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Sonntag, 27. August 2017

Sonntagskolumne: Helga König, 27.8. 2017

"Hoffnung. Ohne sie gibt man den Kampf gegen das Unmögliche lieber gleich auf." (Paulo Coelho) 

Diesen Satz des Schriftstellers Paulo Coelho habe ich seinem Buch-Kalender 2018 entnommen, der den Titel "Freiheit" trägt. Ich schätze Coelhos Buch-Kalender seit Jahren, nicht nur seiner Weisheiten wegen, sondern weil die darin enthaltenen Illustrationen der kolumbianischen Künstlerin Catalina Estrada lateinamerikanische Lebensfreude zum Ausdruck bringen, die am Schreibtisch für gute Laune sorgen. Coelhos Zitate, sie tauchen in den Kalendern auf jeder zweiten Seite auf, lassen immer wieder innehalten und regen zum Nachdenken an. 

Wer ist dieser Schriftsteller, der vor einigen Tagen seinen 70. Geburtstag gefeiert hat?

Ein gebürtiger Brasilianer, der heute in der Schweiz lebt und dessen Bücher sich nach dem Stand von 2015 bereits 210 Millionen Mal verkauft haben. Coelho war 41 Jahre alt als er mit dem Buch "Der Alchemist" einen Weltbestseller schrieb, der allerdings erst Jahre später in 80 Sprachen der Welt übersetzt wurde.

Konnte man diesen Erfolg voraussehen? Vermochte man zu erahnen, dass Coelho noch viele weitere bemerkenswerte Bücher schreiben würde? 

Befasst man sich mit seinem Lebenslauf, so erfährt man, dass er als Jesuitenschüler einst einen Lyrikwettbewerb gewonnen hatte. Mit dem Schreiben von Gedichten begannen viele Schriftstellerkarrieren und auch viele berühmte Schriftsteller können auf ein Jurastudium verweisen. Doch Lebensbrüche in der Art wie Paulo Coelho sie kennenlernen musste, sind eher unüblich für einen Bestsellerautor seines Formats. 

In den 1960er Jahren wurde er von seinen Eltern dreimal in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, weil er gegen deren Vorstellungen aufbegehrte. Später engagierte er sich politisch gegen die brasilianische Militärdiktatur, saß deshalb im Gefängnis, schrieb Songtexte sowie 65 Rocklieder und begann 1977, damals lebte er mit seiner ersten Frau für ein Jahr in London, erfolglos als Schriftsteller zu arbeiten. 

Es folgten danach in Brasilien andere Tätigkeiten, so auch als Redakteur einer Untergrundzeitschrift. Nach seiner Trennung von seiner ersten Frau, reiste er mit seiner jetzigen Lebenspartnerin nach Dachau und hatte dort eine Vision. Vor seinem geistigen Auge erschien ihm ein Mann, den er zwei Monate später in Amsterdam tatsächlich traf. Dieser riet ihm, sich auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela aufzumachen. Den alten Sternenweg gehen die Menschen schon seit vielen Jahrhunderten,  nicht zuletzt, weil sie hoffen, auf diese Weise eigentlich Unmögliches erreichen zu können.

Seine Erfahrungen als Pilger, die er als Wendepunkt seines Lebens begreift, hielt Coehlo 1986 in einem Buch fest. Zwei Jahre später dann schrieb er den Weltbestseller "Der Alchemist".

Interessanterweise trennte sich sein damaliger Verlag von ihm, weil das Buch in der Erstauflage nur 900 Mal verkauft worden war. Erst fünf Jahre später erlangte es den Durchbruch als er in einem amerikanischen Verlag  neu verlegt wurde. 

Von da an blieb Fortune an Coelhos Seite und er dankt ihr dafür bis heute durch sein bewundernswertes soziales Engagement. 

Paulo Coehlo ist ein Beispiel dafür, dass es sich trotz aller Widerstände lohnt, seine Talente zu kultivieren und die innere Stärke zu entwickeln, sie auch zu leben, selbst wenn enorme Durststrecken eigentlich zum Aufgeben zwingen. 

Wer bestimmte Gaben besitzt, darf hoffen, mit ihnen auch Erfolg zu haben, gleichgültig wie viel Steine ihm in den Weg gelegt werden. Das ist die Botschaft, die man dem Leben Coelhos entnehmen kann.

Der brasilianische Schriftsteller weiß, was er sagt, wenn er resümiert: "Hoffnung. Ohne sie gibt man den Kampf gegen das Unmögliche lieber gleich auf."

Paulo Coelho hat die Hoffnung nie aufgegeben. Auf diese Weise hat er das scheinbar Unmögliche erreicht. 

Helga König

Samstag, 19. August 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 20.8.2017

Gestern Abend las ich auf Facebook einen Post, der eingangs zwei Fotos zeigt: Das erste Foto visualisiert eine junge Frau, die vor einem offenbar schwerverletzten oder toten Mann kniet, daneben ein Kindersportwagen mit einem Kind, dessen Beinchen man  nur sieht und ein weiteres Kind, das sich weinend am Kinderwagen festhält. Das zweite Foto, ein Passfoto, zeigt den jungen Mann, der auf dem ersten Bild auf der Straße liegend zu sehen ist. Es handelt sich um den Italiener Bruno Gulatto. 

Thematisiert wird in dem Post das Leid dieser jungen italienischen Familie. Der 35 jährige Vater Bruno Gulotta wurde seitens der Terroristen getötet als er seine Kinder und seine Frau vor dem herbeirasenden Kleinlaster schützen wollte, den die Täter als Mordinstrument nutzten. Die Gulottas hielten sich an diesem Tag wie so viele andere Menschen als Touristen auf den Ramblas, einer 1,2 km langen Promenade im Zentrum von Barcelona, auf. 

Darf man solche Bilder zeigen? 

Macht es Sinn das Leid der Betroffenen auch visuell zu thematisieren, selbst auf die Gefahr hin, dass Islamhasser dies zum Anlass nehmen, fremdenfeindliche Parolen heraus zu plärren?

Die Literaturkritikerin Susan Sonntag schrieb zu Beginn dieses Jahrtausends einen lesenswerten Essay mit dem Titel "Die Leiden anderer betrachten" und kommt darin zu dem Ergebnis, dass solche Bilder dazu beitragen, der Inhumanität ein Ende zu setzen. Dieser Meinung habe ich mich schon damals angeschlossen und bin heute noch genau so überzeugt davon, dass an drastischen Beispielen gezeigt werden muss, was Krieg und Terror tatsächlich bedeuten. Es geht nicht darum, sich an solchen Bildern zu weiden, sondern Bewusstsein dafür zu schaffen, was sich bei diesen brutalen Angriffen tatsächlich ereignet. Deshalb auch sollte über Einzelschicksale informiert werden. 

Was entwickelt werden muss, ist Empathie und nicht Hass. Empathie macht Nähe erforderlich. 

Im Falle von Barcelona handelt es sich bei den 14 Toten und mehr als 100 Verletzten um Menschen aus 34 Ländern und zwar aus: Algerien, Argentinien, Australien, Belgien, Marokko, Kanada, Kolumbien, Peru, China, Rumänien, Venezuela, Kuba, Ecuador, Ägypten, Spanien, USA, Philippinen, Frankreich, England, Griechenland, Niederlande, Taiwan, Honduras, Ungarn, Irland, Italien, Kuwait, Mazedonien, Pakistan, Dominikanische Republik, Türkei, Australien und Deutschland.

Den Tätern war es augenscheinlich gleichgültig, ob ihre Opfer Christen, Muslime, Juden, Buddhisten, Hindus oder Atheisten waren. Es ging ihnen offenbar darum, durch ihre menschenverachtende Tat Angst und Schrecken auf der ganzen Welt zu verbreiten. Die Täter kommen nicht aus Kriegsgebieten, sondern größtenteils aus Marokko. 

Ob Fanatismus ausreicht, um so bestialisch zu morden, möchte ich bezweifeln. Worum es hier geht, ist meines Erachtens der Machtrausch hochaggressiver Psychopathen, der in dieser neuen Form zu morden, ausgelebt wird. 

Waren es 2001 Flugzeuge, die in New York bei dem Angriff auf die Menschen, die im World Trade Center gearbeitet haben,  als Mordinstrumente eingesetzt wurden, sind es seit Nizza LKWs, mittels denen Leid und Tod verursacht wird. Die Tatsache ganz ohne übliches Kriegsmaterial eine Vielzahl von Zivilisten töten zu können, wird immer wieder machtbesessene Psychopathen zu solchen Handlungen treiben, die sie dann ideologisch oder religiös zu legitimieren suchen. Darauf sollte man sich  realistisch einstellen.

Was kann man tun? 

Straßen und Plätze besser abzusichern, ist natürlich eine wichtige Maßnahme. Ebenso wichtig allerdings erscheint mir, weltweit ein wirklich ethisches Bewusstsein zu schaffen und  hier vor allem das Mitgefühl zu fördern. 

Das ist auch möglich, indem man Leid visualisiert, zwar nicht pausenlos – dann stumpft der Betrachter ab- aber beispielhaft, um so das Leid aus der Anonymität herauszuholen. Was bedeutet es schwer verletzt zu sein? Wie ist jemand gestorben? Welches Leben haben die Opfer bis zum Attentat geführt? 

Potentielle Täter müssen abgeschreckt werden, Scham entwickeln von ihrem Tun, indem man ihnen bewusst macht, wohin ihre perversen Machtgelüste führen. Sie müssen das Leid anderer sehen, spüren und begreifen. Vielleicht rüttelt sie dies  wach,  bevor sie zur Tat schreiten. 

Die sozialen Netzwerke bieten die Möglichkeit, potentielle Täter zu erreichen und sollten täglich zur Aufklärung genutzt werden. 

Blickt man auf die Auflistung der Toten und Verletzten in Barcelona wird klar, dass die Marokkaner auch vor ihren Landleuten nicht Halt gemacht haben. Es war ihnen gleichgültig, wen sie verletzten oder töteten. Das macht deutlich, dass es mit der religiösen Legitimation nicht weit her ist. 

Hier handelten, ich betone es nochmals, hochaggressive Menschen, denen es an Mitgefühl mangelt. Solch gewaltbereite Menschen in die Gesellschaft zu integrieren, wird nicht einfach sein, aber es ist die einzige Chance, uns vor ihren Ausbrüchen zu schützen. 

 Helga König

Samstag, 12. August 2017

Sonntagskolumne: Helga König, 13.8.2017

"Es gibt eine einzig wahre, große Trösterin: Die Kunst." (George Sand) 

Der in Paris lebende Novellist Daniel Brami twittert täglich eine Vielzahl sehr bemerkenswerter Kunstwerke von Malern und Fotografen aus unterschiedlichen Zeiten. Welchem System er dabei folgt, lässt sich nur schwer analysieren. 

Daniels Posts machen mich oft sehr neugierig, denn nicht wenige der von ihm hervorgehobenen Künstler sind mir nicht bekannt, trotz der rund vierhundert Kunstbände, die ich im Laufe der letzten Jahre auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert habe. 

Für Künstler ist es weltweit oft sehr schwer, einen Verlag zu finden, der ihre Werke in Top-Qualität in einem Bildband zu zeigen bereit ist, weil Kunstbuch-Publikationen zumeist ein Risiko-Geschäft sind, da die Zielgruppe sich als verhältnismäßig klein und nicht pausenlos kaufbereit erweist. 

Erfreulich ist es deshalb, wenn man sich immer öfter im Internet einen Eindruck von Künstlern und ihren Werken aus aller Welt verschaffen kann. 

Heute nun postete Daniel u.a. ein Werk des chinesischen Fotografen Don Hong-Qai. Auffallend ist die hohe Ästhetik, die dessen Motivgestaltung inne wohnt. Der 2004 verstorbene Fotokünstler erlangte erst kurz vor seinem Tod die Anerkennung, die ihm gebührt. Bücher mit Werken des Fotografen scheinen bislang nicht publiziert worden zu sein, aber man kann sich auf Pinterest kundig machen und findet dort die 69 besten Aufnahmen von ihm. Über sein Leben allerdings erfährt man wenig. Don Hong-Qais Blick auf das, was er abgelichtet hat, ist auffallend liebevoll, ohne dabei schönen zu wollen. Seine Landschaftsbilder strahlen viel Ruhe aus und erzählen von einem Leben, dem Weisheit nicht fremd ist. 

Neugierig, womit sich Daniel heute zudem noch befasst hat, scrolle ich auf seiner Profilseite Bild für Bild weiter und versuche den Gedankensprung von Jamie Heiden zu Degas nachzuvollziehen. Daniel scheint Chagall und Munch, aber auch Monet und Matisse besonders zu mögen, denn er postet deren Werke öfter. 

Dann entdecke ich weitere Bilder eines asiatischen Künstlers. Es handelt sich um Werke des Japaners Masao Yamamoto. Der heute 60 jährige freischaffende Fotograf ist für seine kleinformatigen Bilder bekannt, die die fotografischen Drucke als Gegenstände individualisieren möchten. Um die Arbeiten, die Daniel gepostet hat, zu verstehen, muss man wissen, dass Yamamoto die Grenze zwischen Malerei und Fotografie verwischt, indem er mit Druckflächen experimentiert.

Während ich weiter scrolle, stelle ich fest, dass Daniel ein Frauenporträt des japanischen Künstlers Ikenaga Yasunari und ein Werk des chinesischen Malers Wu Guanzhong zudem noch hervorgehoben hat. Daniels Gedanken weilten demnach heute in Ostasien. Das kann ich gut verstehen.

Ein sehr beeindruckendes Werk der spanischen Malerin Montserrat Gudiol hat Daniel Brami übrigens schon mehrfach gepostet. Es zeigt eine sehr traurig wirkende, ratlose Frau und einen müden, erschöpften Mann, der sich an ihre Schulter lehnt. 

Für mich stehen diese beiden Menschen zur Zeit für uns Europäer, die wir ratlos auf das momentane Weltgeschehen blicken und erkennen müssen, dass uns nichts bleibt als tiefe Dankbarkeit, dass  es bei aller Unwirtlichkeit und allem Wahnsinn auf dieser Erde noch eine Oase des Friedens gibt: Die Kunst. Betrachteten wir sie als das, was sie ist, als die große Trösterin, wie George Sand sie einst nannte.    

Helga König 

Samstag, 5. August 2017

Sonntagskolumne Helga König, 6.8.2017

"Bist du ein Mensch, so fühle meine Not." (Johann Wolfgang von Goethe)

Dieser Tage wurden in Hamburg sieben Männer aufgrund ihrer Zivilcourage geehrt. Sie haben einen Gewalttäter daran gehindert, weitere Menschen zu verletzen oder gar zu töten. Der Täter hatte bereits einen Mann erstochen und mehrere Personen verletzt. 

Mir geht es bei meinen Überlegungen heute nicht darum zu reflektieren, was in dem Täter vorgegangen ist, der mit einem offenbar großen Messer willkürlich auf Kunden eines Supermarktes eingestochen hat und auch nicht um die Versäumnisse in  seinem Abschiebungsverfahren, die die Tat, hätten sie denn rechtzeitig behoben werden können, eventuell nach Norwegen verlagert hätten. Eine Vorstellung, die deutlich macht, dass dies auch kein zufriedenstellender Weg gewesen wäre, das Unheil abzuwenden. 

Des Weiteren geht es mir nicht um die religiöse Zugehörigkeit des Täters. Diese ist für die Gewalttat letztlich unerheblich, da seine Motive offenbar persönlicher Natur waren. Der Gewalttäter wollte einen persönlichen Vorteil, den man ihm nicht zugestanden hatte.

Worum es mir geht, ist die Zivilcourage der sieben vorbildlichen Männer, zum größten Teil mit Migrationshintergrund, die spontan das Risiko eingingen, verletzt oder getötet zu werden, um ihre Mitmenschen vor diesem selbstsüchtigen Idioten zu schützen. 

Es gibt sie also tatsächlich noch, diese mutigen Männer mit viel Mitgefühl, die bereit sind unter Einsatz ihres Lebens, ihre Mitmenschen vor Lebensgefahr zu bewahren  Bleibt zu hoffen, dass es weit mehr davon gibt, als man in unserer neoliberalen Gesellschaft eigentlich erwarten darf.

Die spontane Bereitschaft beherzter Menschen gemeinschaftlich aktiv werden, wenn eine Zivilperson gewalttätig wird, muss ins Bewusstsein potentieller Täter dringen. Gaffer und Amateurfilmer sind das Publikum solcher Irren, die letztlich in ihrem Tun durch die mitmenschlich untätigen Zuschauer bestätigt werden. 

Potentielle Täter müssen erkennen, dass asoziales Verhalten von der Gemeinschaft nicht hingenommen wird. Angst vor den unmittelbaren Folgen kann durchaus daran hindern, aktiv zu werden. 

Wikipedia erläutert, dass Zivilcourage, wörtlich Bürgermut, sich aus den beiden Wörtern zivil (lateinisch civilis, 1. bürgerlich – nicht militärisch, 2. anständig, annehmbar) und courage (französisch "Mut") zusammensetzt und verweist auf den Autor Gerd Meyer, der das Buch "Mut und Zivilcourage" geschrieben hat *

Dieser unterscheidet drei Arten des Handelns mit Zivilcourage: 

1. "Eingreifen zugunsten anderer, meist in unvorhergesehenen Situationen, in denen man schnell entscheiden muss, was man tut. 
2. Sich-Einsetzen – meist ohne akuten Handlungsdruck – für allgemeine Werte, für das Recht oder die legitimen Interessen anderer, vor allem in organisierten Kontexten und Institutionen, wie z. B. in der Schule oder am Arbeitsplatz. 
3. Sich-Wehren z. B. gegen körperliche Angriffe, Mobbing oder Ungerechtigkeit; zu sich und seinen Überzeugungen stehen, standhalten, sich behaupten; widerstehen, nein sagen, "aus guten Gründen" den Gehorsam verweigern.[1] 

Dies erfordert Mut, da derjenige, der Zivilcourage zeigt, möglicherweise mit Sanktionen durch Autoritäten, Vertreter der herrschenden Meinung oder sein soziales Umfeld (z. B. einer Gruppenmehrheit) zu rechnen hat. Als zivilcouragiert gelten auch Whistleblower, die illegale Handlungen oder sozialethisches Fehlverhalten zum Schaden der Allgemeinheit innerhalb von Institutionen, insbesondere Unternehmen und Verwaltungen, aufdecken.“**

Wie man bei Meyer unschwer erkennen kann, geht es bei Zivilcourage um weit mehr als um das Abwehren körperlicher Angriffe. 

Psychische und physische Gewalt können möglicherweise minimiert werden, wenn man sie, dort wo wie auftreten, nicht begafft, bestaunt und sensationsgeil ablichtet oder sich wegduckt, sondern sie anprangert, Betroffenen zu Seite steht und ihnen hilft. 

Die Hilfe kann auch darin liegen, sehr rasch die Polizei zu alarmieren, wenn man Schreie aus dem Nachbarhaus hört, weil dort Kinder oder eine Frau verprügelt werden. Wenn ein Verhaltensgestörter mit seinen Sockenpuppen im Internet einen Shitstorm verursacht, ist wegschauen ebenso asozial wie wenn man schadenfreudig einem Mobber in Betrieben, in Schulen oder in der Familie gewähren lässt, weil man sich Vorteile erhofft.  Das kann nicht oft genug gesagt werden, um ein Bewusstsein für asoziales Verhalten zu schaffen, das es in allen Gesellschaftsschichten gibt.

Opfer brauchen Hilfe. 

Die sieben Männer in Hamburg haben genau dies spontan gefühlt und ebenso spontan gehandelt. Es kann ihnen nicht genug gedankt werden, denn sie haben nicht nur Menschenleben gerettet, sondern gezeigt, dass es nicht bloß selbstsüchtige Idioten auf dieser Welt gibt, sondern auch Menschen, für die Humanität kein Fremdwort ist und die insofern die Not des anderen zu fühlen in der Lage sind.

"Bist du ein Mensch, so fühle meine Not." (Johann Wolfgang von Goethe)


Helga König

*vgl:Wikipedia
**Zitat: Wikipedia