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Samstag, 28. Januar 2023

Sonntagskolumne Helga König, 29.1.2023

Dabei sein ist nicht alles.

Die letzten Tage würde viel gesagt und geschrieben über Annalena Baerbocks Aussage im Europarat "Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander." 

Dass diese Aussage eine Steilvorlage für einen möglichen, militärischen, durch ihre Aussage legitimierten Anschlag Putins auf unser Land darstellt, lässt sich nicht abstreiten. 

Ich halte ihre Aussage übrigens für keinen versehentlich sprachlichen Missgriff dessen, was sie tatsächlich ausdrücken wollte, sondern vermute, dass Baerbock durch das, was sie in der Ukraine an Leid sah, emotional noch immer so aufgeladen ist, dass sprachlich die Pferde mit ihr durchgegangen sind und sie das, was sie noch immer empfindet,- dabei sein zu wollen-  spontan artikuliert hat, ohne die Folgen vor Augen zu haben. 

Das dies untragbar ist, steht außer Frage. Baerbock hat vergessen, was ihre diplomatische Aufgabe ist, nämlich mit kühlen Verstand, möglichst viel Schaden abzuwenden von dem Volk, das sie vertritt, also uns Deutsche, aber auch von der europäischen Gemeinschaft generell. 

Hätte Baerbock unserem Kanzler gut zugehört, hätte sie wissen müssen, dass wir zwar Panzer liefern, aber keine deutschen Bodentruppen und wir insofern nicht am Kriegsgeschehen aktiv in der Ukraine teilnehmen, weil die Gefahr eines 3. Weltkriegs viel zu groß wäre. 

Wie groß sie jetzt schon ist, weiß nur Putin allein... 

Sprachliche Alleingänge über den Kopf von Bundeskanzler Scholz hinweg, mögen zwar dem Ego Annalena Baerbocks guttun und vorübergehend ihre Werte bei Meinungsumfragen hochschnellen lassen. Nach dem Motto, "die Frau ist tough. Sie zeigt dem Zögerer, wer das Sagen hat." Doch fragt sich wie lange? 

Was wenn Putin eine strategische Bombe auf Berlin zündet und sie mit Baerbocks Aussage legitimiert? Undenkbar? Nichts ist undenkbar! 

Bleibt zu hoffen, dass Putin die Aussage Baerbocks als "Weibergewäsch" abtut und sich über "feminine Außenpolitik" lustig macht.  Bei  einem solchen Schaden würden nicht nur intellektuelle Frauen eine Sorge weniger haben und den Schaden aufatmend hinnehmen, selbst dann, wenn neben Putin, sich  auch alle anderen Machos der Welt, lachend die Schenkel klopfen.

Wenn Lachen die Welt rettet, kann Putin gerne ein paar arrogante Witze auf Kosten von uns Frauen reißen. So gutmütig sollten wir schon sein. 

Helga König

Montag, 16. Januar 2023

Sonntagskolumne Helga König, 16.01.23

"Am 16. Januar 1972 war es endlich so weit: Innenminister Genscher erklärte, dass der Gebrauch des Wortes "Fräulein" in den Bundesbehörden zu unterlassen sei; jede erwachsene weibliche Person sollte nun als "Frau" tituliert werden und ihr Personenstand keine Rolle mehr spielen!" H.P. @Peine01, Tweet vom 16.1.2023

Wie fühlte sich eine Frau zu Beginn der 1970er Jahre, die mit Fräulein angesprochen wurde? Man lebte damals zu Ende der Minirockzeit. Nicht nur der Rocksaum, sondern  auch viele alte Zöpfe waren in den Vorjahren gerade zuhauf abgeschnitten worden, während eine unverheiratete Frau immer noch als "Fräulein" angesprochen wurde. So schien es fast wie ein Wunder, dass plötzlich auch das "Fräulein" unter den Tisch fiel, weil man den Begriff nun nicht nur als antiquiert, sondern auch als  diskriminierend einstufte. Dies empfanden nicht nur die meisten Frauen, sondern auch einige fortschrittliche Männer so. 

Als Schülerin hatte ich in der 5. Klasse eine Mathematiklehrerin, die nicht verheiratet war. Sie war um die 60 und stets schwarz gekleidet, so als trauere sie um jemand. Wir mussten sie mit Fräulein ansprechen, nahmen das unreflektiert hin und das, obgleich alte Fräuleins in unserem Umfeld eine Seltenheit waren. 

Unverheiratet sein galt für viele Frauen lange als Makel. Es verunsicherte sie, weil sie ahnten, dass man sie als minderwertig einstufte. Ob unverheiratete, ältere Frauen mit guter Ausbildung wirklich entspannter mit ihrer Ehelosigkeit umgegangen sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Sie hatten ja viele Probleme zu lösen. Bei der Wohnungssuche fing das schon an... Auf dem Heiratsmarkt galten ältere Fräuleins als Ladenhüter, egal, wie gebildet oder beruflich erfolgreich sie waren, sie blieben Außenseiterinnen. "Lieber eine junge Witwe als ein älteres Fräulein!" So das Credo vieler, sich lachend die Schenkel klopfenden Männer. Offenbar glaubten diese Männer, dass die Anrede über die Jahre hinweg Frauen schrullig, eigensinnig oder gar vertrocknet werden ließ. 

Wenn ein Fräulein schwanger wurde und nicht in den Hafen der Ehe einschwebte, hatte sie besonders schlechte Karten, denn ein Fräulein war natürlich kinderlos, ja sogar jungfräulich gedacht. Insofern hatte eine unverheiratete Mutter, den Begriff "Fräulein" entweiht, was verächtliche Blicke nach sich zog, nicht nur von Männern. So heirateten viele ungewollt Schwangere nur deshalb, um den verächtlichen Blicken zu entkommen.

Als 1972 aus dem Fräulein eine Frau wurde, durfte sie allerdings bis 1977 in der Bundesrepublik Deutschland immer noch nicht ohne Zustimmung des Ehemannes berufstätig sein. Sicherlich ist die ein oder andere dann doch lieber unverheiratet geblieben, jetzt, wo man sie nicht mehr so einfach als eheunwillig und freiheitsliebend enttarnen konnte und damit der Spießrutenlauf ein Ende hatte. 

Helga König

Sonntag, 8. Januar 2023

Sonntagskolumne Helga König: 8.1.2023

Helga König
Im Iran werden derzeit Menschen geköpft, weil sie gegen das dortige Terrorregime der Theokraten demonstrieren. Was gibt den Theokraten das Recht die Menschlichkeit so mit Füßen zu treten?  Gott? Ganz gewiss nicht. Bigotterie schätzt er nicht und das Töten missbilligt er bekanntermaßen. 

In der Ukraine gehen währenddessen die Lichter aus, Menschen werden zu Hauf gefoltert und ermordet, weil ein machtbesessener, unbelehrbarer Irrer den Bewohnern seinen Willen aufzwängen und sich ihr Land einverleiben möchte. Dabei entpuppt sich die russisch-orthodoxe Kirche als seine Propagandaabteilung. Gott hat sich zwischenzeitlich angewidert weggedreht. Warum? Weil er Bigotterie nicht schätzt und das Töten bekanntermaßen missbilligt. 

In China droht eine neue besorgniserregende Coronavirusvariante weiteres Unheil über die Menschheit zu bringen. Dort ist Gott schon lange für tot erklärt. Dort huldigt man besessen dem Mammon und der fordert jetzt seinen Tribut. Gott hat den Menschen einen freien Willen gegeben, lässt sie machen und selbst entscheiden, ob sie untergehen möchten oder nicht. Die chinesischen Machthaber wollen mit Gott würfeln, ihn so verhöhnen, doch Gott würfelt bekanntermaßen nicht. 

Nicht zu vergessen, Julian Assange. Er ist seit 10 Jahre bereits um seine die Freiheit beraubt, weil er Kriegsverbrechen der USA aufdeckte. Wenn Biden ein fairer Mensch sein will, sollte er nicht den Boten schlechter Nachrichten strafen, sondern die Täter, um glaubhaft die Menschenrechte zu würdigen.

Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein. Hungersnöte, Tod durch Hitze, Überflutung, Kriege, Verfolgungen von Minderheiten u.s.w. mehren sich. Die Gletscher schmelzen, die Bienen sterben und das Artensterben ist in vollem Gang. 

Klimaaktivsten werden als weitere Boten schlechter Nachrichten angeprangert, nicht zuletzt von Menschen einer Generation, die ihrem Ego immer neues Futter gegeben haben, damit es sich bis zum Platzen aufblasen konnte. Bloß kein Jota abgeben, lieber halb Afrika im Mittelmeer ersaufen lassen, so  die Devise der ewigen Gierhälse.

Der Erde und allem, was hier lebt auch in der Zukunft  eine Chance zu geben, bedeutet Schluss zu machen, mit allem, was nur wenigen nutzt und vielen schadet. 

Dies zu erkennen und entsprechend zu handeln, muss Aufgabe aller werden, -auch im Kleinen- selbst wenn dies jetzt noch illusorisch klingen mag. Es ist fünf vor zwölf! Das Argument sollte jeden überzeugen, der sein Hirn nicht versoffen hat.

Helga König