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Donnerstag, 30. Mai 2024

Kolumne Helga König, 30.Mai 2024


Seit gestern kreisen meine Gedanken um den Begriff  "Kaufrausch". Was sind die Ursachen? Was macht der Zwang, wenn es denn einer ist, immer mehr von etwas haben zu wollen, mit einem davon betroffenen Menschen? Kann er körperlich krank machen? 

In diese Thematik werde ich mich in den kommenden Wochen einlesen und dazu auch schreiben. Weshalb?

Ein alter Bekannter aus Schülerzeiten bat mich dieser Tage, mit ihm ein Haus aufzusuchen, das die kürzlich verstorbene Eigentümerin einer gemeinnützigen Stiftung vermacht hatte. Bevor das Haus verkauft werden und der Erlös in die Stiftung einfließen kann, muss es erst mal entrümpelt werden. Im Haus lagern geschätzte 10 000 Bücher. 

Der Schulfreund fragte mich, wie ich die Chance des Weiterverkaufs dieser Bücher einschätzte, dessen Erlös ebenfall der Stiftung zufließen soll.

Es handelt sich um Liebesromane und seichte, erotische Frauenromane, viele noch in Klarsichtfolie verpackt, also ungelesen, nicht wenige gebundene Bücher sind dabei, teilweise von namhaften Verlagen wie Krüger.

Neben den vielen neuwertigen Büchern, deren Inhalt ich an dieser Stelle nicht werten möchte, hat die Verstorbene noch eine Menge anderer Dinge im Haus angehäuft. Paletten von Toilettenpapier, Taschentücher, Kaffee, Tee, Hunderte von Fruchtsäften, Wasserflaschen, Wein und harte Spirituosen, obschon sie solche Getränke nicht konsumierte. Corona-Hamsterkäufe vermute ich mal…

Ach ja, nicht zu vergessen, nicht wenige handgemachte Schuhe, niemals getragen...! Wollte sie weglaufen vor all dem, was sie angehäuft hatte? Hat sie sich nicht getraut? 

Raum für Raum stand voll mit irgendwelchen unbenutzten Dingen. 

Das eigentlich geräumige, 2-stöckige Haus mit ausgebautem Speicher wirkte geradezu lichtlos und eng, so eng, dass ich glaubte, nicht mehr atmen zu können. Nicht zu vergessen, die Nippes-Figuren und in Brauntönen gehaltenen, vielen Landschaftsbilder an den Wänden… 

Über Geschmack sollte man sich nicht streiten, heißt es und genau daran halte ich mich. Ich staune stattdessen, noch immer!

Verschuldet hatte die Frau sich trotz der Kaufräusche nicht, wie man mir versicherte. Offenbar war der monatliche Geldzufluss ausreichend, um sich pausenlos mit Überflüssigen zu belohnen. 

Ob es Internetkäufe waren, weiß ich bislang noch nicht. Vermute es aber.

Die Frau starb übrigens an Unterleibskrebs im Alter von 65 Jahren. Ihre vielen Liebesromane konnten ihre Sehnsucht nach Liebe offenbar nicht stillen, sondern steigerten diese stattdessen. Ihre Sehnsucht war durch die unaufhörliche Lektüre offensichtlich nicht auflösbar. 

Hat genau diese Erkenntnis sie innerlich zerstört? 

Mehr zu dem Thema demnächst.

Helga König

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