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Dienstag, 30. Dezember 2014

Helga König: Gedanken zu #Theodor_Fontane, der heute vor 195 Jahren geboren wurde

"Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache, und wir haben sie, um zu sprechen."  Theodor Fontane (1819 - 1898),

Heute vor 195 Jahren wurde Theodor Fontane geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des #Realismus. 

Fontane selbst definierte diesen Realismus mit den Worten „Realismus ist die künstlerische Wiedergabe (nicht das bloße Abschreiben) des Lebens.“ Der Dichter war hugenottischer Herkunft. Als er geboren wurde, war Goethe 70 Jahre alt. Ob die beiden sich verstanden hätten? Wie hätte  der Weimarer Dichterfürst reagiert, wenn der kleine Theodor eine Birne aus seinem Garten hätte haben wollen?

Ich besuchte die fünfte Klasse als ich erstmals den Namen des in Neuruppin geborenen Schriftstellers bewusst wahrnahm, denn wir Schüler waren angehalten seine Ribbeck-Ballade auswendig zu lernen. Mir Balladen, Gedichte und Liedtexte genau einzuprägen, mochte ich sehr, weil ich schon damals Sprachmelodien liebte und die Inhalte  poetischer Texte  meine Phantasie anregten. So auch bei der Ribbeckballade, die mich früh mit einem Gedanken vertraut machte, den ich für wichtig halte: Großzügigkeit lässt Seelenadel erwachsen. 

Eine weitere Ballade, die ich in Schulzeiten erlernte, war "John Maynard". Ihr Inhalt beruht auf einer wahren Geschichte, die sich auf dem Eriesee abspielte. Dort brach auf einem Passagierschiff ein Feuer aus. John Maynard, der Steuermann rettete durch seine Standhaftigkeit das Leben aller um den Preis seines eigenen Lebens. 

Um die Realität erträglich zu machen, sind gute, verlässliche  Menschen absolut notwendig. Das ist die Botschaft des Dichters, die aus vielen seiner Texte zu entnehmen ist. 

Fontane war Apotheker wie sein Vater, entschied sich aber im Alter von 30 Jahren freier Schriftsteller zu werden, folgte also seiner Bestimmung. Seine Lebensgeschichte will ich an dieser Stelle nicht wiedergeben, man kann sie bei Wikipedia nachlesen.  Stattdessen möchte ich mich daran erinnern,  auf welche Weise ich mich seinen Texten näherte. Als Teenager  las  ich "Effie Briest" mehrmals, litt mit ihr, später litt ich mit "Grete Minde", ahnte aber noch nicht, dass es eine solch gierig- heimtückische Verwandtschaft wie Grete sie hatte, in allen Zeit gibt. Grete hätte früher loslassen müssen, nicht erst als sie mit ihrem Kind vom Kirchturm aus in die brennende Stadt Tangermünde sprang.  Wenn gierige Menschen Beute machen und  dazu noch unbehelligt das Recht gebeugt werden kann, ist es sinnlos zu kämpfen. Dann sollte man auf anderen Wegen eine neue Chance suchen. Sie ergibt sich immer.

Im Alter von 18 Jahren kaufte ich mir die Gesamtausgabe von Fontanes Werken und befasste mich später an der Uni im Rahmen eines Seminars intensiver mit einigen seiner Texte. Seither sind Jahrzehnte ins Land gegangen. Doch wie ich beim Schmökern in der alten Werksausgabe vorhin bemerkte, ist meine Neugierde auf verschiedene Romane wieder erwacht... 

Ich schätze diesen Schriftsteller sehr,  besonders weil er sich gegen Dogmatismus, Unrecht, Neid und Gleichgültigkeit aussprach und weil es ihm wichtig war, in seinen Werken, Gutes und Böses zu zeigen, - künstlerisch gestaltet-  Lebensrealität abzubilden und dem Leser dabei feinsinnig zu verdeutlichen, was Entscheidungsfreiheit bedeutet.

 Helga König 

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