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Sonntag, 25. Mai 2025

Sonntagskolumne Helga König, 25. Mai 2025

"Das Geheimnis der Erziehung liegt in der Achtung vor dem Schüler" formulierte einst der amerikanische Philosoph und Dichter Ralph Waldo Emerson, der am 25.5.1803 in Bosten/Massachusetts geboren wurde. 

Emerson studierte übrigens ab 1817 in Harvard, graduierte dort 1825, d.h. im Alter von 22 Jahren und wurde viele Jahre später in den Aufsichtsrat von Harvard gewählt. 

Als dieser Philosoph geboren wurde, war Goethe noch keine 54 Jahre alt und lebte in Weimar/Thüringen. Ihn beunruhigte damals die politische Lage mit dem sich abzeichnenden Krieg mit Napoleon Bonaparte. Dieser hatte übrigens in dem Jahr als Emerson geboren wurde, Louisiana (Neufrankreich) an die Vereinigten Staaten verkauft, wodurch sich Frankreich vollkommen vom nordamerikanischen Kontinent zurückzog. 

Als Emerson den Satz "Das Geheimnis der Erziehung liegt in der Achtung vor dem Schüler" formulierte, aber auch noch lange Jahrzehnte danach, war es sowohl in den USA als auch in Europa unüblich den Schülern mit Achtung zu begegnen, weil man deren Gleichwertigkeit noch nicht begreifen und auch nicht verstehen wollte, dass ein Zögling mit Widerstand, Lethargie oder verkorkst-angepasster Persönlichkeit reagiert, wenn man ihm respektlos begegnet, d.h. aggressiv, zynisch oder hochmütig gegenübertritt. 

"Unter Erziehung versteht man den pädagogischen Einfluss auf die Entwicklung und das Verhalten Heranwachsender", schreibt Wikipedia. Soviel zur Begriffsdefinition.

Der pädagogische Einfluss autoritärer Erzieher führt nicht selten zu persönlichkeitsgestörten Zöglingen, die, wenn kein Korrelativ die Missachtung abfedert, in ihrem Wirkungskreis nicht selten für Kummer sorgen oder schlimmer noch katastrophales Unheil anrichten können. 

Wir erleben heute an den Schaltstellen der Macht Personen wie Putin, Trump, Netanjahu oder Kim Jong, (die Liste könnte man endlos fortsetzen), die Achtung vor ihren Mitmenschen ganz offensichtlich nicht gelernt haben und mit ihrer verkorksten Persönlichkeit die Welt in Atem halten. 

"Das Geheimnis der Erziehung liegt in der Achtung vor dem Schüler", Emerson wusste es. Wieso  wird dies noch heute nicht allerorten verstanden? 

Wieviel Unheil muss noch geschehen, bis man die Notwendigkeit von "Augenhöhe" wirklich begriffen hat? 

Helga König

Sonntag, 18. Mai 2025

Sonntagskolumne Helga König, 18.5.2025

Die Erde in Südhessen ist momentan staubtrocken und wird es wohl noch länger bleiben, wenn man den Wetternachrichten Glauben schenken darf. 

Landwirte berieseln derzeit ihre Felder und Gartenbesitzer sind froh, wenn sie einen Brunnen besitzen, um Bäume und Pflanzen mit der notwendigen Feuchtigkeit zu versorgen. Brunnenbesitzer wissen, das bei längerer Trockenheit und entsprechender Wasserknappheit nicht uferlos gegossen werden kann und ärgern sich über die vielen versiegelten Flächen, die bei Regen dazu führen, dass das Wasser im Kanal als Schmutzwasser wegläuft und nicht sinnvollerweise in der Erde versickert. 

Der neue Hype heißt "Swimmingpool im Garten“, um ein wie auch immer geartetes Hollywoodgefühl zu erzeugen. Früher tat dies die gleichnamige Schaukel. Mit zunehmendem Hüftgold änderten sich offenbar die Bedürfnisse. Man zeigt sich nicht mehr öffentlich im String-Bikini. 

Der englische Rasen war gestern. Wer ihn weiterhin pflegen möchte, benötigt Dauerberieslung oder es drohen Kahlstellen wie bei ihren Besitzern.

Wer erkannt hat, dass der Klimawandel eine andere Gartenbepflanzung notwendig macht, muss allerdings viel lesen und ausprobieren.  Nicht alles ist möglich, was man sich erträumt.

Auf meinem Weg zum Bäcker heute Morgen schaute ich mir den Wegesrand genau an. Dort hat die Stadt lobenswerterweise Wiesenblumen gesät, die nun trotz Trockenheit blühen. Einige Pflanzen scheinen sehr widerstandfähig zu sein, so etwa der Salbei, der Mohn und der Natternkopf, andere wirken bereits erschöpft durch die anhaltende Trockenheit. 

Um sich in einem naturnahen Garten trotz Trockenheit an sattem Grün mit bunten Blühelementen zu erfreuen, hilft die Pflanzen-App, um zu begreifen, was sich neuerdings neben selbst Gesätem und Gepflanztem ansiedelt und liebevoll oder eher bedrohlich anschmiegt. Kerbel, Spitzwegerich und wilder Fenchel zwischen Lilien sind bei mir derzeit akzeptiertes Programm. 

Auf meinem Weg zum Bäcker begegnete mir übrigens ein nachdenklich blickender Mann, der mit  Papierpicker und einem kleinen Karren ausgestattet, Papier, alte Flaschen und Plastikmüll einsammelte. Als ich ihn fragte, weshalb er hier aktiv sei, berichtete er mir, dass er dieser  freiwilligen Beschäftigung sonntagsmorgens seit Jahren schon nachgehe, aus Respekt vor der Natur, die sich in ihrem schönen Sommerkleid zeigen möchte. Er selbst sei Hobbygärtner mit Ökogarten und wundere sich über die unglaubliche Achtlosigkeit der Menschen, die bedenkenlos diese schönen Blumenbeete zumüllen. 

Ich dachte spontan an unsere Meere und an einen ganzen Kontinent, der derzeit  aufgrund von haltlosem Konsumrausch zugemüllt wird, dem "Nicht-mehr-wissen-wohin-damit" und wunderte mich nicht, plötzlich vor meinen Augen eine riesige Papiertüte von Peek-und Cloppenburg zu erblicken, obschon sich der nächste Laden dieser Art meines Wissens in Frankfurt befindet. 

Auch sah ich einen brennenden Zigarettenstummel, vermutlich von einem Autofahrer hirnlos auf den Straßenrand geschnickt. 

Bewusstsein zu schaffen, ohne als Oberlehrer sofort in die Wüste geschickt zu werden, ist nicht einfach, noch weniger einfach allerdings ist es, aus der Müll -Wüste, sprich unserer  Erde wieder ein Paradies zu gestalten.  Wir alle sollten uns bemühen.

Helga König

Samstag, 3. Mai 2025

Sonntagskolumne, Helga König, 4. Mai.2025

Woche für Woche ist der Briefkasten an Samstagen mit Werbung gefüllt. Geduldig sortiere ich die meisten Prospekte noch draußen aus und werfe sie ungelesen in die blaue Tonne. Die Prospekte der vier Supermärkte in unmittelbarer Nähe studiere ich interessiert, um zu sehen, womit sie konkurrieren und womit sie die Kunden locken. 

In der kommenden Woche ist es eindeutig der Muttertag am 11.5. Wer mehr zur Geschichte des Tages wissen möchte, dem empfehle ich den entsprechenden Beitrag auf Wikipedia. Diese Fakten möchte ich hier nicht wiederkäuen.

Neugierig blättere ich im ersten der vier Prospekte. Hier sind die Muttertags-Seiten zart rosa gehalten. Diese Farbe gilt in der Farbpsychologie als Farbe der Nächstenliebe, Romantik und Fürsorge. Gut gewählt demnach! Viele der angebotenen Produkte sind in Herzform kreiert, so etwa Pralinen, Macarons und Kuchen, aber auch Nudeln. Die Herzform steht für das Zentrum der Emotionen und darum geht es, besonders im Kommerz am Muttertag. Wer bereitet die Herzchen-Pasta zu? Hoffentlich nicht die liebe Mutter! 

Dann springt mir, angelehnt an die superteure "Dubai-Schokolade", der abgefahrene Hype der letzten Monate, eine Schokolade mit rosa Füllung ins Auge. Dabei handelt es sich um eine Schokoladen-Kreation gefüllt mit türkischer Zuckerwatte und mit Pistaziencreme verfeinert. Süßer geht’s nimmer, denke ich und frage mich, warum die Industrie Müttern dies antut. 

Im nächsten Prospekt finde ich Blumen, fast alle in der Farbe Rosa gehalten und denke "Calla im Kugeltopf"“ ist etwas für den Uropa! Für die junge Mutter dann doch eher rosa Rosen vom Gärtner oder viel schöner noch ein selbstgepflückter Wiesenblumenstrauß…! 

Im dritten Prospekt entdecke ich einen Jahrgangsekt eines guten Herstellers mit rosafarbenem Etikett und so genannte "Muttertagspralinen". Ein typisches Geschenk des in die Jahre gekommenen Sohnes an die hochbetagte Mutter! Womit diese Pralinen wohl gefüllt sind? 

Ich blätterte weiter und entdecke Orchideen und Geschenkpackungen mit Massageölen oder Badeessenzen. Doch es fehlt auch nicht die Himbeer-Herztorte und rosafarbenes Tartufo-Eis. Eine Herzbox mit Sushis gibt es auch im Programm und Rosen in der Herzbox lassen ebenfalls wissen, dass alles „theoretisch“ von Herzen kommt, zumindest an diesem Tag. 

Im vierten Prospekt auf der letzten Seite werden die obligatorischen Pralinen und der Sekt für die fiktive Mutter angeboten, ferner ein Kaffeebecher mit der Aufschrift "Beste Mama", Metalldosen in Herzform und künstliche (!) Pfingsrosensträuße. Ich schüttele ungehalten den Kopf und erinnere mich an meine Lehrerin in der dritten Klasse der Grundschule. Sie war damals hochschwanger und machte uns klar, dass wir unseren Müttern zum Muttertag etwas malen oder schreiben sollten, was von Herzen kommt. Etwas zu kaufen, sei tabu. 

Meine Kindheitsfreundin und ich bastelten daraufhin begeistert Blumenherzen aus Wiesenschaumkraut. Es war unsere Art Dankeschön zu sagen. Das ist Ewigkeiten her. Und heute? Ist mein Dankeschön die Bewahrung des Gartens meiner vor sechs Jahren verstorbenen Mutter in zeitgemäßer Interpretation.