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Montag, 8. Dezember 2014

Helga König: 2. Antwort zu Rolf Dobellis "Fragen an das Leben"

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"Fragen an das Leben"
"Was ist Ihnen wichtiger: Ideen oder Geld?" (Rolf Dobelli- "Fragen an das Leben", S.110)

Meine Lebenserfahrungen haben mich gelehrt, dass Ideen wichtiger als Geld sind, weil aus ihnen immer wieder neues Geld entstehen kann und wir Geld benötigen, da es nun mal unser Zahlungsmittel darstellt, weil Tauschhandel in zivilisierten Ländern dem Gestern angehört. 

Wer sich um Ideen bemüht und an diesen arbeitet, geht in der Regel sorgfältig mit den Früchten seiner Ideen, zu denen auch das Geld zählt, um. 

In Zeiten der Erbengenerationen erleben wir, was geschieht, wenn beispielsweise Enkel im erwirtschafteten Geld der Großeltern schwimmen, aber sich dadurch ideenlos in Hängematten einnisten und sich in ihrer Persönlichkeit nicht weiterentwickeln.

Ererbtes Vermögen macht nicht selten denkträge.

Ich habe einige solcher denkträgen Erben erlebt. Auch Erbenmillionärsehefrauen, die nach Monte Carlo fuhren, bloß um sich dort bei Chanel ein paar teure Schweinslederhandschuhe zu kaufen, aber niemals auf den Gedanken gekommen wären, sich mit der Geschichte dieser Stadt zu befassen, weil es ihnen letztlich an der Idee der europäischen Kultur mangelte. 

Ich sah Erbenmillionärsenkel, die dicke Ferraris oder andere Luxuslimousinen fuhren und deren Hauptbeschäftigung darin lag, sich mit diesen Luxusgegenständen darzustellen, den Tag mit Espresso-Trinken zu vertrödeln oder auf dem Golfplatz das große, banale Wort zu schwingen. Ich sah wie sie respektlos die vorzüglichsten Speisen in Sterne-Restaurants zurück gehen ließen, weil sie mal wieder von Lustlosigkeit und Übersättigung bei Tisch überfallen wurden. Sie vermochten die lukullischen Kreationen nicht zu genießen, denn wer kulinarisch genießt, muss eine Idee davon haben, was Kochkunst bedeutet. 

Der Einfallsreichtum und Fleiß der Großväter hatte monetären Reichtum zum Ergebnis, aber das Geld erstickte den Einfallsreichtum der Folgegenerationen im Keim, weil man jene Kinder und Kindeskinder nicht zu spielerischem Denken angehalten hatte, das die Grundvoraussetzung für Ideen aller Art verkörpert.  

Ein Sohn eines reichen Vaters vermüllte Millionen auf der Spielbank, ein anderer trug ein Vermögen zu Edel-Prostituierten. Beide hatten keine Idee davon, was es bedeutet, gute Ideen zu entwickeln und sie tatkräftig umzusetzen. 

Einen übersättigten Enkel hörte ich bei Tisch "Scheiß- Kultur" blöken, während er sich aus einer vergammelten Tetratüte H-Milch in einen archaisch wirkenden Steinhumpen kippte und dies an der festlich gedeckten Tafel der damals noch lebenden, reichen Großeltern, die für Geburtstagsgäste "Herend" eingedeckt hatten. Der ideen- und kulturlose Enkel entsorgte das gute Geschirr später bei Ebay. 

Noch als Studentin sah ich einen wunderschönen Garten im Rheingau verwildern, den ein ideenreicher, wohlhabender Großvater angelegt hatte. Die Enkel hatten keine Idee von Gartenkunst und auch keinen Respekt vor der Gestaltung des einstigen kleinen Paradieses. Sie ließen später Mietswohnungen auf das Gelände bauen.

Ich sah wie im Rhein-Main-Gebiet ein altes Luxushotel seitens eines Erbensohnes ruiniert wurde, und ein damals tatkräftiger, ideenreicher Enkel sich  krampfhaft bemühte, es  neu aufzubauen. Er hatte es nicht einfach, vielleicht weil er  sich zu sehr verkrampfte. 

Ideen sind nicht nur  überaus wichtig. Sie sind das wichtigste überhaupt. Wenn Ideen monetäre Früchte tragen, muss man sich intensiv mit der Idee einer vernünftigen Weitergabe befassen. Das beginnt damit, Kinder zu kreativem Tun anzuhalten und sie nicht zu bloßen Konsumenten zu erziehen, denn auch ererbtes Geld ist irgendwann ausgegeben und wehe, wenn dann die Ideen fehlen. 

Helga König

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