"Seit 2005 wird Empathie an dänischen Schulen und Kindergärten unterrichtet. In unserem Nachbarland lernen die Kinder so soziale Kompetenzen wie Toleranz, Respekt, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt. Mit Erfolg: Dänemark ist neben Schweden und Finnland eines der europäischen Länder mit den niedrigsten Mobbingraten."
Diese Information konnte man vor über einem Jahr bereits der Tagesschau entnehmen. Nun kreist sie - etwas verkürzt- auf Facebook und regt die Leser hoffentlich zum Nachdenken an.
Der Mangel an Empathie ist m. E. nicht selten das Ergebnis einer Erziehung, in der "Abhärtung" und Egoismus im Elternhaus bereits eingeübt werden, weil man glaubt, das führe zu einem erfolgreichen Leben.
Im Ergebnis finden dann die so gedrillten Menschen nicht nur keinen Zugang mehr zu anderen, sondern es mangelt ihnen auch an Selbstliebe, so meine Beobachtung. Diese – nicht zu verwechseln mit Narzissmus – ist notwendig, um andere wirklich zu verstehen, aber auch um Grenzen zu ziehen, wenn wir mit empathielosen Menschen konfrontiert oder gar von ihnen attackiert werden.
Die NS-Erziehungsberaterin Johanna Haarer, deren Erziehungsvilbel noch in den 1960ern von jungen Müttern gelesen wurde, führte fast zwangsläufig und vor allem gewollt in die Empathielosigkeit. Aus diesem "Material" sind Gierhälse und Zeitgenossen gemacht, deren Hilfsbereitschaft, wenn überhaupt vorhanden, an der Haustür endet. Typischer Satz solcher Leute in Südhessen: "Mir gewe nix, mir wolle bloß ho".
Mobbing in der Familie, Schule, im Beruf oder sonst wo im realen Leben, aber auch Mobbing im Netz sind Ausdruck unserer Ellenbogengesellschaft, in der selbstsüchtige Mitglieder körperlich oder verbal nach anderen treten, wenn sie etwas haben oder sich behaupten wollen.
Wir erleben auf der politischen Weltbühne, eine ganze Reihe dieser Rüpel, wissen, dass beispielsweise in Russland junge Soldaten zur emotionalen Kälte trainiert werden, um problemlos ihre Gegner abschlachten zu können und wissen nicht, wie wir all dem begegnen sollen, außer mit stillem Protest.
Wäre allerorten Empathie oberstes Lernziel, könnte "Heckler und Koch" mit seinen Bajonetten einpacken, gemeinsam mit der gesamten Rüstungsindustrie auf dieser Welt.
Helga König