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Sonntag, 12. November 2017

Sonntagskolumne Helga König, 12.11.2017

Dieser Tage schrieb ich einen Tweet mit folgendem Inhalt: "Was mich derzeit besonders interessiert: Wie entstehen emotionale Abhängigkeiten und wie kann man gefühlskalten, berechnenden Menschen rechtzeitig das Handwerk legen?"

Dieser Tweet wurde erstaunlich oft gelesen, wie die Anzahl der Impressionen erkennen lässt. Das Thema emotionaler Hörigkeit scheint demnach zu bewegen. 

Eine der Userinnen postete als Antwort einen Clip, der das Verhalten von Narzissten näher erläutert, offenbar als Hilfsinstrument, um besagten Menschen das Handwerk zu legen. Emotionale Hörigkeit bedarf aber eines Psychopathen als Täter. Narzissten sind in der Regel nicht ausreichend machtbesessen. Oft genug sind gerade sie Opfer von Psychopathen.

Fest steht, es gibt Menschen, die andere in Abhängigkeit bringen wollen, um sie zu dominieren und dabei Strategien anwenden, mittels denen ihr Ansinnen zumeist auch gelingt. Einem Text der Autorin Barbara Barasinger entnahm ich, dass die Wirkmechanismen bei Hörigkeit darauf basieren, dass der Betroffene nie genau weiß, wann sein Gegenüber auf ein Verhalten positiv reagiert und wann es auf dasselbe Verhalten schlagartig negativ antwortet. Aufmerksamkeit und Zuneigung kommen und gehen offenbar wie sie wollen. Mitunter wirkten die Täter so als ob sie von Liebe restlos entflammt wären, doch im nächsten Moment seien sie kühl, unnahbar und distanziert. 

Damit umzugehen fällt vermutlich allen schwer. Menschen mit ausreichendem Selbstwertgefühl kappen solche Beziehungen früher oder später, - in Familien oder im Beruf ist dies leider nicht so leicht möglich- um sich dem demütigenden Verhalten, das auf diese Weise entstehen kann, zu entziehen. 

Wer darauf wartet, dass der Täter (m/w)  mit dem miesen Verhalten irgendwann aufhört, wartet vergeblich, denn das Emotionen anderer ausrechnende, für sich vorteilhafte Agieren ist ein Teil seines Persönlichkeitsmusters. Wenn das emotionale Verwirrspiel auf unsichere Personen trifft, die sich selbst nicht akzeptieren und die zur Unterwerfung neigen, so Barasinger, dann setzt die destruktive Wirkung vollständig ein. 

Der Psychopath Hitler hatte einen Großteil der Deutschen so sehr hörig gemacht, dass sie den totalen Krieg bejahten und mit ihm ihren Untergang. 

In manchen Firmen werden Verwirrspiele gepaart mit Intransparenz eingesetzt, um Mitarbeiter oder Kunden zu dominieren und dies gelingt sogar erstaunlich erfolgreich. 

Menschen, die Hörigkeit, d.h. emotionale Abhängigkeit erzeugen wollen, versuchen bei ihren Opfern psychisches Unbehagen auszulösen, indem sie mit der Zuwendung spielen. Das Opfer wird im Unklaren gelassen über die Gründe der Launenhaftigkeit des Akteurs und versucht es dem Energievampir immer intensiver Recht zu machen, um dessen Akzeptanz zu erhalten und seine Ablehnung nicht aushalten zu müssen. 

Emotionale Hörigkeit kann,  wenn sie längere Zeit besteht, die Persönlichkeit vollständig verändern. Deutlich wird dies in Sekten. Wenn Hörigkeit seelisch nicht mehr zu ertragen ist, kann sie sogar zum Tod führen, nicht nur durch Suizid, sondern auch aufgrund körperlicher Krankheit als Ergebnis von Seelenqual.

Es geht letztlich um den freien Willen, der gebrochen werden soll. Der Hörige wird zum Werkzeug des Täters gemacht. Die Täter (m/w), so meine immer wiederkehrenden Beobachtungen, sind  häufig sehr faul, delegieren mit Vorliebe und  sind immer selbstsüchtig, kaschieren dies aber geschickt und bringen ihre Opfer durch Zuneigungsentzug dazu, für sie den "Zwangsarbeiter" zu geben. Das Muster ist immer das Gleiche, in Familien, in Firmen, in Vereinen, in der Politik. Dabei erstaunt mich mittlerweile nicht mehr, dass sehr gute Ausbildungen und hohe Intelligenz der Opfer  als Hemmschuh keine Rolle spielen im "Unterwerfungsspiel" von oftmals mittelmäßigen, gefühlskalten Zeitgenossen.  

Wie kann man gefühlskalten, berechnenden Menschen rechtzeitig das Handwerk legen? NEIN sagen, ohne Wenn und Aber, einen anderen Weg gibt es nicht. Das NEIN-Sagen  fällt allerdings leichter, wenn man sein Selbstwertgefühl kultiviert.

Helga König

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