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Samstag, 22. Februar 2020

Sonntagskolumne Helga König, 23.2.2020

Die ARD-Mediathek zeigt seit 2 Tagen eine Dokumentation zum Fall Julian #Assange. Dort wird verdeutlicht, was die Medien diesem Mann zu verdanken haben, denn viele haben sich in ihrer Berichterstattung der Informationsplattform WikiLeaks bedient, deren Gründer #Assange ist. 

Wie man erfährt, wurden auf dieser Plattform u.a. Korruptionsangelegenheiten im Finanzwesen, auch Umweltskandale und Kriegsverbrechen anhand von Originaldokumenten veröffentlicht, dabei wurden die Informanten grundsätzlich niemals genannt. Aus der Sicherheit  heraus,  dort  wirklich geschützt zu sein, haben Wistleblower offenbar überhaupt den Mut gefunden, über kriminelle Handlungen von Unternehmen oder gar Staaten zu sprechen.

Dass sich #Assange mit seiner Plattform viele Feinde aber auch Neider geschaffen hat, steht außer Frage. 

Als auf WikiLeaks im April 2010 Berichte und Videos von Kriegsverbrechen seitens amerikanischer Soldaten in Afghanistan veröffentlicht wurden, die der IT- Spezialist und Angehörige der US-Streitkräfte Bradley Edward Manning der Plattform zugespielt hatte, gelangte Julian Assange in den Fokus der US-Justiz. 

Wie ARD berichtet,  fragte Hillary Clinton, die damals Außenministerin der USA war,  ob man Julian Assange mittels einer Drohne nicht aus dem Spiel nehmen könne? Eine solche Aussage ist menschenverachtend und nicht nur für eine Politikerin ungeheuerlich, die Jahre danach sogar Präsidentin der USA werden wollte. Was wäre von dieser Politikerin als später möglicherweise gewählte Präsidentin der USA in Sachen Wahrung Allgemeiner Menschenrechte zu erwarten gewesen? 

Wenn #Assange diese Äußerung bekannt gewesen ist, dürfte es ihm bei der Veröffentlichung von gehackten Mails, die sie schrieb, weniger darum gegangen sein, Trump zu einem Sieg zu verhelfen, als eine Person zu verhindern, die daran denkt, mittels Drohnen Journalisten mundtot zu machen.

Irritiert haben mich die Berichte im Hinblick auf die beiden Frauen, die Julian Assange übel mitgespielt haben. Bei der ersten Frau hat Assange in Schweden 6 Tage gewohnt und am ersten Tag im Einvernehmen mit ihr beigeschlafen. Beim Koitus soll das Präservativ gerissen sein. Ihm Tage danach zu unterstellen, er habe es bewusst zerrissen, ist schon sehr seltsam. Weshalb hat sie ihn nicht am Tag nach der Beischlafsnacht aus ihrer Wohnung verwiesen?

Eine zweite Frau, mit der  Julian Assange  anschließend auch beigeschlafen habe, sei mit der ersten zu Polizei gegangen, weil beide einen HIV-Test von Assange haben wollten. Stellt sich die Frage, weshalb die Frauen überhaupt mit ihm beigeschlafen haben, wenn sie  bezüglich HIV so verunsichert waren, aber auch, woher die beiden Frauen sich kannten? Und weiter stellt sich die Frage, weshalb ein einvernehmlicher Beischlaf seitens der schwedischen Behörden zunächst als Vergewaltigung eingestuft wurde? Fest steht, dass durch diese Geschichte der Ruf Assange Schaden genommen hat. Ein Schelm, der annimmt, dies sei der Zweck der Übung gewesen...

Seitens von Journalisten aber auch Politikern liest und hört man seit Wochen immer wieder Diffamierungen, wie: Julian Assange sei unsympathisch, er sei ein Egoist, ein Narzisst oder ein armes Schwein, ohne dies zu begründen. Dies sind Totschlags- Argumente, weil die Faktenlage für ihn spricht und man keine stichhaltigen Argumente gegen ihn anführen kann. Bei allem sagen diese Diffamierungen in erster Linie viel über die Verleumder aus. 

Ein Richter in den USA hat, wie man dem Bericht in der ARD entnehmen kann, Assange als Narzissten bezeichnet, der nur an sich denke und alle plappern es seither nach. Gemeint war mit "an sich denken" offenbar, die Veröffentlichung aller Kriegsverbrechen auf WikiLeaks ohne den Imageschaden der USA im Auge zu haben. Ein solches Verhalten hat nichts mit Narzissmus zu tun. Hier wurde der Begriff eindeutig falsch verwendet. Der korrekte Begriff wäre Aufklärer gewesen, der nur an das Wohl aller denkt.

Julian Assange zu unterstellen, er habe aufgrund des Satzes "Neugierige Augen kriegen nie genug" Manning zum Geheimnisverrat angestiftet, ist nun wirklich an den Haaren herbeigezogen und insofern unredlich. Dieser Satz ist eine Binsenweisheit, die sich allemal zum Twittern eignet, wenn man viele Likes einsammeln möchte. 

Julian Assange wird seit Monaten gefoltert,  wie seitens  eines Ärzteteams nachgewiesen wurde und ist augenscheinlich Staatsfeind nicht nur eines Staates.Weshalb eigentlich? Weil er Transparenz fordert und aufklärt? Ist Transparenz denn nicht die Grundlage für Glaubhaftigkeit in einer Demokratie?  Waren es nicht Aufklärer, die Despotien eine klare Absage erteilten und in Frankreich zu Geburtshelfern der Demokratie wurden? 

Helga König

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