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Samstag, 8. Dezember 2018

Sonntagskolumne Helga König, 9.12.2018

Die Künstlerin #Ana_Schönsteiner, die auf Twitter fast täglich ihre Werke postet, putzt die seitens des Künstlers #Gunter_Demnig verlegten Stolpersteine, über die ich in meiner letzten Kolumne bereits schrieb, in Berlin. 

Sie ist nicht die einzige, die dies tut, um ihre Wertschätzung gegenüber all den ermordeten Opfern aus der NS-Zeit zu bekunden. Ana bewirkt mit ihrem Tun allerdings als Künstlerin zugleich noch etwas anderes, etwas im Hinblick auf ihren Künstlerkollegen..., eine Art Solidaritätsbekundung und für jeden sichtbare Bereitschaft Gunter Demnig beizustehen. Sie zeigt also Zivilcourage. 

 Foto: Ana Schönsteiner
Gunter Demnig braucht diesen Beistand, obschon er berühmt ist und bereits 70 000 Stolpersteine verlegt hat. Er schrieb gestern am 8.12 auf Twitter: "In letzter Zeit wurden wiederholt #Stolpersteine mit Aufklebern mit den Namen angeblicher Opfer von Flüchtlingen überklebt. Auch in sozialen Netzwerken wurden derartige Bilder verbreitet. Wir bitten euch, diese Fälle zu melden und ggf. zur Anzeige zu bringen, danke! #Demnig“ 

Zudem hört man immer wieder, dass die Steine verschmutzt sind und die Schrift nicht mehr einfach entzifferbar ist. In rechtslastigen Kreisen sind die #Stolpersteine verpönt, weil sie an das nicht wieder gut zu machende Unrecht erinnern, das in der NS-Zeit an Millionen unschuldiger Menschen verübt worden ist. 

Auf meine Frage, was die goldene Kugel auf den Foto bedeute, die Ana gestern gepostet hat, twitterte sie "Ist ne Christbaumkugel, die bring ich mit, ich nehme immer Einiges mit zum Putzen, z. B. dieses Stoffbild, das ich schon im KZ Buchenwald um die Buchen dort gewickelt habe, als ich im dortigen Staffeleiraum, wo an Malerinnen und Maler erinnert wurde, in Tränen ausbrach, mir hilft das."

Wobei? fragte ich mich spontan, ohne sofort bei ihr nachzuhaken. Allerdings wurde mir rasch klar, dass Ana eine innere Verbundenheit mit anderen Künstlern lebt, dabei Dritten verdeutlicht, wie unverbrüchlich die Künstlergemeinschaft über die Zeiten hinweg zusammenhalten kann und so Erinnerungen am Leben erhält, die notwendig sind, um begangenes Unrecht nicht zu verdrängen. 

Die goldene Kugel ist das Symbol für unsere innere Weisheit. Ana positioniert dieses Symbol für die Betrachter ihres Tuns stets sichtbar. Ob die Betrachter den tieferen Sinn des Symbols erkennen und fühlen, wie in ihnen etwas wachgerüttelt werden möchte? In welcher Beziehung steht die goldene Kugel mit den goldenen Stolpersteinen? Was löst der gleichzeitige Anblick von beidem beim Betrachter aus?

Die Sehnsucht nach  Mitmenschlichkeit?

Ana twitterte gestern auch Erlebnisse, die sie beim Putzen hat: "Dann wieder so was: eine Frau bedankt sich bei mir mit einer heißen Tasse Kaffee, die sie aus der Wohnung mitbringt, ne andere steckt mir Geld zu für Putzmittel, eine dankt, weil ihre Familie auch in Riga und Ausschwitz umkam. Ich erlebe da auch viel Positives.“ 

Während ich das las, habe ich verstanden, dass Anas Performance ihr Ziel erreicht: Erinnerung, Wertschätzung und Mitmenschlichkeit werden heraufbeschworen.  Das ist sehr gut.

Kunst kann viel leisten, wenn der Künstler mit heißem Herzen sich engagiert.

Danke Ana.

Helga König

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