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Sonntag, 15. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König,15.6.2025

Fast alle reden vom Klimawandel, nur einige wollen ihn nicht wahrhaben, weil er ihren Eigeninteressen zuwider läuft und so schwadronieren sie entgegen sämtlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen von Normalität. 

Wie reagiert die Mode auf die Veränderung des Klimas, wie auf Hitze und Kälte? Beispielsweise mit Accessoires, die seit über 100 Jahren nicht mehr üblich sind. 

Das Wort "Pulswärmer" sorgte noch vor geraumer Zeit in Boutiquen für irritiertes Kopfschütteln. Mit diesem Begriff konnte noch nicht mal eine strickende oder häkelnde Großmutter wirklich etwas anfangen. Zwischenzeitlich entdeckt man Pulswärmer neben gestrickten Handschuhen nicht nur in "Dritte-Welt-Läden". Dieser Hype steht erst am Beginn. 

"Fächer" gab es bis vor kurzem, wenn überhaupt, nur noch Karnevalshochburgen als Accessoire zu einem "Madame-de-Pompadour-Kostüm". Gut, Karl Lagerfeld zeigte sich oft mit einem puritanisch anmutenden Fächer. Es war wohl seine Art, sich zeitlos zu präsentieren. Vielleicht sah er aber auch als Vielleser das, was uns noch bevorsteht, avantgardistisch voraus. 

Keiner Frau wäre es bislang in den Sinn gekommen, sich öffentlich auf diese Weise Luft zuzufächeln. Wer wollte schon als affektiert gelten? Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Betrachtung der Gegenstände. 

In dieser Saison kann man Fächer sogar im Drogeriemarkt erwerben und auf Feierlichkeiten werden sie, wie gestern gerade erlebt, neben einem Glas Sekt oder Orangensaft den Gästen beim Empfang angeboten. 

Dies zeugt von Aufmerksamkeit den Gästen gegenüber, beweist Sinn für das Notwendige, sofern man seinen Gästen an heißen Tagen Gutes tun möchte. 

Klimaanlagen sind von Gestern seit den hohen Strompreisen! Jetzt eignen sich Fächer auch im Haus, wenn die Luft an schwülheißen Tagen gewissermaßen steht. 

Geübt werden muss noch die Handhabung. Kein abgespreizter Finger…! Wir leben nicht mehr im Rokoko-Zeitalter! Oder handelt es sich gar um eine Art "Revival"? 

Zerbricht gerade unsere Weltordnung? Bleibt uns am Ende nichts anderes mehr übrig als uns Luft zuzufächeln, weil bei allem, was wir die Woche in den Nachrichten präsentiert bekommen, uns ununterbrochen die Luft wegbleibt? 

 Helga König

Montag, 9. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König, 8.6.2025

"Muss denn nicht jeder bittere Erfahrungen in der Welt machen, um die Welt kennen zu lernen?" Jakob Michael Reinhold Lenz
(1751 - 1792).

Diesem Zitat des Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz wird wohl jeder beipflichten, der schon einige Jahrzehnte auf dieser Welt lebt und mit den Abgründen von Mitmenschen in Berührung gekommen ist.

Über Abgründe nur zu lesen, genügt leider nicht, um sich zu wappnen. 

Täuschung und Enttäuschung sind jene Erfahrungen, die uns sensibilisieren für Verhaltensmuster unserer Mitmenschen, die wir vielleicht zuvor arglos übersehen haben und die unter Umständen zu großem seelischen Kummer oder materiellem oder gesellschaftlichem Schaden führten. 

Konnte Lenz von Anfang seiner Beziehung zu Goethe, sprich in Strasbourg, bereits erkennen, dass der Dichterfürst es nicht ertrug,- später in Weimar als Apoll der Stadt-, Götter neben sich zu dulden? 

Die Eitelkeit versteckt sich in sehr intelligenten Menschen geschickt, doch Gnade, wenn man diese Eitelkeit - nicht schmeichelnd - versehentlich berührt, dann lernt man Facetten der Persönlichkeit eines Menschen kennen, von denen man wünschte, sie wären im Verborgenen geblieben. 

Wir leben im Zeitalter den Narzissmus, sind hinsichtlich dieses Phänomens aufgeklärter als noch vor zehn Jahren. Wir erleben Trump, Musk, Putin etc. etc., wundern uns, dass ihnen ihr extrem selbstverliebtes Verhalten nicht peinlich ist, wissen zwischenzeitlich aber auch wie brandgefährlich deren Eitelkeit ist. Was tun? Den Kotau machen?

Was tun, wenn in unserem persönlichen Dunstkreis Eitle hofiert werden wollen? Was wenn wir einfach NEIN sagen und den Schaden, der uns dann blüht, als Preis für unsere Unabhängigkeit akzeptieren?

Alles, was eitel blendet, erkennt man rasch als problematisch und geht erst mal auf Distanz. Kompliziert wird es, wenn ein Gegenüber- nicht überheblich - unser Vertrauen erschleicht, um uns dann in geballter Hochmut extrem zu schaden. 

Hat man dies schon einmal erlebt und nur mit größten Schwierigkeiten den Schaden überwunden, bleibt eine Narbe, die sich letztlich als Geschenk erweist, im Hinblick auf Erkenntnis. Dieser kostbare Schatz hat seinen Preis. Immer. Man muss auf Manches verzichten, um ihn zu erwerben.

Helga König

Montag, 2. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König, 1.6.2025

Alltagsorte des sozialen Zusammenhalts- auch in der freien Natur- zu gestalten, ist nicht erst seit heute ein Anliegen von nachdenklichen Menschen, die wissen, wie wichtig Begegnung für uns alle ist. 

Wer sich schon mal im Süden Europas aufgehalten hat, hat dort gewiss die kleinen Stadtplätze mit Platanen bewundert, wo Menschen konzentriert Boule spielen oder auf den von der Stadt oder Privatleuten aufgestellten Bänken, mehr noch an Tischen in Straßencafés vergnügt miteinander plaudern, vielleicht auch engagiert diskutieren. Was begeistert, ist die Atmosphäre, vor allem das pulsierende Leben. Das ist die Kultur eines kommunikativen Miteinanders, wie sie hier nur im Badischen oder im Saarland, also in Gebieten, die an Frankreich grenzen, in ähnlicher Form zu finden ist. 

Beim Googeln entdecke ich u.a. den Marktplatz in Kehl an einem heißen Sommertag, beschattet von Platanen, bestaune die 1000 Jahre alte Platane auf dem Agia Paraskevi Platz in Tsagarada, Griechenland, verliebe mich in einen kleinen Stadtplatz mit Platanen in Aix-en-Provence und denke etwas wehmütig an den schönen Boulesplatz unter den Platanen vor dem Café de la Place in St. Paul de Vence. 

Eine Gemeinde, die Platanen besitzt, sollte pfleglich mit ihnen umgehen, denn die "Platane des Hippokrates" auf der griechischen Insel Kos ist mit geschätzten 2000-2500 Jahren der älteste Baum Europas. Sie gilt als Baum der Weisheit und zählt zu den heiligen Bäumen, die einst im Mittelmeerraum verehrt wurden.

Platanen haben also eine lange Zukunft, sofern man Ignoranten von ihnen fernhält. Diese Bäume können zu Naturdenkmälern werden. 

Ich habe heute einige Platanen hier vor Ort abgelichtet, nachdem ich sie erneut lange bestaunt hatte. Es handelt sich um "ahornblättrige Platanen", die auf dem alten, verwaisten Marktplatz prachtvoll gedeihen. Würde man diesen Platz wiederbeleben,  würde er gewiss viele Menschen erfreuen. 

Ein solcher Platz darf nicht bebaut und versiegelt werden, denn er spendet Schatten an heißen Tagen, ist Nistplatz für Vögel, schützt die umliegenden Häuser davor, dass ihre Keller bei Starkregen volllaufen, ist Begegnungsort, dient der Sauerstoffzufuhr und verhindert Platzangst bei den Anwohnern. 

Den kleinen Platanenhain zu schützen, ist also eine Notwendigkeit aus vielen Gründen, ihn zu verschönern eine Aufgabe an der sich alle Bürger beteiligen sollten. 

Ein Vorlesenachmittag für Kinder an warmen Tagen, auch ein Telefonhäuschen für Bücher, die man ausleihen kann, würden bereits verdeutlichen, worum es geht: Um die Erhaltung von Kultur, die nur durch sinnstiftende Begegnung entsteht.

Schluss mit der Versiegelung und Zerstörung unserer Erde, die nur noch von Vorgestrigen gewollt sein kann! 

Ganz zum Ende noch ein Zitat, dass ich zum Thema Platanen gefunden habe:   

"Platanen sind die Gelehrten der Natur, die die Weisheit der Jahrhunderte in ihren Zirbeln tragen." (Autor unbekannt).

Helga König