Impressum

Das Impressum finden Sie auf der Hauptseite von "Buch, Kultur und Lifestyle- Das Magazin für den anspruchsvollen Leser" wwww.rezensionen.co

Sonntag, 31. Juli 2016

Helga König: Gedanken zum Clip „Wenn ich mir was wünschen dürfte"



Den obigen  Clip habe ich bereits mehrfach verlinkt, weil er mir nicht nur des Songs wegen, sondern auch aufgrund der Filmsequenzen sehr gut gefällt. 

Man muss sich die einzelnen Bilder häufiger anschauen, um das Gesamtwerk in seiner Tiefe zu begreifen. 

Wir sehen auf diesem Clip zunächst die Schauspielerin Marlene Dietrich im Smoking mit Zylinder, erleben sie also in Männerkleidung. Sie raucht eine Zigarette und scheint jemand zu fixieren. Das jedenfalls suggeriert ihr Blick. 

Auf der nächsten Bildsequenz nehmen wir Marlene erneut wahr, diesmal im Abendkleid mit Nerzjacke. Sie raucht auch hier. Kurz schaut sie interessiert auf und man glaubt, sie habe die Person angeblickt, die man vorher auf der Bildsequenz gesehen hat. Was hier gezeigt wird, erinnert an Narziss, der sich im Fluss verzückt bewundert. 

Es folgt eine Bildsequenz, die Anfang der 1930er Jahre entstanden ist. Man sieht Marlene hier mit dem Filmregisseur Josef Sternberg. Sie ist offenbar gerade in den USA angekommen. Noch wirkt sie nicht wie eine Diva, sondern wie eine sehr natürliche, junge Frau, die ihre leichte Verunsicherung aufgrund des Unbekannten, das sie nun erwartet, durch eine, den Betrachter beeindruckende, dabei keineswegs aufgesetzt erscheinende Fröhlichkeit zu kaschieren sucht. Dadurch ist die Ausstrahlung Marlenes auf dieser Sequenz geradezu atemberaubend schön. Das Seidentuch, das sie in der Hand hält, erzählt uns von ihrem Abschied aus Deutschland, aber auch von der Leichtigkeit, mit der sie ihr neues Leben beginnen möchte. 

In der folgenden Sequenz dann sehen wir sie als mondäne Diva im Nerz. Nun hat Marlene das Mädchenhafte, das im vorangegangenen Bild noch zu sehen war, abgestreift. Sie ist angekommen in Hollywood. Sie hat ihre neue Rolle angenommen, küsst voller Ironie eine Frau und ist belustigt, weil sie weiß, dass moralingeschwängerte Zeitgenossen dies überhaupt nicht witzig finden.

Daraufhin  dann sehen wir Marlene, aus einem Souvenirladen kommen. Sie blickt sich um, so als ob sie sich verfolgt oder beobachtet fühlt. Hier scheint sie bereits in Paris zu leben, von wo aus sie Flüchtlinge aus Deutschland und emigrierte Künstler aktiv und finanziell unterstützt. Das war ein Jahr vor Kriegsbeginn. 1939 wird sie  übrigens amerikanische Staatsbürgerin und legt die deutsche Staatsbürgerschaft ab. 

Unmittelbar danach sieht man Flugzeuge Bomben abwerfen und sieht auch, wie sie ihre Ziele treffen. Es scheint eine Fabrik gewesen zu sein, die nun in Trümmern liegt. 

Wie man aus Marlene Dietrichs Biografie weiß, kämpfte sie auf ihre Weise gegen den Nationalsozialismus, in dem sie als Sängerin an der Front für die GIS auftrat und ihnen durch ihre Lieder und ihren Auftritt für Momente  Zuversicht schenkte. Sie tanzt mit den Soldaten und schaut sie beim Tanz bewusst an. Sie küsst die jungen Männer, weiß wie ungewiss deren weiters Leben ist. Sie schenkt sichtbar Liebe und Hoffnung. 

Es ist berührend, zu sehen wie nah diese Frau all den Soldaten ist, die Europa aus den Klauen des Nationalsozialismus retten wollen. 

1947 erhielt Marlene Dietrich die Medal of Freedom, den höchsten Orden der USA für Zivilisten. Und 1950 wurde ihr der Titel "Chevalier de la Legion d’Honneur" (Ritter der Ehrenlegion) durch die französische Regierung verliehen. Die französischen Präsidenten Pompidou und Mitterrand beförderten sie wegen ihrer Verdienste späterhin zum "Officier" und schließlich zum "Commandeur" der Ehrenlegion. Wie es dazu kam, erzählt der Film in wenigen Sequenzen. Dies finde ich ebenso faszinierend, wie die in den Sequenzen enthaltene Friedensbotschaft.

Hierzu hört man den Song "Wenn ich mir was wünschen dürfte", der möglicherweise viel über das Seelenleben von Marlene Dietrich aussagt, deren Melancholie sich auf beeindruckende Art in ihren Augen spiegelt. Sie war eine bewundernswerte Frau, sehr mutig und gradlinig. 

 Helga König

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen