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Samstag, 19. Mai 2018

Helga König: Sonntagskolumne, 20.5.2018

Alice Weidel rieb sich die Hände, bevor sie in dieser Woche in ihrer Rede im Bundestag ein Kleidungsstück, weibliche Kinder und durch wen auch immer unterstützte Männer, die sich offenbar durch nichts anderes als durch ein Messer definieren lassen, anprangerte, Taugenichtse zu sein, "die unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sicherten."

Händereiben suggeriert Selbstzufriedenheit und genau um die ging es Weidel wohl als sie sich vor großem Publikum darstellen konnte, wenn auch als Mensch, den man- außer vielleicht in ihren rechtslastigen Reihen-, als äußerst unsympathisch wahrnimmt. Wer kann schon einen Menschen mögen, der minderjährige Geschlechtsgenossinnen attackiert und im gleichen Atemzug angstbesetzte Habsucht öffentlich erkennen lässt?

Gestern twitterte ich: "Denke seit Stunden über Weidels Wortschöpfungen (?) nach, auf die eigentlich nur gewiefte Anwälte kommen können und versuche auszuloten, was alles mit den Worten transportiert werden soll, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden."

Das Fanal ihres Satzes „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.“ bildet ein religiöses Kleidungsstück zur vollständigen Verschleierung des Körpers von Frauen. Es wird in Afghanistan und in Teilen von Pakistan von Musliminnen getragen. 

Weidel begann ihre Aufzählung mit diesem Kleidungsstück, um offenbar verdeckt, die Kette des dann angeprangerten Personenkreises - zum Teil jedenfalls-  näher zu spezifizieren. Um Muslime also ging es ihr demnach in erster Linie. Dass ein Kleidungsstück kein Taugenichts sein kann, ist allen klar, denen die deutsche Sprache geläufig ist, denn der Begriff "Taugenichts" bezieht sich auf  Menschen und nicht auf Dinge. 

Weil Weidel natürlich weiß, dass viele muslimische, mit einem Kopftuch bekleidete Frauen hierzulande in Arbeitsverhältnissen stehen und zu unserem Wohlstand und dem Wirtschaftswachstum beitragen sowie mithelfen den Sozialstaat zu sichern, sie insofern wegen Falschbehauptungen Probleme bekommen hätte, wenn sie von muslimischen Kopftuchfrauen gesprochen hätte, sprach sie von "Kopftuchmädchen" und ließ die Religionszugehörigkeit weg. 

Die Zuhörer allerdings hatte sie mit dem Begriff "Burka" bereits gedanklich auf muslimische Kopftuchfrauen gelenkt, wie man vielen Artikeln der Presse entnehmen kann, die ihren Ball aufgenommen haben.  Wen wundert es, dass die Wortberater von Frau Weidel sich vermutlich noch immer die Hände reiben? 

"Kopftuchmädchen" sind Kinder weiblichen Geschlechts, die ein Kopftuch tragen. Nehmen wir Frau Weidel ruhig beim Wort. Für sie sind solche Mädchen, die noch nicht in Arbeitsverhältnissen stehen, demnach Taugenichtse, sprich nichtsnutzige Menschen. 

Was ist daraus zu entnehmen? Ab wann hat für Weidel der Mensch einen Wert?  Macht nur Arbeit  frei, wie es zynisch an den Toren der Konzentrationslager von Ausschwitz, Dachau, Theresienstadt und Sachsenhausen stand?  Ist nur der Mensch, der zu unserem Wirtschaftswachstum beiträgt, kein Nichtsnutz?

Möchte Weidel die Kinderarbeit in Deutschland wieder einführen? Oder Kopftuchmädchen gar zur Zwangsarbeit verdonnern? Wundern würde mich das nicht.

Wie man mit Sündenböcken umgeht, wurde von Hitler und seinem braunen Gesindel allen Ewiggestrigen vorexerziert. 6 Millionen ermordete Juden waren das Ergebnis des damaligen Rassenhasses. Sind jetzt die Kopftuchmädchen angezählt? 

Was bitte sind alimentierte Messermänner? Worin besteht ihre Aufgabe, für die sie alimentiert werden? Diese Antwort ist uns Alice Weidel  auch schuldig geblieben. Was man allerdings auf der Begrifflichkeit herauslesen kann, ist, dass sie ein ziemlich schräges Bild von einem Teil ihrer männlichen Geschlechtsgenossen hat, wenn sie diese auf einen Gegenstand, den sie bei sich tragen, reduziert: Ein Messer. In der Tiefenpsychologie wird dies übrigens sehr gut  erklärt.

In Weidels Kopf aber geistern offenbar noch weitere, nach ihren Vorstellungen nichtsnutzige Personengruppen umher, die sie mit "anderen Taugenichtsen"  beschreibt. Man darf gespannt sein, wer das ist. Alte, Kranke? Ist die Euthanasie bereits wieder angedacht? 

Helga König

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