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Donnerstag, 29. Januar 2015

Helga König: Gedanken zum Aufklärungsfilm "#Night_will_fall"


Ich verlinkte diesen Film auf Facebook und Twitter, damit er all meinen Freunden und Followern zugänglich gemacht werden konnte und hoffte, dass alle so handeln, damit der Aufklärungsfilm eine große Verbreitung findet.  Für diese sinnstiftetende Möglichkeit der Weiterverbreitung dieser wichtigen Dokumentation danke ich Twitter und Facebook.

Nachdem ich mir die Dokumentation über die Befreiung der KZs insgesamt dreimal angesehen hatte und nicht schlafen konnte, weil das gezeigte Gräuel es nicht zuließ, twittere ich tags darauf: "Unsere Hauptaufgabe besteht darin, unser Mitgefühl zu kultivieren. Nichts ist wichtiger."  Das ist meine gedankliche Quintessenz. 

Es bleibt mir nach wie vor unverständlich, wie Tausende von Nazi-Schergen in den Konzentrationslagern so unglaublich brutal und niederträchtig handeln konnten, auch wenn ein kürzlich von mir  rezensiertes Buch eines Soziologen mir verdeutlicht hat, worin die Ursachen begründet liegen können. Ein Blick auf die Leichen, die eingeschlagenen Schädel, die  gefolterten Körper und  ich weiß, dass  keine Begründung wirklich greift.

Ich dachte auch an Schlinks Protagonistin in  seinem Roman "Der Vorleser", die eine von diesen KZ-Wächterinnen, die auf den Bildern zu sehen waren, hätte gewesen sein können und sah das Unheil, dass diese Frauen angerichtet hatten, junge Frauen, die völlig harmlos wirkten. Wie war das möglich?

Sehen verdeutlicht mehr als das Lesen. Sehen ritzt sich in die Seele ein. Diese armen, geschundenen Menschen und die Leichenberge… ich frage mich immer und immer wieder, welche monströsen, seelenlosen Personen da am Werk waren und wie sie nach dem Krieg weiterlebten, so als wäre nichts geschehen. 

Sie spalteten ihr unsägliches Tun ab, gründeten Familien  und prügelten später ihre Kinder. Das Abgespaltene lebte in ihnen fort und  formte ihre Mimik, die sie entlarvte.

Ich vermute seit langer Zeit, dass der Herrenmenschgedanken der Schlüssel für all diese Gräueltaten ist. Nur, wer sich über einen anderen erhebt, will auch Herr über Leben und Tod des anderen sein. Dieser Herrenmenschgedanken geistert noch immer in den Köpfen  von Menschen herum. Das  ist das eigentliche Problem, das behoben werden muss.

Mangel an Selbstwertgefühl ist die Basis für den Herrenmenschgedanken.

Diese menschlichen Bestien, die die Gefangenen in den Konzentrationslagern folterten und sie schmerzvoll töteten, sind ein Mahnmal der Schlechtigkeit und Verdorbenheit von Menschen. 

Diese Schlechtigkeit muss man sich genau ansehen, weil sie in immer neuen Formen auf dieser Welt für Unheil sorgt. Die Ursache von allem Bösen  ist ein Mangel, den es aufzuspüren gilt.

Was bleibt ist der Gedanke: "Unsere Hauptaufgabe besteht darin, unser Mitgefühl zu kultivieren. Nichts ist wichtiger." 

Welche innere Größe muss dazu gehören, wenn ein Opfer, das dies alles ertragen musste, vergibt?

Darüber sollten all jene nachdenken, die  von sich glauben, sich über andere  erhöhen zu müssen, anstelle ihren Mangel zu beheben. 

PS: Ich weiß nicht, wie lange der Dokumentarfilm noch gezeigt wird bei ARD. Schauen Sie sich bitte an, wohin Fremdenfeindlichkeit führt. Es ist wirklich wichtig. 

Helga König

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