen man gut zuspricht, sich in der Regel günstig entwickeln, d.h. fröhlich und damit seelisch gesund verhalten. 

Wer sprachliche Gewalt anwendet, indem er andere zu erniedrigen sucht,  - sei es Kinder oder Erwachsene- möchte sich selbst erhöhen, möchte Macht über den verbal Erniedrigten gewinnen, ihn am liebsten vor Dritten bloßstellen und beschämen. Wer andere durch Schweigen abstraft, will töten, sei es sozial, seelisch oder tatsächlich. Kränkung kann todkrank machen.  

Einen Menschen von  solchen Seelenqualen zu heilen, ist möglich, indem man freundliche Worte voller Zuversicht an ihn richtet, sodass er mit der Zeit wieder Selbstvertrauen gewinnt und seinen Weg-  an sich  und seine Fähigkeiten glaubend - wieder weiter geht.

Die sozialen Netzwerke positiv zu nutzen, kann zur Heilung der Gesellschaft und der einzelnen Mitglieder beitragen. Davon bin ich überzeugt.

Helga König

Samstag, 9. September 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 10.9.2017

"Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun." Molière (1622 - 1673), eigentlich Jean-Baptiste Poquelin, französischer Komödiendichter und Schauspieler.

Der französische Dichter Molière war der Sohn eines königlichen Kammerdieners, der eine humanistische Ausbildung erhielt und anschließend zunächst in Orléans Rechtswissenschaften studierte. Seine Komödien sind durch überzeitliche Züge gekennzeichnet und geben alles der Lächerlichkeit preis, was dem gesunden Menschenverstand und den Prinzipien von Natur und Vernunft zuwiderläuft.* 

"Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun" lautet eine Sentenz dieses begnadeten Stückeschreibers, deren Inhalt sich jeder bewusst machen sollte, nicht zuletzt auch Politiker und Wirtschaftsleute in Entscheider-Positionen. 

Verantwortlich handelt derjenige, der für seine Handlungen aber auch für sein Unterlassen und die daraus entstehenden Folgen gerade steht und dafür sorgt, dass durch sein Handeln und Unterlassen kein Schaden verursacht wird.

Seit geraumer Zeit verfolge ich die Tweets von Helmut Baltrusch und verlinke zahlreiche seiner klugen Gedanken und Botschaften, weil dieser Mann - für jeden gut nachvollziehbar - aufzeigt  wie gesellschaftliche Verantwortung praktisch umgesetzt werden kann. Der 76 jährige Diplomingenieur und Betriebswirt hat sich gemeinsam mit anderen verantwortungsbewussten Mitgliedern der "Agendagruppe Generationzukunft" der Nachhaltigkeits- und Demografieentwicklung zur Erhaltung unserer Zukunft verschrieben. 

Auf der Website der Akteure  wird man zugleich mit der Frage konfrontiert. "Sind wir nicht alle verantwortlich für eine lebenswerte - weil zukunftsfähige und nachhaltige - Entwicklung im Zeitenwandel mit weltweitem Klima-, Bevölkerungs-, demografischen und digitalen Wandel incl. gesellschaftlichen Veränderungen, Konflikten und (Flüchtlings-) Krisen? "**

Nicht alle werden nicken, denn es ist bequemer Verantwortung zu delegieren und sich auf diese Weise weg zu ducken. Machen wir uns aber nichts vor: Wegducken ist natürlich immer verantwortungslos. 

Ein Blick nach Übersee verdeutlicht, welche Schäden entstehen, wenn dem Klimawandel nicht Einhalt geboten wird. Nachrichten wie wir sie in den letzten Tagen vernehmen müssen, werden zukünftig noch viel krasser ausfallen und zwar weltweit, wenn man ökologischer Vernunft  aufgrund von materieller Gier weiterhin kein Gehör schenkt. 

Verantwortungslosigkeit findet man leider auch in vielen anderen Bereichen der Weltgemeinschaft. Das Forum Generation Zukunft gibt hier Denkhilfe zum Handeln: "Die Verantwortung für die künftigen Generationen wahrzunehmen heißt, Zukunft zu lernen und die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung als umfassendes gesellschaftliches Modernisierungskonzept zu verstehen. Maßgeblich und verpflichtend für diese Entwicklung sind ethische Prinzipien wie die schonende Nutzung der Naturressourcen, soziale Gerechtigkeit, Verantwortung für künftige Generationen, globale Partnerschaft, eine andere Steuerung des sozialen Verhaltens, z.B. beim Thema Gesundheit (siehe "Wohnen und Gesundheit", "Fachärztliche Ambulanz"), Berücksichtigung des Wertewandels und der Rolle der Frauen, Vernetzung der Zukunftsindikatoren einschließlich die der technologischen Entwicklung für die soziale gesellschaftliche Entwicklung u.a.“  ***

Das Erkennen des Sinns ethischer Prinzipien und das Begreifen langfristiger Nachteile sind Grundvoraussetzungen, dass Verantwortungsbewusstsein ein erstrebenswertes Ziel für alle wird. Solange man verantwortungslose Zeitgenossen mit Applaus in Ämter und Positionen hebt,  ihnen verheerende Macht verleiht, anstatt sie in die Wüste zu schicken, wird allerdings alles noch schlimmer. 

"Ferne entfernt nicht von der Verantwortung!“ formulierte der 2015 verstorbene Philosoph Manfred Hinrich. 

Aufmerksame Blicke in viele Regionen unserer Welt lassen uns erkennen, dass wir alle viel zu lange Verantwortung verantwortungslos an Menschen delegiert haben, die eines in erster Linie zu sein scheinen: hochgradig verantwortungslos gegenüber Folgegenerationen, genau wie wir selbst.

Helga König

* vgl: Der Brockhaus: Literatur

Sonntag, 3. September 2017

Sonntagskolumne: Helga König, 3.9.2017

"Geduld ist mit der Hoffnung blutverwandt." Felix Lope de Vega Carpio (1562 - 1635),

Geduld gilt als die Tugend der Unnachgiebigen. Dass sie mit der Hoffnung blutsverwandt ist, lässt sich nicht verneinen. Im Gegensatz zur Hoffnung, setzt sie allerdings mehr Selbstbewusstsein voraus, denn der Geduldige ist davon überzeugt, dass seine Stunde kommen wird, während der Hoffende es nur glaubt bzw. glauben möchte.

Geduldiges Warten ist nur möglich, wenn man sich in Gelassenheit übt. Im Wort Gelassenheit steckt der Begriff "lassen". Erst wenn man "zulässt" oder "loslässt" ohne zu verzagen, schafft  man die Basis dafür, geduldig warten zu können bis die richtige Stunde kommt und lebt bzw. arbeitet unverkrampft aber konzentriert auf diesen Moment zu.

Der berühmte spanische Dichter Lope de Vega, Verfasser der Sentenz "Geduld ist mit der Hoffnung blutsverwandt." wurde  in einfache Verhältnisse geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Hause seines Onkels, der Inquisitor in Sevilla war.

Die Spanische Inquisition war eine mit Genehmigung des Papstes eingerichtete staatliche Behörde, mittels der die Häresie in Spanien bekämpft werden sollte. Formal dauert die Inquisition in Spanien von 1478 bis 1834 an.

Wissen sollte man, dass es auf der iberischen Halbinsel zuvor eine Zeit gab, die von Respekt und Toleranz zwischen der jüdischen, muslimischen und katholischen Religion geprägt war und  sich erst im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts die Konfrontation zuspitzte. Es waren die katholischen Herrscher Spaniens, die aus Machtgründen getaufte Juden und Muslime verfolgen, foltern und ermorden ließen.

Lope de Vega besuchte die Jesuitenschule, später die Universität Alcalá und zeigte durch seinen späteren Lebenswandel, dass er für sich zumindest eine gewisse Freizügigkeit beanspruchte, die seinem strengen Onkel gewiss missfallen hat.

Unabhängig von seinem unsteten Lebenswandel hat der Dichter übrigens 483 Komödien geschrieben. Zudem entwickelte er in seinem Werk "Arte Nuevo" seine Ideen über die dramatische Kunst, in der die natürliche Schönheit das Ideal der Kunst darstellt.

Seine Herkunft und das Leben im Hause des strengen Inquisitors deuten nicht darauf hin, dass aus Lope des Vega später mal ein berühmter Komödienschreiber werden sollte, der der natürlichen Schönheit als Ideal der Kunst huldigte. Vielleicht hat er sein Talent zunächst im Verborgenen gelebt und geduldig gewartet bis ein Zeitfenster sich zeigte, das er dann voller Tatendrang geöffnet hat.

"Geduld ist mit der Hoffnung blutverwandt." Gewiss kannte der Jesuitenschüler Salomos Predigt, die den Titel "Alles hat seine Zeit" trägt und dachte bei der Formulierung seiner Sentenz  an besagten sehr weisen Text.

Der Geduldige arbeitet auf den richtigen Zeitpunkt hin, der Hoffende ist passiver und vertraut auf das Glück oder ein Wunder. Der Geduldige bricht aktiv seine Geduld, wenn das richtige Zeitfenster sich endlich zeigt, öffnet es und begibt sich mit der Gewissheit, dass die lange Geduld sich gelohnt hat, in eine passendere Situation. Die Gewissheit des Hoffenden entspringt eher einem wie auch immer gearteten Gottvertrauen oder dem Vertrauen auf positive Schicksalsmächte, die es irgendwie richten.

Engelsgeduld mit garstigen Mitmenschen aufzubringen, scheint mir eine der schwersten Geduldsübungen zu sein. Hier bedarf es neben der Gelassenheit noch vieler weiterer Tugenden, damit der Geduldsfaden nicht vorzeitig reißt.

Vielleicht steht die Engelsgeduld der Hoffnung am nächsten. Bleibt zu hoffen, dass keiner die Geduld eines Engels in seinem Umfeld braucht.

Helga König