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Sonntag, 16. Juni 2019

Sonntagskolumne Helga König: 16.6.2019

Ich begreife nicht, dass es keine Gesetze gibt gegen solche Abscheuliche, Unedle!« (Leo Tolstoi, Anna Karenina)

Alle, deren Denken, Fühlen und Handeln humanistisch ausgerichtet ist, begreifen Verhaltensmuster, die dazu dienen, sich auf unlautere Art Vorteile zu verschaffen oder abgefeimte Boshaftigkeiten auszuleben als unedel und abscheulich. 

Unedle sind niemals aus tiefsten Herzen hilfsbereit und Abscheuliche weiden sich am Unglück anderer.

Mir sind in meinem bisherigen Leben immer mal wieder besonders egoistische und dazu noch sehr boshafte Personen begegnet, die ihr Umfeld in eine Hölle verwandelt haben. Solche Menschen  haben eine auffallende Gemeinsamkeit: Sie werden mit zunehmendem Alter immer häufiger aus Gemeinschaften ausgeschlossen, dadurch vereinsamen sie immer mehr, lernen daraus aber nichts und werden stattdessen immer unausstehlicher. 

Unedlen und Abscheulichen gelingt es nicht selten, sich ein Leben lang am Rande der Legalität zu bewegen, sodass sie für ihr Verhalten gerichtlich nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. 

Oft verhalten sich solche Menschen despotisch zu ihren Kindern oder vernachlässigen sie, weil ihr Eigeninteresse im Vordergrund steht. 

Boshafte Personen, die über andere gerne Lügen verbreiten, ihnen hinterhältig Schaden zufügen, sich ihr gesamtes Leben hindurch immer wieder neue Opfer suchen, bekommen im Alter fratzenhafte, hässliche Züge, auch unedler Hochmut entstellt im Laufe eines langen Lebens die Physionomie auf geradezu erschreckende Art. 

Vor ein paar Wochen sprach ich mit einer 95 jährigen Frau, die sich ihr gesamtes Leben karitativ betätigte und die mir vor vielen Jahren schon wegen ihres milden, liebevollen Lächelns aufgefallen war. Natürlich hat auch sie wie alle Menschen in diesem biblischen Alter Falten, dennoch verfügt sie nach wie vor  über eine  beeindruckende, wunderschöne, engelsgleiche Ausstrahlung. 

An Tagen, wo man auf sehr Unedle oder gar Abscheuliche trifft, ist es sinnvoll, sich solche  besonders liebevollen, uralten Menschen vor dem geistigen Auge zu vergegenwärtigen und sich bewusst zu machen, dass es nicht nur boshafte Egomanen auf dieser Welt gibt. 

Von Albert Schweitzer stammt das Zitat: "Mit 20 hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat, mit 40 das Gesicht, das ihm das Leben gegeben hat, und mit 60 das Gesicht, das er verdient." 

Seit ich im Alter von 20 Jahren Oscar Wildes Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" gelesen habe, habe ich Menschen und ihre Veränderungen im Gesicht im Laufe ihrer Lebensjahre mit größtem Interesse beobachtet und bin  mittlerweile zum gleichen Ergebnis wie Albert Schweitzer gelangt. 

Dieser Humanist artikuliert in seiner Sentenz ein essentielles #Lebensgesetz und beantwortet damit den Gedanken Leo Tolstois unmissverständlich: Doch, doch, es gibt ein Gesetz, dem sich keiner entziehen kann.  

Helga König

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