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Freitag, 12. Dezember 2014

Helga König: 9. Antwort zu Rolf Dobellis "Fragen an das Leben".

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"Fragen an das Leben"
"Auf welche Art müsste man einen Menschen lieben, wenn man ihn niemals besitzen will?" (Rolf Dobelli, " Fragen an das Leben", S. 86)

Selbstlos, Herr Dobelli. Das ist allerdings generell nicht einfach. In unserer durch das Ego bestimmten Zeit ist es vermutlich in der geschlechtlichen Liebe nur in Ausnahmefällen überhaupt noch möglich. Ich nehme mal an, dass Sie genau diese Art von Liebe meinen…?

Geschlechtliche Liebe ohne Besitzansprüche- eine Vorstellung der 1968er –Generation in deren jungen Jahren- setzt völlige Egoüberwindung voraus. 

Mir sind in meinem Leben einige Menschen-  Männer und Frauen gleichermaßen- begegnet, die viel zu früh gestorben sind. Sie verkümmerten, weil sie selbstlos zu lieben versuchten und die Dauerkränkungen ihrer Partner, die für sich Freiheiten beanspruchten, die selbst ein nicht überbordendes Ego kaum ertragen kann, zu totbringenden körperlichen Krankheiten führten. 

Wie geht eine junge Frau oder ein junger Mann damit um, wenn der Mensch, den sie lieben und der ihnen innige Liebe beteuert, sie immer wieder durch Nebenbeziehungen kränkt, ihnen das Gefühl vermittelt, dass sie nicht genügen? 

Wenn der Gekränkte es nicht mehr aushält, weil er genug gelitten hat und das Gefühl, nicht zu genügen, nicht mehr erträgt, packt er seine Koffer und geht. Das Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" weist im Grunde  auf das Besitzdenken hin, das Liebenden stets aufs Neue Qualen bereitet und zeigt, dass man im Hinblick auf diese Problematik bereits im Altertum nach Lösungen suchte. Die einfachste Lösung war das Gebot, in einer legitimierten Liebesbeziehung, den Ehebruch einfach zu untersagen. 

Besitzdenken bei liebenden Paaren geht aber leider häufig über die Forderung,  Ehe- oder Beziehungsbruch zu unterlassen hinaus und äußert sich  nicht selten in fatalen Machtscharmützeln. Dann geht es nicht mehr um das  sogenannte "Fremdgehen", sondern um die Unterwerfung der Persönlichkeit des anderen, der in seiner Individualität immer mehr eingeschränkt wird, um auf diese Weise die liebende Person in ihrer Gesamtheit zu vereinnahmen. 

Auch solche Personen sind mir begegnet, die nicht nur teilten, sondern aus Liebe alles, was sie hatten, her- sowie ihre Persönlichkeit aufgaben und schließlich  dabei  Jahr um Jahr mehr verkümmerten, weil der Partner oder die Partnerin ein grenzenloser Egoist war, der die Fähigkeit zu lieben als Schwäche begriffen hat, die es auszunützen galt.  

Eines der Opfer hörte ich bei Tisch im Kreise von Gästen flehen: "Ach Liebling lächele mich doch mal an, ich habe Dir doch alles gegeben". Die Egoistin hustete dem Liebenden etwas, sah ihn nur herablassend und dabei eiskalt an. Dieses Erlebnis werde ich niemals vergessen. Seither weiß, wozu Egoisten fähig sind. Zu allem.

Liebe ohne Besitzdenken setzt zwei reife Menschen voraus, denen die Verletzlichkeit des anderen bewusst und denen auch klar ist, dass jeder Mensch Freiraum benötigt und die Persönlichkeit des Du eine Tabuszone darstellt. Krämerseelen sind für eine solche Form von Liebe untauglich.

Helga König

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