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Samstag, 11. Mai 2019

Sonntagskolumne: Helga König, 12.5.2019

Jährlich am 2. Sonntag im Mai wird der "#Muttertag" gefeiert. Dieser Brauch zu Ehren aller Mütter entstand Anfang des letzten Jahrhunderts in den USA. Dort ist dieser Tag seit 1914 Staatsfeiertag. 

In Deutschland feierte man den Muttertag erstmals im Jahre 1922. Damals wurde er als Tag der Blumenwünsche zelebriert. 

Dass die Nazis den Muttertag mit der Idee der "germanischen Herrenrasse" verbanden, gibt ihm noch heute einen ziemlich negativen Beigeschmack. Damals wurden besonders kinderreiche Mütter als Heldinnen des Volkes gefeiert, weil sie den "arischen Nachwuchs" fördern sollten. So manipulierte man die Frauen zum Kinderkriegen, um genügend "Menschenmaterial" in Kriegszeiten zum Verheizen zu haben. 

1933 wurde der Muttertag zum öffentlichen Feiertag erklärt und erstmals am 3. Maisonntag 1934 als "Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter" mit der Einführung des Reichsmütterdienstes in der Reichsfrauenführung begangen. Diese "Mütterweihen" wurden in Konkurrenz zu christlichen Feiern auf sonntags um 10 Uhr angesetzt. 1938 dann wurde zudem das Ehrenkreuz der Deutschen Mutter eingeführt. Dieses wurde 1939 am Muttertag erstmals verliehen*

Dass man die kultische Verehrung der Mutter, wie in der NS-Zeit üblich, zwischenzeitlich ad acta gelegt hat, ist sehr lobenswert, doch dass der Tag weiterhin ein gewinnversprechendes Event für den Kommerz ist, lässt sich nicht gerade bejubeln, bei all dem Kitsch, der genau für diesen Tag produziert wird. Muttertagsherzen soweit das Auge reicht. 

Jeder weiß, dass die Herzform hauptsächlich als Symbol für die Liebe gilt, kleine Kinder deshalb bereits begeistert Herzchen malen und diese mit roten Strahlen zum Leuchten bringen wollen. Dass liebende Herzen leuchten müssen, ist im kollektiven Bewusstsein seit Jahrtausenden gespeichert.

Doch ein gekauftes Kuchenherz mit rotem Zuckerguss ersetzt keine innige Umarmung und um diese geht es doch schließlich am Muttertag, oder? 

Auf Twitter sind seit Freitag bereits immer wieder Kuchen in Herzform gepostet worden und auch rote Rosen ganz ähnlich wie am Valentinstag. LIEBE ist eben mehr als ein Wort. Doch LIEBE ist nicht Kuchen.

Kinder müssen sich sehr verändert haben, wenn sie ihren Müttern solche Geschenke als Dankeschön machen wollen. . 

Wie sehr hat der Kommerz  die  kleinen Mädchen und Jungs mittlerweile im Griff?

Ich entsinne mich noch sehr gut als meine Lehrerin im dritten Schuljahr uns Kindern davon erzählte, wie sie selbst als kleines Mädchen Wiesenschaumkraut zum Muttertag pflückte, den Stuhl ihrer Mutter mit den Blüten schmückte und ihr voller Freude einen dicken Strauß dieser selbstgepflückten Blumen zum Ehrentag schenkte.  Ihre Botschaft war eindeutig. 

Die Lehrerin war zu diesem Zeitpunkt hoch schwanger, ging wenige Tage später in Schwangerschaftsurlaub. Sie strahlte eine unvergessliche Ruhe aus. Ich bin mir sicher, dass aus ihr eine sehr gute Mutter geworden ist, die ihren Kindern das vermitteln konnte, worum es im Leben eigentlich geht: um Herzenswärme. 

Diese Grundschullehrerin  sah ich danach nie mehr, doch genau wegen dieser Geschichte ist sie in meiner Erinnerung verblieben, denn sie vermochte in wenigen Worten zu vermitteln, worum es am Muttertag geht:  Der Mutter Freude zu schenken und sich bei ihr zu bedanken. 

Kommerz sollte außen vor bleiben, wenn Kinder in Sachen Liebe fürs Leben etwas lernen sollen.

PS: Es gibt nicht wenige Kinder, die nicht das Ergebnis von Liebe, sondern stattdessen von bloßem Sex oder gar Berechnung sind. Kinder, die vom ersten Lebenstag Ablehnung verspürten und von ihren Müttern belogen und betrogen wurden. Dankbar am Muttertag? Ja, den liebenden Müttern.

Helga König

* Wikipedia Muttertag


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