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Dienstag, 9. Dezember 2014

Helga König: 4. Antwort zu Rolf Dobellis "Fragen an das Leben"

Klicken Sie bitte hier zur Rezension
"Fragen an das Leben"
"Wie lange hält sich eine Freundschaft, wenn alle Initiativen zu ihrer Erhaltung von Ihnen ausgehen?", (Rolf Dobelli, "Fragen an das Leben", S. 74)

"Freundschaft ist ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet." (1)

Dieser Definition von Wikipedia  ist im Grunde nichts mehr hinzuzufügen und doch wurden einige sehr umfangreiche Bücher zu dem Thema "Freundschaft" in allen Zeiten verfasst.

Wer Lateinunterricht hatte, wird vielleicht sogar  Ciceros Text "Laelius de amicitia – Über die Freundschaft“ im Original gelesen und fleißig übersetzt haben. Leider haben solche Übersetzungsübungen oft den Nachteil, dass sich Schüler nur mit Worten, nicht aber mit dem Inhalt eines Textes befassen.

Unser Lateinlehrer diskutierte stets ausgiebig die Textinhalte. Das war in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass er neben Latein auch Philosophie studiert hatte. So prägten sich die Gedanken antiker Philosophen in mein Gedächtnis ein und beeinflussen seither die eigenen Handlungsmuster, 

"Laelius de amicitia“ – Über die Freundschaft“ rezensierte ich dann 2007 und zwar aus persönlichen Motiven, weil ich mir damals eine Beziehung unter Zuhilfenahme des Cicero-Textes bewusst machen wollte. Mein Gedächtnis appellierte in jenen Tagen an meine Empfindung, dass diese Beziehung Freundschaft nicht sein konnte.

Die Zukunft zeigte, dass Cicero sich nicht getäuscht hatte. Manchmal ist es nicht so einfach,  sofort zu erkennen, ob es sich um eine Freundschaft oder nur eine Nennfreundschaft handelt, bei der es lt. Cicero nur um bloße Vorteile gehe, die letztlich einzig aufgrund eines Zeitumstandes geehrt und geschätzt werden.

Anselm Grün hat in diesem Herbst ein wunderbares Büchlein mit dem Titel "Ich wünsch dir einen Freund" auf den Weg gebracht, das ich mittels einer Rezension auf „Buch, Kultur und Lifestyle“ empfohlen habe.

Hier kann man sich in einer zeitgemäßen Sprache mit dem Inhalt von Freundschaft ausgiebig befassen und wird sehr gut an eine präzise Antwort zu Rolf  Dobellis Frage herangeführt. Bei aller Theorie geht es darum, Freundschaft zu leben. Freundschaft bewährt sich ausschließlich in der Praxis.  Dazu sind Menschen notwendig, zu denen man einen "Draht" haben sollte, mit denen man das Menschwerden und Menschsein gerne teilt und die dazu auch wirklich freudig bereit sind.

Zur Erinnerung nochmals Rolf Dobellis Frage: "Wie lange hält sich eine Freundschaft, wenn alle Initiativen zu ihrer Erhaltung von Ihnen ausgehen?"

Nach meiner Erfahrung dümpeln solche Freundschaften noch eine Weile dahin, wenn die Initiative einseitig ist. Man ist an irgendeinem Zeitpunkt verärgert, wenn kein Feedback kommt, wenn man immer wieder derjenige ist, der Aktivitäten anstößt oder telefoniert und das Gegenüber in passiver Erwartungshaltung ausharrt. Irgendwann wirft man das Handtuch, erkennt die Sinnlosigkeit und trauert stattdessen eine Weile, um sich  alsdann neu zu orientieren.

Man sollte natürlich  die Ursachen für Passivität ausloten, dem anderen, der vielleicht ein mentales und seelisches Problem hat oder in Zeitnot ist, nicht mit Freundschaftaktivitäten überfordern und sich wenn nötig für eine ganze Weile zurückziehen, dies aber der Freundschaft wegen zuvor mit dem Freund/der Freundin abklären.

Sofern jedoch Machtspielchen die Ursache für Einseitigkeit sind, sollte man  aus Vernunftsgründen selbst sehr alte Beziehungen auflösen, weil sie letztlich   beider Persönlichkeitsentwicklung schaden. Dass dies schmerzhaft sein kann, steht außer Frage.

Freundschaft  muss kommuniziert werden. Freundschaft ist innige, verständnisvolle Kommunikation.

Helga König

1) Wikipedia  "Freundschaft"

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