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Samstag, 1. Juli 2017

Helga König: Sonntagskolumne, 2.7.2017

Gestern endlich  wurde das umstrittene Gesetz gegen Hass und Verleumdung auf Internetplattformen verabschiedet. Wie zu erwarten, gibt es nun Proteststimmen, speziell natürlich von jenen, die als Trolle, Stalker und Mobber mit Fakeaccounts unterwegs sind, aber auch von Leuten, die ein sonderbares Verständnis von Freiheit haben, die grenzenlos, bekanntermaßen zu anarchischen Zuständen führt.

Von der Einschränkung der Meinungsfreiheit und von Zensur wird nun schwadroniert und bewusst übersehen, was sich auf einzelnen Plattformen mitunter tatsächlich abspielt und wie wenig geschützt arglose User vor Soziopathen dort tatsächlich sind.

Als persönlich Betroffene kann ich nur begrüßen, dass der Spuk mit den Mobbern nun Folgen für diese und die Betreiber der Plattformen hat, die das unbotmäßige Verhalten nicht unterbinden. 

Von 2009- 2014 erlebte ich auf Amazon Mobbing und Stalking von einer Fake-Account-Armee, die einen unglaublichen Cyberkrieg gegen mich führte, um mich aus den Top-Ten und schließlich aus den Top 100 zu vertreiben. Sobald ein Mitrezensent (m/w) gegen den Terror durch einen Kommentar Einspruch erhob, wurde er gnadenlos verfolgt und ebenfalls auf verletzendste Weise gemobbt.

Die Zustände waren pervers. Meine Versuche über die Polizei, die Staatsanwaltschaft und über einen Anwalt gegen die Schweinereien vorzugehen, fruchteten nicht. Man verwies mich an den Betreiber, der die Mobber nach vielen fehlgeschlagenen Eingriffen schließlich gewähren ließ.

Die hohe Aggressivität und die brachialen Niederträchtigkeiten der Mobber zeigten mir wie weit Menschen im Netz gehen können, wenn man sie lässt. 

Shitstorms im Hinblick auf Autoren und Journalisten sind mittlerweile vielen bekannt. Nicht grundlos werden Kommentarfunktionen eingeschränkt oder vollständig beseitigt, um Beleidigungen und Kränkungen zu verhindern.

Fakeaccounts können überall auf der Welt angesiedelt sein und sind nicht einfach aufzuspüren, haben Fachleute mir damals erklärt. Für die Betreiber der Plattformen ist es ein enormer Aufwand, all die Kränkungen zu löschen und auszuloten, wann gehandelt werden muss.

Anstelle die Täter zur Verantwortung zu ziehen, kann man natürlich auch die Opfer ausgrenzen, die werden aber dann zum Spielball der Täter mit entsprechenden Folgen.

Seit Jahren plädiere ich dafür, dass es Pflicht werden sollte, dass sich User von Internetplattformen, mit Namen und Bild zeigen müssen und jeder sich nur über eine einzige Nummer, eine Art Passnummer ins Netz einwählen kann. Diese Vorgehensweise würde viele Probleme minimieren, denn die Anonymität erst macht es möglich, dass Menschen, die sich nur aus Angst vor Strafe einbremsen lassen, wie tollwütig agieren.

Ich verstehe friedliche User, die das Internet ausschließlich privat nutzen nur zu gut, wenn sie sich zu ihrem Schutz vor Mobbern Nicknamen zugelegt haben. Doch ich denke, dies ist der falsche Weg.

Diese Vorgehensweise nämlich zeigt, dass die jetzt "Zensur" schreienden Rüpel, es geschafft haben, Menschen so sehr in eine Zwangslage zu treiben, dass diese sich wegducken, weil sie Furcht vor Verleumdung und Kränkung haben.

Die Meinungsfreiheit all der rechtschaffenen, eingeschüchterten User wird durch Mobber gnadenlos geplättet, wenn man ihnen nicht Einhalt gebietet.

Auf Facebook hat man die Gelegenheit, User zu blocken, sofern sie unverschämt werden. Dies ist eine sinnstiftende Maßnahme, die von den meisten sehr geschätzt wird. Ich bin dort mit  5000 Usern befreundet und habe im Laufe von 5 Jahren 11 User geblockt, zumeist wegen Spam.

Ein wenig anders schaut es bei Twitter aus. Dort ist die Anzahl der Rüpel höher, möglicherweise weil hier massiver mit Fakeaccounts agiert wird und das Blocken solcher Rüpel wenig nützt, da die Rüpeleien nur unter großen Schwierigkeiten gelöscht werden können.

Auf Amazon ist die Ursache für das Mobben in Gier, Neid und Missgunst begründet. Speziell Autoren wissen davon ein Lied zu singen. Dort wäre u.a. das Einfrieren der Diskussionsforen ein sinnstiftende Maßnahme.

Neben den gesetzlichen Veränderungen, die ich sehr begrüße, gibt es nur eine Möglichkeit das Netz zu befrieden und zwar selbst auf schmerzhafteste Provokationen nicht zu reagieren, um auf diese Weise die Akteure an die Wand laufen zu lassen. Dazu allerdings benötigt man ein "dickes Fell".

Eine meine  Twitter-Followerinnen kommentierte das Verhalten der Provokateure wie folgt:

"Mürbe machen, so lange bis der andere so reagiert wie beabsichtigt, um das dann zu nehmen als Beleg für die Richtigkeit dessen, was sie davor getan haben, ohne Anlass."

Mit diesen Worten hat sie sehr gut das Verhalten von Mobbern umschrieben.

Helga König

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