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Mittwoch, 25. Februar 2015

Helga König: Gedanken über ein Zitat von Beckett und einen sonderbaren Zufall.

"Die Zeit, die wir auf Erden zu verbringen haben, ist nicht lang genug, dass wir sie für etwas anderes einsetzen als für uns selbst." Beckett 

Dieses Zitat las ich gestern auf Twitter und begann mich sogleich über den Inhalt zu wundern. Irgendetwas an dem Satz bereitete mir Missbehagen. Hatte ich ihn falsch verstanden?

Plötzlich fiel mir eine Rezension zu "Murphy"  ein,  d. h. zu einem Roman von Beckett, die ich 2011 gelesen und dann  scheinbar vergessen hatte. 

Die obige Sentenz wirkte auf mich zunächst einmal sehr selbstbezogen, auch wenn die Selbstbezogenheit durch das Verwenden der 3. Person ein wenig relativiert erscheint. 

Würde dieser Satz von einem neoliberal- agierenden Manager stammen, wäre alles klar, aber er wurde von dem irischen Schriftsteller und Nobelpreisträger Samuel Beckett (1906- 1989)   formuliert, dessen bekanntestes Werk "Warten auf Godot" ich vor Ewigkeiten gelesen habe und mich insofern nur noch vage an den Inhalt erinnern kann.  

Der Ire, der seit 1937 in Frankreich lebte, stammte väterlicherseits von Hugenotten ab. Der erste Roman, den er schrieb, hieß "Murphy". Tony Murphy?   Um mich ein wenig kundig zu machen, las ich die Zusammenfassung dieses philosophischen Romans abermals. Erst kürzlich hatte man mir eine Lebensgeschichte erzählt, die mich genau  daran erinnerte. Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht... 

Nun versuchte ich mich weiter kundig zu machen und las bei Wikipedia, dass es in Becketts Stücken um Folgendes gehe: "Die menschliche Existenz als Grenzsituation zwischen Leben und Tod, Gestalten, die auf der ewig enttäuschten Illusion des Wartens beharren oder in tragikomischer Hilflosigkeit die Gewissheit ihres Verfalls überspielen."

So gesehen, wird die Sentenz "Die Zeit, die wir auf Erden zu verbringen haben, ist nicht lang genug, dass wir sie für etwas anderes einsetzen als für uns selbst" begreifbar. Diese Haltung ist allerdings überwindbar, wenn man sich dem Bunten und Heiteren zuwendet und sich mit anderem als mit dem Schatten seiner Seele auseinander setzt. 

Helga König

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