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Sonntag, 18. März 2018

Sonntagskolumne Helga König, 18.3. 2018

"Es kann keine Freundschaft ohne Vertrauen, kein Vertrauen ohne Integrität geben." Samuel Johnson (1709 – 1784, englischer Schriftsteller) 

Der Verfasser obiger Sentenz ist nach William Shakespeare der meistzitierte englische Autor und war im 18. Jahrhundert die wichtigste Person im literarischen Leben Englands, vergleichbar mit Johann Christoph Gottsched in Deutschland*. 

Wie lange braucht man, um sich darüber klar zu werden, dass ein Mensch integer ist, ab wann kann man vertrauen? 

Wikipedia definiert: "Integrität ist eine ethische Forderung des philosophischen Humanismus nach möglichst weitgehender Übereinstimmung zwischen den eigenen Idealen und Werten und der tatsächlichen Lebenspraxis."**

Die Definition allein schon zeigt, dass es vieler Tage bedarf, um zu erkennen, ob beim Gegenüber Gedanken, Worte und Werke übereinstimmen und sich nicht blindes Vertrauen aufbauen lässt. Wenn man wenig über einen Menschen weiß und die Dialoge selten das Small-Talk-Niveau übersteigen, können wir uns kein Bild von der Integrität dieses Menschen machen. Einer solchen Person dann dennoch zu vertrauen und Ja zu einer freundschaftlichen Beziehung zu sagen, ist ein Wagnis, dass nicht wenige in Internetzeiten ohne Bedenken eingehen und dabei oft genug sehr schlechte Erfahrungen machen. 

Wie lebt ein Mensch? Welche Beziehungen pflegt er? Kommt es oft zu Beziehungsbrüchen und falls ja, worin bestehen die Ursachen?

Schwierige, eigenbrötlerische Charaktere sind oft sehr integer, werden aber nicht häufig von vielen gemocht, weil ihr Verhalten sperrig ist. Einen schwierigen Charakter einem Bruder Leichtfuß als Freund vorzuziehen, ist von daher nicht selten ein Zeichen von Klugheit und erspart viel Schmerz. 

Wie verhält sich ein Mensch in problembelasteten Zeiten? Steht er dann immer noch zu seinem Wort? Es gibt, wie jeder weiß, Persönlichkeiten, die das tun und das ist nicht abhängig vom Alter, sondern davon, wie vorteilsbezogen ein Mensch tatsächlich ist. 

Ideale und Werte haben allerdings keineswegs nur einen Sinn, wenn man sie auch lebt. Sie zu predigen und andere zu täuschen, schafft Freiraum, um seinem Egoismus ungestört zu frönen. 

Woran erkennt man solche doppelbödig agierenden Personen? 

Am falschen Blick. Falschheit wird je älter ein Mensch ist, in der Regel im Gesicht immer sichtbarer. Sehr abgefeimte Betrüger (m/w) schaffen es zwar dauerhaft, ihre Blicke zu kontrollieren, aber man erkennt sie letztlich an ihrem Pokerface. 

Leider ist es dann meist zu spät für jene, die arglos vertrauend, eine freundschaftliche Beziehung mit einer solchen Person eingegangen sind. Neben emotionalen Verletzungen, gibt es in solchen Fällen  auch anderes, oft sehr Leidvolles zu verschmerzen. 

Blicke, Gesten, die Stimme eines Menschen, seine Aura sind im Internet (Videoclips ausgenommen) nicht erfassbar und man weiß zumeist nur wenig über das reale Verhaltensmuster seiner Gegenüber, nimmt nur das Geschriebene oder Gesprochene, die Statements wahr. Darauf zu vertrauen, dass Worte mit Taten übereinstimmen, ohne auch nur einen geringsten Anhaltspunkt dafür zu haben, ist ein wirkliches Wagnis und bedeutet, blind zu vertrauen. 

Vielleicht sind wir Menschen derzeit in einem Stadium, Sensoren zu entwickeln, um unsere Gegenüber geistig abzutasten und so wahrzunehmen wie sie sich tatsächlich verhalten, an Orten, die wir nicht kennen, wo diese Gegenüber ihr Leben leben und erkennbar für Dritte beweisen, ob sie  doppelbödig agieren oder auch nicht. 

Der Dichter Matthias Claudius sagte "Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat."

Ein integerer Mensch, weiß dies zu schätzen, ein Mensch, für den Werte und Ideale bloße Worthülsen darstellen, die er beliebig, um Vorteile zu erheischen, nutzt, lacht über einen solchen Satz und missbraucht entgegengebrachtes Vertrauen ohne jegliches Schuldgefühl. 

Helga König

*Wikipedia:Samuel Johnson
** Wikipedia Integrität

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