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Sonntag, 19. Oktober 2025

Sonntagskolumne Helga König, 19.10.25

"Was ist besser, gut sein oder gut handeln?" (#Kleist *18.10.1777) 

Das obige Zitat des Dichters Heinrich von Kleist regt zum Nachdenken an. Was bezweckte er mit dieser Frage? Steht es uns Menschen überhaupt an, zu werten? Wann ist ein Mensch gut? Doch dann, wenn er nach ethischen Gesichtspunkten handelt, Vernunft und Mitgefühl sein Tun bestimmen, oder? 

Ich habe heute Morgen, bei einer Tasse Tee- noch in meinem Bett-, einen Text von Rainer Maria Schießler gelesen, der darin von seinen Eltern, speziell von seinem Vater berichtet, dessen Haltung ihn stark beeinflusst hat. Dieser Vater hat von früher Jugend an, sich gegen das Hitlerregime positioniert, wurde angefeindet, von seinen eigenen Eltern denunziert und hat, wie durch ein Wunder, die Nazi-Zeit und mit ihr den Krieg überlebt. 

Auch seine Mutter verließ den Pfad des Gutseins während der NS-Zeit und danach nicht. 

Schießler verdeutlicht in seinem Text, dass seine Eltern, die sich in den 1950er Jahren kennenlernten, dem Leben gedient und Leid im Vertrauen auf das Gute ertragen hätten. Sie hätten das Leben neu aufgerichtet und alle Liebe ihres Herzens gegeben. 

Diese beiden Menschen zeigen, dass gut zu sein also  bedeutet, alle Liebe ihres Herzens zu geben, während sie handeln. Gut zu sein und gut zu handeln, klaffen nicht auseinander. 

Kann ein Mensch überhaupt gut sein, ohne gut zu handeln? Ich denke, nein. 

Wer ein vermeintlich tadelloses Leben führt, sich ernsthaft für Mitmenschlichkeit ausspricht, aber sich für diese nicht wirklich einsetzt, sondern sich aus "Selbstfürsorge" stets weg duckt, wenn ihm Nachteile drohen, ist dies noch ein guter Mensch oder doch eher nur ein Gutmensch? 

Wie schaut es mit Menschen wie Oskar Schindler aus? Er war korrupt, ein Lebemann, der alles andere als ein moralisch begrüßenswertes Leben führte. Dieser Mensch aber rettete 1 200 Juden vor dem Tod in der Gaskammer. Yad Vashem erkannte ihn 1967 für die Rettung der Zwangsarbeiter als "Gerechten unter den Völkern" an. 

Gerecht zu handeln, bedeutet, sich dem Guten verpflichtet zu sehen. Gut zu sein, bemisst sich am guten Handeln. 

Wer Menschenleben rettet, kann kein schlechter Mensch sein, wohl aber ein Mensch mit Fehlern wie wir alle. 

Wer Kriege vom Zaun bricht und aus Machtgründen unzählige Zivilisten, darunter viele Kinder, töten lässt, dem ist Gerechtigkeit fremd, er handelt unmenschlich und damit mehr als nur verwerflich. Ein solcher Mensch ist und handelt schlecht. Er hat durch sein Tun die Völkergemeinschaft verlassen  Seine Seelenlosigkeit hindert ihn sogar daran, sich selbst zu beweinen,

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