Fast alle reden vom Klimawandel, nur einige wollen ihn nicht wahrhaben, weil er ihren Eigeninteressen zuwider läuft und so schwadronieren sie entgegen sämtlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen von Normalität.
Wie reagiert die Mode auf die Veränderung des Klimas, wie auf Hitze und Kälte?
Beispielsweise mit Accessoires, die seit über 100 Jahren nicht mehr üblich sind.
Das Wort "Pulswärmer" sorgte noch vor geraumer Zeit in Boutiquen für irritiertes Kopfschütteln. Mit diesem Begriff konnte noch nicht mal eine strickende oder häkelnde Großmutter wirklich etwas anfangen.
Zwischenzeitlich entdeckt man Pulswärmer neben gestrickten Handschuhen nicht nur in "Dritte-Welt-Läden". Dieser Hype steht erst am Beginn.
"Fächer" gab es bis vor kurzem, wenn überhaupt, nur noch Karnevalshochburgen als Accessoire zu einem "Madame-de-Pompadour-Kostüm". Gut, Karl Lagerfeld zeigte sich oft mit einem puritanisch anmutenden Fächer. Es war wohl seine Art, sich zeitlos zu präsentieren. Vielleicht sah er aber auch als Vielleser das, was uns noch bevorsteht, avantgardistisch voraus.
Keiner Frau wäre es bislang in den Sinn gekommen, sich öffentlich auf diese Weise Luft zuzufächeln. Wer wollte schon als affektiert gelten? Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Betrachtung der Gegenstände.
In dieser Saison kann man Fächer sogar im Drogeriemarkt erwerben und auf Feierlichkeiten werden sie, wie gestern gerade erlebt, neben einem Glas Sekt oder Orangensaft den Gästen beim Empfang angeboten.
Dies zeugt von Aufmerksamkeit den Gästen gegenüber, beweist Sinn für das Notwendige, sofern man seinen Gästen an heißen Tagen Gutes tun möchte.
Klimaanlagen sind von Gestern seit den hohen Strompreisen! Jetzt eignen sich Fächer auch im Haus, wenn die Luft an schwülheißen Tagen gewissermaßen steht.
Geübt werden muss noch die Handhabung. Kein abgespreizter Finger…! Wir leben nicht mehr im Rokoko-Zeitalter! Oder handelt es sich gar um eine Art "Revival"?
Zerbricht gerade unsere Weltordnung? Bleibt uns am Ende nichts anderes mehr übrig als uns Luft zuzufächeln, weil bei allem, was wir die Woche in den Nachrichten präsentiert bekommen, uns ununterbrochen die Luft wegbleibt?
Helga König