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Samstag, 7. April 2018

Helga König: Sonntagskolumne, 8.4.2018

Der FAZ Net vom 6.4.2018 ist zu entnehmen, dass innerhalb der CDU ein "Konservatives Manifest" von Merkel-Gegnern formuliert worden sei. Es geht in dem Entwurf  u.a. darum, dass die Familie und das Leitbild "Vater, Mutter, Kinder" als die wichtigsten Grundlagen der Gesellschaft begriffen werden sollen. Zudem wendet man sich gegen eine weitere staatliche Förderung der "ideologisch motivierten Genderforschung" sowie gegen Quotenregelungen bei der Besetzung von Stellen. Stattdessen sollten "Kompetenz und Befähigung im Vordergrund stehen".* 

Des Weiteren wolle man eine "ungesteuerte Zuwanderung nach Deutschland und in unser Sozialsystem" abwenden und fordere einen besseren Schutz der Grenzen wie auch eine schnellere und konsequentere Abschiebung illegaler Einwanderer. Rechte, linke und islamistische Extremisten müssten kompromisslos bekämpft, liest man weiter, die doppelte Staatsbürgerschaft müsse abgeschafft und Arbeitnehmer von Sozialabgaben entlastet werden. Auch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht werde postuliert, um die "Verteidigungsfähigkeit Deutschlands wiederherzustellen und unserer europäischen und internationalen Verantwortung gerecht zu werden".** 

Bereits in der NS-Zeit stellte die Familie ideologisch die Keimzelle der Gesellschaft dar. Es ging dabei vor allem darum, dass das Volk wachsen, sich also vermehren sollte. Der Grund: Man benötigte "Menschenmaterial", um ganz Europa mit einem mörderischen Krieg zu überziehen. Der Einzelne und sein Glück interessierten die braunen Despoten dabei allerdings nicht.

Wer auf dieses Nazi- Leitbild zurückgreift und zugleich nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht schreit, steht unter dem Generalverdacht über kurz oder lang nationalstaatlicher Größenwahn ausleben und sich der AfD als zukünftiger Koalitionspartner andienen zu wollen. 

Die Absicht die AfD rechts zu überholen, um auf diese Weise auf Stimmenfang im rechten Lager zu gehen, ist degoutant und fördert eine Ideologie, die für ein liberales gemeinsames Europa mehr als nur schädlich ist, denn wird das "Konservative Manifest" erst einmal gesellschaftsfähig,  driften vermutlich immer mehr Wackelkandidaten in diesen ideologischen Schwachsinn ab, der ja nicht nur frauen- sondern menschenfeindlich ist. 

Zu unterstellen, dass Frauen, die über Quote in eine Position gelangt sind, weniger kompetent und befähigt seien als Männer, die sich um besagte Position beworben haben, ist schon recht unverschämt, wo doch jeder weiß, dass Frauen immer noch ein Vielfaches leisten müssen, um in Top-Jobs überhaupt eine Chance zu haben.

Gerade in Deutschland, das im letzten Jahrhundert im Rahmen von zwei Kriegen die Verantwortung für 70 Millionen Tode zu übernehmen hat, sollte man seine Schwerpunkte auf friedensstiftende Maßnahmen weltweit legen. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht, wie auch die Fremdenfeindlichkeit, die im Wunsch, sich immer mehr abzuschotten, erkennbar wird, gehören eindeutig nicht dazu. 

Wieso sollten Menschen nicht mehrere Staatsangehörigkeiten haben? Fördert dies nicht letztlich das globale Denken, das in unserer globalisierten Welt einfach notwendig ist, um weltweite Probleme in ihrer Tiefe zu erkennen und auch zu lösen?

Je mehr wir nationalstaatliche Verhaltensmuster mindern, umso höher wird die Chance, nicht nur europa- sondern weltweit im Frieden leben zu können und damit eine Basis für wirtschaftliche Blüte überall zu schaffen.

Mit den Ideologien der Vergangenheit lassen sich die Probleme von Heute und Morgen nicht lösen. Aufeinander zu gehen und mit den Lebensformen, die sich  in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben, zurecht zu kommen und sie zu kultivieren, ist angesagt. Alles andere führt in eine Sackgasse.

Helga König


1 Kommentar:

  1. Das alles, scheint mir, sind halherzige und unausgewogene Antwortversuche der politischen Mitte, auf die AfD, die nun ordentlich Druck ausübt und die Etablieren unter Zugzwang setzt. Ungeachtet mancher Irrungen und Wirrungen, in die man seitens der politischen Mitte nun verfällt oder noch verfallen wird, ist dieses Bemühen als solches jedoch grundsätzlich positiv zu sehen. (Man weiß, dass man nun endlich was tun muss.) Allerdings dürfte ein wirkliches Konzept dahinter kaum vorhanden sein. Zu offenkundig populistisch und dazu auch noch dilettantisch erscheinen nun manche dieser 'Anbiederungsversuche' an das murrende gemeine Volk, das man so lange schändlich missachtet hatte und dessen Nähe man nun wieder zu suchen beginnt. Aber warum reformieren sich angesichts dieses Dilemmas nicht die Unionsparteien oder die SPD? Wieso besinnen sie sich nicht auf das ihnen Eigene? Ohnehin haben sie so massiv an Glaubwürdigkeit und Zuspruch verloren, dass es kaum schlechter werden könnte. Nun wäre es an der Zeit, einen Radikalschnitt ohne eine Angela Merkel zu machen und wieder zu den eigenen Wurzeln zurückzukehren: Die Union zu den christlich-konservativen Werten, eine SPD zu einer sozialdemokratisch-linken Alternative, in der der 'kleine Mann' sich wieder wohlfühlen und vor den Stürmen der Zeit geschützter wäre. Eine solche Rosskur der Mitte würde eine AfD überflüssig machen und wie von selbst das für eine funktionierende Demokratie nowendige Spektrum an Meinungen und Grundauffassungen garantieren. Vielleicht erkennt man es ja n Berlin, allein es fehlt nicht am Glauben, sondern an den richtigen Männern und Frauen ...

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