Impressum

Das Impressum finden Sie auf der Hauptseite von "Buch, Kultur und Lifestyle- Das Magazin für den anspruchsvollen Leser" wwww.rezensionen.co

Sonntag, 14. Februar 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 14.2.2016

Kaum etwas macht so viel Freude, als sich mit Ästhetik zu befassen. Deshalb wohl auch werden Menschen angezogen von Messen wie der "Ambiente", die derzeit in Frankfurt/ Main zum Staunen einlädt. Über das Ereignis werde ich dieser Tage auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" näher berichten. Bei dem Bericht geht es dann allerdings um mehr als um die Beschreibung von ansprechendem Design.

Sich für einige Stunden in Messehallen aufzuhalten, in denen schönes Porzellan und Produkte aus Keramik, Kristall und Glas aus aller Welt vorgestellt werden, verdeutlicht nicht nur, dass rund um den Globus der Wunsch nach Schönem vorhanden ist, sondern auch,  dass das Schöne neuerdings immer weniger ethnisch interpretiert wird. Die einzelnen Gestaltungsideen verweisen auf die globale Anpassung und lassen erkennen, welche Märkte weltweit erschlossen werden sollen oder ob einige Länder eher rückwärtsgewandt, sich von der Weltgemeinschaft abzugrenzen suchen. Ich fand es bemerkenswert, dass genau bei einem von diesen Ländern  mit einem lauten Knall Glas in die Brüche ging und alle, die zuvor noch staunten, aufgeschreckt sich den Ständen  zugewandten, die sich dem Universellen verschrieben haben.

Am meisten begeistert haben mich die perfekten Gestaltungsideen von Porzellanherstellern aus China. Klare Linien und edelstes Material erzeugen selbst nach langem Betrachten keinen Überdruss. Nichts erinnert daran, dass die Produkte im fernen Osten hergestellt worden sind. Das Angebot an die Welt heißt hier: Ich möchte universelle Schönheit zeigen und nehme mich dabei in meiner Ethnie vollständig zurück. Dieser Ansatz schafft etwas, was wirklich ins Staunen versetzt. Es öffnet einen Horizont, den spirituell ausgerichtete Künstler auch hier in Europa für sich seit langem erschlossen haben und dabei oft großartige abstrakte Werke schaffen, weil der Geist sich auf diese Weise öffnet und das Prinzip des Universums sich dann in einem Gemälde beispielsweise visualisieren kann, das wir dann einhellig als schön benennen, ohne genau bestimmen zu können, weshalb. 

Auch die Designer aus Japan haben ihren Blick auf das Universelle gerichtet und versetzen die Betrachter durch formvollendete Ästhetik ins Staunen. 

Natürlich macht es ebenfalls Freude, sich schöne Dinge anzuschauen, die Ausdruck sehr alter Tradition sind und es ist spannend, sich dabei zu fragen, welche Personen dieses oder jenes Tafelservice kaufen werden als auch welche Hoffnungen mit solchen Käufen verbunden sind. Wie möchten  sich Menschen definiert wissen, welche Botschaften möchten sie vermitteln, wenn sie sich für eine bestimmte Gläserserie oder für ein bestimmtes Tafel- bzw. Kaffeeservice entscheiden? Vor allem aber auch, welche Träume verbinden sie damit? 

Edelstes Porzellan aus der "Imperial Porzellan Manufaktur" aus St. Petersburg von einer Form- und Farbschönheit, die geradezu atemberaubend ist, erinnert an eine Zeit, wo man dieses Porzellan respektlos zerschlug, weil man die Ideologie der Zeit  bekämpfte, in der es entstanden ist. 

Das Schöne wurde in allen Jahrhunderten immer wieder zertrümmert,  da es Menschen gibt, die es als Projektionsfläche nutzen, um ihren Zorn und  ihren Hass auszuleben, weil sie keinen Achtung vor der Arbeit und dem Können ihrer Mitmenschen haben, sondern nur ihre Idee durchsetzen wollen..  

Goethe sagte einst in seinen Maximen und Reflexionen "Schönheit bändigt allen Zorn", doch das stimmt leider nicht immer. Blickt man zurück in die Vergangenheit, so muss man feststellen, dass sich am Schönen, wenn es seinen epochalen Höhepunkt erreichte, immer und immer wieder der Zorn aufhetzter Personengruppen entladen hat und es auf diese Weise zur Vernichtung von unschätzbaren Kulturgütern kam. 

Diese Tatsache allerdings hat nicht dazu geführt, dass der Mensch aufgehört hat, Schönes zu gestalten. Dazu liebt er es viel zu sehr und weiß, dass er dann, wenn er den Anspruch auf Ästhetik aufgibt, er sich letztlich von seinem Menschsein verabschiedet  und als freudloser Banause in die Geschichte des Universums eingeht. Das wollen wir natürlich  fast alle nicht, sieht man mal von den Waffenherstellern und machtgierigen Idioten ab. Ihre Gier lässt sie keinen Zugang zur Schönheit finden. Das macht sie zu Verbrechern am Menschsein.

Helga König

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen