Kürzlich wurden quasi direkt vor meiner Haustür in Riedstadt-Wolfskehlen mehr als ein Dutzend alter Bäume gefällt, weil ein Gebäude, das der Kirche gehört,- der evangelische Kindergarten-, mit großer Hilfe von Steuergeldern vergrößert wurde. Man hätte das Projekt architektonisch gewiss naturfreundlicher gestalten können, stattdessen wurde der Schwerpunkt auf Volumen gelegt, getreu nach dem Motto "größer, breiter, aufmerksamkeitserheischender." Man kennt das von dicken Autos etc. und sollte wissen, dass diese Ideale in Zeiten der Verschlankung (hoffentlich auch der Bürokratie!)vorgestrig sind.
Für neue Bäume ist nun auf besagtem Grundstück kein Platz mehr, obschon dieses Blattwerk doch wichtig ist, wie wir spätestens durch die Begründung für die Bepflanzungen in der Oppenheimer- und der Heinrich-Heine-Straße in Riedstadt-Wolfskehlen gelernt haben. Bäume und Pflanzen helfen dabei, an heißen Tagen die Temperaturen herunter zu kühlen. Was für die beiden Straßen, über die ich in meiner vorletzten Kolumne schrieb, gilt, gilt natürlich nicht nur dort. Abholzen ist demnach ein Frevel. Das sagt uns die Logik. Logik ist leider nicht jedermanns Sache!
Die angedachte Abholzung der Platanen auf dem alten Marktplatz in Riedstadt-Wolfskehlen (auch darüber schrieb ich in einer meiner letzten Kolumnen) scheint mittlerweile offensichtlich kein Thema mehr zu sein. Hoffentlich!
Jetzt geht es um 10 Bäume, die ein oder mehrere Unbekannte in der Gemarkung von Riedstadt-Goddelau angebohrt und mit dem Herbizid "Glyphosat" vergiftet haben. Unter diesen stattlichen Bäumen befindet sich die rund 200 Jahre alte, 23 Meter hohe "Karl-Spengler-Eiche", die auf der "Fürstenwiese" genügend Platz hatte, sich prachtvoll auszudehnen.
Ob der schwer gelitten habende Baum durch Bewässerung gerettet werden kann, bleibt zu hoffen, denn die böse Tat scheint bereits im Mai dieses Jahres begangen worden zu sein. Sie wurde damals von der hiesigen Fachgruppe Umwelt zwar gesehen, jedoch im Hinblick auf die Ursache fehlinterpretiert. Das kann, sollte aber nicht passieren!
Dass ein "Baumhasser" am Werk war, ist ebenso absurd wie die Vermutung, dass Umweltaktivisten, die auf die Schäden durch Glyphosat aufmerksam machen wollten, sich an den Bäumen versündigt haben. Auch eine Nachahmungstat überzeugt als Motiv nicht wirklich.
Mich selbst treibt die Frage um: Könnte das Gebiet, wo die vergifteten Bäume stehen, in Zukunft Bauerwartungsland werden und falls ja, wären dann diese Bäume und wenn ja welche im Speziellen störend?
Als ich las, was in Riedstadt-Goddelau geschehen ist, dachte ich sofort an das Chanson der vor langer Zeit verstorbenen Sängerin Alexandra und an das Motiv für den Tod ihres Freundes, dem Baum. Anbei der Link zum Song: "Mein Freund der Baum".
Die "Karl-Spengler-Eiche", auf der "Fürstenwiese", spendete bereits Menschen zu Lebzeiten von Goethe und Büchner Schatten. Das sollte jedem bewusst sein.
Es würde mich nicht wundern, wenn das Motiv dieses Kulturbanausen merkantilen Interessen geschuldet ist. Deshalb dürfen an dem Ort der Tat, niemals Baugenehmigungen erteilt werden, auch in 100 Jahren nicht!
Bleibt zu hoffen, dass der Fall geklärt wird.
Helga König