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Samstag, 3. Januar 2015

Helga König: 21. Antwort auf Rolf Dobellis " Fragen an das Leben"

Müsste es in einer Welt ohne Hoffnung nicht weniger Enttäuschung geben? (Rolf Dobelli, S.157)

Wikipedia definiert "Eine Enttäuschung bezeichnet das Gefühl, einem sei eine Hoffnung zerstört oder auch unerwartet ein Kummer bereitet worden."

Folgt man der Definition, so muss man Ihre Frage mit "Ja" beantworten, lieber Herr Dobelli. Gleichwohl sollten wir aufgrund dieser Erkenntnis nicht zu früh frohlocken, denn ohne Hoffnung gäbe es zwar vielleicht weniger enttäuschte, aber leider auch weitaus mehr verzweifelte Menschen. 

Doch blicken wir zunächst einmal auf die Wikipedia-Definition von "Hoffnung", um danach abzuwägen, ob es wirklich sinnvoll ist, nicht mehr zu hoffen, um dadurch Enttäuschung zu minimieren. 

"Hoffnung (vgl. mittelniederdt.: hopen „hüpfen“, „[vor Erwartung unruhig] springen“, „zappeln“) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintritt, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht. Das kann ein bestimmtes Ereignis sein, aber auch ein grundlegender Zustand wie etwa anhaltende Gesundheit oder finanzielle Absicherung. Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. Hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz.“ 

Hoffnung ist also  ein Lebenselexier, sozusagen ein natürliches Antidepressivum. Sie ist notwendig Durststrecken zu überstehen und impliziert eine positive Grundeinstellung, die dazu verhelfen kann, Berge zu versetzen. Schwerkranke, denen die Hoffnung genommen wird, sterben schneller. Das Gegenteil von Hoffnung ist nämlich Verzweiflung. 

Nicht grundlos zählt die Hoffnung neben "Glaube" und "Liebe" zu den drei christlichen Tugenden. Aber auch im Zentrum des Denkens des Philosophen Ernst Bloch steht das Prinzip der Hoffnungen, das sich in den sozialen, ökonomischen und religiösen Utopien, in der bildenden Kunst, in der Musik und in den Tagträumen offenbart. 

Hoffnungen sind der Motor für das "Gute, Wahre und Schöne". Mangel an Hoffnung hat eine triste Welt zur Folge, der es an bunten Ideen fehlt, die Folge jener innere Heiterkeit sind, die notwendig ist, um immer wieder aufzustehen und von Neuem zu beginnen und zwar mit einem zuversichtlichen als auch unverbrüchlichen "Packen wir es an" auf den Lippen, weil wir überzeugt sind, dass Goethe Recht hatte, als es sagte: "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen." 

Von Goethe auch stammt das Gedicht, dass sich eindeutig für die Hoffnung ausspricht, mit der man der möglichen Enttäuschung wegen keineswegs zerstörerisch umgehen, sondern sie stattdessen zum Lebensprinzip machen sollte, ganz so wie  ein kluger Philosoph es einst empfohlen hat.

Hoffnung 

Schaff, das Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glück, daß ichs vollende!
Laß, o laß mich nicht ermatten!
Nein, es sind nicht leere Träume:
Jetzt nur Stangen, diese Bäume
Geben einst noch Frucht und Schatten.

(Johann Wolfgang von Goethe) 


Helga König

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