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Sonntag, 26. Februar 2017

Helga König: Sonntagskolumne 26.2.2017

"Neid ist ein Eingeständnis der Minderwertigkeit." Victor Marie Hugo (26.2. 1802- 22. Mai 1885)

Anlässlich des Geburtstages des französischen Schriftstellers Victor Hugo habe ich heute Vormittag einige  seiner Gedanken getwittert.

Die Sentenz: "Neid ist ein Eingeständnis der Minderwertigkeit" führte zu Kommentaren zweier Follower und motivierte mich dazu, meine Sonntagskolumne Victor Hugo und hier speziell seinem Zitat zu widmen. 

Der französische Schriftsteller Victor Hugo lebte seit 1851 im Exil in Brüssel, später auf Jersey und Guernsey. Dort schrieb er Gedichte, politische Satiren und den sozialkritischen Roman "Die Elenden". Damit machte er sich zum Anwalt des demokratischen Gedankens. 1870 ging er nach Paris zurück und begleitete einige Staatsämter, ohne jedoch politischen Einfluss auszuüben. 

Nun zur Sentenz: "Neid ist ein Eingeständnis der Minderwertigkeit“"

Anbei auch die Kommentare der beiden Follower:

Werner Hupperich: "Wodurch lässt sich "Neid" von berechtigter Kritik an ungleicher Verteilung abgrenzen bzw. gibt es dazu auch ein Zitat?" 

Martin Söchting: "Missverhältnisse schaffen stets Missgunst. Umgekehrt eher weniger." 

Werner Hupperich: "Eben. Es ist verlogen, durch ungerechte Verteilung erst Neid zu provozieren, um ihn dann zu beklagen." 

Was ist Neid? 

Wikipedia definiert: "Neid existiert in zweierlei Ausprägungen: 
• dem Wunsch der neidenden Person, selbst als gleichwertig empfundene Güter zu erlangen, um die die beneidete Person beneidet wird (konstruktiver Neid) 
• dem Wunsch, dass die beneidete Person die Güter, um die sie beneidet wird, verliert (destruktiver Neid, auch Missgunst). Ersatzweise kann der Neidende auch den Wunsch nach anderem Schaden für die beneidete Person entwickeln." 

Aus diesen Definitionen lässt sich nicht schließen, dass der konstruktive oder destruktive Neider sich minderwertig fühlt, sprich, dass er ein Persönlichkeitsproblem hat. 

Liest man den Wikipedia-Eintrag  zu "Neid" weiter, stößt man auf ein Zitat von Prof. Dr. Götz Aly: 

"Neid entsteht aus Schwäche, Kleinmut, mangelndem Selbstvertrauen, selbstempfundener Unterlegenheit und überspanntem Ehrgeiz, deswegen verbirgt der Neider seinen unschönen Charakterzug schamhaft. Er lehnt lauthals ab, es dem Beneideten gleichzutun. […] geht es ihm an den Kragen, genießt der Neider stille Schadenfreude."

Dieses Zitat zeigt, dass Victor Hugo und Prof. Dr. Götz Aly gedanklich bei  ihrer Neidbetrachtung nicht weit voneinander entfernt liegen. 

Zur Frage Werner Hupperichs: "Wodurch lässt sich "Neid" von berechtigter Kritik an ungleicher Verteilung abgrenzen bzw. gibt es dazu auch ein Zitat?"

Ein Zitat dazu,  habe ich  bislang nicht gefunden.  

Meines Erachtens sollte man hinterfragen, wodurch Güter ungleich verteilt sind. Begabungen beispielsweise sind angeboren. Hier die Ungleichverteilung zu kritisieren wäre absurd,  sie ist vorgegeben im Gegensatz zur Ungleichverteilung materieller Güter.  Sinnvoll  ist es aber, darauf hinzuwirken, dass die Begabungen aller Menschen gefördert werden. Ein Engagement dieser Art basiert nicht auf einem Neidmotiv, sondern auf einem Fairnessgedanken. 

Auch die berechtigte Kritik an der Ungleichverteilung materieller Güter auf dieser Welt aufgrund jahrhundertelanger Ausbeutung der Drittländer basiert nicht auf Neid und entsprechenden Minderwertigkeitsgefühlen, sondern auf dem Gedanken, dass eine faire Förderung der Begabungen, materielle Ressourcen überall auf der Welt notwendig machen und dies allein aus Vernunftsgründen gewährleistet sein sollte, denn nur so können wir alle langfristig im Frieden leben. 

Oft sind überaus begüterte, gierige Personen sehr neidisch und versuchen anderen, die weit weniger besitzen als sie selbst zu schaden, weil sie niemals genug bekommen können. Schreien die Geschädigten auf,  plärrt der Gierhals  "Sozialneid".  Dies ist  dann aber eine Unverschämtheit, denn Gierverhalten anzuprangern,  basiert nicht auf Neid.

Im gierigen Neider herrscht tatsächlich ein unglaublicher Mangel, der von Minderwertigkeitsgefühlen gespeist wird. Ein solch neidischer Mensch kann nicht geben, sondern reißt dem anderen selbst das letzte Hemd weg, ohne ein Schuldgefühl zu entwickeln. Anstatt an seinem Minderwertigkeitsgefühl zu arbeiten, geiert der gierige Neider immer mehr. Der Mangel an Erkenntnisfähigkeit ist die Folge und Ursache von Gier zugleich.

Wer solchen neidischen Gierhälsen das Handwerk legt, um die Begabungen und Chancen  aller zu fördern, ist kein Neider, sondern ein Humanist. 

Neid und Gier treten immer gemeinsam auf. Fairnessgedanken sind wirklich neidischen Menschen vollkommen fremd.  Dieser Mangel entlarvt den gierigen Neider immer.

Helga König

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