Impressum

Das Impressum finden Sie auf der Hauptseite von "Buch, Kultur und Lifestyle- Das Magazin für den anspruchsvollen Leser" wwww.rezensionen.co

Sonntag, 6. Januar 2019

Sonntagskolume Helga König, 6.1.2019

Die Hauptrolle in dem 1997 gedrehten Film "Im Angesicht meines Feindes" (Leben im Warschauer Ghetto) spielt #Armin_Müller_Stahl. Er stellt dort einen Rabbi dar, der versucht den zusammengetriebenen Juden im #Warschauer_Ghetto durch seine tiefe Gläubigkeit, Gelassenheit und Ruhe Lebensmut zu schenken, den man aufgrund der Zustände dort leicht verlieren konnte. 

Bilder von grausamster Brutalität und Kälte, Ausdruck von abgründigen Machtexzessen der deutschen Wehrmachtssoldaten sind in diesem Film stets gegenwärtig, doch auch die Angst der Opfer wird dem Zuschauer immer wieder nahe gebracht. 

Jeder Einzelne sollte sich fragen, welche Gefühle bei dem, was er da wahrnimmt, in ihm entstehen? Hass, Wut, Trauer, Verzweiflung, Ohnmacht oder was auch immer sonst? 

Der Gegenspieler des gutherzigen Rabbis ist ein widerlicher SS-Offizier, der Freude daran hat, Menschen zu demütigen, zu terrorisieren, auch zum Tode zu verurteilen und sich nicht scheut, die Tochter des Rabbis zu vergewaltigen, um auf diese Weise Vater und Tochter zu demütigen. 

Für den Rabbi wird es bei allem, was er erlebt, immer schwerer an einen Gott zu glauben, nach dessen Ebenbild wir angeblich geschaffen worden sind, stattdessen beginnt er argwöhnisch zu werden und fragt, ob nicht eventuell Gott nach dem Ebenbild der Menschen geschaffen worden sei. Wie abgründig diese Menschen sein können, erlebt der Rabbi täglich durch Hitlers Soldaten. Warum lässt Gott dies zu? 

Sein Sohn, der die Deutschen allesamt hasst aufgrund seiner Erfahrungen in Treblinka- dort wurde er gefoltert und sah, was man mit den Juden, auch den jüdischen  Kindern dort machte- ist bereit jeden Deutschen, auch deren Kinder zu töten- und zwar aus Vergeltung. Für ihn gilt das Alttestamentarische "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Er bereitet deshalb mit anderen den Aufstand vor, denn er will sich nicht ohne Gegenwehr auf die Schlachtbank führen lassen.Wer kann ihm das verdenken?

Dem Rabbi ist eine solche Haltung fremd. Er fügt sich in sein Schicksal, versucht mit seiner Tochter ein normales Leben zu führen, in dem man auch noch lachen kann, obschon man aufgrund der Umstände und dem, was täglich geschieht, im Grunde nur noch weinen müsste. Kann es ein normales Leben in einem falschen geben? #Adorno hat diese Frage mit Nein beantwortet. Der Film kommt zu keinem anderen Ergebnis. 

Nach der Vergewaltigung seiner Tochter und der Ermordung seines besten Freundes gerät der Rabbi in eine tiefe Depression, ist wie gelähmt und macht am Ende der Filmhandlung deutlich, dass es unmöglich ist, ein friedvoller Mensch zu bleiben, wenn die Umstände dies absolut nicht zulassen, wenn alle Gesetze der Mitmenschlichkeit keine Gültigkeit mehr haben. 

Der Rabbi entscheidet sich in der für ihn im Film  ausweglosesten Situation für die Liebe und damit gegen den Hass, allerdings um den  bitteren Preis, seinen eigenen Sohn  hierfür zu opfern. Die Frage, wie sein Tun ethisch zu bewerten ist, lässt sich nur schwer beantworten, vielleicht auch überhaupt nicht. 

Helga König

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen