"Wie viel Leid muss man durchlebt haben, um Glück erfahren zu können? Wie viel Leid-Erfahrung, fehlt Ihnen noch, um richtig glücklich sein zu können? (Rolf Dobelli, S.177)
Heute las ich einen Tweet mit folgendem Inhalt "…das Unglück liegt auch darin, dass wir nicht gründlich genug unglücklich werden“.
Dieser Tweet scheint mit Ihren beiden Fragen zu korrespondieren, lieber Herr Dobelli. Dabei ist die besagte Tweetaussage vielleicht noch ein wenig masochistischer angelegt, weil sie gewissermaßen indirekt extremes Unglück herbeiwünscht, um auf diese Weise das möglicherweise Unglücklichsein zu überwinden.
Da aber bin ich ganz anderer Ansicht. Beobachtet man selbstvergessene Kinder, auch Erwachsene, beim Spiel oder erlebt wie es ist, wenn man sich selbst spielerisch mit etwas (möglicherweise sogar Intellektuellem) beschäftigt und absolut eins wird mit seinem Tun, dann sieht oder fühlt man Glück ganz ohne Leid.
Glück entsteht nicht durch Leid, sondern dadurch, dass man in Jetzt völlig aufgeht. Künstler wissen das und sind beglückt in den Momenten schöpferischen Tuns. Jogger kennen das Phänomen des "Runner's_high" und in vielen kreativen Berufen hofft man auf den "Flow-Zustand", der unendlich glücklich macht. All das ist möglich, wenn man sich restlos dem Moment hingibt.
Nur der Mensch, der in der Lage ist, eins zu werden, mit dem, was er gerade tut, ist glücklich und umso glücklicher, wenn ihm etwas Gutes, Wahres oder Schönes gelingt.
Unglück ist ein Zustand des Nicht-bei- sich- Seins. Man braucht ihn nicht als Steigbügelhalter für unser Glück.
Weisheitslehrer erscheinen uns deshalb so glücklich, weil sie erkennbar in ihrer Mitte angekommen sind und aus dieser Weisheit schöpfen.
Wahres Glück entsteht dadurch, dass wir fühlbar mit unserer Mitte verbunden sind und dadurch auch mit dem Universum. Das Paradies ist in uns und genau dort auch können wir immer glücklich sein und zwar ganz ohne zuvor auf einem Nagelbrett unsere Schmerzgrenze ausgetestet zu haben.
Helga König
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