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Sonntag, 4. März 2018

Sonntagskolumne Helga König: 4.3.2018

"Die Gier ist das Muttertier vom Goldenen Kalb." © Manfred Hinrich (1926 - 2015).

Weshalb ich immer und immer wieder in meinen Tweets gegen die Gier  anschreibe? 

Weil dieses Verhalten, besonders in seiner Ausformung Habgier, Sensationsgier, Spielsucht, Nikotin-, Alkohol- aber auch Zuckersucht zu unsäglichem Leid weltweit führt. 

Allein zum Thema Gier gibt es nach dem Stand vom 4.3. 2018 32.600.000 Einträge. Gier zählt nach der buddhistischen Ethik neben Hass und Verblendung  übrigens zu den drei Geistesgiften.

Dabei sollte man festgehalten, dass die Habgier in Zeiten des Neoliberalismus alles andere als  geächtet wird. Niemals zuvor gab es so viele Fälle von Korruption und Mobbing wie in den letzten beiden Jahrzehnten. Dabei war das Wort "Mobbing"hierzulande vor 20 Jahren noch kaum einem bekannt. Mittlerweile findet Verdrängung mit brachialsten Mitteln aufgrund von Habgier allerorten statt, selbst in Familien und hier auch immer öfter. 

Helfen und Teilen sind zwischenzeitlich nur noch Verhaltensmuster jener Menschen, die eine unverbrüchliche, ethische Grundhaltung besitzen. Dass man solche Menschen verlacht oder als Spinner abtut und voller Zynismus abfällig als "Gutmenschen" bezeichnet, ist die mittlerweile  gängige  Methode von Egomanen, um besagte menschenfreundlichen  Verhaltensmuster in Misskredit zu bringen. 

Die Habsucht bezieht sich nicht nur auf Dinge. Trauer und Freude werden ebenfalls immer seltener geteilt. Dieses sonderbare Sich- Einverleiben-Wollen von allem in vielen Bereichen entwürdigt jedoch den Menschen, der weder edel, hilfreich und gut sein möchte, sondern sich primär fixiert auf immer mehr und mehr und mehr für sich. 

Der französische Ökonom Prof. Dr. Thomas Piketty gelangte aufgrund der Untersuchung empirischer Daten zu dem Ergebnis, dass in westlichen Staaten seit den 70er Jahren die soziale Ungleichheit zunimmt. Nicht die persönliche Leistung führe zu Reichtum, sondern Herkunft und Vermögen. In seinem Buch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" verbindet er seine vorangehenden historischen Forschungen zur Einkommens- und Vermögensverteilung mit einer Theorie des Kapitalismus. Er schreibt, dass nicht regulierter Kapitalismus unweigerlich zu steigender Vermögenskonzentration führe. Starke Vermögenskonzentration wiederum führe zu einer stagnierenden Wirtschaft und sei eine Bedrohung für die Demokratie.* 

Ungezügelte Gier geht zumeist mit Gleichgültigkeit im Hinblick auf das Wohl anderer einher, auch mit einer ablehnenden Geisteshaltung, so meine jahrelangen Beobachtungen, die sich mit buddhistischen Denkmustern  in diesem Fall decken.

Ignoranz und Ablehnung sind geradezu Bedingungen, um ungezügelte Gier, speziell die Habgier ausleben zu können. 

Die Sensationsgier sei eine Besessenheit der Moderne, schreibt WikiYoga**. Gaffer, die mit ihren Handys bei Unfällen Aufnahmen machen und Einsatzkräfte beim Helfen behindern, zeigen wie weit diese Gier gediehen ist, dokumentieren aber auch die Ignoranz den Hilfsbedürftigen gegenüber. 

1.210.000 Einträge bei Google zum Thema Spielsucht, Stand 4.3.2018 und 107.000 Einträge zum Thema Zuckersucht, 128.000 Einträge zum Thema Nikotinsucht und 391.000 Einträge zur Alkoholsucht am gleichen Tag zeigen, dass Gier ein mehr als ernst zu nehmendes Thema ist, dass sehr viel Leid dadurch bewirkt wird und diesem zwanghaften Verhalten, das letztlich allen schadet, nun endlich Einhalt geboten werden muss, möglichst durch Aufklärung. 

Die Ursache aller Gier sei ein Mangel, liest man immer wieder: ein Mangel an Liebe und  auch ein Mangel an Mitgefühl. Das sollte zu denken geben.  Das sollte uns alle dazu bewegen, Lösungen  zu finden, um dieses wirkliche  Menschheitsproblem rasch zu lösen und zwar gemeinsam.

Helga König

*Wikipedia: Thomas Piketty
** Wiki Yoga: Sensationsgier

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