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Sonntag, 28. September 2025

Sonntagskolumne Helga König, 28.9.2025

"Wozu sollen wir Menschen miteinander kämpfen? Wir sollten uns nebeneinander setzen und Ruhe haben."
Georg Büchner (1813 - 1837).

Vorhin habe ich das neue Kulturprogramm der Büchnerstadt Riedstadt aus dem Briefkasten gefischt. Es umfasst das 4. Quartal dieses Jahres. Beigefügt ist dem Programm ein vierseitiges Faltblatt, das die Veranstaltungen für das genannte Quartal auf der Büchner-Bühne, dem Büchner-Haus, dem Büchner-Saal, dem Stadtsaal Burghausen und der Evangelischen Kirche in Goddelau enthält.

Zum Tag der Deutschen Einheit, am kommenden Freitag hat man Gelegenheit in Groß-Gerau im Büchner-Saal einem Uraufführungskonzert zu lauschen, das den Titel trägt "Wenn es Rosen sind, werden sie blühen." Um Näheres zu diesem Titel in Erfahrung zu bringen, habe ich mich im Internet kundig gemacht und ermittelt, dass es sich um den Titel eines Romans handelt, den der 1966 verstorbene Autor Kasimir Edschmid verfasst hat. 

Der Roman erschien von 1966 bis 2017 unter dem Titel "Georg Büchner-Eine Deutsche Revolution" und wird seither wieder- zwar überarbeitet- unter seinem ursprünglichen Titel vermarktet. Georg Büchner hat dieses aus Italien stammende Zitat übrigens vor seinem Ableben benutzt als er von der unklaren Zukunft seiner Texte #Woyzeck und #Aretino sprach. Man darf gespannt sein, was dem Zuhörer in Groß-Gerau entgegen gebracht wird. 

Die Veranstaltungen, die man in dem Faltblatt findet, machen im Grunde alle neugierig, natürlich auch die Gesellschaftskomödie "Der Vorname" von Mathieu Delaporte und Alexandre de La Patelliére.

Schade, dass die Büchnerbühne in Riedstadt-Leeheim gelegen ist, einem Ort, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln an Wochenenden bislang unerreichbar bleibt. Doch das könnte sich ändern, wenn die Büchnerbühne alternativ in den zumeist leerstehenden Kirchen von Riedstadt abwechselnd  gastiert. Ein Win-Win-Situation für alle Beteiligten!

Vielleicht wird ja schon ein wenig in diese Richtung gedacht und geplant, denn am 2. November wird die Evangelische Kirche Goddelau zur Theaterbühne! Hier gibt die Büchnerbühne ein Gastspiel mit Büchners "Lenz". Zuvor bereits, am 21. Oktober, findet in der in besagter Kirche ein Lesekonzert mit Britta Röder und Hans Werner Brun zu den Erzählungen "Fliehkraft"  statt. Darüber hinaus wird am 14. November in der Evangelischen Kirche in Wolfkehlen ein Konzertfilm über die Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beck gezeigt. 

Die Initiative, die nahezu leerstehenden Kirchen für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen, finde ich begrüßenswert und sinnstiftend. Hier gilt es, offen für Neues zu sein. Dem Ruf der Kirchen wird es nicht schaden, im Gegenteil! Auch für eine Initiative dieser Art gilt letztlich: "Wenn es Rosen sind, werden sie blühen."

Helga König.

Montag, 22. September 2025

Sonntagskolumne Helga König, 21.9.2025

Wir leben im Zeitalter der üblen Nachrede und der bösen Gerüchte, die allerorten verbreitet werden, ganz zuvorderst in den sozialen Netzwerken. 

Besonders empörend sind die derzeitigen Unterstellungen im Hinblick auf Brigitte Macron, sei es, dass ihre Haarpracht in Frage gestellt wird oder gar ihre Geschlechtszugehörigkeit. Weshalb verbreiten Menschen solche üblen Gerüchte? Aus Neid, Missgunst oder reiner Boshaftigkeit? 

Der Gedanke, "etwas bleibt immer hängen", lässt dreiste Verleumder mit großem Fleiß am Lügenrad drehen. Der Erfolg ist ihnen- so gesehen - auf jeden Fall sicher. 

Im Grunde ist das Motiv unerheblich. Das Handeln an sich zählt und hier verhält es sich zumeist so, dass die Täter immer wieder durch das gleiche Handlungsmuster auffallen: Menschen anzuprangern, ihnen Unvorteilhaftes anzudichten, um sie auf diese Weise zu isolieren. 

Die Anonymität des Netzes erleichtert den Tätern ihr unbotmäßiges Verhalten. 

Früher nannte man ein solches Verhalten die Ehre abschneiden. Der Ehrabschneider, war ein Mensch, der andere verleumdete. 

Eine gewisse Geschwätzigkeit fällt bei Personen, die böse Gerüchte über andere in Umlauf bringen, ja fast immer auf. Doch sehr intelligente Intriganten verhalten sich eher zurückhaltend, um planvoller sowie unbeobachteter agieren und punktgenauer  "zustechen" zu können. 

Der Verleumder befindet sich im Krieg, auch wenn sein Gegner sich dieses Krieges nicht bewusst ist.

Zieht man aufs Land, weiß man sehr rasch, wer einen aushorchen möchte, aber auch, wer Unwahrheiten über Dritte verbreitet und dass man gut beraten ist, einen großen Bogen um solche Menschen zu machen, denn früher oder später steht man selbst im Fokus solcher Leute, was enervierend sein kann. 

Man lernt recht bald die Nuancen von Freundlichkeit kennen und weiß, wer eine ehrliche Haut ist.

In Städten geht es anonymer zu. Doch die Verhaltensmuster der Menschen sind auch da keine anderen.

Wer entspannt leben möchte, muss sich nicht wegducken, muss aber lernen, sich zu distanzieren, wenn es geboten scheint. Distanz ist das beste Schutzschild vor Rüpeln, die sich leider in allen Gesellschaftschichten herumtreiben und auf der Weltbühne aufgrund ihres Verhaltens für blankes Entsetzen sorgen.

Helga König

Sonntag, 7. September 2025

Sonntagskolumne Helga König, 7. September 2025

"Die Erfahrung lehrt uns, dass die einzelnen Farben besondere Gemütsstimmungen geben."

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) 

Modefarben nehmen stets den Zeitgeist vorweg und stimmen nicht nur "Modehühner"- schon Wochen bevor die neue Saison beginnt - durch Fotos und Textinfos auf das, was dann folgt, ein. 

In diesem Herbst ist die Farbe BRAUN angesagt, gottlob nicht SCHWARZ, GRAU oder LILA, obgleich die derzeitige politische Lage genau auf diese Farben abstellt. Gut, auf BRAUN ja letztlich auch!

Sieht man mal von der allseits bekannten politischen Assoziation der Farbe BRAUN ab, die sofort im Geist den Begriff "Rechtsradikalität" hochschwappen lässt, sagt BRAUN weit mehr aus, worüber es lohnt, Gespräche zu führen. 

BRAUN symbolisiert in der Psychologie u.a. Sicherheit und Stabilität aber auch Wärme sowie Bodenständigkeit, mit einem Wort: Heimat. All das, was die wirtschaftliche und politische Weltlage derzeit nicht hergibt. Was also geschieht emotional, wenn man an einem kühlen, vielleicht dazu noch regnerischen Herbsttag, nachdem man bereits die Schreckensnachrichten der vorangegangen Stunden in der Tageszeitung kurz überflogen hat, wild entschlossen einen kuscheligen mokkabraunen Pullover anzieht, weil die Gemütsstimmung einen dazu auffordert?

Fühlt man sich dann beruhigt oder ärgert man sich eher darüber altbacken zu erscheinen? Das gilt es auszutesten. Schade, dass man Goethe nicht mehr fragen kann, was ein solcher Test bei ihm bewirkt hätte. Ausgelotet hätte er seine Gemütsstimmung ganz gewiss. Er war ja bis ins hohe Alter bekanntermaßen erfrischend neugierig!

BRAUN steht nicht im Ruf -wie etwa BEIGE- die Lieblingsfarbe älterer Damen zu sein, die nur noch über ihre Krankheiten beim Kaffeekränzchen reden, sondern wird auch mit Genuss assoziiert und damit keineswegs nur mit dem Genuss einer Tasse perfekt zubereitetem Cappuccino. Diese einseitige  Art von Genuss nämlich führt vermutlich auf Dauer leider auch dazu, dass man die Farbe BEIGE präferiert. 

BRAUN in Verbindung mit CREMEWEISS lässt an Italien und dort an elegant gekleidete Damen denken. Doch Freude suggeriert auch die Farbkombination nicht! 

Goethe trug gelbe Brillengläser, auch John Lennon tat es, um so trübe Tage besser ertragen zu können. Vielleicht sollten Modemacher an besagtes Accessoire denken, damit die Lust am Leben - bei allen Dunkeltönen in der jetzigen Zeit-  erhalten bleibt.

Helga König

Sonntag, 31. August 2025

Sonntagskolumne Helga König, 31.8.25

"Seit 2005 wird Empathie an dänischen Schulen und Kindergärten unterrichtet. In unserem Nachbarland lernen die Kinder so soziale Kompetenzen wie Toleranz, Respekt, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt. Mit Erfolg: Dänemark ist neben Schweden und Finnland eines der europäischen Länder mit den niedrigsten Mobbingraten."

Diese Information konnte man vor über einem Jahr bereits der Tagesschau entnehmen. Nun kreist sie - etwas verkürzt- auf Facebook und regt die Leser hoffentlich zum Nachdenken an.

Der Mangel an Empathie ist m. E. nicht selten das Ergebnis einer Erziehung, in der "Abhärtung" und Egoismus im Elternhaus bereits eingeübt werden, weil man glaubt, das führe zu einem erfolgreichen Leben. 

Im Ergebnis finden dann die so gedrillten Menschen nicht nur keinen Zugang mehr zu anderen, sondern es mangelt ihnen auch an Selbstliebe, so meine Beobachtung. Diese – nicht zu verwechseln mit Narzissmus – ist notwendig, um andere wirklich zu verstehen, aber auch um Grenzen zu ziehen, wenn wir mit empathielosen Menschen konfrontiert oder gar von ihnen attackiert werden. 

Die NS-Erziehungsberaterin Johanna Haarer, deren Erziehungsvilbel noch in den 1960ern von jungen Müttern gelesen wurde, führte fast zwangsläufig und vor allem gewollt in die Empathielosigkeit. Aus diesem "Material" sind Gierhälse und Zeitgenossen gemacht, deren Hilfsbereitschaft, wenn überhaupt vorhanden, an der Haustür endet. Typischer Satz solcher Leute in Südhessen: "Mir gewe nix, mir wolle bloß ho".

Mobbing in der Familie, Schule, im Beruf oder sonst wo im realen Leben, aber auch Mobbing im Netz sind Ausdruck unserer Ellenbogengesellschaft, in der selbstsüchtige Mitglieder körperlich oder verbal nach anderen treten, wenn sie etwas haben oder sich behaupten wollen. 

Wir erleben auf der politischen Weltbühne, eine ganze Reihe dieser Rüpel, wissen, dass beispielsweise in Russland junge Soldaten zur emotionalen Kälte trainiert werden, um problemlos ihre Gegner abschlachten zu können und wissen nicht, wie wir all dem begegnen sollen, außer mit stillem Protest.

Wäre allerorten Empathie oberstes Lernziel, könnte "Heckler und Koch" mit seinen Bajonetten einpacken, gemeinsam mit der gesamten Rüstungsindustrie auf dieser Welt.

Helga König

Sonntag, 10. August 2025

Sonntagskolumne Helga König: 10.8.25


Der einzige Lichtblick heute in den Medien war die Dokumentation in "terra x- Giganten der Kunst" über den Maler Gustav Klimt. Seine traumhaft schönen Gemälde lassen für Minuten all die Kriegsgräuelbilder vergessen, die man in politischen Sendungen im Fernsehen oder als Posts in den sozialen Netzwerken entgegengebracht bekommt. 

Es gibt Tage, da lähmen mich diese Kriegsbilder so sehr, dass ich kaum eine Zeile schreiben oder lesen kann. Ich möchte dann nichts als Ruhe, wünsche mir andere Bilder im Kopf, doch ich sehe nur hungernde Menschen oder solche, die von Schmerz und Angst gezeichnet sind. 

 Ein Spaziergang in der Natur bringt mich immer seltener auf andere Gedanken. 

Seitdem das Wort "Kriegstüchtigkeit" durch die Medien geistert und der beliebteste Politiker in unserem Land derjenige ist, der dieses Unwort wiederbelebt hat, frage ich mich, ob die Ursache allen Übels die Trägheit des Herzens ist. 

Sie kam mit der Beliebigkeit, die die Fülle im Internet im Schlepptau hatte und setzt seither fast allen zu.

Street Art hat sich breit gemacht auf menschlichen Körpern. Sich verletzen zu wollen, bevor die herbeigewünschte Wehrtüchtigkeit jeden so fit gemacht hat, dass er andere punktgenau verletzen und das Wort Friede nur noch geröchelt werden kann, das scheint unser Zeitgeist zu sein. 

Was kann man ihm entgegensetzen? Mitmenschlichkeit? Hilfsbereitschaft?

Ich muss am Elsa Brandström denken.

Was hätte sie wohl zu dem unsäglichen Zeitgeist, der  uns heute peinigt, gesagt? 

Vielleicht: "Die größte Vergeudung unseres Lebens besteht in der Liebe, die nicht gegeben wird"? Dieser Satz stammt jedenfalls von ihr.

Helga König

Sonntag, 3. August 2025

Sonntagskolumne Helga König: 3.8.2025

Die Bilder des Leids und der Zerstörungen im Gazastreifen und in der Ukraine, die man tagtäglich in den Medien zur Kenntnis nehmen muss, machen deutlich wie recht Willy Brandt doch hatte, als er sagte: "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, Kriege abzuschaffen, nicht nur, sie zu begrenzen. Kein nationales Interesse lässt sich heute noch von der Gesamtverantwortung für den Frieden trennen."

Derzeit werden die Drohkulissen immer schlimmer und das Leid in den Kriegsgebieten nimmt kein Ende. Was uns bleibt, ist gegen die unsäglichen Massaker zu demonstrieren und nach Lösungen zu suchen. 

Frieden ist eine Sache des Herzens und der Vernunft zugleich. Der Mangel an beidem, ausgelöst durch Egomanie, hat zu dem Drama in diesem Jahrzehnt geführt.

Kein Leid, wie schlimm es auch sein mag, rechtfertigt Hassattacken, deren Opfer nicht selten Kinder sind. Was notwendig ist, sind besonnene Politiker, die sich nicht provozieren lassen, Politiker die im Geist des Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt agieren. 

UNICEF Deutschland fordert im Hinblick auf Gaza: 
-eine Waffenruhe 
-die Öffnung aller Grenzübergänge 
-den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe 
-den Schutz der Kinder 
-und die Freilassung aller Geiseln 

Diesen Forderungen sollten sich alle Länder ohne Wenn und Aber anschließen, das gebietet die Mitmenschlichkeit. 

Ich bitte alle darum, dem Link zu folgen, der zu einem Artikel der ZEIT führt und diesen zu lesen, um sich darüber klar zu werden, dass es notwendig ist, hier Stellung zu beziehen: 


Keiner stellt sich gegen den friedliebenden Teil der Bevölkerung Israels, der einfordert, mit diesen menschenverachtenden Maßnahmen aufzuhören, wohl aber gegen jene Politiker, die dies zu verantworten haben. 

Gaza kann nicht befriedet werden, solange solche Maßnahmen kein Ende finden. Sie entfachen nur weiteren Hass. 

Der Krieg in der Ukraine wurde trotz der vielen Waffenlieferungen nicht beendet, sondern die Gewaltspirale hat sich weiter gedreht. Ein Ende ist nicht abzusehen.

"Kein nationales Interesse lässt sich heute noch von der Gesamtverantwortung für den Frieden trennen." Dieser Satz Willy Brandts gilt heute mehr denn je und sollte zur Maxime des politischen Handelns auch in Zeiten des Herrn Merz in Deutschland werden, aber nicht nur hier, sondern  sie  sollte in allen Ländern  gelten.

Helga König.

Sonntag, 27. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 27.7.25

Kürzlich wurden quasi direkt vor meiner Haustür in Riedstadt-Wolfskehlen mehr als ein Dutzend alter Bäume gefällt, weil ein Gebäude, das der Kirche gehört,- der evangelische Kindergarten-, mit großer Hilfe von Steuergeldern vergrößert wurde. Man hätte das Projekt architektonisch gewiss naturfreundlicher gestalten können, stattdessen wurde der Schwerpunkt auf Volumen gelegt, getreu nach dem Motto "größer, breiter, aufmerksamkeitserheischender." Man kennt das von dicken Autos etc. und sollte wissen, dass diese Ideale in Zeiten der Verschlankung (hoffentlich auch der Bürokratie!)vorgestrig sind. 

Für neue Bäume ist nun auf besagtem Grundstück kein Platz mehr, obschon dieses Blattwerk doch wichtig ist, wie wir spätestens durch die Begründung für die Bepflanzungen in der Oppenheimer- und der Heinrich-Heine-Straße in Riedstadt-Wolfskehlen gelernt haben. Bäume und Pflanzen helfen dabei, an heißen Tagen die Temperaturen herunter zu kühlen. Was für die beiden Straßen, über die ich in meiner vorletzten Kolumne schrieb, gilt, gilt natürlich nicht nur dort. Abholzen ist demnach ein Frevel. Das sagt uns die Logik. Logik ist leider nicht jedermanns Sache! 

Die angedachte Abholzung der Platanen auf dem alten Marktplatz in Riedstadt-Wolfskehlen (auch darüber schrieb ich in einer meiner letzten Kolumnen) scheint mittlerweile offensichtlich kein Thema mehr zu sein. Hoffentlich! 

Jetzt geht es um 10 Bäume, die ein oder mehrere Unbekannte in der Gemarkung von Riedstadt-Goddelau angebohrt und mit dem Herbizid "Glyphosat"  vergiftet haben. Unter diesen stattlichen Bäumen befindet sich die rund 200 Jahre alte, 23 Meter hohe "Karl-Spengler-Eiche", die auf der "Fürstenwiese" genügend Platz hatte, sich prachtvoll auszudehnen. 

Ob der schwer gelitten habende Baum durch Bewässerung gerettet werden kann, bleibt zu hoffen, denn die böse Tat scheint bereits im Mai dieses Jahres begangen worden zu sein. Sie wurde damals von der hiesigen Fachgruppe Umwelt zwar gesehen, jedoch im Hinblick auf die Ursache fehlinterpretiert. Das kann, sollte aber nicht passieren! 

Dass ein "Baumhasser" am Werk war, ist ebenso absurd wie die Vermutung, dass Umweltaktivisten, die auf die Schäden durch Glyphosat aufmerksam machen wollten, sich an den Bäumen versündigt haben. Auch eine Nachahmungstat überzeugt als Motiv nicht wirklich. 

Mich selbst treibt die Frage um: Könnte das Gebiet, wo die vergifteten Bäume stehen, in Zukunft Bauerwartungsland werden und falls ja, wären dann diese Bäume und wenn ja welche im Speziellen störend? 

Als ich las, was in Riedstadt-Goddelau geschehen ist, dachte ich sofort an das Chanson der vor langer Zeit verstorbenen Sängerin Alexandra und an das Motiv für den Tod ihres Freundes, dem Baum. Anbei der Link zum Song:  "Mein Freund der Baum".

Die "Karl-Spengler-Eiche", auf der "Fürstenwiese", spendete bereits Menschen zu Lebzeiten von Goethe und Büchner Schatten. Das sollte jedem bewusst sein. Es würde mich nicht wundern, wenn das Motiv dieses Kulturbanausen merkantilen Interessen geschuldet ist. Deshalb dürfen an dem Ort der Tat, niemals Baugenehmigungen erteilt werden, auch in 100 Jahren nicht!

Bleibt zu hoffen, dass der Fall geklärt wird. 

Helga König

Sonntag, 20. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König: 20. Juli 2025

Heute vor 81 Jahren verübte der Berufsoffizier Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf den Kriegsverbrecher und Massenmörder Adolf Hitler. Das Attentat misslang bekanntermaßen. Von Stauffenberg wurde noch am gleichen Tag hingerichtet. Seine Vertrauten Albrecht Mertz von Quirnheim, Friedrich Olbricht und Werner von Haeften wurden tags darauf standrechtlich erschossen. Ihnen folgte der Kreis um den totgeweihten Attentäter. Merksatz: Despoten dulden keinen Widerstand!

Stauffenberg gilt als Widerstandkämpfer, war aber alles andere als ein Pazifist. Als Mitglied der Wehrmacht nahm er u.a. an dem Überfall von Polen und Russland teil, gehörte also offensichtlich  zunächst zu denen, die sich an den Fleischtöpfen dieser Länder gütlich tun wollten. 

Wie man bei Wikipedia nachlesen kann, schreibt er an seine Frau in einem Frontbrief aus Polen: "Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu brauchen, arbeitsam, willig und genügsam." * 

Im Laufe der Kriegsjahre erkannte der Berufssoldat und seine adeligen Freunde des Widerstandkreises offenbar, dass der Krieg nicht zu gewinnen war. Hitler und Co. brachten nur noch Schaden und keinerlei Nutzen mehr. Sich seiner zu entledigen, hätte bedeutet, dass unzählige Menschenleben hätten gerettet, dass vermutlich der unsinnige Krieg hätte beendet werden können. Dies war ja auch Hauptziel des Widerstandskreises: die Beseitigung Hitlers und des NS-Regimes, um den Krieg zu beenden und eine politische Neuordnung Deutschlands zu ermöglichen. 

Vielleicht hätte sich in der Bevölkerung durch die gelungenen Tat der Widerstand gegen die unzähligen Nazischergen wirklich maßgeblich verstärkt. Allerdings: Die Ideologie war bei der Mehrheit nach wie vor in den Köpfen. Vielleicht war die totale Niederlage mit der Zerstörung der Städte Deutschlands letztlich doch notwendig, damit ein Erkenntnisprozess einsetzt und man begreifen lernte, dass "Deutschland über alles" kein akzeptabler Denkansatz war. 

Für mich als humanistisch denkender Mensch ist dies allerdings keine hinnehmbare Schlussfolgerung! 

Geblieben ist der Gedanke, dass ein Unrechtsregime im Grunde nur schwer durch inneren Widerstand von einzelnen Gruppen beseitigt werden kann. Soziopaten wie Hitler oder Putin beweisen dies und provozieren den Tod von Millionen durch ein perfides Kontrollsystem, das sie geradezu unverwundbar macht. Dieses System zu durchbrechen, heißt die "Achillesferse" zu finden. Möglicherweise hilft zukünftig KI dabei. Nur so kann man solchen dissozialen Machtmenschen den Garaus machen. Heutzutage heißt der Garaus übrigens: Den Haag.

Das Volk in einem Terrorregime davon zu überzeugen, dass sie einem Rattenfänger hinterhergelaufen sind, ist eine Arbeit für Menschen mit Herkulesformat. 

Deshalb bleibt der Satz "Wehret den Anfängen!" noch immer gültig. 

Mit einem Wort: Geschäfte mit Massenmördern sind Tabu. 

Helga König

Sonntag, 13. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 13.7.25

"Schilda", alias Riedstadt-Wolfskehlen, hat jetzt auch eine Schlossallee und demnächst eine Parkstraße. Monopoly lässt grüßen! 

Dieser Tage las ich mit großer Neugierde einen Artikel der Hofberichterstatterin des Stadtoberhauptes von "Schilda" über das vom Bund geförderte Klimaprojekt mit dem schönen Projektnamen "Aus Grau wird Grün". 

Ein in die Irre führendes Foto, das dem Bericht beigefügt ist, veranlasste mich, mir noch am Freitagabend die wundersame Mutation der Heinrich-Heine-Straße zur Schlossallee selbst vor Augen zu führen.

Die neue Pflasterung
Als Befürworterin von Bienenweiden- ich habe meinen Garten aus gutem Grund vor 4 Jahren eigenhändig zu einer solchen Oase umgestaltet-, wollte ich natürlich sehen, was die Versiegelungsspezialistin von "Schilda" sich haben einfallen lassen, um ihren vielen Bausünden zu konterkarieren, nicht zuletzt, weil vor Kurzem noch 20 schattenspendende, alte Bäume - direkt vor meiner Haustür- einem Bauprojekt, das man architektonisch klüger, sprich Grünflächen erhaltender, hätte gestalten können, abgeholzt worden sind. 

Die Gesamtkosten für das neue "Schilda-Projekt" belaufen sich auf  € 1,325 Millionen, erfuhr ich in besagtem Bericht vom Freitag und begann mich zu wundern, denn der Preis für den Samen von einem Kilo Bienenwiese beträgt derzeit € 21.95. Mit 100 KG dieses Insekten erhaltenden Samens hätte man so manchen Golfrasen in der Heinrich-Heine-Straße gleich noch mit transformieren können. 

Merke: Die Transformation von "Grau zu Grün" macht natürlich Sinn, wenn man sie wirklich begriffen hat! Nicht aber dann, wenn man den ökologischen Plan des Bundes durch Betonstein-Pflasterung und durch Versiegelungsorgien in der gesamten City unterläuft. 

Die neuen Pflanzenbeete, die für viel Geld entstehen sollen, damit sie die Temperaturen des Asphalts in der Prachtstraße nachts bis zu 15 Grad senken und natürlich auch Bienen und Co am Leben erhalten werden, müssen durch die nicht wirklich hippen Betonsteine selbstverständlich Turboleistungen erbringen. Man darf bei Messungen gespannt sein! 

Ein Pflanzenbeet für Riedstadtgrün.
Gartenbesitzer, die für das Klima und die Tierwelt durch Entsiegelung ihrer Flächen und mit Begrünung durch Blumenwiesen und schattenspendende Bäume sinnstiftend handeln, haben in "Schilda" in diesem Jahr schon 3 Grundsteuererhöhungen hinnehmen müssen, damit weitere Beton- und Asphaltwüsten entstehen können. 

Die versiegelte Großfläche vor dem Rathaus spricht Bände, was die wahre Geisteshaltung der Polit-Betonfreunde, nicht zu verwechseln mit Betonköpfen, anbelangt. 

Wenn man wirklich etwas für das Klima in "Schilda" tun möchte, dürfen keine Gärten in dieser Stadt mehr zugebaut, muss Begrünung mit bienenfreundlichem Pflanzen für alle Gärten Pflichtprogramm werden. Solche Projekte verdienen dann natürlich die Förderung durch die Stadt. 

Solange zur vermeintlichen Sauberkeit und Ordnung gedrillte Blockwarte (Fossilien aus der NS-Zeit ?) in "Schilda" beim hiesigen Ordnungsamt Gehör finden, wenn er darum geht, den Nachbarn anzuschwärzen, weil ein paar Wiesenblumen am Gehweg blühen, hat die Obrigkeit nichts kapiert, sind die Pflanzbecken in der Schlossallee leider nur eine superteure Augenwischerei. 

Biologie? Setzen!  Sorry, noch immer Sechs!

Helga König

Samstag, 5. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 6.7.25

Der Tag des Kusses wird heute am 6.Juli 2025 weltweit begangen. Den schönen Beitrag, den ich gestern in einer lokalen Zeitung zu diesem Thema las, möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht verkürzt wiedergeben, sondern stattdessen über eigene Eindrücke und Erfahrungen zum Thema Kuss kurz berichten.

Gehätschelt und geknutscht zu werden, erlebte ich als Kleinkind durch meine böhmische Großmutter, nicht aber durch meine preußische Mutter, deren Zuneigung Verlässlichkeit hieß. Sich blind in die Arme der Mutter fallen lassen zu können, schenkt einem Kind Sicherheit, die ein Leben lang hält. Ein Kuss wird leicht vergessen und berührt nur dann über die Zeiten hinweg, wenn tiefe Zuneigung im Spiel war. 

In meiner Generation war es eher unüblich seine Freunde, Cousins, Freundinnen und Cousinen im Kindesalter abzubusseln, wenn ein Geburtstag anstand, was ich allerdings nie als Mangel empfand. Man wusste auch so wie innig man zueinander stand oder auch nicht. 

So vergingen Jahre bis zum ersten oberflächlichen erotischen Kuss, der mehr der Neugierde als einer Verliebtheit geschuldet war. Er ist lange vergessen, wohl aber nicht der erste  Kuss der ersten große Liebe und die damit verbundene Sehnsucht, weil  Nähe selten möglich war.  

Küssen wurde später zum Credo meiner Generation und so erschloss sich auch mir als Teenager ein Teil der Welt in gewisser Weise durch das Küssen, das man nicht als Vorspiel zum Beischlaf begriff, sondern als schöne Begleiterscheinung beim Tanzen zu entsprechender Musik. Küssen war das Tüpfelchen auf dem I. 

Man war begeistert von Postern wie "Der Kuss" von Peter Behrens, ein Bild, das ich in meinem Teenagerzimmer neben einem Poster von Che Guevara platziert hatte. 

"Love-and-Peace" war die Geisteshaltung, der auch ich mich verpflichtet fühlte und so bedauerte ich es natürlich, dass man Klimts "Kuss für die ganze Welt", ein Detail von dessen Beethoven-Fries, nicht als Poster erwerben konnte. 

Der folgenlose Kuss, der arglose Verspieltheit implizierte, ist mit der Geisterhaltung von "Love und Peace" leider untergegangen. Der Kuss ist zwar noch nicht zu Grabe getragen worden, aber er kennt offensichtlich die Leichtigkeit des Seins nicht mehr. Das ist bedauerlich.

Helga König

Sonntag, 15. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König,15.6.2025

Fast alle reden vom Klimawandel, nur einige wollen ihn nicht wahrhaben, weil er ihren Eigeninteressen zuwider läuft und so schwadronieren sie entgegen sämtlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen von Normalität. 

Wie reagiert die Mode auf die Veränderung des Klimas, wie auf Hitze und Kälte? Beispielsweise mit Accessoires, die seit über 100 Jahren nicht mehr üblich sind. 

Das Wort "Pulswärmer" sorgte noch vor geraumer Zeit in Boutiquen für irritiertes Kopfschütteln. Mit diesem Begriff konnte noch nicht mal eine strickende oder häkelnde Großmutter wirklich etwas anfangen. Zwischenzeitlich entdeckt man Pulswärmer neben gestrickten Handschuhen nicht nur in "Dritte-Welt-Läden". Dieser Hype steht erst am Beginn. 

"Fächer" gab es bis vor kurzem, wenn überhaupt, nur noch Karnevalshochburgen als Accessoire zu einem "Madame-de-Pompadour-Kostüm". Gut, Karl Lagerfeld zeigte sich oft mit einem puritanisch anmutenden Fächer. Es war wohl seine Art, sich zeitlos zu präsentieren. Vielleicht sah er aber auch als Vielleser das, was uns noch bevorsteht, avantgardistisch voraus. 

Keiner Frau wäre es bislang in den Sinn gekommen, sich öffentlich auf diese Weise Luft zuzufächeln. Wer wollte schon als affektiert gelten? Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Betrachtung der Gegenstände. 

In dieser Saison kann man Fächer sogar im Drogeriemarkt erwerben und auf Feierlichkeiten werden sie, wie gestern gerade erlebt, neben einem Glas Sekt oder Orangensaft den Gästen beim Empfang angeboten. 

Dies zeugt von Aufmerksamkeit den Gästen gegenüber, beweist Sinn für das Notwendige, sofern man seinen Gästen an heißen Tagen Gutes tun möchte. 

Klimaanlagen sind von Gestern seit den hohen Strompreisen! Jetzt eignen sich Fächer auch im Haus, wenn die Luft an schwülheißen Tagen gewissermaßen steht. 

Geübt werden muss noch die Handhabung. Kein abgespreizter Finger…! Wir leben nicht mehr im Rokoko-Zeitalter! Oder handelt es sich gar um eine Art "Revival"? 

Zerbricht gerade unsere Weltordnung? Bleibt uns am Ende nichts anderes mehr übrig als uns Luft zuzufächeln, weil bei allem, was wir die Woche in den Nachrichten präsentiert bekommen, uns ununterbrochen die Luft wegbleibt? 

 Helga König

Montag, 9. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König, 8.6.2025

"Muss denn nicht jeder bittere Erfahrungen in der Welt machen, um die Welt kennen zu lernen?" Jakob Michael Reinhold Lenz
(1751 - 1792).

Diesem Zitat des Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz wird wohl jeder beipflichten, der schon einige Jahrzehnte auf dieser Welt lebt und mit den Abgründen von Mitmenschen in Berührung gekommen ist.

Über Abgründe nur zu lesen, genügt leider nicht, um sich zu wappnen. 

Täuschung und Enttäuschung sind jene Erfahrungen, die uns sensibilisieren für Verhaltensmuster unserer Mitmenschen, die wir vielleicht zuvor arglos übersehen haben und die unter Umständen zu großem seelischen Kummer oder materiellem oder gesellschaftlichem Schaden führten. 

Konnte Lenz von Anfang seiner Beziehung zu Goethe, sprich in Strasbourg, bereits erkennen, dass der Dichterfürst es nicht ertrug,- später in Weimar als Apoll der Stadt-, Götter neben sich zu dulden? 

Die Eitelkeit versteckt sich in sehr intelligenten Menschen geschickt, doch Gnade, wenn man diese Eitelkeit - nicht schmeichelnd - versehentlich berührt, dann lernt man Facetten der Persönlichkeit eines Menschen kennen, von denen man wünschte, sie wären im Verborgenen geblieben. 

Wir leben im Zeitalter den Narzissmus, sind hinsichtlich dieses Phänomens aufgeklärter als noch vor zehn Jahren. Wir erleben Trump, Musk, Putin etc. etc., wundern uns, dass ihnen ihr extrem selbstverliebtes Verhalten nicht peinlich ist, wissen zwischenzeitlich aber auch wie brandgefährlich deren Eitelkeit ist. Was tun? Den Kotau machen?

Was tun, wenn in unserem persönlichen Dunstkreis Eitle hofiert werden wollen? Was wenn wir einfach NEIN sagen und den Schaden, der uns dann blüht, als Preis für unsere Unabhängigkeit akzeptieren?

Alles, was eitel blendet, erkennt man rasch als problematisch und geht erst mal auf Distanz. Kompliziert wird es, wenn ein Gegenüber- nicht überheblich - unser Vertrauen erschleicht, um uns dann in geballter Hochmut extrem zu schaden. 

Hat man dies schon einmal erlebt und nur mit größten Schwierigkeiten den Schaden überwunden, bleibt eine Narbe, die sich letztlich als Geschenk erweist, im Hinblick auf Erkenntnis. Dieser kostbare Schatz hat seinen Preis. Immer. Man muss auf Manches verzichten, um ihn zu erwerben.

Helga König

Montag, 2. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König, 1.6.2025

Alltagsorte des sozialen Zusammenhalts- auch in der freien Natur- zu gestalten, ist nicht erst seit heute ein Anliegen von nachdenklichen Menschen, die wissen, wie wichtig Begegnung für uns alle ist. 

Wer sich schon mal im Süden Europas aufgehalten hat, hat dort gewiss die kleinen Stadtplätze mit Platanen bewundert, wo Menschen konzentriert Boule spielen oder auf den von der Stadt oder Privatleuten aufgestellten Bänken, mehr noch an Tischen in Straßencafés vergnügt miteinander plaudern, vielleicht auch engagiert diskutieren. Was begeistert, ist die Atmosphäre, vor allem das pulsierende Leben. Das ist die Kultur eines kommunikativen Miteinanders, wie sie hier nur im Badischen oder im Saarland, also in Gebieten, die an Frankreich grenzen, in ähnlicher Form zu finden ist. 

Beim Googeln entdecke ich u.a. den Marktplatz in Kehl an einem heißen Sommertag, beschattet von Platanen, bestaune die 1000 Jahre alte Platane auf dem Agia Paraskevi Platz in Tsagarada, Griechenland, verliebe mich in einen kleinen Stadtplatz mit Platanen in Aix-en-Provence und denke etwas wehmütig an den schönen Boulesplatz unter den Platanen vor dem Café de la Place in St. Paul de Vence. 

Eine Gemeinde, die Platanen besitzt, sollte pfleglich mit ihnen umgehen, denn die "Platane des Hippokrates" auf der griechischen Insel Kos ist mit geschätzten 2000-2500 Jahren der älteste Baum Europas. Sie gilt als Baum der Weisheit und zählt zu den heiligen Bäumen, die einst im Mittelmeerraum verehrt wurden.

Platanen haben also eine lange Zukunft, sofern man Ignoranten von ihnen fernhält. Diese Bäume können zu Naturdenkmälern werden. 

Ich habe heute einige Platanen hier vor Ort abgelichtet, nachdem ich sie erneut lange bestaunt hatte. Es handelt sich um "ahornblättrige Platanen", die auf dem alten, verwaisten Marktplatz prachtvoll gedeihen. Würde man diesen Platz wiederbeleben,  würde er gewiss viele Menschen erfreuen. 

Ein solcher Platz darf nicht bebaut und versiegelt werden, denn er spendet Schatten an heißen Tagen, ist Nistplatz für Vögel, schützt die umliegenden Häuser davor, dass ihre Keller bei Starkregen volllaufen, ist Begegnungsort, dient der Sauerstoffzufuhr und verhindert Platzangst bei den Anwohnern. 

Den kleinen Platanenhain zu schützen, ist also eine Notwendigkeit aus vielen Gründen, ihn zu verschönern eine Aufgabe an der sich alle Bürger beteiligen sollten. 

Ein Vorlesenachmittag für Kinder an warmen Tagen, auch ein Telefonhäuschen für Bücher, die man ausleihen kann, würden bereits verdeutlichen, worum es geht: Um die Erhaltung von Kultur, die nur durch sinnstiftende Begegnung entsteht.

Schluss mit der Versiegelung und Zerstörung unserer Erde, die nur noch von Vorgestrigen gewollt sein kann! 

Ganz zum Ende noch ein Zitat, dass ich zum Thema Platanen gefunden habe:   

"Platanen sind die Gelehrten der Natur, die die Weisheit der Jahrhunderte in ihren Zirbeln tragen." (Autor unbekannt).

Helga König

Sonntag, 25. Mai 2025

Sonntagskolumne Helga König, 25. Mai 2025

"Das Geheimnis der Erziehung liegt in der Achtung vor dem Schüler" formulierte einst der amerikanische Philosoph und Dichter Ralph Waldo Emerson, der am 25.5.1803 in Bosten/Massachusetts geboren wurde. 

Emerson studierte übrigens ab 1817 in Harvard, graduierte dort 1825, d.h. im Alter von 22 Jahren und wurde viele Jahre später in den Aufsichtsrat von Harvard gewählt. 

Als dieser Philosoph geboren wurde, war Goethe noch keine 54 Jahre alt und lebte in Weimar/Thüringen. Ihn beunruhigte damals die politische Lage mit dem sich abzeichnenden Krieg mit Napoleon Bonaparte. Dieser hatte übrigens in dem Jahr als Emerson geboren wurde, Louisiana (Neufrankreich) an die Vereinigten Staaten verkauft, wodurch sich Frankreich vollkommen vom nordamerikanischen Kontinent zurückzog. 

Als Emerson den Satz "Das Geheimnis der Erziehung liegt in der Achtung vor dem Schüler" formulierte, aber auch noch lange Jahrzehnte danach, war es sowohl in den USA als auch in Europa unüblich den Schülern mit Achtung zu begegnen, weil man deren Gleichwertigkeit noch nicht begreifen und auch nicht verstehen wollte, dass ein Zögling mit Widerstand, Lethargie oder verkorkst-angepasster Persönlichkeit reagiert, wenn man ihm respektlos begegnet, d.h. aggressiv, zynisch oder hochmütig gegenübertritt. 

"Unter Erziehung versteht man den pädagogischen Einfluss auf die Entwicklung und das Verhalten Heranwachsender", schreibt Wikipedia. Soviel zur Begriffsdefinition.

Der pädagogische Einfluss autoritärer Erzieher führt nicht selten zu persönlichkeitsgestörten Zöglingen, die, wenn kein Korrelativ die Missachtung abfedert, in ihrem Wirkungskreis nicht selten für Kummer sorgen oder schlimmer noch katastrophales Unheil anrichten können. 

Wir erleben heute an den Schaltstellen der Macht Personen wie Putin, Trump, Netanjahu oder Kim Jong, (die Liste könnte man endlos fortsetzen), die Achtung vor ihren Mitmenschen ganz offensichtlich nicht gelernt haben und mit ihrer verkorksten Persönlichkeit die Welt in Atem halten. 

"Das Geheimnis der Erziehung liegt in der Achtung vor dem Schüler", Emerson wusste es. Wieso  wird dies noch heute nicht allerorten verstanden? 

Wieviel Unheil muss noch geschehen, bis man die Notwendigkeit von "Augenhöhe" wirklich begriffen hat? 

Helga König

Sonntag, 18. Mai 2025

Sonntagskolumne Helga König, 18.5.2025

Die Erde in Südhessen ist momentan staubtrocken und wird es wohl noch länger bleiben, wenn man den Wetternachrichten Glauben schenken darf. 

Landwirte berieseln derzeit ihre Felder und Gartenbesitzer sind froh, wenn sie einen Brunnen besitzen, um Bäume und Pflanzen mit der notwendigen Feuchtigkeit zu versorgen. Brunnenbesitzer wissen, das bei längerer Trockenheit und entsprechender Wasserknappheit nicht uferlos gegossen werden kann und ärgern sich über die vielen versiegelten Flächen, die bei Regen dazu führen, dass das Wasser im Kanal als Schmutzwasser wegläuft und nicht sinnvollerweise in der Erde versickert. 

Der neue Hype heißt "Swimmingpool im Garten“, um ein wie auch immer geartetes Hollywoodgefühl zu erzeugen. Früher tat dies die gleichnamige Schaukel. Mit zunehmendem Hüftgold änderten sich offenbar die Bedürfnisse. Man zeigt sich nicht mehr öffentlich im String-Bikini. 

Der englische Rasen war gestern. Wer ihn weiterhin pflegen möchte, benötigt Dauerberieslung oder es drohen Kahlstellen wie bei ihren Besitzern.

Wer erkannt hat, dass der Klimawandel eine andere Gartenbepflanzung notwendig macht, muss allerdings viel lesen und ausprobieren.  Nicht alles ist möglich, was man sich erträumt.

Auf meinem Weg zum Bäcker heute Morgen schaute ich mir den Wegesrand genau an. Dort hat die Stadt lobenswerterweise Wiesenblumen gesät, die nun trotz Trockenheit blühen. Einige Pflanzen scheinen sehr widerstandfähig zu sein, so etwa der Salbei, der Mohn und der Natternkopf, andere wirken bereits erschöpft durch die anhaltende Trockenheit. 

Um sich in einem naturnahen Garten trotz Trockenheit an sattem Grün mit bunten Blühelementen zu erfreuen, hilft die Pflanzen-App, um zu begreifen, was sich neuerdings neben selbst Gesätem und Gepflanztem ansiedelt und liebevoll oder eher bedrohlich anschmiegt. Kerbel, Spitzwegerich und wilder Fenchel zwischen Lilien sind bei mir derzeit akzeptiertes Programm. 

Auf meinem Weg zum Bäcker begegnete mir übrigens ein nachdenklich blickender Mann, der mit  Papierpicker und einem kleinen Karren ausgestattet, Papier, alte Flaschen und Plastikmüll einsammelte. Als ich ihn fragte, weshalb er hier aktiv sei, berichtete er mir, dass er dieser  freiwilligen Beschäftigung sonntagsmorgens seit Jahren schon nachgehe, aus Respekt vor der Natur, die sich in ihrem schönen Sommerkleid zeigen möchte. Er selbst sei Hobbygärtner mit Ökogarten und wundere sich über die unglaubliche Achtlosigkeit der Menschen, die bedenkenlos diese schönen Blumenbeete zumüllen. 

Ich dachte spontan an unsere Meere und an einen ganzen Kontinent, der derzeit  aufgrund von haltlosem Konsumrausch zugemüllt wird, dem "Nicht-mehr-wissen-wohin-damit" und wunderte mich nicht, plötzlich vor meinen Augen eine riesige Papiertüte von Peek-und Cloppenburg zu erblicken, obschon sich der nächste Laden dieser Art meines Wissens in Frankfurt befindet. 

Auch sah ich einen brennenden Zigarettenstummel, vermutlich von einem Autofahrer hirnlos auf den Straßenrand geschnickt. 

Bewusstsein zu schaffen, ohne als Oberlehrer sofort in die Wüste geschickt zu werden, ist nicht einfach, noch weniger einfach allerdings ist es, aus der Müll -Wüste, sprich unserer  Erde wieder ein Paradies zu gestalten.  Wir alle sollten uns bemühen.

Helga König

Samstag, 3. Mai 2025

Sonntagskolumne, Helga König, 4. Mai.2025

Woche für Woche ist der Briefkasten an Samstagen mit Werbung gefüllt. Geduldig sortiere ich die meisten Prospekte noch draußen aus und werfe sie ungelesen in die blaue Tonne. Die Prospekte der vier Supermärkte in unmittelbarer Nähe studiere ich interessiert, um zu sehen, womit sie konkurrieren und womit sie die Kunden locken. 

In der kommenden Woche ist es eindeutig der Muttertag am 11.5. Wer mehr zur Geschichte des Tages wissen möchte, dem empfehle ich den entsprechenden Beitrag auf Wikipedia. Diese Fakten möchte ich hier nicht wiederkäuen.

Neugierig blättere ich im ersten der vier Prospekte. Hier sind die Muttertags-Seiten zart rosa gehalten. Diese Farbe gilt in der Farbpsychologie als Farbe der Nächstenliebe, Romantik und Fürsorge. Gut gewählt demnach! Viele der angebotenen Produkte sind in Herzform kreiert, so etwa Pralinen, Macarons und Kuchen, aber auch Nudeln. Die Herzform steht für das Zentrum der Emotionen und darum geht es, besonders im Kommerz am Muttertag. Wer bereitet die Herzchen-Pasta zu? Hoffentlich nicht die liebe Mutter! 

Dann springt mir, angelehnt an die superteure "Dubai-Schokolade", der abgefahrene Hype der letzten Monate, eine Schokolade mit rosa Füllung ins Auge. Dabei handelt es sich um eine Schokoladen-Kreation gefüllt mit türkischer Zuckerwatte und mit Pistaziencreme verfeinert. Süßer geht’s nimmer, denke ich und frage mich, warum die Industrie Müttern dies antut. 

Im nächsten Prospekt finde ich Blumen, fast alle in der Farbe Rosa gehalten und denke "Calla im Kugeltopf"“ ist etwas für den Uropa! Für die junge Mutter dann doch eher rosa Rosen vom Gärtner oder viel schöner noch ein selbstgepflückter Wiesenblumenstrauß…! 

Im dritten Prospekt entdecke ich einen Jahrgangsekt eines guten Herstellers mit rosafarbenem Etikett und so genannte "Muttertagspralinen". Ein typisches Geschenk des in die Jahre gekommenen Sohnes an die hochbetagte Mutter! Womit diese Pralinen wohl gefüllt sind? 

Ich blätterte weiter und entdecke Orchideen und Geschenkpackungen mit Massageölen oder Badeessenzen. Doch es fehlt auch nicht die Himbeer-Herztorte und rosafarbenes Tartufo-Eis. Eine Herzbox mit Sushis gibt es auch im Programm und Rosen in der Herzbox lassen ebenfalls wissen, dass alles „theoretisch“ von Herzen kommt, zumindest an diesem Tag. 

Im vierten Prospekt auf der letzten Seite werden die obligatorischen Pralinen und der Sekt für die fiktive Mutter angeboten, ferner ein Kaffeebecher mit der Aufschrift "Beste Mama", Metalldosen in Herzform und künstliche (!) Pfingsrosensträuße. Ich schüttele ungehalten den Kopf und erinnere mich an meine Lehrerin in der dritten Klasse der Grundschule. Sie war damals hochschwanger und machte uns klar, dass wir unseren Müttern zum Muttertag etwas malen oder schreiben sollten, was von Herzen kommt. Etwas zu kaufen, sei tabu. 

Meine Kindheitsfreundin und ich bastelten daraufhin begeistert Blumenherzen aus Wiesenschaumkraut. Es war unsere Art Dankeschön zu sagen. Das ist Ewigkeiten her. Und heute? Ist mein Dankeschön die Bewahrung des Gartens meiner vor sechs Jahren verstorbenen Mutter in zeitgemäßer Interpretation. 

Sonntag, 2. Februar 2025

Sonntagskolumne Helga König, 2.2.2025

Der Monat Februar hat gerade erst begonnen, doch wir nehmen bereits zahlreiche, erschreckende Informationen aus dem Januar mit in die bevorstehend närrische Zeit. 

Focus schreibt am 27.1.25: "Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung war der durchschnittliche Alkoholkonsum in Deutschland 2019 mehr als doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt."

Wen wundert es da noch, dass nun  sechs Jahre später auf die Bremse getreten werden muss, nicht zuletzt, weil die Folgekosten von Alkoholmissbrauch erheblich sind. Alkohol, bereits in kleinen Mengen genossen, sei potentiell krebserregend! 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung habe kürzlich ihre Linie verändert und empfehle nun nicht mehr, geringe Mengen Alkohol zu trinken, sondern gar keinen Tropfen mehr, so Focus und weiter: Es gebe keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum, so das Credo jetzt. 

Was nun? Waren alle putzmunteren 90 und 100jährigen, die jahrzehntelang moderat Wein konsumierten, ein Versehen der Natur? 

Was ist mit den Menschen auf Kreta, was mit jenen in allen Weingebieten weltweit und was schließlich mit den biertrinkenden Bayern? Sollen diese Menschen nun alle ihren Alkoholkonsum einstellen und vor allem auch aufhören, alkoholische Getränke zu produzieren?

Sollen auf den Weinbergen zukünftig Photovoltaikanlagen positioniert werden? Wird es demnächst entsprechende Vorgaben der EU geben? Wer wird sich daran halten? Vermutlich in erster Linie die obrigkeitsgläubigen Deutschen. 

Wird man den Alkohol in flüssigen Medikamenten auch zur Disposition stellen? Krebsgefahr durch alkohol-enthaltende Medikamente? Bin gespannt wie die mächtige Pharmaindustrie darauf reagieren wird? 

Ganz wichtig! Verboten worden sind von der EU nun industriell hergestellte Raucharomen, schreibt die Frankfurter Rundschau. Betroffen seien Produkte wie Barbecue-Saucen, geräucherte Mandeln und Chips, sprich das, was so mancher Biertrinker beim abendlichen Fernsehen  mit Vorliebe zu sich nimmt.
Auch das macht offenbar krank. Wieso weiß man das erst jetzt? 

Produkte wie Suppen, Knabberzeug und Saucen dürften noch bis zum 1. Juli 2026 verkauft werden. Für Fleisch, Fisch und Käse, die mit Raucharomen behandelt wurden, gelte eine verlängerte Frist bis 2029. Wenn die Krankheitsgefahr, die von diesen Produkten ausgeht, so groß ist, dass sie verboten werden sollen, wieso nicht gleich? 

Süßigkeiten sind natürlich keine Alternative, Zigaretten ohne nicht! 

Im Grunde schadet alles der Gesundheit, hauptsächlich der Stress, den sich all jene machen, die hypochondrisch veranlagt sind oder es werden, wenn sie allabendlich zu googeln beginnen, was man alles nicht essen und trinken soll, wenn man 120 Jahre alt werden möchte und zwar bei bester Gesundheit. 

Helga König

Sonntag, 26. Januar 2025

Sonntagskolumne Helga König, 26.1.2025

Derzeit wird unser Land mit Wahlplakaten zugemüllt. Bildbearbeitete Gesichter, bunte Farben als Eyecatcher im Wintergrau und enervierende Werbeslogans, die man gerne überliest, weil man weiß, dass Wahlversprechen selten eingehalten werden, begegnen uns unaufgefordert, sobald wir unsere Wohnungen verlassen. 

Je größer die Plakate, umso mehr belästigt fühlt man sich, speziell, wenn man in seiner Wahlentscheidung nicht manipuliert werden will. 

Es genügt, wenn die Presse politisch unausgewogen berichtet und kommentiert, um ihrem jeweiligen Liebling einen Vorsprung zu sichern. Wer Bürger ernst nimmt, hat die Augenhöhe im Auge und versucht nicht, deren Hirn zu plätten. 

Die optische Medienpräsenz mancher selbstverliebter Politiker –das gilt für alle Parteien- sagt bereits viel über diese Personen aus, die letztlich nicht ein bürgerbezogenes, auf fairen Ausgleich bedachtes politisches Handeln, sondern ihre Egobesonnung in den Vordergrund stellen. 

Sehenswert war übrigens am letzten Freitag die Satiresendung "Heute-Show spezial" mit den Moderatoren Lutz van der Horst und Fabian Köster, die auf subtile Weise die Humorlosigkeit und Arroganz der Politiker Friedrich Merz und Robert Habeck vorführten. 

Olaf Scholz dürfte sein Auftritt in der Sendung aufgrund seines Humors und seiner Gelassenheit gewiss Pluspunkte einbracht haben. War das Absicht, wo die Heute-Show  doch  normalerweise eher grünlastig erscheint?

Die anderen drei Kanzlerkandidaten, die es ja auch noch gibt, schienen für die Satiresendung bereits nicht mehr zu existieren.  Gut, die Selbstironie ist bei diesen Kandidaten bekanntermaßen auch nicht sehr ausgeprägt. Vielleicht wollte man die Zuschauer mit einem Zuviel an Humorlosigkeit nicht überfordern.

Kurzum: Was hat man dazugelernt?  Bis auf Scholz gehen demnach alle, wenn sie lachen oder schmunzeln, in den Keller. Warum nur?

Nachdenklich macht die Sentenz von Ernst Ferstl: "Menschen mit einem sonnigen Gemüt gelingt es wesentlich leichter, über den eigenen Schatten zu springen." Über diesen Satz demnächst eine Kolumne zu schreiben, ist verlockend. 

Doch heute nur folgender Gedanke am Sonntagvormittag:

Wahlprogramme zu lesen, ist die Pflicht eines mündigen Bürgers, Pflicht aber auch ist es, sich die Protagonisten, die sich zur Wahl stellen, genau anzuschauen. Narzissten, smarte Dauerschwätzer und Karrieristen werden auch zukünftig unserem Land Schaden zufügen und Politiker, denen es an Selbstironie mangelt und damit auch an der nötigen Selbstkritik, werden nach wie vor  nicht auf andere hören, selbst wenn deren Vorschläge sinnstiftend sind, sondern starrsinnig ihr ideologisches Ding durchziehen, egal wie die Folgen ausschauen.

 Helga König

Sonntag, 19. Januar 2025

Sonntagskolumne Helga König, 19.1.2025

Ein Blick in die "Wahlumfrage zur Bundestagswahl von Institut Wahlkreisprognose" vom 18.1.2025 macht deutlich, dass die AfD prozentual erneut einen Stimmenzuwachs zu verzeichnen hat und das, obgleich in den Medien ununterbrochen Meinung gegen sie gemacht wird. 

Zwischenzeitlich ist der Stimmenanteil schon bei 21%, d.h. es fehlen noch 8%, um mit der CDU gleichzuziehen. Der Rest der Parteien ist bereits in die Knie gegangen, obgleich der visuelle Auftritt von Habeck und Baerbock den Anschein erweckt, als stünde demnächst deren Krönung bevor und Lindner keinen Millimeter seiner unerträglichen Arroganz zurückgenommen hat, zum Schaden der FDP, einer Partei, die einst Persönlichkeiten wie Theodor Heuss, Hildegard Hamm-Brücher, aber auch den großen Diplomaten Hans-Dietrich Genscher hervorgebracht hat. Der Niedergang der FDP ist bezeichnend für das, was sich insgesamt derzeit in der Parteienlandschaft abzeichnet. 

Ich bin keine AfD –Wählerin, verfolge allerdings mit großem Interesse deren Aufstieg und bin mir sicher, dass der reichste Mann der Welt, sprich Elon Musk, diesen nicht zu verantworten hat, sondern dass er der Misswirtschaft der Parteien auf allen Ebenen, sprich, Bund, Land, Kreis und Gemeinden, geschuldet ist und ein Teil der Bürger sich auf diese Weise ihrem Unmut Luft macht. 

Öffentlich wagt sich in unserer Demokratie kaum jemand mehr etwas Kritisches anzumerken, weil die Furcht vor empfindlichen Übeln seitens der Obrigkeit zwischenzeitlich riesengroß ist. 

Wenn in der Presse einseitige Berichterstattung erfolgt, dann kommt sie ihrer Aufgabe in einer Demokratie nicht mehr nach. 

Laut der jüngsten Forsa-Umfrage ist die Anzahl der Nicht-Wähler noch einmal um ein Viertel – auf nun 28 Prozent gestiegen. Auch dies ist ein klares NEIN gegenüber den Alt-Parteien, die mit Steuergeldern umgehen, als könne man diese bis in alle Ewigkeit den Bürgern aus den Rippen leiern, sich darüber nicht bewusst werdend, dass der Bürger nicht zur Schindmähre mutieren darf, wenn man seine Stimme noch längerfristig einsacken will, es sei denn, man schafft die Demokratie, so wie wir sie kennen, ab. 

Durch die extreme Verteuerung der Gas- und Strompreise aber auch durch die unerträglich aufgeblähte Bürokratie, ist unsere Wirtschaft erlahmt. Die vielen Milliarden für einen, sich endlos in die Länge ziehenden Krieg, der hierzulande seitens vormaliger Kriegsgegner indirekt augenscheinlich unterstützt wird, macht unser Land auch nicht wohlhabender.

Das Gesundheitssystem ist marode, Hausärzte kommen ihrer Aufgabe nicht mehr nach. Die Bürger werden auch hier immer mehr zur Kasse gebeten, weil die Gelder sinnlos verbraten und an erster Stelle die Lobbyisten befriedigt werden, wie es scheint.

Nun ist die Grundsteuer B unter fadenscheinigen Argumenten für einen Teil der Bürger immens erhöht worden, bei nicht wenigen ist sie 125% höher ist als im Vorjahr. Das ist unverhältnismäßig, das ist das Gegenteil von einkommensneutraler Hebesatzempfehlung und schlichtweg eine Unverschämtheit, die kein Gartenbesitzer, der ökologisch agiert, sprich ernsthaft etwas für die Umwelt unternimmt, verstehen und akzeptieren kann. Wer steckt hinter diesen Maßnahmen? Was soll eigentlich bezweckt werden? Fairness und Gleichbehandlung werden mit Füßen getreten. Dies ist nicht meine Vorstellung von demokratischem Handeln. Ich assoziiere dies mit Willkür. 

Die Grundsteuer ist übrigens nicht als Schuldentilgungssteuer in Gemeinden gedacht, auch nicht als Einnahmequelle für unnötige Prestigeprojekte.

Ab Mai soll der Bürger zur Kasse gebeten, wenn in seiner Biotonne ein Plastikbeutel entdeckt wird, hat man gestern der Presse entnehmen können. Das koste ihn dann 2500 Euro. Es ist zu vermuten, auch dann, wenn seine Fingerabdrücke nicht auf dem Beutel festzustellen sind. Auch so lässt sich Kasse machen. 

Überwachen und Abhören entsprechen ganz meiner Vorstellung von einem Staat, in dem ich leben möchte. Wo ich diesen Staat ideologisch ansiedeln soll, bleibt unklar, denn die Positionen Rechts- Mitte-Links scheinen ja nicht mehr zu gelten, seit "Pazifismus" zum Schimpfwort geworden und "Kriegstüchtigkeit" kein Unwort mehr ist, in einem Land, dass aufgrund des 2. Weltkrieges 70 Millionen Tote zu verantworten hat. 

Helga König

Samstag, 11. Januar 2025

Sonntagskolumne Helga König, 12.1.2025

Durch Zufall habe ich gestern ein Werk der Malerin Luise M. Wagner bestaunen dürfen. Das Bild soll viele Jahre hindurch verpackt in einer Scheune gestanden haben. Der Besitzer hatte es einst auf einem Flohmarkt erstanden, weil es ihm der Farben wegen gefiel. Von wem es stammte, hatte er vergessen, nicht zuletzt, weil der Name, der auf der Rückseite des Bildes zu lesen steht, ihm nichts sagte und er damals keinen Anlass sah, Näheres zu erkunden.

In einem Small-Talk über die Restauration alter Kunstwerke, das wir führten, erinnerte er sich an das fast schon vergessene Bild in der Scheune, erkundete wenig später dessen Rückseite und mailte mir den Namen der Künstlerin. Der Name sagte auch mir erst einmal nichts. Das mitgeschickte Foto vom Bild, zeigte ein Motiv, das der satten mediterranen Farben wegen nicht erahnen lässt, dass die Malerin am Ende ihres Lebens 15 Jahre hindurch schwer depressiv ihrer  künstlerischen Leidenschaft nicht mehr nachgehen konnte. 

Diese traurige und zahlreiche andere Information entnahm ich Google. Dort auch studierte ich eine Vielzahl von Gemälden, die die Eutinerin Luise M. Wagner geschaffen hat. 

Auf einem Plakat einer Ausstellung, die vom 19.11.2021-30.1.22 im Ostholsteiner Museum gezeigt wurde, ist ein Motiv zu sehen, das an das Bild erinnert, das unbeachtet, 30 Jahre in Verborgenen lagerte. Das gleiche Motiv, wohl aber eine andere Perspektive! 

Das Werk muss auf einer Reise entstanden sein, weil Wagner hier mit farbiger Kreide arbeitet und  sie dies, wie man erfährt, einst gerne auf ihren zahllosen Reisen tat. 

Was ich faszinierend finde, ist, dass die Künstlerin trotz aller Widerstände im Jahre 1900 nach Berlin ging, um dort in dem Privatatelier von Wilhelm Feldmann ersten Zeichen- und Malunterricht zu nehmen. Dem folgten Studien an der Münchner Privatschule für Graphische Künste bei Johann Brockhoff und Moritz Heymann und Unterricht bei Heinrich Linde-Walther in Travemünde sowie ein Semester an der staatlichen Kunstakademie in Weimar 1918. Dazu reiste sie viel im In- und Ausland. Die Reisen führten u. a. nach Japan, China, Russland und Korea. Ungewöhnlich für eine Frau in der damaligen Zeit..!

Louise M. Wagner soll eine ungemein produktive Künstlerin gewesen sein, die Hunderte von Gemälden, Zeichnungen und Skizzen hinterließ. Ihre schwere Depression blockierte ihre Begabung, so dass sie die letzten 15 Jahre, wie bereits erwähnt,  nichts Neues mehr schuf. 

Interessant wäre natürlich, herauszufinden, wer der Vorbesitzer des Werkes war, das ich heute sah und wie er in den Besitz des Bildes kam, auch wo  das Motiv verortet ist?  In Korea  vermutlich nicht!

Gefreut habe ich mal wieder mich, über all die vielen Infos, die Google interessierten Leser anbietet.

Kennt man die Lebensgeschichte eines Künstlers, sieht man seine Werke mit anderen Augen, so auch die Gemälde und Graphiken Luise M. Wagners, der Weitgereisten, die in ihren Werken  gewiss viele Reiseeindrücke verarbeitet hat.  Vielleicht sind die Farben ein Schlüssel dazu.

Helga König

Sonntag, 5. Januar 2025

Sonntagskolumne Helga König, 5.1.2025


Gefreut habe ich mich, als ich vorhin die Rollläden aufzog und mein neuer Nachbar den Schnee auf meinen Gehweg wegschaufelte. Hier im alten Teil des Pfarrgartens hilft man einander, solange ich zurückdenken kann, ohne die Hilfsbereitschaft der Einzelnen auszunutzen.  

Ein guter Umgang mit seinen Nachbarn setzt voraus, dass man Grenzen und vor allem unterschiedliche Lebensgewohnheiten akzeptiert, dass man sich aus übel nachredender Geschwätzigkeit raushält, die einem mitunter durch Dritte entgegengebracht wird. Nicht selten sollen Keile getrieben werden, von jenen, die Harmonie nicht ertragen können.

Gute Nachbarschaft setzt Freundlichkeit voraus. Man begegnet seinem Nachbarn liebenswürdig und bringt ihm aufrichtiges Interesse entgegen, das weit entfernt von penetranter Neugierde verortet ist.

Rücksichtnahme ist das oberste Gebot, im Umgang mit anderen. Ellenbogenmentalitäten erzeugen  stets Unfrieden.

Small Talk am Gartenzaun führt mitunter dazu, dass man interessante, neue Leute kennenlernt. So ergeben sich mitunter Bekanntschaften, ja auch Freundschaften mit Menschen, die in benachbarten Straßen, nicht zuletzt in Neubaugebieten wohnen. 

Dieses "Leben und leben lassen" ist ein wichtiges Prinzip, wenn eine gute Nachbarschaft langfristig funktionieren soll.  Es funktioniert natürlich nur, wenn jeder sich etwas zurücknimmt und grundsätzlich die Architektur einer guten Gemeinschaft akzeptiert, die Menschen, die das Sagen haben wollen, nicht gebrauchen kann, weil die Gemeinschaft durch sie zerbröselt. 

Das ist, wie jeder weiß, im Großen und im Kleinen so. 

Die Narzissten auf der Weltbühne führen es uns tagtäglich vor und lehren uns, was wir tunlichst unterlassen sollten, wenn wir ein friedliches Miteinander möchten.


Helga König

Mittwoch, 1. Januar 2025

Kolumne Helga König, 1.1.2025

Das Jahr 2025 hat begonnen. Es ist sinnlos zu orakeln, was es bringen wird. Fest steht: All die negativen Ereignisse des letzten Jahres sollte wir dort belassen, wo sie sind: in der jüngsten Vergangenheit. 

Worauf es ankommt? Auf gute nachbarschaftliche Beziehungen im Großen wie im Kleinen, auf Toleranz, auf Ab- und Zugeben, eben darauf, nicht stur zu beharren, wenn man glaubt, im Recht zu sein. Es geht nicht darum, klein bei zu geben, sondern darum, Stress zu mindern, der zwangsläufig entsteht, wenn man sich keinen Millimeter bewegen will, wohl wissend, dass Leben Bewegung bedeutet.

Zuhören, auch wenn wir genervt oder gelangweilt sind, wenn wir spüren, dass das Gegenüber mit einem Problem nicht fertig wird, keine Lösung findet und sich immerfort im Kreise dreht. Zuhören kann Menschenleben retten. 

Zuhören schenkt auch die Chance des Erkenntnisgewinns. Wir lernen beim Zuhören mehr über uns als über andere. Begreifen vielleicht auch, dass der andere unser Spiegel ist.

Sich nicht in Konflikte Dritter hineinziehen zu lassen, wissend, dass man in solchen Fällen am Ende stets der Dumme ist, dies dürfen wir niemals vergessen, wenn wir im Frieden leben wollen. 

Krankhaft neugierigen Menschen, die herumschnüffeln und einen belauschen keinen Raum bieten, deshalb auch in der Öffentlichkeit genau überlegen, was man schreibt oder sagt… Allzu oft wird man missverstanden oder bekommt das Wort im Munde herumgedreht. 

Hört man eine Person über eine andere übel sprechen, sollte man sofort den Kontakt zu dem Übelredner abbrechen, denn morgen wird man garantiert der nächste sein, nicht selten an den Pranger gestellt aus reiner Lust an Schadenfreude. 

Nie wurden positive wie negative Eigenschaften von uns Menschen so sichtbar wie in Internetzeiten. Niemals wurden wir mit schlechten Nachrichten so zugemüllt wie heute. So ist eine Schräglage entstanden, die Realitätsverlust bedeutet.

Was man lernen muss? In Gesichtern zu lesen. Je älter die Gesichter, um so mehr erzählen sie uns über den Charakter eines Menschen, denn alles, was gedacht, erlebt und gelebt wird, prägt die Mimik. Der wahre Charakter wird durch die Mimik entlarvt.

Gestern schrieb mir ein Freund "Wir leben in dunklen Zeiten". Sollte das tatsächlich so sein, liegt es an uns, sie zu erhellen. 

Die nächste Kolumne erfolgt am Sonntag, den 5.1.25

Helga König