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Samstag, 16. Dezember 2017

Sonntagskolumne Helga König: 17.12.2017

Wie lernen Kinder unterschiedlicher Ethnien und  Gesellschaftsschichten am besten ein sinnstiftendes Miteinander? 

Indem sie miteinander spielen und voneinander lernen, am besten bereits im Kindergarten und im gemeinsamen Unterricht an Grundschulen. 

Kinder gebildeter Eltern lernen schon in den ersten Lebensjahren sehr differenziert zu sprechen und können damit leichter die Inhalte, die im Unterricht vermittelt werden, verstehen. Für Kinder aus bildungsfernen Schichten wird die Sprache selbst dann, wenn sie hochintelligent sind, zur schwer überwindbaren Barriere. 

Leider genügen der Unterricht in der Schule sowie das Lesen von Büchern für schichtenspezifisch gehandicapte Kinder nicht, um schon in jungen Jahren das Sprachniveau von Mädchen und Jungs aus gebildeten Schichten zu erlangen. Es ist also notwendig, dass die Kinder aus unterschiedlichen Schichten viel miteinander sprechen, damit die sprachlich Benachteiligten spielerisch den "elaborierten Code" einüben können. 

Der Nachwuchs aus gehobenen Bildungsschichten erhält die unbezahlbare Erfahrung zurück, dass ihr familiärer Status auch ein anderer hätte sein können und nicht Hochmut, sondern Dankbarkeit sie durch ihr Leben begleiten sollte. Die dünkelfreie Haltung, die aus dieser Erkenntnis erwächst, macht die Menschen sympathisch.

Selbstsüchtige Eltern, die ihren Elitestatus ihren Nachkommen problemlos sichern möchten, werden alles unternehmen, um die schichtenbedingte Sprachbarrieren unüberwindbar zu machen und werden deshalb weiterhin ihre Kleinen ermahnen "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder !". 

Solche Eltern gehen auf die Barrikaden, wenn das Lernziel "Solidarität" heißt, weil sie befürchten, dass ihren Nachkommen intellektuelle Konkurrenz erwächst. 

Noch hysterischer reagieren diese Eltern, wenn im Klassenverband ihrer Kleinen sich Migrantenkinder befinden. Dann sind sie in ihrer latenten Fremdenfeindlichkeit davon überzeugt, ihre Nachkommen würden dadurch verdummen und dazu noch sprachlos werden. 

So aber ist es nicht!

Je unterschiedlicher Menschen sind, umso mehr lernen sie voneinander,  besonders wenn man ihre Neugierde fördert. 

Wer die Gesellschaft nicht spalten möchte und wer daran interessiert ist, dass sich begabte junge Menschen, gleichgültig welcher schichtenspezifische oder ethnische Hintergrund vorliegt, später mal in unsere Gesellschaft einbringen, wird keine Probleme damit haben, allen Kindern faire Chancen einzuräumen und wird nicht der absurden Idee verfallen, dass Menschen verblöden, wenn sie von Kind an mit der Gesellschaft, wie sie sich strukturell tatsächlich zeigt, konfrontiert werden, sondern wird den frühen, für das weitere Leben vorteilhafte  Erfahrungszuwachs sofort sehen. 

Das Bildungsniveau aller wird erhöht, wenn die Tagesschule ab der 1. Klasse Pflicht wird und Kinder aus bildungsfernen Schichten oder anderen Ethnien zusätzlichen Sprachunterricht erhalten. 

Zum Bildungsniveau gehört aber auch das Miteinander. Menschen, die andere ausgrenzen wollen, verfügen selbst, wenn sie 100 Bücher und mehr gelesen haben, weder über Herzensbildung noch über ein akzeptables intellektuelles Niveau. 

Eliten, die sich abschotten möchten, sind zum Untergang geweiht. Das zeigt die Geschichte immer und immer wieder. Aus der Vergangenheit zu lernen,  heißt deshalb, Wege des Miteinanders zu suchen. Sprachbarrieren in der frühen Kindheit schon abzubauen, scheint mir dabei eine sinnstiftende Maßnahme zu sein. 

Helga König

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