Durch Zufall habe ich gestern ein Werk der Malerin Luise M. Wagner bestaunen dürfen. Das Bild soll viele Jahre hindurch verpackt in einer Scheune gestanden haben. Der Besitzer hatte es einst auf einem Flohmarkt erstanden, weil es ihm der Farben wegen gefiel. Von wem es stammte, hatte er vergessen, nicht zuletzt, weil der Name, der auf der Rückseite des Bildes zu lesen steht, ihm nichts sagte und er damals keinen Anlass sah, Näheres zu erkunden.
In einem Small-Talk über die Restauration alter Kunstwerke, das wir führten, erinnerte er sich an das fast schon vergessene Bild in der Scheune, erkundete wenig später dessen Rückseite und mailte mir den Namen der Künstlerin. Der Name sagte auch mir erst einmal nichts. Das mitgeschickte Foto vom Bild, zeigte ein Motiv, das der satten mediterranen Farben wegen nicht erahnen lässt, dass die Malerin am Ende ihres Lebens 15 Jahre hindurch schwer depressiv ihrer künstlerischen Leidenschaft nicht mehr nachgehen konnte.
Diese traurige und zahlreiche andere Information entnahm ich Google. Dort auch studierte ich eine Vielzahl von Gemälden, die die Eutinerin Luise M. Wagner geschaffen hat.
Auf einem Plakat einer Ausstellung, die vom 19.11.2021-30.1.22 im Ostholsteiner Museum gezeigt wurde, ist ein Motiv zu sehen, das an das Bild erinnert, das unbeachtet, 30 Jahre in Verborgenen lagerte. Das gleiche Motiv, wohl aber eine andere Perspektive!
Das Werk muss auf einer Reise entstanden sein, weil Wagner hier mit farbiger Kreide arbeitet und sie dies, wie man erfährt, einst gerne auf ihren zahllosen Reisen tat.
Was ich faszinierend finde, ist, dass die Künstlerin trotz aller Widerstände im Jahre 1900 nach Berlin ging, um dort in dem Privatatelier von Wilhelm Feldmann ersten Zeichen- und Malunterricht zu nehmen. Dem folgten Studien an der Münchner Privatschule für Graphische Künste bei Johann Brockhoff und Moritz Heymann und Unterricht bei Heinrich Linde-Walther in Travemünde sowie ein Semester an der staatlichen Kunstakademie in Weimar 1918.
Dazu reiste sie viel im In- und Ausland. Die Reisen führten u. a. nach Japan, China, Russland und Korea. Ungewöhnlich für eine Frau in der damaligen Zeit..!
Louise M. Wagner soll eine ungemein produktive Künstlerin gewesen sein, die Hunderte von Gemälden, Zeichnungen und Skizzen hinterließ. Ihre schwere Depression blockierte ihre Begabung, so dass sie die letzten 15 Jahre, wie bereits erwähnt, nichts Neues mehr schuf.
Interessant wäre natürlich, herauszufinden, wer der Vorbesitzer des Werkes war, das ich heute sah und wie er in den Besitz des Bildes kam, auch wo das Motiv verortet ist? In Korea vermutlich nicht!
Gefreut habe ich mal wieder mich, über all die vielen Infos, die Google interessierten Leser anbietet.
Kennt man die Lebensgeschichte eines Künstlers, sieht man seine Werke mit anderen Augen, so auch die Gemälde und Graphiken Luise M. Wagners, der Weitgereisten, die in ihren Werken gewiss viele Reiseeindrücke verarbeitet hat. Vielleicht sind die Farben ein Schlüssel dazu.
Helga König
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