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Samstag, 2. Juli 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 3.7.2016

"Wir leben zwar in einem Zeitalter der Kommunikation, doch die Menschen kommunizieren schlechter denn je". (Peter Duss) 

Diese Sentenz las ich heute auf Twitter und begann nachzudenken, ob das wirklich generell zutrifft oder ob es nicht eher so ist, dass die neuen Kommunikationsmittel subtilerer Kommunikationstechniken bedürfen. 

Weder im Geschäftsleben noch privat ist es sinnvoll, den Gedankenaustausch mit räumlich von uns getrennten Personen ausschließlich im Internet vorzunehmen. Begleitende Telefonate sind unumgänglich, wenn man Bindung anstrebt oder vertiefen möchte. Reine Internetkontakte zeichnen sich nicht selten durch Wankelmut aus, was geschäftlich wie privat zu großen Verwerfungen führen kann. 

Telefongespräche erleichtern Rückfragen und lassen sofort erkennen, ob der Gesprächspartner uns verstanden hat. Im Rahmen von reinen Internetdialogen kann das sehr zeitaufwendig werden und das vorzeitige Aus bei Geschäftsabschlüssen bedeuten. 

Bei Gesprächen mit Personen, die räumlich nicht von uns getrennt sind, nehmen wir neben dem Gesagten - bewusst oder unbewusst - natürlich auch die Körpersprache wahr, die uns hilft, die tatsächliche Botschaft, die vermittelt werden soll, zu entschlüsseln. 

Beim Telefonat ist es der Klang der Stimme und die Intonation, die den gesprochenen Text schneller und besser verstehen lässt. Im Internet nun haben wir es ausschließlich mit Textbotschaften zu tun und diese setzen voraus, dass der Schreiber sich verbal zu präzisieren in der Lage ist, wenn das Gesagte den Adressaten zufriedenstellend erreichen soll. 

Um dieses Ziel relativ sicher zu erlangen, arbeiten einige Großfirmen mit Textbausteinen. Auf diese Weise aber werden auf Dauer die Kunden verärgert, weil die dadurch vermittelte Anonymität sie kränkt und sie sich nicht wirklich verstanden fühlen, auch wenn die Textbotschaft sie inhaltlich erreicht. 

Es ist also notwendig, sich viel intensiver als in vorangegangener Zeit damit zu befassen, facettenreich und dabei kurz und bündig schreiben zu können. In Firmen geht es nicht mehr nur darum, gute Geschäftsbriefe zu formulieren, wenn man seinen Lieferanten oder Kunden etwas mitzuteilen hat, sondern auch darum, Kommunikationstechniken im Rahmen des schriftlichen Small-Talks zu erwerben, die die Kommunikation im Netz erleichtert und zum Verweilen animiert.

Berufsschulen sind nun aufgefordert, Auszubildenden in kaufmännischen Berufen hier grundsätzliche Kommunikationstechniken zu vermitteln, die über den reinen kaufmännischen Schriftverkehr hinausgehen. 

Unternehmen müssen sich jetzt ernsthaft mit Sprachpsychologie befassen, um die Macht des geschrieben Wortes zu begreifen.  

Wer bereits negative Erfahrungen im Netz sammeln konnte und diese analysiert hat, wird wissen, dass es fast immer nur ein unreflektiert geschriebenes Wort war, das einen Empfänger tödlich beleidigt und in Anti-Haltung gebracht hat. Man darf keine Sekunde die Eitelkeit des Lesers unterschätzen. Sie ist zumeist gewaltig.

Geschriebene Sprache hat stets den Beigeschmack von Endgültigem. Das sollte man bedenken. Zwar ist im Netz alles rasch korrigierbar, doch unsere Erfahrungen, was das geschriebene Wort anbelangt, stammen aus einer Zeit, wo sich dies anders verhielt. Aus dieser Zeit auch rühren die Verunsicherungen und daraus resultierenden Unpässlichkeiten her.

Wenn wir also im Netz kommunizieren, geschäftlich oder auch privat,  sollten wir darauf achten, sprachlich  ganz bewusst wertzuschätzen,  anstelle  unüberlegt abzuwerten. Wir sollten auch konkret sagen, was wir möchten, sollten im Dialog nach Lösungen suchen, sofern Probleme auftauchen und auf einen gesunden Ausgleich im Gespräch achten. 

Auf dieser Basis lassen sich geschäftliche und private Botschaften entspannter transportieren. Genau das ist wichtig, um gute Ergebnisse zu erzielen. Gute Ergebnisse sind solche, die uns nachts ruhig schlafen  lassen.

Kurzum: Die neue Lernaufgabe heißt Sprachpsychologie. Sie bedeutet u. a. zu begreifen, dass Gesichtsverlust beim Gesprächspartner aufgrund unserer Äußerungen ein NOGO im Dialog darstellt. 

Was bewirken wir  durch Sprache? Eine Frage, mit der man sich viel ausführlicher beschäftigen muss als noch vor 10  Jahren. Lernen wir  also unsere Worte so zu nutzen, dass sie informieren aber niemals verletzen.

Helga König

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