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Sonntag, 15. Dezember 2019

Helga König- Sonntagskolumne, 15.12.2019

Überbordende Egomanie ist der Motor für mangelnde Empathie und im Speziellen für mangelnde Hilfsbereitschaft. Neid und Missgunst gesellen sich zumeist im Laufe der Jahre bei Egomanen hinzu und machen den Kontakt mit ihnen nicht einfach. 

Da besuchte eine Frau, die von ihrem Ehemann weit mehr als 60 Jahre auf Händen getragen wurde, diesen in seinen letzten drei Lebenswochen nicht ein einziges Mal im Krankenhaus, weil sie ihn nicht mehr sehen wollte, nachdem er ihr sein gesamtes Vermögen vermacht und sie von ihm nichts mehr zu erwarten hatte. Seinen Kummer aufgrund dieses Verhaltens konnte sie nicht wahrnehmen, weil ihr die Sensoren dazu fehlten. 

Ein Vater von zwei noch kleinen Söhnen lachte vergnügt unmittelbar nach der Beerdigung seiner Frau beim gemeinsamen familiären Kaffeetrinken, weil die Verstorbene ihm im kranken Zustand lästig war und ihr Tod ihn nun frei für die bereits neue Bettgespielin machte. Das peinliche Berühtsein der Tischgesellschaft aufgrund seines Verhaltens konnte er nicht wahrnehmen, weil ihm die Sensoren dazu fehlen. 

Ein habsüchtiger, protestantischer Pfarrer nutzte sein Vertrauensverhältnis zu seinem hochbetagten, senilen Großvater aus, beeinflusste ihn, dessen millionenschweres Vermögen heimlich von dessen leiblichen Söhnen weg, zum großen Teil auf ihn zu verschieben und bekannte sich nach mehr als 1 ½ Jahrzehnten zu seinem Tun, nicht etwa weil er sich nun schämte, den Großvater zum Erbbetrug manipuliert zu haben, sondern, weil er sich ärgerte, dass seine Halbbrüder ihm später unverhofft seine Beute weggeschnappten. Auch ihm fehlen die Sensoren, zu erkennen, dass ein solches Verhalten wie er es an den Tag legte- noch dazu für ihn als Pfarrer- einfach abgründig ist. 

Ein anderer Ehemann schaffte es noch nicht einmal, auf der Beerdigung seiner geschiedenen Frau zugegen zu sein, weil er nicht begreifen konnte, dass er für ihren Tod mitverantwortlich ist. Auch ihm fehlen die Sensoren. 

Sein Sohn, der die Mutter zum Tod auf Verlangen hatte bewegen wollen, um sich der Probleme, die  ihre Krankheit mit sich brachten, entziehen zu können, wusste auch nicht, was er da offen propagierte, weil auch ihm die Sensoren fehlen. 

Ein weiterer habsüchtiger, großmäuliger Enkelsohn zog es vor, anstelle bei der Bestattung seines Großvaters zugegen zu sein, durch die Welt zu jetten und seine verblendete Großmutter später, nachdem er sie dazu bewogen hat, ihn zum Haupterben zu machen, in ein Pflegeheim zu verfrachten, um ungestört auf dem familiären Anwesen sein Luxuslotterleben beginnen zu können. Auch ihm fehlten die Sensoren, um zu fragen: Hallo, was mach ich denn da? Das kann doch nicht fair sein? 

Eine andere Frau, die sich ebenfalls jahrzehntelang von ihrem Mann auf Händen tragen ließ, empörte sich als ihr Mann mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus kam, weil er nach ihren Aussagen ihr den Sommer kaputtgemacht hatte. Sie wollte keinen Pflegefall, so ihre Worte und war froh, dass er drei Wochen später die Augen für immer schloss. Dass sie ihren Bruder um dessen Erbe betrogen hat, hat sie schon lange verdrängt. Auch ihr fehlten die Sensoren, um so erkennen, dass ein solches Verhalten einfach unmenschlich ist. 

Zwischenzeitlich wundere ich mich nicht mehr, wenn Menschen ihr egoistisches Verhalten als Selbstverständlichkeit  nehmen, zudem schamlos offenbaren und die abgründigen Motive im Gespräch dann dazu noch mit liefern. Es ist zwecklos, solche Leute daran zu erinnern, dass es unredlich ist, sich so abgefeimt zu verhalten, denn sie begreifen nicht, wovon man spricht.

Den Kontakt zu solchen Personen abzubrechen, halte ich für sinnvoll, denn man kann sie nicht eines Besseren belehren. Es ist ihr Charakter, der sie so agieren lässt. Insofern darf ihnen keinen Raum geben. Man muss sie isolieren. So können sie am wenigsten Schaden anrichten.

Helga König

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