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Samstag, 25. Juni 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 26.6.2016

Seit dieser Woche kann man auf der Website der Wirtschaftswoche einen Artikel von Michael Kroker lesen, der den Titel trägt: "Studie: Je jünger die Nutzer, desto wichtiger sind Online & Social Media als News-Quelle". Dem Textbeitrag ist u.a. die Faustregel zu entnehmen:

"Je jünger ein Nutzer, desto stärker bezieht er Nachrichten über Online-Medien und Social Media. Und je älter ein Nutzer, desto wichtiger wird das klassische Fernsehen als News-Quelle. Auffällig zudem: Für 18- bis 24-Jährige sind soziale Netzwerke sogar bereits wichtiger als TV. Quer über alle betrachteten Länder ist Facebook mit einem Anteil von 44 Prozent die mit Abstand wichtigste Nachrichtenquelle, gefolgt von YouTube. Twitter folgt mit schlappen 10 Prozent erst auf Rang drei. Dabei ist die Nutzung in Asien signifikant anders."

Wer sich im Internet  zu einem Thema breitgefächert informieren möchte und in diesem Zusammenhang auch an sehr gegensätzlichen  Meinungen interessiert ist, schafft es, sich mit ein paar Klicks, unterschiedliche Infos einzuholen, um dann über die Inhalte in den sozialen Netzwerken mit Menschen aus aller Welt zu diskutieren. Diese Vorgehensweise macht offen für unterschiedliche Standpunkte, lehrt abzuwägen und führt zu objektiveren Sichtweisen, die weit über den eigenen Tellerrand hinausgehen. 

Das Fernsehen vermittelt sehr selektiv Nachrichten, beeinflusst ältere Menschen, die im Internet nur als Konsumenten oder überhaupt nicht aktiv sind, zumeist in eine Richtung und verhindert zudem die Kommunikation mit jungen Menschen, die mittlerweile einen Zweitwohnsitz im Internet haben. Der Zeitgeist, der maßgeblich durch die Kommunikation in den sozialen Netzwerken beeinflusst wird, bleibt auf diese Weise vielen älteren Menschen, die von diesen Netzwerken ausgeschlossen sind, fremd. So leben sie  nicht selten in einer rückwärtsgewandten Welt, die Entscheidungen zur Folge hat, wie man sie gestern in England erleben durfte. 

Die FAZ titelte "Die Alten wählten den Brexit- die Analyse“. Im Rahmen der Analyse liest man den Satz: "Meinungsforscher erklären dies damit, dass die Alten "ihr Land" aus der "guten alten Zeit" zurückhaben wollen, in der die Dinge noch unilateraler und vor allem überschaubarer schienen. Die jüngeren Briten hingegen, die nur die Zeit der Globalisierung und des zusammenwachsenden Europas kennen, können sich ein Leben mit Grenzen längst nicht mehr vorstellen."

Schaut man sich die Statistik an,  wird klar, dass diejenigen, die die "guten alten Zeiten" zurückhaben wollen, Menschen sind, die sich zumeist nicht in den sozialen Netzwerken aufhalten und insofern abgeschnitten sind von der Welt, in der Zeitgeist und Entscheidungsfindungsprozesse stattfinden.

Aufgrund der Alterspyramide fallen bei demokratischen Wahlen die Entscheidungen im Sinne derer aus, die nur unzureichend oder überhaupt nicht an der virtuellen Informations- und Kommunikationswelt teilnehmen. Das gibt zu denken. Wie geht man mit diesem Problem um? 

Es wäre falsch, nun einen dicken Hals auf die Alten zu entwickeln und ihnen ihre Wahlrechte beschneiden zu wollen, zudem wäre es zutiefst undemokratisch.  Deshalb sollte man sich rasch darüber im Klaren werden, dass der Online-Offline- Generationenkonflikt, der noch gut 25- 30 Jahre zu Problemen führen kann (dann sind die heute 65 jährigen 90- 95 Jahre alt) nur dadurch zu beseitigen ist, dass man derzeit ältere und  alte Menschen konsequent schult, sich in den sozialen Netzwerken und in Online-Medien zurecht zu finden, um so an den Entscheidungsfindungsprozessen auf Augenhöhe beteiligt  zu sein. 

Zwischenzeitlich gibt es Anbieter, die solche Schulungen durchführen. Wie sich anhand der Brexit- Entscheidung zeigt, sind solche Schulungen kein privates, sondern  ein gesellschaftspolitisches Anliegen, das staatlich gefördert werden sollte. Es muss wieder möglich werden, dass Jung und Alt miteinander kommunizieren und Meinungen austauschen. Das aber, sieht man mal vom familiären Bereich ab, ist kaum noch möglich aufgrund der unterschiedlichen Kommunikationmittel. 

Man sollte den Generationen (natürlich gibt es auch hier immer wieder Ausnahmen, für die das Internet  kein Teufelswerk ist), die Angst nehmen und ihnen erklären. worauf sie  im Netz zu achten haben. Junge Menschen und auch ältere, die sich im Netz zuhause fühlen, sollten diese Hilfestellungen allein schon aus Eigeninteresse geben.

Seit ich eine 93 jährige kennengelernt habe, die  sich ohne Schwierigkeiten  im Netz bewegt, weiß ich, dass selbst hochbetagte Menschen  die Online-Kommunikation noch erlernen und ihr Bewusstsein auf diese Weise erweitern können. 

Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass junge Menschen sich auf Dauer nicht von alten fremd bestimmen lassen, die ihre Denkweise noch nicht einmal im Ansatz kennen und sollte solange es Zeit ist, die richtigen Weichen stellen. Diese können nur darin bestehen, jenen älteren und alten Menschen, die bislang keinen Zugang zur Online-Welt hatten, zu helfen, dort die ersten Schritte zu gehen, um sich alsbald im Netz kommunikativ einzurichten 

Diese Maßnahme erspart uns allen einen 30 jährigen Generationenkrieg, der nur Opfer und keine Sieger zum Ergebnis  haben kann.

Helga König

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