"Je mehr wir soziale Medien nutzen, desto weniger sozial verhalten wir uns!" sagte Papst Franziskus in seiner diesjährigen Pfingstpredigt.
Ist das tatsächlich so?
Obschon ich in vielen Belangen die Meinung des derzeitigen Oberhauptes der katholischen Kirche teile und ihn aufgrund seines Engagements in puncto Mitmenschlichkeit sehr bewundere, bin ich in diesem Fall anderer Ansicht.
Welche Motive haben Menschen, die anderen übel nachreden, sie beleidigen, sich rüde verhalten, die hinterhältig und gemein sind, deren Tagesbeschäftigung im Mobben ihrer Mitmenschen zu liegen scheint?
Ist es Langeweile? Missgunst? Neid? Wollen sie eventuell Aufmerksamkeit durch negatives Verhalten erheischen?
Es kann dieses oder etwas völlig anderes sein. Jeder Fall muss einzeln betrachtet werden. Ganz gewiss aber ist es nicht so, dass das häufigere Nutzen der sozialen Medien uns unsozialer werden lässt. Im Gegenteil.
Sehr viel soziales Engagement entsteht erst, indem mittels bestimmter Accounts Bewusstsein geschaffen wird, sei es für Menschen- und speziell auch für Kinderrechte, für die Umwelt, den Tierschutz und so vieles andere mehr.
Nicht wenige hochbetagte User finden in den sozialen Medien eine Chance mit jungen Menschen zu kommunizieren, die ihnen anderenorts verwehrt bleibt. Auch depressive User und Suizidgefährdete werden, wenn sie sich outen, aufgefangen. Keineswegs nur von den vielen Pfarrern und Psychologen, die hier im Netz aktiv sind.
Will einer im Netz aus Konkurrenzgründen einen oder mehrere andere unsozial aus dem Feld räumen?
Nirgendwo habe ich online schlimmere #Mobber und #Stalker als auf der Verkaufsplattform von #Amazon erlebt. Die Ursache dort war ein krankhaftes Konkurrenzgebaren unter den Rezensenten aber auch unter Autoren, die teilweise keine Probleme hatten, mit sehr unlauteren Mitteln sich Vorteile zu verschaffen, ganz so wie im nicht-virtuellen Leben, sei es im Beruf, in Vereinen oder in Familien. Im Netz wird ein solches Verhalten nur offensichtlicher.
Die egoistischen Charaktere, die zu unsozialem Verhalten neigen, bilden sich allerdings nicht erst online heraus.
In den sozialen Medien geht es jedoch nicht um Ränge, sondern, wenn überhaupt, um Meinungen, die ausgetauscht werden.
Natürlich kann man - wie im normalen Leben- auf einen Rechthaber (m/w) treffen, der einen Streit vom Zaun bricht, wenn er meint, das Gespräch nicht dominieren zu können. Wer klug ist, geht auf den Streithahn oder alternativ die Streithenne nicht ein, sondern bricht einen solchen Dialog charmant ab, ohne dass der Streitsüchtige (m/w) sein Gesicht verliert.
Merke: Wer sein Gesicht verliert, kann im Netz rasch zum Mobber mutieren. Deshalb auch Vorsicht mit Ironie.
Wer sich in den sozialen Netzwerken schon etwas länger aufhält, weiß wie er mit Trollen umzugehen hat und lernt das Gesetz der Anziehung zu begreifen.
Wir sind es, die die Algorithmen füttern und als Ergebnis nette oder weniger freundliche Zeitgenossen serviert bekommen, mit denen wir in Resonanz gehen oder es alternativ lassen können.
Die sozialen Medien zeigen uns Fehler in unserem Verhalten sehr rasch auf, lehren uns, wie man sich Feinde schafft, wie man Freund gewinnt, wie man ein geselliges Miteinander pflegt und was man tun muss, um in Isolation zu geraten.
Helga König
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