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Sonntag, 3. September 2017

Sonntagskolumne: Helga König, 3.9.2017

"Geduld ist mit der Hoffnung blutverwandt." Felix Lope de Vega Carpio (1562 - 1635),

Geduld gilt als die Tugend der Unnachgiebigen. Dass sie mit der Hoffnung blutsverwandt ist, lässt sich nicht verneinen. Im Gegensatz zur Hoffnung, setzt sie allerdings mehr Selbstbewusstsein voraus, denn der Geduldige ist davon überzeugt, dass seine Stunde kommen wird, während der Hoffende es nur glaubt bzw. glauben möchte.

Geduldiges Warten ist nur möglich, wenn man sich in Gelassenheit übt. Im Wort Gelassenheit steckt der Begriff "lassen". Erst wenn man "zulässt" oder "loslässt" ohne zu verzagen, schafft  man die Basis dafür, geduldig warten zu können bis die richtige Stunde kommt und lebt bzw. arbeitet unverkrampft aber konzentriert auf diesen Moment zu.

Der berühmte spanische Dichter Lope de Vega, Verfasser der Sentenz "Geduld ist mit der Hoffnung blutsverwandt." wurde  in einfache Verhältnisse geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Hause seines Onkels, der Inquisitor in Sevilla war.

Die Spanische Inquisition war eine mit Genehmigung des Papstes eingerichtete staatliche Behörde, mittels der die Häresie in Spanien bekämpft werden sollte. Formal dauert die Inquisition in Spanien von 1478 bis 1834 an.

Wissen sollte man, dass es auf der iberischen Halbinsel zuvor eine Zeit gab, die von Respekt und Toleranz zwischen der jüdischen, muslimischen und katholischen Religion geprägt war und  sich erst im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts die Konfrontation zuspitzte. Es waren die katholischen Herrscher Spaniens, die aus Machtgründen getaufte Juden und Muslime verfolgen, foltern und ermorden ließen.

Lope de Vega besuchte die Jesuitenschule, später die Universität Alcalá und zeigte durch seinen späteren Lebenswandel, dass er für sich zumindest eine gewisse Freizügigkeit beanspruchte, die seinem strengen Onkel gewiss missfallen hat.

Unabhängig von seinem unsteten Lebenswandel hat der Dichter übrigens 483 Komödien geschrieben. Zudem entwickelte er in seinem Werk "Arte Nuevo" seine Ideen über die dramatische Kunst, in der die natürliche Schönheit das Ideal der Kunst darstellt.

Seine Herkunft und das Leben im Hause des strengen Inquisitors deuten nicht darauf hin, dass aus Lope des Vega später mal ein berühmter Komödienschreiber werden sollte, der der natürlichen Schönheit als Ideal der Kunst huldigte. Vielleicht hat er sein Talent zunächst im Verborgenen gelebt und geduldig gewartet bis ein Zeitfenster sich zeigte, das er dann voller Tatendrang geöffnet hat.

"Geduld ist mit der Hoffnung blutverwandt." Gewiss kannte der Jesuitenschüler Salomos Predigt, die den Titel "Alles hat seine Zeit" trägt und dachte bei der Formulierung seiner Sentenz  an besagten sehr weisen Text.

Der Geduldige arbeitet auf den richtigen Zeitpunkt hin, der Hoffende ist passiver und vertraut auf das Glück oder ein Wunder. Der Geduldige bricht aktiv seine Geduld, wenn das richtige Zeitfenster sich endlich zeigt, öffnet es und begibt sich mit der Gewissheit, dass die lange Geduld sich gelohnt hat, in eine passendere Situation. Die Gewissheit des Hoffenden entspringt eher einem wie auch immer gearteten Gottvertrauen oder dem Vertrauen auf positive Schicksalsmächte, die es irgendwie richten.

Engelsgeduld mit garstigen Mitmenschen aufzubringen, scheint mir eine der schwersten Geduldsübungen zu sein. Hier bedarf es neben der Gelassenheit noch vieler weiterer Tugenden, damit der Geduldsfaden nicht vorzeitig reißt.

Vielleicht steht die Engelsgeduld der Hoffnung am nächsten. Bleibt zu hoffen, dass keiner die Geduld eines Engels in seinem Umfeld braucht.

Helga König

3 Kommentare:

  1. Sehr toll geschrieben und auf den Punkt gebracht. Gracias.

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  2. Danke für die Blumen. Ihnen einen schönen Sonntag. Beste Grüße Helga König

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  3. Sehr guter Artikel,fraglich ist nur, wann man seine Geduld nicht mehr erdulden kann und das Ziel verfehlt, ob dann die Hoffnung einspringt?

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