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Sonntag, 2. Juni 2019

Sonntagskolumne, Helga König, 2.6.2019

"Blumen sind das Lächeln der Erde" Ralph Waldo Emerson (1803 - 1882), amerikanischer Philosoph und Schriftsteller 

Jetzt im Frühling nimmt man allerorten dieses Lächeln wahr, wenn man aufmerksam den Blick auf die Natur lenkt. In einigen Gärten und auf Terrassen blüht es wie vor Jahrzehnten noch üppig, doch auf den Balkonen sieht man neuerdings seltener Blumenkästen, was möglicherweise der Fluktuation der berufstätigen Bewohner geschuldet ist. 

Mitunter blüht auch auf Gehwegen das ein oder andere Blümchen und an manchen Orten werden für die #Bienen im März bereits #Wildblumen gesät. Doch noch immer gibt es nicht wenige Ignoranten, die in ihren Gärten pflanzenundurchdringbare Planen auslegen und mit Kieselsteinen beschweren, weil ihnen gärtnerische Tätigkeiten zuwider sind und sie nicht wissen, was sie da eigentlich betreiben. 

 Foto: Stadtwurzel @stadtwurzel
Es fällt auf, dass immer weniger junge Menschen, wenn man sie spontan befragt, seltenere Blumen beim Namen kennen. Bei den Wiesen- und Feldblumen sind es zumeist der #Mohn, die #Margeriten und die #Kornblume, die ältere User posten und auf diese Weise noch ins Bewusstsein jüngerer Menschen rücken, doch #Wundklee und #Kartäusernelken findet man nicht gerade häufig als Post in den sozialen Netzwerken. Sie werden nicht beachtet, möglicherweise weil der Blick zumeist auf dem Smart- oder I-Phone haftet, wenn  ein Mensch auf der angeblichen Höhe seiner Zeit, sich zu Fuß außer Haus bewegt. 

Fragt man Leute, die an Samstagen auf dem Fußweg  vor ihren Häusern  oder Wohnungen kauern und von dort Pflanzen geradezu besessen entfernen oder diese abflämmen, ob sie wüssten, was sie da eigentlich zupften, erhält man entnervt die Antwort: UNKRAUT. 

Deutet man dann beispielsweise  schweigend auf das #Hirtentäschel, das gerade mit der Wurzel herausgerissen wurde und zeigt auf die herzförmigen Schötchen, schauen manche betreten auf die Erde, vielleicht ein Zeichen, dass sie das schlechte Gewissen plagt. 

Wertschätzung von Pflanzen und Blumen setzt voraus, dass man sie kennt und auch begreift, weshalb die Natur sie hervorgebracht hat. 

Britische Autoren legten bereits 2015 Beschwerde an der Oxford University Press ein, weil in diesem Verlag bei einer Überarbeitung des dortig herausgegeben Kinderwörterbuches Dutzende Wörter gestrichen wurden, die mit Natur und Landleben in Beziehung stehen, so etwa die "Butterblume", der "Klee" aber auch die "Brombeere" stattdessen wurden Wörter wie "Blog, "Chatroom" und "BlackBerry", das ist ein Mobiltelefon des gleichnamigen Herstellers, aufgenommen. 

Wie man bei Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer nachlesen kann, mangelt es heutzutage in der Literatur, auch in der Musik und im Kino an naturbezogenen Wörtern. Als Grund wird die Urbanisierung und Medialisierung genannt.*

Lobenswert sind Twitter-Accounts wie etwa der Schweizer Account "Stadtwurzel", eine Informationsplattform für '#Urban_Gardening" oder auf gut Deutsch, Gärtnern in der Stadt und mehr, dessen Posts man immer wieder verlinken sollte, weil sie Bewusstsein schaffen. 

Vielleicht wandert der Blick des ein oder anderen Smartphone-Users beim Gehen daraufhin doch auf #Blumen und  #Pflanzen und sei es auch nur, um sie abzulichten und zu posten. Die Entfremdung ist mit diesem Schritt jedenfalls durchbrochen und die Chance zur Kultivierung eines grünen Daumens gegeben. Eine solche Chance sollte sich keiner entgehen lassen.

Helga König

* Manfred Spitzer "Die Smartphone- Epidemie"

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