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Sonntag, 27. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 27.7.25

Kürzlich wurden quasi direkt vor meiner Haustür in Riedstadt-Wolfskehlen mehr als ein Dutzend alter Bäume gefällt, weil ein Gebäude, das der Kirche gehört,- der evangelische Kindergarten-, mit großer Hilfe von Steuergeldern vergrößert wurde. Man hätte das Projekt architektonisch gewiss naturfreundlicher gestalten können, stattdessen wurde der Schwerpunkt auf Volumen gelegt, getreu nach dem Motto "größer, breiter, aufmerksamkeitserheischender." Man kennt das von dicken Autos etc. und sollte wissen, dass diese Ideale in Zeiten der Verschlankung (hoffentlich auch der Bürokratie!)vorgestrig sind. 

Für neue Bäume ist nun auf besagtem Grundstück kein Platz mehr, obschon dieses Blattwerk doch wichtig ist, wie wir spätestens durch die Begründung für die Bepflanzungen in der Oppenheimer- und der Heinrich-Heine-Straße in Riedstadt-Wolfskehlen gelernt haben. Bäume und Pflanzen helfen dabei, an heißen Tagen die Temperaturen herunter zu kühlen. Was für die beiden Straßen, über die ich in meiner vorletzten Kolumne schrieb, gilt, gilt natürlich nicht nur dort. Abholzen ist demnach ein Frevel. Das sagt uns die Logik. Logik ist leider nicht jedermanns Sache! 

Die angedachte Abholzung der Platanen auf dem alten Marktplatz in Riedstadt-Wolfskehlen (auch darüber schrieb ich in einer meiner letzten Kolumnen) scheint mittlerweile offensichtlich kein Thema mehr zu sein. Hoffentlich! 

Jetzt geht es um 10 Bäume, die ein oder mehrere Unbekannte in der Gemarkung von Riedstadt-Goddelau angebohrt und mit dem Herbizid "Glyphosat"  vergiftet haben. Unter diesen stattlichen Bäumen befindet sich die rund 200 Jahre alte, 23 Meter hohe "Karl-Spengler-Eiche", die auf der "Fürstenwiese" genügend Platz hatte, sich prachtvoll auszudehnen. 

Ob der schwer gelitten habende Baum durch Bewässerung gerettet werden kann, bleibt zu hoffen, denn die böse Tat scheint bereits im Mai dieses Jahres begangen worden zu sein. Sie wurde damals von der hiesigen Fachgruppe Umwelt zwar gesehen, jedoch im Hinblick auf die Ursache fehlinterpretiert. Das kann, sollte aber nicht passieren! 

Dass ein "Baumhasser" am Werk war, ist ebenso absurd wie die Vermutung, dass Umweltaktivisten, die auf die Schäden durch Glyphosat aufmerksam machen wollten, sich an den Bäumen versündigt haben. Auch eine Nachahmungstat überzeugt als Motiv nicht wirklich. 

Mich selbst treibt die Frage um: Könnte das Gebiet, wo die vergifteten Bäume stehen, in Zukunft Bauerwartungsland werden und falls ja, wären dann diese Bäume und wenn ja welche im Speziellen störend? 

Als ich las, was in Riedstadt-Goddelau geschehen ist, dachte ich sofort an das Chanson der vor langer Zeit verstorbenen Sängerin Alexandra und an das Motiv für den Tod ihres Freundes, dem Baum. Anbei der Link zum Song:  "Mein Freund der Baum".

Die "Karl-Spengler-Eiche", auf der "Fürstenwiese", spendete bereits Menschen zu Lebzeiten von Goethe und Büchner Schatten. Das sollte jedem bewusst sein. Es würde mich nicht wundern, wenn das Motiv dieses Kulturbanausen merkantilen Interessen geschuldet ist. Deshalb dürfen an dem Ort der Tat, niemals Baugenehmigungen erteilt werden, auch in 100 Jahren nicht!

Bleibt zu hoffen, dass der Fall geklärt wird. 

Helga König

Sonntag, 20. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König: 20. Juli 2025

Heute vor 81 Jahren verübte der Berufsoffizier Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf den Kriegsverbrecher und Massenmörder Adolf Hitler. Das Attentat misslang bekanntermaßen. Von Stauffenberg wurde noch am gleichen Tag hingerichtet. Seine Vertrauten Albrecht Mertz von Quirnheim, Friedrich Olbricht und Werner von Haeften wurden tags darauf standrechtlich erschossen. Ihnen folgte der Kreis um den totgeweihten Attentäter. Merksatz: Despoten dulden keinen Widerstand!

Stauffenberg gilt als Widerstandkämpfer, war aber alles andere als ein Pazifist. Als Mitglied der Wehrmacht nahm er u.a. an dem Überfall von Polen und Russland teil, gehörte also offensichtlich  zunächst zu denen, die sich an den Fleischtöpfen dieser Länder gütlich tun wollten. 

Wie man bei Wikipedia nachlesen kann, schreibt er an seine Frau in einem Frontbrief aus Polen: "Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu brauchen, arbeitsam, willig und genügsam." * 

Im Laufe der Kriegsjahre erkannte der Berufssoldat und seine adeligen Freunde des Widerstandkreises offenbar, dass der Krieg nicht zu gewinnen war. Hitler und Co. brachten nur noch Schaden und keinerlei Nutzen mehr. Sich seiner zu entledigen, hätte bedeutet, dass unzählige Menschenleben hätten gerettet, dass vermutlich der unsinnige Krieg hätte beendet werden können. Dies war ja auch Hauptziel des Widerstandskreises: die Beseitigung Hitlers und des NS-Regimes, um den Krieg zu beenden und eine politische Neuordnung Deutschlands zu ermöglichen. 

Vielleicht hätte sich in der Bevölkerung durch die gelungenen Tat der Widerstand gegen die unzähligen Nazischergen wirklich maßgeblich verstärkt. Allerdings: Die Ideologie war bei der Mehrheit nach wie vor in den Köpfen. Vielleicht war die totale Niederlage mit der Zerstörung der Städte Deutschlands letztlich doch notwendig, damit ein Erkenntnisprozess einsetzt und man begreifen lernte, dass "Deutschland über alles" kein akzeptabler Denkansatz war. 

Für mich als humanistisch denkender Mensch ist dies allerdings keine hinnehmbare Schlussfolgerung! 

Geblieben ist der Gedanke, dass ein Unrechtsregime im Grunde nur schwer durch inneren Widerstand von einzelnen Gruppen beseitigt werden kann. Soziopaten wie Hitler oder Putin beweisen dies und provozieren den Tod von Millionen durch ein perfides Kontrollsystem, das sie geradezu unverwundbar macht. Dieses System zu durchbrechen, heißt die "Achillesferse" zu finden. Möglicherweise hilft zukünftig KI dabei. Nur so kann man solchen dissozialen Machtmenschen den Garaus machen. Heutzutage heißt der Garaus übrigens: Den Haag.

Das Volk in einem Terrorregime davon zu überzeugen, dass sie einem Rattenfänger hinterhergelaufen sind, ist eine Arbeit für Menschen mit Herkulesformat. 

Deshalb bleibt der Satz "Wehret den Anfängen!" noch immer gültig. 

Mit einem Wort: Geschäfte mit Massenmördern sind Tabu. 

Helga König

Sonntag, 13. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 13.7.25

"Schilda", alias Riedstadt-Wolfskehlen, hat jetzt auch eine Schlossallee und demnächst eine Parkstraße. Monopoly lässt grüßen! 

Dieser Tage las ich mit großer Neugierde einen Artikel der Hofberichterstatterin des Stadtoberhauptes von "Schilda" über das vom Bund geförderte Klimaprojekt mit dem schönen Projektnamen "Aus Grau wird Grün". 

Ein in die Irre führendes Foto, das dem Bericht beigefügt ist, veranlasste mich, mir noch am Freitagabend die wundersame Mutation der Heinrich-Heine-Straße zur Schlossallee selbst vor Augen zu führen.

Die neue Pflasterung
Als Befürworterin von Bienenweiden- ich habe meinen Garten aus gutem Grund vor 4 Jahren eigenhändig zu einer solchen Oase umgestaltet-, wollte ich natürlich sehen, was die Versiegelungsspezialistin von "Schilda" sich haben einfallen lassen, um ihren vielen Bausünden zu konterkarieren, nicht zuletzt, weil vor Kurzem noch 20 schattenspendende, alte Bäume - direkt vor meiner Haustür- einem Bauprojekt, das man architektonisch klüger, sprich Grünflächen erhaltender, hätte gestalten können, abgeholzt worden sind. 

Die Gesamtkosten für das neue "Schilda-Projekt" belaufen sich auf  € 1,325 Millionen, erfuhr ich in besagtem Bericht vom Freitag und begann mich zu wundern, denn der Preis für den Samen von einem Kilo Bienenwiese beträgt derzeit € 21.95. Mit 100 KG dieses Insekten erhaltenden Samens hätte man so manchen Golfrasen in der Heinrich-Heine-Straße gleich noch mit transformieren können. 

Merke: Die Transformation von "Grau zu Grün" macht natürlich Sinn, wenn man sie wirklich begriffen hat! Nicht aber dann, wenn man den ökologischen Plan des Bundes durch Betonstein-Pflasterung und durch Versiegelungsorgien in der gesamten City unterläuft. 

Die neuen Pflanzenbeete, die für viel Geld entstehen sollen, damit sie die Temperaturen des Asphalts in der Prachtstraße nachts bis zu 15 Grad senken und natürlich auch Bienen und Co am Leben erhalten werden, müssen durch die nicht wirklich hippen Betonsteine selbstverständlich Turboleistungen erbringen. Man darf bei Messungen gespannt sein! 

Ein Pflanzenbeet für Riedstadtgrün.
Gartenbesitzer, die für das Klima und die Tierwelt durch Entsiegelung ihrer Flächen und mit Begrünung durch Blumenwiesen und schattenspendende Bäume sinnstiftend handeln, haben in "Schilda" in diesem Jahr schon 3 Grundsteuererhöhungen hinnehmen müssen, damit weitere Beton- und Asphaltwüsten entstehen können. 

Die versiegelte Großfläche vor dem Rathaus spricht Bände, was die wahre Geisteshaltung der Polit-Betonfreunde, nicht zu verwechseln mit Betonköpfen, anbelangt. 

Wenn man wirklich etwas für das Klima in "Schilda" tun möchte, dürfen keine Gärten in dieser Stadt mehr zugebaut, muss Begrünung mit bienenfreundlichem Pflanzen für alle Gärten Pflichtprogramm werden. Solche Projekte verdienen dann natürlich die Förderung durch die Stadt. 

Solange zur vermeintlichen Sauberkeit und Ordnung gedrillte Blockwarte (Fossilien aus der NS-Zeit ?) in "Schilda" beim hiesigen Ordnungsamt Gehör finden, wenn er darum geht, den Nachbarn anzuschwärzen, weil ein paar Wiesenblumen am Gehweg blühen, hat die Obrigkeit nichts kapiert, sind die Pflanzbecken in der Schlossallee leider nur eine superteure Augenwischerei. 

Biologie? Setzen!  Sorry, noch immer Sechs!

Helga König

Samstag, 5. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 6.7.25

Der Tag des Kusses wird heute am 6.Juli 2025 weltweit begangen. Den schönen Beitrag, den ich gestern in einer lokalen Zeitung zu diesem Thema las, möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht verkürzt wiedergeben, sondern stattdessen über eigene Eindrücke und Erfahrungen zum Thema Kuss kurz berichten.

Gehätschelt und geknutscht zu werden, erlebte ich als Kleinkind durch meine böhmische Großmutter, nicht aber durch meine preußische Mutter, deren Zuneigung Verlässlichkeit hieß. Sich blind in die Arme der Mutter fallen lassen zu können, schenkt einem Kind Sicherheit, die ein Leben lang hält. Ein Kuss wird leicht vergessen und berührt nur dann über die Zeiten hinweg, wenn tiefe Zuneigung im Spiel war. 

In meiner Generation war es eher unüblich seine Freunde, Cousins, Freundinnen und Cousinen im Kindesalter abzubusseln, wenn ein Geburtstag anstand, was ich allerdings nie als Mangel empfand. Man wusste auch so wie innig man zueinander stand oder auch nicht. 

So vergingen Jahre bis zum ersten oberflächlichen erotischen Kuss, der mehr der Neugierde als einer Verliebtheit geschuldet war. Er ist lange vergessen, wohl aber nicht der erste  Kuss der ersten große Liebe und die damit verbundene Sehnsucht, weil  Nähe selten möglich war.  

Küssen wurde später zum Credo meiner Generation und so erschloss sich auch mir als Teenager ein Teil der Welt in gewisser Weise durch das Küssen, das man nicht als Vorspiel zum Beischlaf begriff, sondern als schöne Begleiterscheinung beim Tanzen zu entsprechender Musik. Küssen war das Tüpfelchen auf dem I. 

Man war begeistert von Postern wie "Der Kuss" von Peter Behrens, ein Bild, das ich in meinem Teenagerzimmer neben einem Poster von Che Guevara platziert hatte. 

"Love-and-Peace" war die Geisteshaltung, der auch ich mich verpflichtet fühlte und so bedauerte ich es natürlich, dass man Klimts "Kuss für die ganze Welt", ein Detail von dessen Beethoven-Fries, nicht als Poster erwerben konnte. 

Der folgenlose Kuss, der arglose Verspieltheit implizierte, ist mit der Geisterhaltung von "Love und Peace" leider untergegangen. Der Kuss ist zwar noch nicht zu Grabe getragen worden, aber er kennt offensichtlich die Leichtigkeit des Seins nicht mehr. Das ist bedauerlich.

Helga König