Derzeit wird unser Land mit Wahlplakaten zugemüllt. Bildbearbeitete Gesichter, bunte Farben als Eyecatcher im Wintergrau und enervierende Werbeslogans, die man gerne überliest, weil man weiß, dass Wahlversprechen selten eingehalten werden, begegnen uns unaufgefordert, sobald wir unsere Wohnungen verlassen.
Je größer die Plakate, umso mehr belästigt fühlt man sich, speziell, wenn man in seiner Wahlentscheidung nicht manipuliert werden will.
Es genügt, wenn die Presse politisch unausgewogen berichtet und kommentiert, um ihrem jeweiligen Liebling einen Vorsprung zu sichern. Wer Bürger ernst nimmt, hat die Augenhöhe im Auge und versucht nicht, deren Hirn zu plätten.
Die optische Medienpräsenz mancher selbstverliebter Politiker –das gilt für alle Parteien- sagt bereits viel über diese Personen aus, die letztlich nicht ein bürgerbezogenes, auf fairen Ausgleich bedachtes politisches Handeln, sondern ihre Egobesonnung in den Vordergrund stellen.
Sehenswert war übrigens am letzten Freitag die Satiresendung "Heute-Show spezial" mit den Moderatoren Lutz van der Horst und Fabian Köster, die auf subtile Weise die Humorlosigkeit und Arroganz der Politiker Friedrich Merz und Robert Habeck vorführten.
Olaf Scholz dürfte sein Auftritt in der Sendung aufgrund seines Humors und seiner Gelassenheit gewiss Pluspunkte einbracht haben. War das Absicht, wo die Heute-Show doch normalerweise eher grünlastig erscheint?
Die anderen drei Kanzlerkandidaten, die es ja auch noch gibt, schienen für die Satiresendung bereits nicht mehr zu existieren. Gut, die Selbstironie ist bei diesen Kandidaten bekanntermaßen auch nicht sehr ausgeprägt. Vielleicht wollte man die Zuschauer mit einem Zuviel an Humorlosigkeit nicht überfordern.
Kurzum: Was hat man dazugelernt? Bis auf Scholz gehen demnach alle, wenn sie lachen oder schmunzeln, in den Keller. Warum nur?
Nachdenklich macht die Sentenz von Ernst Ferstl: "Menschen mit einem sonnigen Gemüt gelingt es wesentlich leichter, über den eigenen Schatten zu springen." Über diesen Satz demnächst eine Kolumne zu schreiben, ist verlockend.
Doch heute nur folgender Gedanke am Sonntagvormittag:
Wahlprogramme zu lesen, ist die Pflicht eines mündigen Bürgers, Pflicht aber auch ist es, sich die Protagonisten, die sich zur Wahl stellen, genau anzuschauen. Narzissten, smarte Dauerschwätzer und Karrieristen werden auch zukünftig unserem Land Schaden zufügen und Politiker, denen es an Selbstironie mangelt und damit auch an der nötigen Selbstkritik, werden nach wie vor nicht auf andere hören, selbst wenn deren Vorschläge sinnstiftend sind, sondern starrsinnig ihr ideologisches Ding durchziehen, egal wie die Folgen ausschauen.
Helga König
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