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Montag, 6. Januar 2020

Helga König: Statt einer Sonntagskolumne erst einmal einige kleine Gedichte zu Jahresbeginn 2020

Tage des Schweigens 
der Stille 
der leise flehenden 
Lieder 
die im Nirgendwo 
verhallen. 
Ungehört. 
(9.1. 2020)

***

Geschehen lassen
was nicht zu ändern ist
Sich um anderes kümmern
oder auch um nichts
wenn die Zeit uns
Ausruhen verordnet
wird sie schon wissen
       warum
Ausruhen heißt nicht Stillhalten
Ausruhen heißt Kraft sammeln
Die Zeit wird schon wissen 
          wofür
(7.1. 2020)

***
   
Tage, an denen man frei atmen kann 
Tage ohne Lärm
Tage voller buntem Leben 
Tage voller Lachen 
Tage voller Herzlichkeit 
Kennt Ihr das? 
Das ist Frieden. 
(7.1.2020)

***

Verlernt
uns zu sehnen
nach der blaue Blume
Viel zu nüchtern
um im Flügelschlag
eines Schmetterlings
Magie zu vermuten 
Kultiviert
die Liebe zur Musik 
die uns Poesie 
und vieles mehr 
geworden ist.
(7.1.2020)

***


Es wird immer
zwischen den Zeilen
mitschwingen
sich mitteilen wollen
auf geheimnisvolle Weise
Unerkannt 
von allen
Zwischen den Zeilen
das Unaussprechliche
das Tabu
stattdessen wartend
erlöst zu werden
(6.1.2020)

***

Seelen
so tief 
in uns verankert 
dass Vergessen 
unmöglich 
Auch 
wenn Jahre 
vergangen
Der Dialog
der Seelen 
endet nicht 
Worüber sie reden?
Über Poesie. 
Worüber sonst? 
Das ist ihr Thema 
Bleibt es für immer.
(6.1.2020)

***

Unser Herz
sich Kitsch verbietend
seit es erwachsen
verliebt sich
völlig unerwachsen
Sich die Liebe verbietend
seit es gekränkt
Unser Herz
das dumme Kind
sich noch immer
nicht kennt 
Bloß nicht
verlachen 
weil es liebt
arglos
wie ein Kind 
errötend
wenn es bekennt
Unser Herz
ein Vogel
mit gestutzten Flügeln
der beweint werden will
Bloß nicht verlachen
Bloß nicht
(6.1.2020)

***

Es gibt Orte 
an denen wir
nicht die werden können
als die wir
gedacht sind
Noch unwissend
werden wir
von ihrem 
gleißenden Licht angezogen
das sich alsbald
als Täuschung erweist
Diese unwirtlichen Orte
Spielwiesen jener 
deren Tun ihr Herz
längst hat versteinern 
lassen (4.1.2020)

***

Lebensabschnitte 
enden
oft mit Trauer
beginnen mit Hoffnung
mit Elan
dem Gefühl
Abgelebtes
endlich
verbannt zu haben
und einem
reizvollen Kribbeln
in den Fingern
vielleicht sogar
mit Herzklopfen 
weil man 
sich plötzlich wieder
jung fühlt 
den Zauber des Neubeginns
spürend.
(4.1.2020)

  ***
Du, der Du 
das Geheimnisvolle liebst
stets behänd fliehst
sobald Du glaubst
es gelüftet zu haben
wirst nie die Liebe entdecken,
-das Geheimnisvolle an sich- 
denn sie ist dort
wo das Licht 
am Hellsten scheint.
Doch Du wähnst
Geheimnisvolles
    ja stets 
im Zwielicht.
(4.1.2020)

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