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Sonntag, 31. August 2025

Sonntagskolumne Helga König, 31.8.25

"Seit 2005 wird Empathie an dänischen Schulen und Kindergärten unterrichtet. In unserem Nachbarland lernen die Kinder so soziale Kompetenzen wie Toleranz, Respekt, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt. Mit Erfolg: Dänemark ist neben Schweden und Finnland eines der europäischen Länder mit den niedrigsten Mobbingraten."

Diese Information konnte man vor über einem Jahr bereits der Tagesschau entnehmen. Nun kreist sie - etwas verkürzt- auf Facebook und regt die Leser hoffentlich zum Nachdenken an.

Der Mangel an Empathie ist m. E. nicht selten das Ergebnis einer Erziehung, in der "Abhärtung" und Egoismus im Elternhaus bereits eingeübt werden, weil man glaubt, das führe zu einem erfolgreichen Leben. 

Im Ergebnis finden dann die so gedrillten Menschen nicht nur keinen Zugang mehr zu anderen, sondern es mangelt ihnen auch an Selbstliebe, so meine Beobachtung. Diese – nicht zu verwechseln mit Narzissmus – ist notwendig, um andere wirklich zu verstehen, aber auch um Grenzen zu ziehen, wenn wir mit empathielosen Menschen konfrontiert oder gar von ihnen attackiert werden. 

Die NS-Erziehungsberaterin Johanna Haarer, deren Erziehungsvilbel noch in den 1960ern von jungen Müttern gelesen wurde, führte fast zwangsläufig und vor allem gewollt in die Empathielosigkeit. Aus diesem "Material" sind Gierhälse und Zeitgenossen gemacht, deren Hilfsbereitschaft, wenn überhaupt vorhanden, an der Haustür endet. Typischer Satz solcher Leute in Südhessen: "Mir gewe nix, mir wolle bloß ho".

Mobbing in der Familie, Schule, im Beruf oder sonst wo im realen Leben, aber auch Mobbing im Netz sind Ausdruck unserer Ellenbogengesellschaft, in der selbstsüchtige Mitglieder körperlich oder verbal nach anderen treten, wenn sie etwas haben oder sich behaupten wollen. 

Wir erleben auf der politischen Weltbühne, eine ganze Reihe dieser Rüpel, wissen, dass beispielsweise in Russland junge Soldaten zur emotionalen Kälte trainiert werden, um problemlos ihre Gegner abschlachten zu können und wissen nicht, wie wir all dem begegnen sollen, außer mit stillem Protest.

Wäre allerorten Empathie oberstes Lernziel, könnte "Heckler und Koch" mit seinen Bajonetten einpacken, gemeinsam mit der gesamten Rüstungsindustrie auf dieser Welt.

Helga König

Sonntag, 10. August 2025

Sonntagskolumne Helga König: 10.8.25


Der einzige Lichtblick heute in den Medien war die Dokumentation in "terra x- Giganten der Kunst" über den Maler Gustav Klimt. Seine traumhaft schönen Gemälde lassen für Minuten all die Kriegsgräuelbilder vergessen, die man in politischen Sendungen im Fernsehen oder als Posts in den sozialen Netzwerken entgegengebracht bekommt. 

Es gibt Tage, da lähmen mich diese Kriegsbilder so sehr, dass ich kaum eine Zeile schreiben oder lesen kann. Ich möchte dann nichts als Ruhe, wünsche mir andere Bilder im Kopf, doch ich sehe nur hungernde Menschen oder solche, die von Schmerz und Angst gezeichnet sind. 

 Ein Spaziergang in der Natur bringt mich immer seltener auf andere Gedanken. 

Seitdem das Wort "Kriegstüchtigkeit" durch die Medien geistert und der beliebteste Politiker in unserem Land derjenige ist, der dieses Unwort wiederbelebt hat, frage ich mich, ob die Ursache allen Übels die Trägheit des Herzens ist. 

Sie kam mit der Beliebigkeit, die die Fülle im Internet im Schlepptau hatte und setzt seither fast allen zu.

Street Art hat sich breit gemacht auf menschlichen Körpern. Sich verletzen zu wollen, bevor die herbeigewünschte Wehrtüchtigkeit jeden so fit gemacht hat, dass er andere punktgenau verletzen und das Wort Friede nur noch geröchelt werden kann, das scheint unser Zeitgeist zu sein. 

Was kann man ihm entgegensetzen? Mitmenschlichkeit? Hilfsbereitschaft?

Ich muss am Elsa Brandström denken.

Was hätte sie wohl zu dem unsäglichen Zeitgeist, der  uns heute peinigt, gesagt? 

Vielleicht: "Die größte Vergeudung unseres Lebens besteht in der Liebe, die nicht gegeben wird"? Dieser Satz stammt jedenfalls von ihr.

Helga König

Sonntag, 3. August 2025

Sonntagskolumne Helga König: 3.8.2025

Die Bilder des Leids und der Zerstörungen im Gazastreifen und in der Ukraine, die man tagtäglich in den Medien zur Kenntnis nehmen muss, machen deutlich wie recht Willy Brandt doch hatte, als er sagte: "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, Kriege abzuschaffen, nicht nur, sie zu begrenzen. Kein nationales Interesse lässt sich heute noch von der Gesamtverantwortung für den Frieden trennen."

Derzeit werden die Drohkulissen immer schlimmer und das Leid in den Kriegsgebieten nimmt kein Ende. Was uns bleibt, ist gegen die unsäglichen Massaker zu demonstrieren und nach Lösungen zu suchen. 

Frieden ist eine Sache des Herzens und der Vernunft zugleich. Der Mangel an beidem, ausgelöst durch Egomanie, hat zu dem Drama in diesem Jahrzehnt geführt.

Kein Leid, wie schlimm es auch sein mag, rechtfertigt Hassattacken, deren Opfer nicht selten Kinder sind. Was notwendig ist, sind besonnene Politiker, die sich nicht provozieren lassen, Politiker die im Geist des Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt agieren. 

UNICEF Deutschland fordert im Hinblick auf Gaza: 
-eine Waffenruhe 
-die Öffnung aller Grenzübergänge 
-den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe 
-den Schutz der Kinder 
-und die Freilassung aller Geiseln 

Diesen Forderungen sollten sich alle Länder ohne Wenn und Aber anschließen, das gebietet die Mitmenschlichkeit. 

Ich bitte alle darum, dem Link zu folgen, der zu einem Artikel der ZEIT führt und diesen zu lesen, um sich darüber klar zu werden, dass es notwendig ist, hier Stellung zu beziehen: 


Keiner stellt sich gegen den friedliebenden Teil der Bevölkerung Israels, der einfordert, mit diesen menschenverachtenden Maßnahmen aufzuhören, wohl aber gegen jene Politiker, die dies zu verantworten haben. 

Gaza kann nicht befriedet werden, solange solche Maßnahmen kein Ende finden. Sie entfachen nur weiteren Hass. 

Der Krieg in der Ukraine wurde trotz der vielen Waffenlieferungen nicht beendet, sondern die Gewaltspirale hat sich weiter gedreht. Ein Ende ist nicht abzusehen.

"Kein nationales Interesse lässt sich heute noch von der Gesamtverantwortung für den Frieden trennen." Dieser Satz Willy Brandts gilt heute mehr denn je und sollte zur Maxime des politischen Handelns auch in Zeiten des Herrn Merz in Deutschland werden, aber nicht nur hier, sondern  sie  sollte in allen Ländern  gelten.

Helga König.

Sonntag, 27. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 27.7.25

Kürzlich wurden quasi direkt vor meiner Haustür in Riedstadt-Wolfskehlen mehr als ein Dutzend alter Bäume gefällt, weil ein Gebäude, das der Kirche gehört,- der evangelische Kindergarten-, mit großer Hilfe von Steuergeldern vergrößert wurde. Man hätte das Projekt architektonisch gewiss naturfreundlicher gestalten können, stattdessen wurde der Schwerpunkt auf Volumen gelegt, getreu nach dem Motto "größer, breiter, aufmerksamkeitserheischender." Man kennt das von dicken Autos etc. und sollte wissen, dass diese Ideale in Zeiten der Verschlankung (hoffentlich auch der Bürokratie!)vorgestrig sind. 

Für neue Bäume ist nun auf besagtem Grundstück kein Platz mehr, obschon dieses Blattwerk doch wichtig ist, wie wir spätestens durch die Begründung für die Bepflanzungen in der Oppenheimer- und der Heinrich-Heine-Straße in Riedstadt-Wolfskehlen gelernt haben. Bäume und Pflanzen helfen dabei, an heißen Tagen die Temperaturen herunter zu kühlen. Was für die beiden Straßen, über die ich in meiner vorletzten Kolumne schrieb, gilt, gilt natürlich nicht nur dort. Abholzen ist demnach ein Frevel. Das sagt uns die Logik. Logik ist leider nicht jedermanns Sache! 

Die angedachte Abholzung der Platanen auf dem alten Marktplatz in Riedstadt-Wolfskehlen (auch darüber schrieb ich in einer meiner letzten Kolumnen) scheint mittlerweile offensichtlich kein Thema mehr zu sein. Hoffentlich! 

Jetzt geht es um 10 Bäume, die ein oder mehrere Unbekannte in der Gemarkung von Riedstadt-Goddelau angebohrt und mit dem Herbizid "Glyphosat"  vergiftet haben. Unter diesen stattlichen Bäumen befindet sich die rund 200 Jahre alte, 23 Meter hohe "Karl-Spengler-Eiche", die auf der "Fürstenwiese" genügend Platz hatte, sich prachtvoll auszudehnen. 

Ob der schwer gelitten habende Baum durch Bewässerung gerettet werden kann, bleibt zu hoffen, denn die böse Tat scheint bereits im Mai dieses Jahres begangen worden zu sein. Sie wurde damals von der hiesigen Fachgruppe Umwelt zwar gesehen, jedoch im Hinblick auf die Ursache fehlinterpretiert. Das kann, sollte aber nicht passieren! 

Dass ein "Baumhasser" am Werk war, ist ebenso absurd wie die Vermutung, dass Umweltaktivisten, die auf die Schäden durch Glyphosat aufmerksam machen wollten, sich an den Bäumen versündigt haben. Auch eine Nachahmungstat überzeugt als Motiv nicht wirklich. 

Mich selbst treibt die Frage um: Könnte das Gebiet, wo die vergifteten Bäume stehen, in Zukunft Bauerwartungsland werden und falls ja, wären dann diese Bäume und wenn ja welche im Speziellen störend? 

Als ich las, was in Riedstadt-Goddelau geschehen ist, dachte ich sofort an das Chanson der vor langer Zeit verstorbenen Sängerin Alexandra und an das Motiv für den Tod ihres Freundes, dem Baum. Anbei der Link zum Song:  "Mein Freund der Baum".

Die "Karl-Spengler-Eiche", auf der "Fürstenwiese", spendete bereits Menschen zu Lebzeiten von Goethe und Büchner Schatten. Das sollte jedem bewusst sein. Es würde mich nicht wundern, wenn das Motiv dieses Kulturbanausen merkantilen Interessen geschuldet ist. Deshalb dürfen an dem Ort der Tat, niemals Baugenehmigungen erteilt werden, auch in 100 Jahren nicht!

Bleibt zu hoffen, dass der Fall geklärt wird. 

Helga König

Sonntag, 20. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König: 20. Juli 2025

Heute vor 81 Jahren verübte der Berufsoffizier Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf den Kriegsverbrecher und Massenmörder Adolf Hitler. Das Attentat misslang bekanntermaßen. Von Stauffenberg wurde noch am gleichen Tag hingerichtet. Seine Vertrauten Albrecht Mertz von Quirnheim, Friedrich Olbricht und Werner von Haeften wurden tags darauf standrechtlich erschossen. Ihnen folgte der Kreis um den totgeweihten Attentäter. Merksatz: Despoten dulden keinen Widerstand!

Stauffenberg gilt als Widerstandkämpfer, war aber alles andere als ein Pazifist. Als Mitglied der Wehrmacht nahm er u.a. an dem Überfall von Polen und Russland teil, gehörte also offensichtlich  zunächst zu denen, die sich an den Fleischtöpfen dieser Länder gütlich tun wollten. 

Wie man bei Wikipedia nachlesen kann, schreibt er an seine Frau in einem Frontbrief aus Polen: "Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu brauchen, arbeitsam, willig und genügsam." * 

Im Laufe der Kriegsjahre erkannte der Berufssoldat und seine adeligen Freunde des Widerstandkreises offenbar, dass der Krieg nicht zu gewinnen war. Hitler und Co. brachten nur noch Schaden und keinerlei Nutzen mehr. Sich seiner zu entledigen, hätte bedeutet, dass unzählige Menschenleben hätten gerettet, dass vermutlich der unsinnige Krieg hätte beendet werden können. Dies war ja auch Hauptziel des Widerstandskreises: die Beseitigung Hitlers und des NS-Regimes, um den Krieg zu beenden und eine politische Neuordnung Deutschlands zu ermöglichen. 

Vielleicht hätte sich in der Bevölkerung durch die gelungenen Tat der Widerstand gegen die unzähligen Nazischergen wirklich maßgeblich verstärkt. Allerdings: Die Ideologie war bei der Mehrheit nach wie vor in den Köpfen. Vielleicht war die totale Niederlage mit der Zerstörung der Städte Deutschlands letztlich doch notwendig, damit ein Erkenntnisprozess einsetzt und man begreifen lernte, dass "Deutschland über alles" kein akzeptabler Denkansatz war. 

Für mich als humanistisch denkender Mensch ist dies allerdings keine hinnehmbare Schlussfolgerung! 

Geblieben ist der Gedanke, dass ein Unrechtsregime im Grunde nur schwer durch inneren Widerstand von einzelnen Gruppen beseitigt werden kann. Soziopaten wie Hitler oder Putin beweisen dies und provozieren den Tod von Millionen durch ein perfides Kontrollsystem, das sie geradezu unverwundbar macht. Dieses System zu durchbrechen, heißt die "Achillesferse" zu finden. Möglicherweise hilft zukünftig KI dabei. Nur so kann man solchen dissozialen Machtmenschen den Garaus machen. Heutzutage heißt der Garaus übrigens: Den Haag.

Das Volk in einem Terrorregime davon zu überzeugen, dass sie einem Rattenfänger hinterhergelaufen sind, ist eine Arbeit für Menschen mit Herkulesformat. 

Deshalb bleibt der Satz "Wehret den Anfängen!" noch immer gültig. 

Mit einem Wort: Geschäfte mit Massenmördern sind Tabu. 

Helga König

Sonntag, 13. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 13.7.25

"Schilda", alias Riedstadt-Wolfskehlen, hat jetzt auch eine Schlossallee und demnächst eine Parkstraße. Monopoly lässt grüßen! 

Dieser Tage las ich mit großer Neugierde einen Artikel der Hofberichterstatterin des Stadtoberhauptes von "Schilda" über das vom Bund geförderte Klimaprojekt mit dem schönen Projektnamen "Aus Grau wird Grün". 

Ein in die Irre führendes Foto, das dem Bericht beigefügt ist, veranlasste mich, mir noch am Freitagabend die wundersame Mutation der Heinrich-Heine-Straße zur Schlossallee selbst vor Augen zu führen.

Die neue Pflasterung
Als Befürworterin von Bienenweiden- ich habe meinen Garten aus gutem Grund vor 4 Jahren eigenhändig zu einer solchen Oase umgestaltet-, wollte ich natürlich sehen, was die Versiegelungsspezialistin von "Schilda" sich haben einfallen lassen, um ihren vielen Bausünden zu konterkarieren, nicht zuletzt, weil vor Kurzem noch 20 schattenspendende, alte Bäume - direkt vor meiner Haustür- einem Bauprojekt, das man architektonisch klüger, sprich Grünflächen erhaltender, hätte gestalten können, abgeholzt worden sind. 

Die Gesamtkosten für das neue "Schilda-Projekt" belaufen sich auf  € 1,325 Millionen, erfuhr ich in besagtem Bericht vom Freitag und begann mich zu wundern, denn der Preis für den Samen von einem Kilo Bienenwiese beträgt derzeit € 21.95. Mit 100 KG dieses Insekten erhaltenden Samens hätte man so manchen Golfrasen in der Heinrich-Heine-Straße gleich noch mit transformieren können. 

Merke: Die Transformation von "Grau zu Grün" macht natürlich Sinn, wenn man sie wirklich begriffen hat! Nicht aber dann, wenn man den ökologischen Plan des Bundes durch Betonstein-Pflasterung und durch Versiegelungsorgien in der gesamten City unterläuft. 

Die neuen Pflanzenbeete, die für viel Geld entstehen sollen, damit sie die Temperaturen des Asphalts in der Prachtstraße nachts bis zu 15 Grad senken und natürlich auch Bienen und Co am Leben erhalten werden, müssen durch die nicht wirklich hippen Betonsteine selbstverständlich Turboleistungen erbringen. Man darf bei Messungen gespannt sein! 

Ein Pflanzenbeet für Riedstadtgrün.
Gartenbesitzer, die für das Klima und die Tierwelt durch Entsiegelung ihrer Flächen und mit Begrünung durch Blumenwiesen und schattenspendende Bäume sinnstiftend handeln, haben in "Schilda" in diesem Jahr schon 3 Grundsteuererhöhungen hinnehmen müssen, damit weitere Beton- und Asphaltwüsten entstehen können. 

Die versiegelte Großfläche vor dem Rathaus spricht Bände, was die wahre Geisteshaltung der Polit-Betonfreunde, nicht zu verwechseln mit Betonköpfen, anbelangt. 

Wenn man wirklich etwas für das Klima in "Schilda" tun möchte, dürfen keine Gärten in dieser Stadt mehr zugebaut, muss Begrünung mit bienenfreundlichem Pflanzen für alle Gärten Pflichtprogramm werden. Solche Projekte verdienen dann natürlich die Förderung durch die Stadt. 

Solange zur vermeintlichen Sauberkeit und Ordnung gedrillte Blockwarte (Fossilien aus der NS-Zeit ?) in "Schilda" beim hiesigen Ordnungsamt Gehör finden, wenn er darum geht, den Nachbarn anzuschwärzen, weil ein paar Wiesenblumen am Gehweg blühen, hat die Obrigkeit nichts kapiert, sind die Pflanzbecken in der Schlossallee leider nur eine superteure Augenwischerei. 

Biologie? Setzen!  Sorry, noch immer Sechs!

Helga König

Samstag, 5. Juli 2025

Sonntagskolumne Helga König, 6.7.25

Der Tag des Kusses wird heute am 6.Juli 2025 weltweit begangen. Den schönen Beitrag, den ich gestern in einer lokalen Zeitung zu diesem Thema las, möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht verkürzt wiedergeben, sondern stattdessen über eigene Eindrücke und Erfahrungen zum Thema Kuss kurz berichten.

Gehätschelt und geknutscht zu werden, erlebte ich als Kleinkind durch meine böhmische Großmutter, nicht aber durch meine preußische Mutter, deren Zuneigung Verlässlichkeit hieß. Sich blind in die Arme der Mutter fallen lassen zu können, schenkt einem Kind Sicherheit, die ein Leben lang hält. Ein Kuss wird leicht vergessen und berührt nur dann über die Zeiten hinweg, wenn tiefe Zuneigung im Spiel war. 

In meiner Generation war es eher unüblich seine Freunde, Cousins, Freundinnen und Cousinen im Kindesalter abzubusseln, wenn ein Geburtstag anstand, was ich allerdings nie als Mangel empfand. Man wusste auch so wie innig man zueinander stand oder auch nicht. 

So vergingen Jahre bis zum ersten oberflächlichen erotischen Kuss, der mehr der Neugierde als einer Verliebtheit geschuldet war. Er ist lange vergessen, wohl aber nicht der erste  Kuss der ersten große Liebe und die damit verbundene Sehnsucht, weil  Nähe selten möglich war.  

Küssen wurde später zum Credo meiner Generation und so erschloss sich auch mir als Teenager ein Teil der Welt in gewisser Weise durch das Küssen, das man nicht als Vorspiel zum Beischlaf begriff, sondern als schöne Begleiterscheinung beim Tanzen zu entsprechender Musik. Küssen war das Tüpfelchen auf dem I. 

Man war begeistert von Postern wie "Der Kuss" von Peter Behrens, ein Bild, das ich in meinem Teenagerzimmer neben einem Poster von Che Guevara platziert hatte. 

"Love-and-Peace" war die Geisteshaltung, der auch ich mich verpflichtet fühlte und so bedauerte ich es natürlich, dass man Klimts "Kuss für die ganze Welt", ein Detail von dessen Beethoven-Fries, nicht als Poster erwerben konnte. 

Der folgenlose Kuss, der arglose Verspieltheit implizierte, ist mit der Geisterhaltung von "Love und Peace" leider untergegangen. Der Kuss ist zwar noch nicht zu Grabe getragen worden, aber er kennt offensichtlich die Leichtigkeit des Seins nicht mehr. Das ist bedauerlich.

Helga König

Sonntag, 15. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König,15.6.2025

Fast alle reden vom Klimawandel, nur einige wollen ihn nicht wahrhaben, weil er ihren Eigeninteressen zuwider läuft und so schwadronieren sie entgegen sämtlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen von Normalität. 

Wie reagiert die Mode auf die Veränderung des Klimas, wie auf Hitze und Kälte? Beispielsweise mit Accessoires, die seit über 100 Jahren nicht mehr üblich sind. 

Das Wort "Pulswärmer" sorgte noch vor geraumer Zeit in Boutiquen für irritiertes Kopfschütteln. Mit diesem Begriff konnte noch nicht mal eine strickende oder häkelnde Großmutter wirklich etwas anfangen. Zwischenzeitlich entdeckt man Pulswärmer neben gestrickten Handschuhen nicht nur in "Dritte-Welt-Läden". Dieser Hype steht erst am Beginn. 

"Fächer" gab es bis vor kurzem, wenn überhaupt, nur noch Karnevalshochburgen als Accessoire zu einem "Madame-de-Pompadour-Kostüm". Gut, Karl Lagerfeld zeigte sich oft mit einem puritanisch anmutenden Fächer. Es war wohl seine Art, sich zeitlos zu präsentieren. Vielleicht sah er aber auch als Vielleser das, was uns noch bevorsteht, avantgardistisch voraus. 

Keiner Frau wäre es bislang in den Sinn gekommen, sich öffentlich auf diese Weise Luft zuzufächeln. Wer wollte schon als affektiert gelten? Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Betrachtung der Gegenstände. 

In dieser Saison kann man Fächer sogar im Drogeriemarkt erwerben und auf Feierlichkeiten werden sie, wie gestern gerade erlebt, neben einem Glas Sekt oder Orangensaft den Gästen beim Empfang angeboten. 

Dies zeugt von Aufmerksamkeit den Gästen gegenüber, beweist Sinn für das Notwendige, sofern man seinen Gästen an heißen Tagen Gutes tun möchte. 

Klimaanlagen sind von Gestern seit den hohen Strompreisen! Jetzt eignen sich Fächer auch im Haus, wenn die Luft an schwülheißen Tagen gewissermaßen steht. 

Geübt werden muss noch die Handhabung. Kein abgespreizter Finger…! Wir leben nicht mehr im Rokoko-Zeitalter! Oder handelt es sich gar um eine Art "Revival"? 

Zerbricht gerade unsere Weltordnung? Bleibt uns am Ende nichts anderes mehr übrig als uns Luft zuzufächeln, weil bei allem, was wir die Woche in den Nachrichten präsentiert bekommen, uns ununterbrochen die Luft wegbleibt? 

 Helga König

Montag, 9. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König, 8.6.2025

"Muss denn nicht jeder bittere Erfahrungen in der Welt machen, um die Welt kennen zu lernen?" Jakob Michael Reinhold Lenz
(1751 - 1792).

Diesem Zitat des Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz wird wohl jeder beipflichten, der schon einige Jahrzehnte auf dieser Welt lebt und mit den Abgründen von Mitmenschen in Berührung gekommen ist.

Über Abgründe nur zu lesen, genügt leider nicht, um sich zu wappnen. 

Täuschung und Enttäuschung sind jene Erfahrungen, die uns sensibilisieren für Verhaltensmuster unserer Mitmenschen, die wir vielleicht zuvor arglos übersehen haben und die unter Umständen zu großem seelischen Kummer oder materiellem oder gesellschaftlichem Schaden führten. 

Konnte Lenz von Anfang seiner Beziehung zu Goethe, sprich in Strasbourg, bereits erkennen, dass der Dichterfürst es nicht ertrug,- später in Weimar als Apoll der Stadt-, Götter neben sich zu dulden? 

Die Eitelkeit versteckt sich in sehr intelligenten Menschen geschickt, doch Gnade, wenn man diese Eitelkeit - nicht schmeichelnd - versehentlich berührt, dann lernt man Facetten der Persönlichkeit eines Menschen kennen, von denen man wünschte, sie wären im Verborgenen geblieben. 

Wir leben im Zeitalter den Narzissmus, sind hinsichtlich dieses Phänomens aufgeklärter als noch vor zehn Jahren. Wir erleben Trump, Musk, Putin etc. etc., wundern uns, dass ihnen ihr extrem selbstverliebtes Verhalten nicht peinlich ist, wissen zwischenzeitlich aber auch wie brandgefährlich deren Eitelkeit ist. Was tun? Den Kotau machen?

Was tun, wenn in unserem persönlichen Dunstkreis Eitle hofiert werden wollen? Was wenn wir einfach NEIN sagen und den Schaden, der uns dann blüht, als Preis für unsere Unabhängigkeit akzeptieren?

Alles, was eitel blendet, erkennt man rasch als problematisch und geht erst mal auf Distanz. Kompliziert wird es, wenn ein Gegenüber- nicht überheblich - unser Vertrauen erschleicht, um uns dann in geballter Hochmut extrem zu schaden. 

Hat man dies schon einmal erlebt und nur mit größten Schwierigkeiten den Schaden überwunden, bleibt eine Narbe, die sich letztlich als Geschenk erweist, im Hinblick auf Erkenntnis. Dieser kostbare Schatz hat seinen Preis. Immer. Man muss auf Manches verzichten, um ihn zu erwerben.

Helga König

Montag, 2. Juni 2025

Sonntagskolumne Helga König, 1.6.2025

Alltagsorte des sozialen Zusammenhalts- auch in der freien Natur- zu gestalten, ist nicht erst seit heute ein Anliegen von nachdenklichen Menschen, die wissen, wie wichtig Begegnung für uns alle ist. 

Wer sich schon mal im Süden Europas aufgehalten hat, hat dort gewiss die kleinen Stadtplätze mit Platanen bewundert, wo Menschen konzentriert Boule spielen oder auf den von der Stadt oder Privatleuten aufgestellten Bänken, mehr noch an Tischen in Straßencafés vergnügt miteinander plaudern, vielleicht auch engagiert diskutieren. Was begeistert, ist die Atmosphäre, vor allem das pulsierende Leben. Das ist die Kultur eines kommunikativen Miteinanders, wie sie hier nur im Badischen oder im Saarland, also in Gebieten, die an Frankreich grenzen, in ähnlicher Form zu finden ist. 

Beim Googeln entdecke ich u.a. den Marktplatz in Kehl an einem heißen Sommertag, beschattet von Platanen, bestaune die 1000 Jahre alte Platane auf dem Agia Paraskevi Platz in Tsagarada, Griechenland, verliebe mich in einen kleinen Stadtplatz mit Platanen in Aix-en-Provence und denke etwas wehmütig an den schönen Boulesplatz unter den Platanen vor dem Café de la Place in St. Paul de Vence. 

Eine Gemeinde, die Platanen besitzt, sollte pfleglich mit ihnen umgehen, denn die "Platane des Hippokrates" auf der griechischen Insel Kos ist mit geschätzten 2000-2500 Jahren der älteste Baum Europas. Sie gilt als Baum der Weisheit und zählt zu den heiligen Bäumen, die einst im Mittelmeerraum verehrt wurden.

Platanen haben also eine lange Zukunft, sofern man Ignoranten von ihnen fernhält. Diese Bäume können zu Naturdenkmälern werden. 

Ich habe heute einige Platanen hier vor Ort abgelichtet, nachdem ich sie erneut lange bestaunt hatte. Es handelt sich um "ahornblättrige Platanen", die auf dem alten, verwaisten Marktplatz prachtvoll gedeihen. Würde man diesen Platz wiederbeleben,  würde er gewiss viele Menschen erfreuen. 

Ein solcher Platz darf nicht bebaut und versiegelt werden, denn er spendet Schatten an heißen Tagen, ist Nistplatz für Vögel, schützt die umliegenden Häuser davor, dass ihre Keller bei Starkregen volllaufen, ist Begegnungsort, dient der Sauerstoffzufuhr und verhindert Platzangst bei den Anwohnern. 

Den kleinen Platanenhain zu schützen, ist also eine Notwendigkeit aus vielen Gründen, ihn zu verschönern eine Aufgabe an der sich alle Bürger beteiligen sollten. 

Ein Vorlesenachmittag für Kinder an warmen Tagen, auch ein Telefonhäuschen für Bücher, die man ausleihen kann, würden bereits verdeutlichen, worum es geht: Um die Erhaltung von Kultur, die nur durch sinnstiftende Begegnung entsteht.

Schluss mit der Versiegelung und Zerstörung unserer Erde, die nur noch von Vorgestrigen gewollt sein kann! 

Ganz zum Ende noch ein Zitat, dass ich zum Thema Platanen gefunden habe:   

"Platanen sind die Gelehrten der Natur, die die Weisheit der Jahrhunderte in ihren Zirbeln tragen." (Autor unbekannt).

Helga König