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Samstag, 23. April 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 24.4.2016

"Seelengröße ist es, eine Beleidigung mit Sanftmut zu ertragen." Demokrit 

Diese Sentenz begegnete mir heute auf Twitter. Der Satz stammt von dem antiken griechischen Philosophen Demokrit, (geb. 460/459 v. Chr. in Abdera in Thrakien – gest. etwa 371 v. Chr.) Seine Zeitgenossen nannten ihn den lachenden Philosophen. Insofern wundert es nicht, dass er auf einem Portrait (1692) von Antoine Coypel und auf einem Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert lachend gezeigt wird. 

Der "Kleinen Weltgeschichte der Philosophie" ist zu entnehmen, dass Demokrit sein beträchtliches ererbtes Vermögen in Studienreisen investierte, die ihn bis nach Ägypten, Persien und Indien geführt haben sollen. Nach der Rückkehr von diesen Bildungsreisen soll er bescheiden und zurückhaltend, sich ganz dem Studium und dem Nachdenken gewidmet haben. 

Demokrit war überzeugt, dass die für uns Menschen erreichbare Glückseligkeit auf einer heiteren Zufriedenheit des Gemüts beruhe. Erreichbar sei diese durch Mäßigung, d.h. Geringschätzung des Sinnengenusses, noch mehr jedoch durch Hochschätzung der geistigen Güter. Dem kann man nur zustimmen, wenn man schon einige Jahrzehnte  gelebt  und Erfahrungen gesammelt hat.

Seelengröße entsteht aufgrund von Reifeprozessen, in denen nicht zuletzt Kränkungen überdacht und losgelassen werden. Ein Mensch, der Seelengröße entwickelt hat, lässt sich von Beleidigungen Dritter nicht so rasch mehr kränken und sieht keinen Sinn mehr darin, alttestamentarisch zu antworten, sondern wendet sich, wenn er attackiert wird und Missverständnisse nicht friedlich aus dem Weg geräumt werden können, anderen Menschen oder Dingen zu. Nicht mitzuschwingen, bewahrt vor Kummer. 

Weshalb beleidigt ein Mensch andere Menschen überhaupt? Doch letztlich nur, weil er nicht in der Lage ist, entspannt zu kommunizieren. Entspanntes Kommunizieren allerdings ist in einer Kommunikationsgesellschaft das A und O. Es zu erlernen und zu kultivieren, sollte Ziel eines jeden sein, der im Hier und Heute lebt und eine heitere Zufriedenheit des Gemüts anstrebt. 

Menschen, die Harmonie zu schätzen wissen, vermeiden beleidigende Worte und schaffen sich so die Basis für Freude durch und mit anderen. Harmonie ist das Ergebnis geglückter Kommunikation. 

Demokrit sagt auch: "Beständiger Umgang mit Geringwertigen vermehrt die Anlage zur Schlechtigkeit."

Ob sich beim Beleidigten die Anlagen zum Bösen mehren, sobald er sich zu lange mit den Beleidigungen auseinandersetzt, sei dahin gestellt. Wohl aber verhält es sich gewiss so, dass jede Form von Anhaftung etwas mit uns macht. Sie zieht uns in ihren Bann und bewirkt, dass wir unfrei werden. Wer unfrei ist, kann nicht den Zustand innerer Heiterkeit erreichen und insofern keine Glückseligkeit erfahren. 

"Nichts entsteht aus nichts, sondern alles aus einem bestimmten Grunde und aus Notwendigkeit." Diese Sentenz stammt ebenfalls von Demokrit und vielleicht ist es ja gerade eine Beleidigung, die uns die Chance gibt,  mittels Transformation Seelengröße zu erreichen und auf diese, wenn auch vielleicht schmerzhafte Art weiser zu werden. 

"Weisheit, die sich nicht einschüchtern lässt, ist das allerwertvollste Gut und höchster Ehre würdig", ruft uns Demokrit aus der Antike zu. Das klingt vielversprechend und sollte  uns motivieren, Weisheit anzustreben.

Da wir an diesem Wochenende William Shakespeares 452. Geburtstag feiern, möchte ich  die heutige Sonntagskolumne mit einer Sentenz von ihm ausklingen lassen, weil sie  zeigt, was im erörterten Zusammenhang möglicher wirklich weise ist.

"Auf Dinge, die nicht mehr zu ändern sind, muss auch kein Blick zurück mehr fallen! Was getan ist, ist getan und bleibt's."   

Wenden wir unseren Blick also Neuem zu, entwickeln Seelengröße und dadurch innere Heiterkeit. Vergessen wir, was  nicht zu ändern ist, also auch die Beleidigungen Dritter.  

Helga König

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