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Samstag, 28. Oktober 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 29.10.2017

"Die Tochter des Neides ist die Verleumdung." Giacomo Girolamo Casanova (1725 – 1798) 

Dieser Tage hat #Anja_Reschke in der Sendung Panorama im Ersten Programm über den Fall des Moderators und Journalisten #Jörg_Kachelmann berichtet, der von einer ehemaligen Geliebten 2010 massiv verleumdet wurde, deshalb monatelang in Untersuchungshaft saß und auf diese Weise seine Reputation verlor. Dieser Verlust führte zu einem extremen Karriereknick. 

Unmittelbar nach der Sendung twitterte ich spontan: "Sehr guter Beitrag im NDR zu #Kachelmann. Er war zu sympathisch. Das wurde ihm zum Verhängnis. Rufmord ist typisch in einem solchen Fall." 

Kachelmann war zum Zeitpunkt der für ihn tragischen Ereignisse im Jahre 2010 unglaublich erfolgreich und wegen seines lockeren, sehr sympathischen Auftretens ein typischer Frauenliebling. Männer dieser Art- es gibt nicht so viele davon- sind zumeist Zielscheibe von neidischen Geschlechtsgenossen, die immerfort nach Gründen Ausschau halten, um dem umschwärmten, charmanten Alphamann beruflich oder privat ein Bein zu stellen bzw. ihm gänzlich den Garaus zu machen. 

Die Story, die die ehemalige Geliebte damals der Polizei und später dem Gericht auftischte, war so durchsichtig und absurd, dass ich mich 2010 bereits wunderte, dass man dieser Person überhaupt Glauben geschenkt hat. 

Geärgert habe ich mich über jene Feministinnen, die den Fall dazu nutzen, ihre Vorurteile gegen Männer medienwirksam auszuleben, anstelle ihren Kopf zu gebrauchen, um zu hinterfragen, was hier eigentlich passieren sollte und dann tatsächlich auch geschehen ist: Hier wurde jemand kaltgestellt. Jörg Kachelmann hieß das Opfer, das durch die Medien getrieben und fertiggemacht wurde.

Kachelmann, ein Seiteneinsteiger in der Meteorologenbranche wird sicherlich Neider ohne Ende gehabt haben als er am Zenit seines Erfolgs stand. Dabei wird sein kometenhafter Aufstieg seine Konkurrenz aus promovierten Kreisen gewiss dazu veranlasst haben, eifrig die Messer zu wetzen.  Das übliche Procedere... Bleibt zu hoffen, dass nicht eines dieser Messer es war, mittels dem sich die ehemalige Geliebte zwecks Kachelmanns Rufschädigung Kratzer an ihrem Hals anbrachte. 

Zu meinen Erfahrungen zählt, dass fast alle Menschen bestechlich sind und dass selten etwas aus Hass, zumeist Niederträchtiges aufgrund von Vorteilsdenken geschieht. 

"Die Tochter des Neides ist die Verleumdung". Genau das ist der Punkt, weshalb Jörg Kachelmann, trotz seines Freispruchs und trotz der Tatsache, dass die ehemalige Geliebte nachgewiesenermaßen gelogen hat*, noch immer nicht vollständig in der Gesellschaft rehabilitiert ist, wie man Kommentaren im Netz und Umfragen in der Panorama-Reportage entnehmen kann. 

Inwieweit Neid- und Gierhälse im Hintergrund noch immer ihr Süppchen auf der Verleumdung der ehemaligen Geliebten kochen und Kachelmann auf diese Weise eine 2. Chance verwehren möchten, wäre spannend zu erfahren.

Meine ungebrochene Sympathie gilt dem Freigeist #Jörg_Kachelmann, dem viele übel mitgespielt  haben, aufgrund der Falschaussage einer Frau, die nicht nur ihm, sondern all den Geschlechtsgenossinnen, die tatsächlich Opfer eine Vergewaltigung wurden, gewaltig geschadet hat. 


Helga König

Samstag, 21. Oktober 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 22.10. 2017

"Der Mangel an geistigem Lebensgehalt bedingt den Mangel an Humanität." Joseph Roth 

Diesen Satz twitterte vor einigen Tagen der Autor #Raimund_Schöll. Die Sentenz stammt von dem österreichischen Schriftsteller #Joseph_Roth (1894-1939), der während des 1. Weltkrieges erste Gedichte und feuilletonistische Arbeiten veröffentlichte und anschließend für Zeitungen in Wien, Prag und Berlin tätig war. Nach 1933 emigrierte der Schriftsteller nach Frankreich und engagierte sich dort gegen den Nationalsozialismus.  Ob das Zitat aus einem seiner Bücher stammt oder ob es ein Satz aus einer seiner Kolumnen ist, ist mir nicht bekannt, doch gewiss scheint mir zu sein, dass er damit den Prototyp des Nazis im Fokus hatte und insofern auch dessen legendäre Unmenschlichkeit. 

Dass ein geistiger Lebensgehalt -hierzu gehört eine kritische Haltung zum eigenen Denken und Tun- dazu beiträgt, allein schon aus Vernunftgründen mitmenschlich zu handeln, davon bin ich überzeugt.  Allerdings meine ich, dass es in erster Linie die #Herzensbildung ist, die uns davon abhält, inhuman zu handeln, sogar selbst dann, wenn viele um uns herum sich abgründiger Grausamkeiten aus ideologischen Gründen verschrieben haben, so wie dies im Nazi-Deutschland einst der Fall war. 

Herzensbildung setzt voraus, dass man seinem Ego und dessen Habenwollen einen nicht allzu großen Raum zubilligt, sich immer und immer wieder im Verzicht zugunsten anderer übt, ohne dadurch in Wut zu geraten. Das ist vielleicht eine der schwersten Übungen, weil sie Selbstüberwindung voraussetzt und diese zugleich zum Ziel hat. 

Herzensbildung bedingt, dass man offen auf andere zugeht, seine Vorurteile hinterfragt, Menschen wohlwollend beobachtet, ihnen zuhört, mit ihnen spricht, um zu erkennen, dass sie- egal, wo auf Erden und in welchen Verhältnissen sie geboren worden sind-, genau wie wir fühlen, genau wie wir Zuspruch und Anerkennung als fühlender Mensch benötigen und in Not natürlich unsere Hilfe erhalten sollten. 

Herzensbildung wird gefördert durch die Kultivierung eines ehrlichen, freundlichen Wesens. Wer jeden Tag ein gutes Wort für einen ihm nicht bekannten Menschen, von dem er weder Vor- noch Nachteile zu erwarten hat, bereithält, ist dabei seine Herzensbildung zu vergrößern und spürt  zugleich wie er innerlich aufhellt. 

Ein Mensch ohne Herzensbildung empfindet weder Sorgen, Leid noch Schmerz anderer, da er den anderen nicht wahrnimmt. Das ist der Fluch des Egokosmos.

Dem Herzensungebildeten  sind seine Mitmenschen gleichgültig, sofern er keinen Vorteil von ihnen zu erwarten hat. Anstelle zu lächeln oder zu lachen, können solche Menschen nur dem Lächeln ähnelnde Grimassen ziehen (und zwar nur dann, wenn sie etwas haben wollen), ansonsten ist der Gesichtsausdruck stets abweisend und blasiert. 

Die Nazis im Hitlerdeutschland waren das Paradebeispiel für einen extremen Mangel an Herzensbildung. Anstelle eines weichen Herzens lebten sie ihre geisteskranke Herrenmenschideologie aus, die ihnen die Legitimation verschaffte, andere niederzutrampeln, sie zu berauben, zu foltern oder zu töten. 

Herzenbildung schützt davor, inhuman zu werden, deshalb sollten Eltern und Erziehende alles dafür tun, damit das weiche Kinderherz nicht von Jahr zu Jahr mehr verhärtet. Wer seinem Kind Aufmerksamkeit und viel Zärtlichkeit schenkt, es vor allem nicht verrät, der muss sich um die humanistische Entwicklung seines Nachwuchses keine Sorgen machen. 

Der Mangel an Herzensbildung im Neoliberalismus hat Menschen besonders in Drittländern unsägliches Leid gebracht. Der Rassismus der Rechtsradikalen im Hier und Jetzt deutet auf ein  Wiederaufflammen der Nazi-Herrenmensch-Ideologie hin, die Ursache für 80 Millionen Tote  im 2. Weltkrieg war.  Das sollte nachdenklich stimmen.

Ein ungebildetes Herz ist anfällig für Größenwahn und Niedertracht. Das hat die Geschichte gezeigt.


Helga König

Samstag, 7. Oktober 2017

Sonntagskolumne Helga König, 8.10.2017

"Manche Leute altern, andere reifen." Sean Connery 

Als ich vorhin einen Clip mit einem Song der heute 73 jährigen Françoise Hardy twitterte, fielen mir wieder die Worte des Schauspielers Sean Connery ein: "Manche Leute altern, andere reifen". 

Dieser Satz trifft selbstverständlich auf Frauen wie Männer gleichermaßen zu. 

Die wunderschöne Françoise Hardy ist ein Beispiel dafür, was es bedeutet, einen erkennbar guten Reifeprozess durchlaufen zu haben und auch die 80 jährige hochattraktive Vanessa Redgrave strahlt diese innere Schönheit aus, die das Ergebnis eines solchen Reifeprozesses ist. 

Bei korrupten Politikern oder jenen mit extremem Machtanspruch wird mit den Jahren aus deren Gesicht eine böse Fratze. Beispiele dieser Art gibt es genug. Das Innenleben will sich nun endlich zeigen und tut es auch ohne Scham. 

Sind die Bilder schlecht ausgeleuchtet, sieht man ab einem gewissen Alter durchzechte Nächte, sexuelle Ausschweifung, maßlose Gier in vielen Belangen, auch Niedertracht und anderes mehr, ahnt dass diese Menschen ein Leben führten und führen, das wenig Raum für Reifung zulässt. 

Reifeprozesse machen erforderlich, dass man immer wieder innehält, sich zurückzieht, in Klausur geht, sein Denken und Tun hinterfragt, Lebensenergien nicht sinnlos vergeudet, weil man ständig auf der Flucht vor sich selbst ist und sich zwanghaft ablenken muss.

Reifeprozesse führen vom Ego fort, hin zur Gemeinschaft, hin zu humanitärem Engagement, hin zu immer mehr Herzensbildung. 

Reifung heißt reicher an Erkenntnis  zu werden und  dabei stets gütiger. 

Altern im Gegensatz zum Reifen bedeutet letztlich engstirnig oder gar völlig verbohrt zu werden, auch unangemessenes Verhalten an den Tag zu legen, sich unter Umständen geradezu kindisch zu verhalten, während sich das Antlitz immer mehr verfaltet. 

Das Hinterherlaufen einer Zeit, die schon lange abgelaufen ist, kennt man von alten Männern, die  in Drittländern  nach jungen Liebhaberinnen Ausschau halten und  zu diesem Zwecke wie besessen Viagra schlucken aber auch von Frauen, die sich liften lassen, um ihr gelebtes Leben zu verbergen und kaum Zeit finden über das ihnen noch verbleibende nachzudenken. 

Wer reift, ängstigt sich im fortlaufenden Reifeprozess nicht vor dem Tod, der früher oder später jeden ereilt. Wer stattdessen unreflektiert altert, dem steht die Hölle bevor, je älter er wird.  Mir sind solche hochbetagten Menschen begegnet, die immerfort vor sich und ihren Schandtaten weggelaufen sind. Reifer hat sie das nicht gemacht. Gestorben sind sie einsam. 

Helga König