Impressum

Das Impressum finden Sie auf der Hauptseite von "Buch, Kultur und Lifestyle- Das Magazin für den anspruchsvollen Leser" wwww.rezensionen.co

Sonntag, 2. November 2014

Gedanken zum 2. November 2014 - Allerseelen- Helga König

Die katholische Kirche gedenkt heute an "Allerseelen" aller Verstorbenen. Einher geht dieses Gedenken mit Gräbersegnungen. Deshalb duftet es auf manchen Friedhöfen an den ersten beiden Tagen im November- Allerheiligen und Allerseelen- auch nach Weihrauch, deshalb auch werden Kerzen dort entzündet.

Dieses Ritual liebe ich seit meiner Kindheit, weil die brennenden Kerzen die Ruhestätten beleben und den Eindruck entstehen lassen, dass die Seelen der Toten durch das Flackern des Lichts mit den Lebenden kommunizieren und ihnen zuflüstern: "Schau, das Licht in mir lebt immer noch. Sei nicht traurig. Die Seele ist unsterblich."

Wer ein Grab als bloße "Ruhestätte" begreift, ahnt, dass der Tod letztlich nur der Erneuerung der Seele dient. Diese ruht, um gestärkt und erfrischt zu neuem Leben zu erwachen, an einem Ort, zu einer Zeit, wo sie sich weiterentwickeln kann.

Menschen mit Poesie wissen um die Existenz der Seele, wissen was es heißt, durch die Seele eines anderen berührt zu werden, so sehr, dass Gedichte wie Rabinranath Tagores "Dich habe ich scheint geliebt" entstehen können, die darauf aufmerksam machen, dass es die Liebe ist, die Seelen immer wieder zueinander finden lässt, dass es die Liebe ist, die stärker wirkt als der Tod.

1570 war nicht nur Allerheiligen sondern Allerseelen ein furchtbarer Katastrophentag für die Niederländer, denn damals am 2. November brachen die Deiche von Holland bis Jütland. In den eiskalten Wassermassen sollen an jenem Allerseelentag  41 000 Menschen ums Leben gekommen sein.

All der Seelen zu gedenken, die seit Anbeginn der Zeit ihren Weg gehen mussten, überfordert unser Vorstellungsvermögen. Doch wenn  ich eine Kerze anzünde, in das Licht blicke und  ihre Wärme spüre, dann weiß ich, dass Tagores Gedicht  Zuhörer erreichen und auch trösten wird, denn es macht begreifbar, dass die Seele alle Zeiten übersteht und nicht zu existieren aufhört.

Helga König


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen