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Sonntag, 5. Mai 2019

Sonntagskolumne: Helga König, 5.5.2019

"Der Zustand der Dankbarkeit ist der Vorhof zum Paradies. Sagt er." 

Diese Sentenz von #Raimund_Schöll ließ mich gestern innehalten. Ich fragte mich: Wann befindet man sich im Zustand der Dankbarkeit? Wie schaut der Vorhof zum Paradies aus? 

Wikipedia definiert "Dankbarkeit* ist ein positives Gefühl oder eine Haltung in Anerkennung einer materiellen oder immateriellen Zuwendung, die man erhalten hat oder erhalten wird. Man kann dem Göttlichen, den Menschen oder sogar dem Sein gegenüber dankbar sein, oder allen zugleich."

Wenn man das Paradies als einen Ort der Glückseligkeit definiert, so dürfte der Vorhof dazu, ein Ort sein, der uns zumindest innere Zufriedenheit schenkt. 

Mir sind einige Male in meinem bisherigen Leben Menschen begegnet, die gänzlich undankbar waren und zwar tatsächlich allen ihren Mitmenschen gegenüber. Gemeinsam war allen eine unendliche Habgier, ein Phänomen, mit dem ich mich seither intensiv auseinandergesetzt habe. 

Alle betrachteten es als eine Selbstverständlichkeit, dass andere für sie ihren persönlichen Wohlstand mehrten, ihre Lebensenergie für sie verausgabten und ihnen immer und immer mehr zu Füßen legten. Allen gemeinsam war eine latente Übellaunigkeit, Hochmut und ein Mangel an Wertschätzung Dritten gegenüber

Keinen dieser armseligen Personen habe ich jemals wirklich herzlich lachen sehen und für alle war es undenkbar, aus tiefster Überzeugung DANKE zu sagen, weder im Hinblick auf kleine noch auf große Geschenke. Der Grund war, dass sie letztlich nicht verstanden haben, was eine Geschenk, bzw. eine Gabe ist, weder im materiellen noch im immateriellen Sinne. 

Von allem das größte Stück, möglichst natürlich alles, von allem das Allerbeste, davon möglichst immer mehr, dazu ewige Gesundheit und ewiges Leben als Selbstverständlichkeit für sie ganz allein, auch wenn der Rest sich völlig verausgaben und am Hungertuch nagen würde… Das ist das Prinzip dieser Haltung, das in unserer Gesellschaft übrigens häufiger vorkommt als man gemeinhin annimmt. 

Zufriedenheit gibt es bei diesem Personenkreis oder anders formuliert, bei dieser charakterlichen Deformation nicht, stattdessen ist ein nicht enden wollender Neid feststellbar. Genau dieser Neid  ist der Zustand im Vorhof der Hölle, wenn man die Hölle als Ort unstillbarer Süchte begreift, die die sich selbst dorthin Verbannten täglich erleiden müssen, dann dort allerdings andere dafür hassen, weil diese, gleichgültig wie viel sie ihnen schenken, ihre Süchte niemals befriedigen können. 

Die Erwartungshaltung dieser extrem infantilen Menschen ist riesengroß und ihre Dankbarkeit gleich Null. Wer je solche Charaktere erlebt hat, weiß um das Glück dankbar sein und wertschätzen zu können, weiß wie schön es ist, mit anderen im Dank verbunden zu sein, weiß wie zufrieden es macht, die Leistungen und Geschenke, z. B. ein gütiges Lächeln, anderer, sichtbar anzuerkennen, sich darüber zu freuen und sich dafür vor allem auch ehrlich zu bedanken. 

Nichts auf dieser Welt ist selbstverständlich. 

Paradiesische Zustände sind stets das Ergebnis einer Gemeinschaftsleistung. 

Egibt nur einen Grund, weshalb einige wenige oder gar nur ein Mensch annehmen können, dass sie das, was die Gemeinschaft oft über Generationen geschaffen hat, für sich alleine haben und sogar undankbar mit Füßen treten können, indem sie, sofern sich die Gelegenheit bietet, die Ressourcen aller sinnlos verbraten, um ihren Größenwahn und ihre Gier auszuleben. Dieser Grund ist ihre verantwortungslose Infantilität, ihre Unreife als Mensch, selbst im hohen Alter noch, ihre Verweigerung sich tatkräftig und verantwortungsbewusst in die Gemeinschaft einzubringen, kurzum ihre selbstverschuldete Unmündigkeit.

Wer nur nehmen und nicht geben will, selbst ein Dankeschön oder ein kleines Lächeln anderen versagt, hat vom Menschsein nichts begriffen, für den ist der Vorhof des Paradieses nirgendwo zu finden, er bleibt unzufrieden bis ans Ende seiner Tage. 


Helga König

Wikipedia:

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