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Samstag, 27. Februar 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 28.2.2016

Vor einigen Stunden twitterte ich: "Was mir Sorgen macht? Dass noch immer nicht von allen erkannt wird, dass der Fremdenhass von heute identisch ist mit dem von gestern."

#Jakob_Augstein schreibt nicht grundlos am 23.Februar  2016 auf Facebook:  "In Sachsen herrscht Pogromstimmung. In Bautzen haben Menschen gejubelt, als ein Ausländerwohnheim brannte. In Clausnitz haben sie einem Bus mit Flüchtlingen den Weg versperrt und die verängstigten Menschen mit Schimpf und Schande in ihre Unterkünfte gejagt."

Dem Internet* ist zu entnehmen, dass es in Sachsen vor 1933 rund 20. 500 Tausend Juden gab. 90 Prozent dieser Menschen lebten in den Großstädten Leipzig, Dresden und Chemnitz. Der Rest verteilte sich auf jüdische Gemeinden wie Bautzen, Plauen, Zwickau etc. Der Terror gegen die Juden begann im Frühling 1933. In größeren Städten wie Chemnitz, Dresden, Plauen, Freiberg, Zwickau, Aue sowie Döbeln wurden zunächst jüdische Kaufhäuser, Einzelhandelsgeschäfte, Gaststätten, Arzt- und Rechtsanwaltspraxen boykottiert. Nicht wenige Juden planten damals schon die Aufgabe ihrer Geschäfte und Firmen sowie ihre Ausreise oder suchten sich sogenannte "Arier" als Geschäftspartner. Schon damals wechselten unter Wert zahlreiche Unternehmen ihre Besitzer, nicht zuletzt, weil sich nicht wenige Deutsche motiviert fühlten, ihren Nutzen aus dem Vorgehen der Nazis zu ziehen.* 

Jüdischen Mitbürger wurden denunziert, Miet- und Pachtzahlungen verweigert, Schulden nicht beglichen oder man bereicherte sich direkt an jüdischem Eigentum. In Sachsen bestanden bis 1938 noch 200 jüdische Vereine, in erster Linie religiöse und zionistische, Berufs-, Hilfs- und Unterstützungsvereine sowie Sportklubs und Jugendgruppen.*

1938 wurde dann  in Dresden "die verunglimpfende Wanderausstellung des Deutschen Museums in München Der ewige Jude " gezeigt.* 

Ab 4. März 1938 folgte im Gau Sachsen eine Propagandaaktion unter dem Motto "Völkerfrieden oder Judendiktatur" mit etwa 1.000 Massenversammlungen. Im Juni 1938 dann wurden erwerbslose männliche Juden verhaftet. Allein in Leipzig waren es 45 Juden, die teilweise ohne Vernehmung zur Zwangsarbeit nach Sachsenhausen verbracht wurden. Am 9. November 1938 dann fand die Reichspogromnacht statt. "In allen größeren Städten Sachsens rotteten sich in den Abendstunden des 9. November Trupps von SA, SS, NSKK und zivilen Naziaktivisten zu Stoßtrupps zusammen, die neben Synagogen, israelitischen Friedhöfen und Bethäusern auch jüdische Warenhäuser und Geschäfte, Schulen und Kindergärten, Vereinshäuser und Büros brandschatzten, plünderten und zerstörten. Jüdische Bürger wurden geschlagen und waren furchtbaren Demütigungen ausgesetzt. Systematisch wurden ihre Wohnungen durchkämmt und verwüstet, die Männer verhaftet und größtenteils in die KZ Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt," schreibt Dr. Gerald Kolditz in seinem Aufsatz "Antisemitismus und Judenverfolgung in Sachsen zwischen Reichsgründung 1871 und Zweitem Weltkrieg". *

In den vergangene Monaten brannten in Sachsen- allerdings keineswegs nur dort- viele Flüchtlingsheime und es wurden unsägliche Hetzreden gehalten, die eine Pogromstimmung erzeugt haben, die an jene erinnert, die im Aufsatz  von Dr. G. Kolditz beschrieben wird. 

Es sind aber keineswegs nur die Einpeitscher von PEGIDA und AfD, die dafür mitverantwortlich sind.

Die Rede der PEGIDA Frontfrau Tatjana Festerling vom 22.2.2016 in Dresden, in der sie sagt "Ich stelle mich voll und ganz hinter die Clausnitzer", entlarvt sie als Agitatorin rechtsradikalen Gedankengutes.  Bitte überzeugen Sie sich selbst: Rede von Tatjana Festerling

Auf den Facebookseiten der Journalisten Jakob Augstein und Liane Bednarz  hat man Gelegenheit sich ein Bild zu machen, was es mit den ideologischen Veränderungen des politischen Magazins CICERO auf sich hat. Noch uninformiert von der  vormaligen berufliche Nähe zwischen Jongen und Sloterdijk,  schrieb ich am 31.1.2016 in meiner damaligen Sonntagskolumne "Der Philosoph Rüdiger Safranski, auch der Dramatiker Botho Strauß und nun zu allem Überfluss der Kulturwissenschaftler Peter Sloterdijk singen, wie man den Medien entnehmen kann, ein Loblied auf die Grenze und machen damit, ob gewollt oder ungewollt die Geisteshaltung der AfD in intellektuellen Kreisen hoffähig. Von "Überflutung" und "Überrollung" ist die Rede. Diese Begriffe lassen aufhorchen, erinnern sie doch an Schlagworte aus der rechten Szene. "

Zwischenzeitlich konnte ich der Süddeutschen entnehmen, dass Marc Jongen als Parteiphilosoph der AfD gilt und jahrelang Assistent von Peter Sloterdijk, dem früheren Rektor der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe war. Was soll man da bitte denken? Sind es nicht die Lehrer, die ihre Schüler gedanklich befruchten oder es zumindest sollten? 

Es muss uns klar werden, ganz unabhängig von den derzeitigen Flüchtlingsproblemen, dass in unserem Land der Fremdenhass der Nationalsozialisten aus Hitlers Zeiten noch immer vorhanden ist und sich an stets neuen Personengruppen entzündet. Gestern waren es die Juden, heute sind es die Muslimen, morgen vielleicht Buddhisten, übermorgen wer auch immer. 

Es ist unverantwortlich und widerwärtig, wenn man als "gebildeter Mensch"  subtil Fremdenhass schürt, weil man sich möglicherweise  in einer veränderten Parteienlandschaft eine bessere Position erhofft, sei es in der Politik, in der Wirtschaft oder an Universitäten. Schon einmal haben zahllose Deutsche Nutzen aus der Verfolgung einer religiösen Minderheit durch Rechtsradikale gezogen. Wer sagt uns, dass dies nicht ein zweites Mal geschieht? 

Hat sich die AfD und PEGIDA schon distanziert von der Provokation eines bislang Unbekannten, der einen Schweinekadaver in Leipzig auf das Gelände einer Moschee geworfen hat? Das tote Tier beleidigt sowohl Muslime, als auch die Kanzlerin und zeigt wie sehr sich die Provokationen von gestern und heute gleichen. Beschämend. 

Haben sich die Bundesverdienstkreuzträgerin Dr. Frauke Petry und der  verbeamtete Wutdenker  Dr. Marc Jongen schon distanziert ?   Man  kann erwarten, dass  hier klar Stellung bezogen wird.

Helga König



Mittwoch, 24. Februar 2016

Helga König: Sentenzen Ende Februar 2016

Politiker, die die Grundwerte unserer Demokratie nicht begriffen haben und mit Füßen treten, haben in unseren Parlamenten nichts zu suchen. 

Ein Humanist erschießt niemals einen Menschen an einer Landesgrenze und Menschen in Not reicht er immer die Hand. 

Alle Demokraten sind aufgefordert aufzustehen und NEIN zu sagen zum Rechtsradikalismus, der unser Land bedroht. 

Es gibt schon wieder genügend Wegducker und Taktierer, die sich im neuen braunen Deutschland Vorteile erhoffen. Das ist widerwärtig. 

Im Osten Deutschlands hat in weiten Teilen keine Demokratisierung stattgefunden. Die Ergebnisse sehen wir jetzt. 

Wer nur sein eigenes, nicht aber das Wohl aller im Auge hat, ist ein Egoist wie wir wissen und er ist vor allem eines nicht: ein Humanist. 

Wer Häuser anzündet und Menschen bedroht oder Volksverhetzung betreibt, begeht keine Kavaliersdelikte,sondern Straftaten und ist kriminell. 

Kein Demokrat, kein Liberaler, kein Christ, kein Sozialist, kein Humanist darf länger schweigen. Den braunen Spuk darf man nicht akzeptieren 

Die Rechtsradikalität hierzulande hat nichts mit den Flüchtlingen zu tun. Sie entlädt sich derzeit an ihnen. Das Feindbild wechselt aber. 

Zumeist sind es die kleinen Gesten, die den Charakter eines Menschen deutlich zum Ausdruck bringen. 

Ein Welt, in der die Menschen sich nicht mehr um ihres Vorteils willen belügen, wäre das Paradies.

Wir können es nicht verstehen, weshalb Psychopathen andere immerfort kränken. Wir können es nur zur Kenntnis nehmen und uns distanzieren.

Hochintelligente Psychopathen sind die Pest der Menschheit. 

Wer sinnstiftende Veränderungen anstrebt, muss zumeist dicke Bretter durchbohren, um Köpfe zu erreichen. 

Sensible Menschen agieren zurückhaltender, sind aber dadurch keineswegs weniger erfolgreich. 

Es sind die Perfektionisten, die Besserwisser und Rechthaber, die die Kreativität in Gesellschaften blockieren und Lähmung herbeiführen.

Samstag, 20. Februar 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 21.2.2016

Zwei namhafte Intellektuelle sind in den letzten beiden Wochen verstorben: #Roger_Willemsen und #Umberto_Eco. Beide Menschen waren vorbildhafte Weltbürger. 

Roger Willemsen hatte einst Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn, München und Florenz studiert und promovierte über die Literaturtheorie von Robert Musil. Umberto Eco studierte Philosophie und Literaturgeschichte in Turin und schrieb seine Doktorarbeit über die Ästhetik bei Thomas von Aquin. Beide Männer wurden vielfach hochgeehrt und haben der Nachwelt eine Fülle kluger Bücher hinterlassen, die uns alle hoffentlich davon abhalten, so zu werden wie jene Rattenfänger am rechten Rand, die seit Monaten hierzulande für Schlagzeilen sorgen und von denen man nicht glauben mag, dass sie jemals eine Universität von innen gesehen haben. Gemeint sind #Frauke_Petry, #Björn_Höcke und #Tatjana_Festerling. 

Öffentliche Hetzreden  geschulter rechtsradikaler Redner bilden den Nährboden dafür, dass immer mehr Flüchtlinge und Flüchtlingsheime in Deutschland  in Gefahr geraten, vom rechten Mob bedroht zu werden. Jüngstes Beispiel: Clausnitz in Sachsen. Das martialische Geschrei des braunen Packs spricht Bände. Nicht nur Kinder geraten in Panik, wenn sie mit solchen Typen konfrontiert werden. Dieser tobende Mob ist aufgehetzt von verantwortungslosen Personen, denen es offenbar trotz Abitur und Hochschulstudium an  der geistigen Reife fehlt, die die Voraussetzung dafür bildet, gesellschaftlich relevante Zusammenhänge zu erkennen. 

Frauke Petry (AfD), geb. 1975, studierte Chemie, Björn Höcke, geb. 1972, (AfD) studierte Sportwissenschaften und Geschichte und Tatjana Festerling, geb. 1964 (Pegida) studierte Philosophie und Betriebswirtschaftslehre. Sie absolvierten- das muss man hervorheben- ihr Studium in Westdeutschland, bevor sie im Osten  Deutschlands verbal zu zündeln begonnen haben. 

Wie ist es möglich, dass Menschen, trotz einer Hochschulausbildung solch hanebüchenen Unsinn von sich geben, wie diese drei Personen? Was bezwecken solche Menschen? Wissen sie überhaupt, was sie sagen? Woran mangelt es ihnen? Liegen Persönlichkeitsprobleme vor? Handelt es sich am Ende um Geisteskranke, konkret um Psychopathen, denen man rasch  das Handwerk legen sollte? 

Das sind berechtigte Fragen, die man sich stellen muss, wenn man deren Auftritte in der Öffentlichkeit erlebt und sich in deren abgründige Statements vertieft. Kein Mensch mit Verstand und humanitärem Anspruch gibt solche Sätze von sich wie diese rhetorischen Brandstifter. 

Die allgemeinen Menschenrechte scheinen den drei Hochschulabsolventen nicht bekannt zu sein. Je intensiver man die Statements von Höcke, Petry und Festerling  hört oder liest, umso deutlicher wird, dass diese Personen das Wesen der Demokratie scheinbar nicht begriffen und den Sinn der Menschenrechte offenbar nicht verstanden haben. 

Es ist an der Zeit zu überprüfen, was in Schulen falsch gelaufen ist, wenn Leute zwischen 40 und 50 Jahren eine Fremdenfeindlichkeit an den Tag legen, wie sie seit  NS- Zeiten nicht mehr dagewesen ist. Man muss die Hassreden sehr ernst nehmen, weil sie einen Flächenbrand entzünden können. Das zeigt unsere  jüngste Vergangenheit.  

Mehr Humanismus anstelle von überbordender Hybris kann man diesen radikalen Zeitgenossen nur wünschen und hoffen, dass sie  erkennen, dass ohne ethisches Verhalten, die Welt bald zu existieren aufhört.

Die Beispiele Höcke, Petry und Festerling zeigen, dass es an der Zeit ist, Ethik zum Prüfungsfach in allen Studiengängen zu machen.

Helga König

Sonntag, 14. Februar 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 14.2.2016

Kaum etwas macht so viel Freude, als sich mit Ästhetik zu befassen. Deshalb wohl auch werden Menschen angezogen von Messen wie der "Ambiente", die derzeit in Frankfurt/ Main zum Staunen einlädt. Über das Ereignis werde ich dieser Tage auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" näher berichten. Bei dem Bericht geht es dann allerdings um mehr als um die Beschreibung von ansprechendem Design.

Sich für einige Stunden in Messehallen aufzuhalten, in denen schönes Porzellan und Produkte aus Keramik, Kristall und Glas aus aller Welt vorgestellt werden, verdeutlicht nicht nur, dass rund um den Globus der Wunsch nach Schönem vorhanden ist, sondern auch,  dass das Schöne neuerdings immer weniger ethnisch interpretiert wird. Die einzelnen Gestaltungsideen verweisen auf die globale Anpassung und lassen erkennen, welche Märkte weltweit erschlossen werden sollen oder ob einige Länder eher rückwärtsgewandt, sich von der Weltgemeinschaft abzugrenzen suchen. Ich fand es bemerkenswert, dass genau bei einem von diesen Ländern  mit einem lauten Knall Glas in die Brüche ging und alle, die zuvor noch staunten, aufgeschreckt sich den Ständen  zugewandten, die sich dem Universellen verschrieben haben.

Am meisten begeistert haben mich die perfekten Gestaltungsideen von Porzellanherstellern aus China. Klare Linien und edelstes Material erzeugen selbst nach langem Betrachten keinen Überdruss. Nichts erinnert daran, dass die Produkte im fernen Osten hergestellt worden sind. Das Angebot an die Welt heißt hier: Ich möchte universelle Schönheit zeigen und nehme mich dabei in meiner Ethnie vollständig zurück. Dieser Ansatz schafft etwas, was wirklich ins Staunen versetzt. Es öffnet einen Horizont, den spirituell ausgerichtete Künstler auch hier in Europa für sich seit langem erschlossen haben und dabei oft großartige abstrakte Werke schaffen, weil der Geist sich auf diese Weise öffnet und das Prinzip des Universums sich dann in einem Gemälde beispielsweise visualisieren kann, das wir dann einhellig als schön benennen, ohne genau bestimmen zu können, weshalb. 

Auch die Designer aus Japan haben ihren Blick auf das Universelle gerichtet und versetzen die Betrachter durch formvollendete Ästhetik ins Staunen. 

Natürlich macht es ebenfalls Freude, sich schöne Dinge anzuschauen, die Ausdruck sehr alter Tradition sind und es ist spannend, sich dabei zu fragen, welche Personen dieses oder jenes Tafelservice kaufen werden als auch welche Hoffnungen mit solchen Käufen verbunden sind. Wie möchten  sich Menschen definiert wissen, welche Botschaften möchten sie vermitteln, wenn sie sich für eine bestimmte Gläserserie oder für ein bestimmtes Tafel- bzw. Kaffeeservice entscheiden? Vor allem aber auch, welche Träume verbinden sie damit? 

Edelstes Porzellan aus der "Imperial Porzellan Manufaktur" aus St. Petersburg von einer Form- und Farbschönheit, die geradezu atemberaubend ist, erinnert an eine Zeit, wo man dieses Porzellan respektlos zerschlug, weil man die Ideologie der Zeit  bekämpfte, in der es entstanden ist. 

Das Schöne wurde in allen Jahrhunderten immer wieder zertrümmert,  da es Menschen gibt, die es als Projektionsfläche nutzen, um ihren Zorn und  ihren Hass auszuleben, weil sie keinen Achtung vor der Arbeit und dem Können ihrer Mitmenschen haben, sondern nur ihre Idee durchsetzen wollen..  

Goethe sagte einst in seinen Maximen und Reflexionen "Schönheit bändigt allen Zorn", doch das stimmt leider nicht immer. Blickt man zurück in die Vergangenheit, so muss man feststellen, dass sich am Schönen, wenn es seinen epochalen Höhepunkt erreichte, immer und immer wieder der Zorn aufhetzter Personengruppen entladen hat und es auf diese Weise zur Vernichtung von unschätzbaren Kulturgütern kam. 

Diese Tatsache allerdings hat nicht dazu geführt, dass der Mensch aufgehört hat, Schönes zu gestalten. Dazu liebt er es viel zu sehr und weiß, dass er dann, wenn er den Anspruch auf Ästhetik aufgibt, er sich letztlich von seinem Menschsein verabschiedet  und als freudloser Banause in die Geschichte des Universums eingeht. Das wollen wir natürlich  fast alle nicht, sieht man mal von den Waffenherstellern und machtgierigen Idioten ab. Ihre Gier lässt sie keinen Zugang zur Schönheit finden. Das macht sie zu Verbrechern am Menschsein.

Helga König

Freitag, 12. Februar 2016

Helga König: Sentenzen Anfang Februar 2016

Wegbereiter verharren nicht an einem Ort.Sie lassen sich vor allem immer wieder auf Neues ein,weil nur so sie ihren Aufgaben gerecht werden. 

Nicht- Erkennen ist oft eine Folge von Egomanie. 

Vorurteile sind Maßnahmen, um vorübergehend seinen Standpunkt beibehalten zu können. 

Täuschung ist nicht selten eine Folge von blind machender Obession.

Wer die Seele eines Menschen erspüren möchte, muss ihm in die Augen sehen, wer dessen Herz erkennen möchte, muss seine Taten analysieren.

Wenige Worte, dabei aber viel Herz, das ist das Geheimnis von Liebe. 

Zu viele verdrängte Tränen schwächen unsere Immunsystem, zu wenig Schlaf ebenso. 

Unsere Gesellschaft zerbricht am Egoismus und an der Bereitschaft, die Menschenrechte immer öfter für sinnloses Geschwätz zu halten. 

Wenn wir lernen, den Mensch in unserem Gegenüber zu sehen, werden wir aufhören, ihn als Mittel zu betrachten. 

Leider geht es in der Politik seltenst um Vernunft, sondern zumeist nur um Macht. 

Solange der Mensch sich ausschließlich für sich selbst interessiert, wird das Paradies nirgendwo entstehen können. 

Es ist unklug, zu viel über seine Funktion nachzudenken und dabei das Handeln zu vergessen. 

Man sollte die Politiker und Politikerinnen wählen, die durch ihre Vita überdurchschnittliche Vernunft nachweisen können. 

Je mehr der Mensch der Perfektion der Maschine vertraut, um so wahrscheinlicher ist es, dass er aufhört, achtsam zu sein. 

Kein Mensch mit Verstand bleibt an einem Ort, an dem es Bomben regnet. Keiner, der seine Kinder liebt, mutet ihnen diesen Albtraum zu. 

Im Netz haben nicht wenige Menschen in den letzten Jahren Wesentliches verlernt: Achtung vor anderen und damit auch vor deren Arbeit. 

Bei Verstand kann der nicht sein, der sich von seinen Launen leiten lässt. 

Die größte Freude entwickelt man, wenn man jemand geholfen hat. 

Der Verlust von Illusionen kann der Anfang eines wirklich guten Lebens sein. Illusionen behindern in jeder Beziehung. 

Mit Bomben Frieden stiften zu wollen,  ist pervers. 

Zuverlässigkeit schafft Vertrauen. Nervig sind die Wetterwendischen mit ihrem ewigen Hü und Hott.

Helga König

Montag, 8. Februar 2016

Helga König: Zum Tode von #Roger_Willemsen, 8.2.2016

 Roger Willemsen
Foto: Helga König
Der von mir hochgeschätzte Autor, Moderator und Publizist Roger Willemsen verstarb gestern in Hamburg im Alter von nur 60 Jahren an einem Krebsleiden. 

Für das Onlinemagazin  "Buch, Kultur und Lifestyle" schenkte er mir in den letzten Jahren die Gelegenheit, vier Interviews zu seinen Büchern mit ihm zu realisieren, wofür ich ihm sehr dankbar bin, nicht zuletzt, weil diese Online- Interviews im Netz für immer dokumentieren, welch große Persönlichkeit dieser Mann besaß.

Kennen gelernt habe ich den Autor im Oktober 2010 in Frankfurt und war sofort hingerissen von seiner Eloquenz, von seinem Charme, seiner herzlichen, natürlichen Art und seiner Jugendhaftigkeit. In den Folgejahren freute ich mich deshalb, ihn auf Buchmessen in Frankfurt und Leipzig stets aufs Neue zu begegnen und dort ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Ihn zu fotografieren bereitete stets ein großes Vergnügen, weil  sich in den Fotos seine Heiterkeit spiegelt.

Neben seinen Büchern fasziniert mich ganz besonders sein humanitäres Engagement. Roger Willemsen entsprach dem Ideal Goethes, das in der Sentenz zum Ausdruck kommt, "Edel sei der Mensch hilfreich und gut."

Von dem gestern Verstorbenen stammt der Satz "Die Intellektuellen begreifen, dass ihre wahre Heimat die innere Emigration ist."

Ja,  zumeist, weil sie selten verstanden werden, es sei denn, ein Intellektueller besitzt so viel Herz wie Roger Willemsen es besaß, dann ist seine wahre Heimat dort, wo er tatkräftig für andere seine Intellektualität einsetzen kann und etwas bewegt. 

Anbei  der Link zur Rezension:  Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt.   .  In diesem Buch lernt man den Humanisten Roger Willemsen sehr gut kennen und begreift, welch wunderbarer Mensch gestern von uns gegangen ist.

 Helga König

Samstag, 6. Februar 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 7.2.2016

In der nun zu Ende gehenden Woche konnte man der Presse entnehmen, dass Professor Dr. Thomas Strothotte, der  Präsident der Kühne Logistics University, vorschlägt, deutsche Schüler dazu zu verpflichten, Arabisch zu lernen, weil tiefgreifende Wandlungsprozesse dies erforderlich machten.

Dabei denkt der Informatiker offenbar speziell an Wandlungsprozesse im Nahen Osten und ist der Ansicht, dass wir Deutschen mit dem Erlernen der arabischen Sprache uns und unsere Kinder als wirtschaftliche, kulturelle und politische Partner empfehlen, die diesen Transformationsprozess begleiten können, (vgl. dazu Focus)

Des Weiteren glaubt Strothotte, dass wir unserer Rolle als Einwanderungsland besser gerecht werden, wenn Arabisch Pflichtfach an deutschen Schulen werde. Der Stern schreibt, dass der Vorschlag polarisieren dürfte. 

Focus lässt seine Leser wissen, dass Bildungsexperten mittlerweile einhellig  Strothottes Vorschlag Arabisch als Pflichtfach bis zum Abitur einzuführen,  ablehnend gegenüber stehen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus bezeichnet besagte Empfehlung gar als karnevalistisch. Auch bei der Kultusministerkonferenz war die Haltung ablehnend, so Focus weiter. "Integration bedeutet in erster Linie, dass diejenigen, die in unser Land kommen, unsere Sprache lernen", habe der Sprecher Torsten Heil verlautbaren lassen und hält zudem fest "Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist Englisch die wichtigste Sprache, danach kommt Chinesisch“.  (Focus)

Wenn ein kluge Frau oder ein kluger Mann einen zukunftsweisenden Vorschlag machen, sollte man sich selbst dann näher damit befassen, wenn verbeamtete Experten zunächst Neuerungen ablehnend gegenüberstehen.  Das lehren uns viele Beispiele in der Geschichte.

Im März 2015 lebten hier im Lande 8,2 Millionen Ausländer, die illegal lebenden Einwanderer dürften nicht mitgezählt worden sein, vermute ich mal. Zwischenzeitlich hat die Flüchtlingskrise uns Hunderttausende weitere ausländische Menschen beschert, zumeist Personen, die arabisch sprechen. Die Anzahl ausländischer Kinder an Hauptschulen beträgt mittlerweile fast 20% mit steigender Tendenz wie die Flüchtlingszahlen erahnen lassen. 

In weiterführenden Tagesschulen sind die Prozentsätze bislang noch nicht ganz hoch, vermutlich deshalb, weil die Migrantenkinder, die noch nicht so lange hier im Land leben, noch nicht so gut Deutsch sprechen können, als dass sie höhere Schulen besuchen könnten. Die Sprachbarriere schützt höhere Gesellschaftsschichten aber keineswegs vor der Konkurrenz der Migranten um besser bezahlte Arbeitsplätze, wie die Zahlen an Abendschulen deutlich machen. (vgl.: Statista-Portal). 

Nicht alle Migranten kommen aus arabischen Ländern. Seit der Flüchtlingskrise allerdings sind es wohl primär arabisch sprechende Menschen, die zu uns kommen und von denen wir natürlich erwarten können, dass sie Deutsch lernen.  Ganz klar.

Arabisch als Pflichtfach wie Englisch an Schulen nun einführen zu wollen,  irritiert  zunächst und ist zudem auch eine Kostenfrage und wäre selbst als Wahlfach mit viel Geld verbunden. 

Wir leben in einer Kommunikationsgesellschaft, in der es sinnstiftend ist, möglichst viele Sprachen zu sprechen, neben Englisch und Französisch, natürlich in erster Linie Spanisch, denn eine halbe Milliarde Menschen weltweit spricht diese Sprache. Chinesisch wird eine wichtige Handelssprache in der Zukunft werden, weil gewiss nicht alle chinesischen Handelspartner sich auf die Weltsprache Englisch einigen werden. Was ist nun mit Arabisch? 

Nur etwa 300 Millionen Menschen auf der Welt sprechen arabisch. In der Türkei beträgt der Anteil der arabisch sprechenden Menschen bloß eine halbe Million Menschen. Schaut man sich die Länder an, in denen Arabisch gesprochen wird, wird rasch klar, dass es zumeist  solche Länder sind, die mithilfe der Industrieländer erst zu wirtschaftlicher Blüte gelangen können. Hierzu die Daten

Die arabische Sprache wäre für alle, die dort Geschäfte machen wollen  oder als Entwicklungshelfer arbeiten möchten, gewiss kein Nachteil. Deshalb die Sprache zum Pflichtfach hier an Schulen zu machen, ist natürlich eine überzogene Forderung, sie aber zumindest als Wahlfach neben verschiedenen anderen Sprachen anzubieten, halte ich unter diesen Umständen für sinnvoll. Das dürfte Strothotte nicht anders sehen, auch wenn er erst einmal mehr gefordert hat.

Natürlich könnten Konflikte hierzulande minimiert werden, wenn wir uns alle mit der herkunftsbedingten Mentalität der Migranten näher befassen. Wir unterwerfen uns nicht den Migranten, wenn wir ihre Sprache sprechen, sondern vereinfachen die Integration.  

Dazu mein Tweet von heute Morgen : Geh auf Menschen zu, dann kommen Sie Dir entgegen.

Dies gelingt einfacher, wenn man deren Sprache spricht. Sollte in den kommenden Jahren der Zuwanderungsstrom arabisch sprechender Menschen hierzulande nicht abreißen, wird man sich sehr bald mit Professor Dr. Thomas Strothottes Vorschlag befassen müssen, weil es der einzige Weg ist, Eskalationen, die dann unumgänglich sind, zu minimieren. 

Peter Sloterdijk sagte am 18.1. 2016 "Der Mensch ist auf eine Welt der aufgehobenen Distanzen noch nicht vorbereitet“. Das sehe ich ganz ähnlich. 

Die Vorbereitung dazu, kann nur darin bestehen, sich mit vielen Sprachen zu befassen, vor allen jenen, die in Ländern gesprochen werden, die für Konflikte sorgen. 

Wir müssen die Menschen, die teilweise noch in vordigitalen Zeiten leben, kommunikativ "abholen", um auf diese Weise den Weltfrieden zu sichern. Wir vergeben uns dadurch nichts, wir gewinnen hinzu und sichern uns friedlich ab.

Der im letzten Jahr verstorbene Philosoph Manfred Hinrich prägte den Satz:  "Denkende lassen die Sprache für sich arbeiten." Dieser Satz ist richtungsweisend. Wenn unser Denken auf eine gut funktionierende Gesellschaft und eine eben solche Weltgemeinschaft ausgerichtet ist, dann sollten wir daran zu arbeiten beginnen und zwar durch Mehrsprachigkeit und diese nicht als leidige Pflicht, sondern Kür begreifen. 


Helga König

Montag, 1. Februar 2016

Helga König: Sentenzen Januar 2016

Das Leben geht oft Wege, die wir nicht planen und auch nicht wollen. Stets aber geht es Wege, die uns wandeln. 

Fast alles, was uns im Leben irgendwann wichtig war, verliert an Bedeutung, mit Ausnahme der Liebe. Sie ist das ewige Licht in uns. 

Seinen Gaben gemäß zu leben, ist keineswegs immer ein Spaziergang, wenn man ihnen etwas wirklich Gutes abringen möchte. 

Wer der Demokratie die Beine absägen will, möchte auf dem Thron eines Despoten zukünftig sein Unwesen treiben. 

Politiker, die binnen wenigen Tagen ihre Aussagen relativieren, haben nicht ihre Meinung geändert, sondern reagieren auf den Wind. 

Gesellschaftliche Realität lässt sich verschieden deuten. Es ist eine Frage der Distanz zum eigenen Besitzstanddenken wie man sie auslegt. 

Probleme löst man nicht dadurch, dass man an den rechten Rand abwandert, dort hirnlose völkische Parolen schwingt und Hetzern zujubelt. 

Im Ideal gebiert die Seele Sterne. 

Das Fremde vernichten, das war und ist die Geisteshaltung von Rechtsradikalen. 

Wer je in seinem Leben Nazis aus Hitlerzeiten erlebt hat, erkennt heute wie sehr der braune Dreck in nachfolgenden Generationen noch wirkt. 

Einfache Lösungen wünschen sich viele, doch die Weltlage gibt sie nicht her. Was wir brauchen ist einen neuen Einstein, keinen neuen Hitler. 

Weltoffenheit ist die Basis für Pazifismus. 

Die Politik befindet sich derzeit in der Zwickmühle. Sich daraus zu befreien, erfordert hohe Intelligenz, extreme Gelassenheit und Fortune 

Das Netz ist ein öffentlicher Raum. Privatheit gibt es hier nicht. Sie ist bloße Illusion. 

Sich mit negativ aufgeladenen Menschen länger zu befassen, erinnert an Flagellantentum. 

Ein Gegeneinander führt nie zu einer Verbesserung, weil Verbesserung von Konstruktivität lebt, die das Gegeneinander nicht kennt. 

Eine reiche Gesellschaft ohne Werte wird dekadent und verantwortungslos. 

Wahrer Luxus ist ein Ausdruck vollkommener Schlichtheit. 

Es gibt keinen Kampf der Kulturen, sondern einen Kampf zwischen Reichen u. Armen. Dabei kennt die mörderische Gier der Reichen keine Grenzen 

Ein Problem löst man nicht, indem man sich verbarrikadiert. Das ist mittelalterliches Denken.

Je mehr sich das Kapital konzentriert, um so mehr Länder auf dieser Welt werden in den Ruin getrieben, um so mehr Menschen müssen hungern

Helga König