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Sonntag, 17. September 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 17.9.2017

"Wörter können töten, das wissen wir nur zu genau. Aber Wörter können auch, obwohl nur begrenzt, manchmal heilen."Amos Oz 

Dieses Zitat twitterte heute morgen #Raimund_Schöll  und zwar gemeinsam mit einem sehr ansprechenden Foto einer hügeligen Landschaft, in deren Vordergrund Olivenbäume zu sehen sind. Verfasser obiger Sentenz ist der international bekannte, israelische Schriftsteller Amos Oz. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Er erhielt u.a. den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1992) den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt (2005), den Siegfried Unseld Preis (2010) und den Siegfried Lenz Preis (2014). 

Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang Amos Oz den Satz "Wörter können töten, das wissen wir nur zu genau. Aber Wörter können auch, obwohl nur begrenzt, manchmal heilen" gesagt oder geschrieben hat, aber mir ist bekannt, dass dieser Schriftsteller in den 1970er Jahren bereits eine Organisation gegründet hat, die zur israelischen Friedensbewegung zählt und er seit 1967 ein prominenter Befürworter der "Zwei-Staaten-Lösung" ist. Demnach ist es nicht unwahrscheinlich, dass seine Sentenz politisch  motiviert ist.  Frieden beginnt mit einer friedvollen Sprache.

Neugierig geworden, ob es wissenschaftliche Beweise gibt, dass Wörter wirklich auch töten können, las ich in einem Beitrag von Tom Leonhardt, dass für den Wissenschaftler Steffen Ketty Herrmann Wörter tatsächlich tödliche Waffen sein können und auch, dass Schweigen als Gesprächsverweigerung besonders gefährlich sei. 

Die Phänomene sprachlicher Gewalt können leiser Ironie bis hin zur plumpen Beleidigung, von der indiskreten Taktlosigkeit bis hin zum sarkastischen Spott, von der herablassenden Demütigung bis hin zum eisigen Schweigen reichen, betont der Sozialwissenschaftler. 

In seinem Vortrag über "Warum Worte verletzten. Symbolische Gewalt und sozialer Tod" spricht Steffen Ketty Herrmann zunächst über physische und symbolischer Gewalt, um alsdann sprachliche Erniedrigung als Form sprachlicher Gewalt näher zu beleuchten. 

Wer beleidigt, möchte zumeist, dass eine Dritte Person diese Beleidigung hört, weil durch diese dritte Instanz die sprachliche Gewalt noch verletzender ausfällt. Durch die soziale Herabsetzung soll die soziale Position des Angegriffenen gemindert werden. Im Schweigen als letztes Mittel sprachlicher Gewalt hingegen werde sogar der soziale Tod provoziert. 

Was mit Kindern geschieht, die sprachlich erniedrigt werden oder mit denen, um sie zu strafen nicht gesprochen wird, weiß man. Sie werden sehr traurig, vielleicht sogar verstockt und trauen sich am Ende nichts mehr zu, wohingegen Kinder, denen man gut zuspricht, sich in der Regel günstig entwickeln, d.h. fröhlich und damit seelisch gesund verhalten. 

Wer sprachliche Gewalt anwendet, indem er andere zu erniedrigen sucht,  - sei es Kinder oder Erwachsene- möchte sich selbst erhöhen, möchte Macht über den verbal Erniedrigten gewinnen, ihn am liebsten vor Dritten bloßstellen und beschämen. Wer andere durch Schweigen abstraft, will töten, sei es sozial, seelisch oder tatsächlich. Kränkung kann todkrank machen.  

Einen Menschen von  solchen Seelenqualen zu heilen, ist möglich, indem man freundliche Worte voller Zuversicht an ihn richtet, sodass er mit der Zeit wieder Selbstvertrauen gewinnt und seinen Weg-  an sich  und seine Fähigkeiten glaubend - wieder weiter geht.

Die sozialen Netzwerke positiv zu nutzen, kann zur Heilung der Gesellschaft und der einzelnen Mitglieder beitragen. Davon bin ich überzeugt.

Helga König

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