Gefreut habe ich mich, als ich vorhin die Rollläden aufzog und mein neuer Nachbar den Schnee auf meinen Gehweg wegschaufelte. Hier im alten Teil des Pfarrgartens hilft man einander, solange ich zurückdenken kann, ohne die Hilfsbereitschaft der Einzelnen auszunutzen.
Ein guter Umgang mit seinen Nachbarn setzt voraus, dass man Grenzen und vor allem unterschiedliche Lebensgewohnheiten akzeptiert, dass man sich aus übel nachredender Geschwätzigkeit raushält, die einem mitunter durch Dritte entgegengebracht wird. Nicht selten sollen Keile getrieben werden, von jenen, die Harmonie nicht ertragen können.
Gute Nachbarschaft setzt Freundlichkeit voraus. Man begegnet seinem Nachbarn liebenswürdig und bringt ihm aufrichtiges Interesse entgegen, das weit entfernt von penetranter Neugierde verortet ist.
Rücksichtnahme ist das oberste Gebot, im Umgang mit anderen. Ellenbogenmentalitäten erzeugen stets Unfrieden.
Small Talk am Gartenzaun führt mitunter dazu, dass man interessante, neue Leute kennenlernt. So ergeben sich mitunter Bekanntschaften, ja auch Freundschaften mit Menschen, die in benachbarten Straßen, nicht zuletzt in Neubaugebieten wohnen.
Dieses "Leben und leben lassen" ist ein wichtiges Prinzip, wenn eine gute Nachbarschaft langfristig funktionieren soll. Es funktioniert natürlich nur, wenn jeder sich etwas zurücknimmt und grundsätzlich die Architektur einer guten Gemeinschaft akzeptiert, die Menschen, die das Sagen haben wollen, nicht gebrauchen kann, weil die Gemeinschaft durch sie zerbröselt.
Das ist, wie jeder weiß, im Großen und im Kleinen so.
Die Narzissten auf der Weltbühne führen es uns tagtäglich vor und lehren uns, was wir tunlichst unterlassen sollten, wenn wir ein friedliches Miteinander möchten.
Helga König